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Bielefeld School of Education – BiSEd

Bielefelder Lehrer*innenbildung

© Universität Bielefeld

Literaturdidaktische Auswahlkriterien für epische Ganzschriften im Unterricht

Fach: Germanistik

Studierende: Julia Schweitzer

Betreuende*r Dozent*in: Dr. Matthias Preis

Studiengang: GymGe

Studienprojektvariante: Forschung in fremdem Unterricht

Forschungsmethode: quantitativ

 

Forschungsfrage

Aus welchen Gründen wählt eine Deutschlehrkraft einen bestimmten Roman als Lektüre für die Klasse aus?

Wie bewerten die Schülerinnen und Schüler der Klasse den Roman im Hinblick auf die in der literaturdidaktischen Diskussion geforderten Auswahlkriterien und im Hinblick auf ihre Bedürfnisse?

In dem Studienprojekt geht es darum, den Roman "Rico, Oskar und die Tieferschatten" anhand von theoretischen literaturdidaktischen Auswahlkriterien von den Schüler*innen einer Klasse und deren Deutschlehrkraft bewerten zu lassen. Um durch standardisierte Fragen einen expliziten Zusammenhang mit den theoretischen Konzepten herzustellen, wurde ein (quantitativer) Fragebogen entwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lektüreauswahl für diese spezielle Lerngruppe passend war, wenngleich der Roman eher in geringem Maße neue Sichtweisen eröffnet sowie Gedanken und Gefühle ausgelöst hat.

1) Der Roman als Schullektüre (vgl. z.B. Rosebrock 1997, Daubert 2012): Warum sind epische Ganzschriften Gegenstand von Deutschunterricht? Welche Ziele werden damit verfolgt?

2) Literaturdidaktische Auswahlkriterien für epische Ganzschriften (vgl. z.B. Pfäfflin 2010, Leubner et al. 2012, Rosebrock 2014): Nach welchen Kriterien werden Romane für den Unterricht ausgewählt?

Forschungsmethode: quantitativ

Es wurde eine Erhebung in Form eines Fragebogens durchgeführt. Dabei wurden die Lehrkraft und die Schülerinnen und Schüler einer Klasse befragt. Für den Fragebogen wurden die zuvor erläuterten literaturdidaktischen Auswahlkriterien als Indikatoren festgelegt und in altersgerechte Items übersetzt. Gegliedert war der Bogen in die Blöcke "Bewertung des Buchs", "Allgemeines Leseinteresse" und "Allgemeine Angaben". Die Fragen wurden in geschlossener Form mit Einfachnennung gestellt. Dem Bogen der Lehrkraft ging eine offene Frage nach den Gründen für die Auswahl dieser Schullektüre voraus.

Bezüglich der Auswahlgründe der Lehrkraft zeigt sich, dass eine Schnittmenge zu den in der fachdidaktischen Diskussion geforderten Auswahlkriterien vorliegt. Darüber hinaus betont die Lehrkraft die Möglichkeiten der medienintegrativen Behandlung des Romans und pragmatische Gründe der unterrichtlichen Praxis. Die Auswertung der Bewertung des Romans durch die Schüler*innen hat gezeigt, dass die Lektüre vor allem im Hinblick auf die der Lehrkraft wichtigen Aspekte (Lesefreude, Spannung, leichter Zugang und thematische Relevanz) (sehr) gut abgeschnitten hat. In diesen Bereichen kann somit davon gesprochen werden, dass die Auswahl des Romans für die Lerngruppe passend war. Dahingegen hat der Roman für sich alleine stehend bei dieser Lerngruppe in zu geringem Maße neue Sichtweisen eröffnet sowie Gedanken und Gefühle ausgelöst. Hier gilt es im Unterricht durch geeignete Verfahren anzusetzen, um dies zu ermöglichen. Dafür scheinen die Grundvoraussetzungen vorhanden zu sein, da auch die Aspekte ‚Spaß beim Lesen’ und ‚persönlich lohnend’ insgesamt (sehr) gut abgeschnitten haben. Somit ist die Basis für die weitere motivierte Beschäftigung mit dem Roman im Unterricht gelegt.

Die eigenständige Ausarbeitung eines Fragebogens ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Insbesondere aus der Theorie geeignete Indikatoren zu identifizieren und daraus Items zu formulieren, ist eine sehr intensive Arbeit, wenn man die vielen Hinweise aus der Methodenliteratur zur Fragengestaltung berücksichtigt. Methodisch gesehen wäre ein qualitatives Interview mit der Lehrerin zu ihren Auswahlkriterien sicherlich noch ergiebiger gewesen, vor allem im Hinblick auf das Verhältnis von literaturdidaktischer Diskussion und Praxis. Allerdings hätte dies weitere Forschungsfragen generiert, denen im Umfang des Studienprojekts nicht hätte nachgegangen werden können. Bei der Durchführung des Ausfüllens des Fragebogens in der Klasse sollte auf mehr Ruhe geachtet werden, da diejenigen, die schon fertig waren, langsam lauter wurden. Die abnehmende Antwortzahl in den Fragebögen lässt darauf schließen, dass die letzten Befragten den Fragebogen schnell beenden wollten. Im Hinblick auf die eigene zukünftige unterrichtliche Tätigkeit kann ich mir durchaus vorstellen, den Fragebogen nach der Lektüre eines Romans in die Klasse zu geben (wenn dieser nicht Schritt für Schritt gemeinsam gelesen wird), um so die Schwerpunkte für den weiteren Unterrichtsverlauf identifizieren zu können.

Daubert, Hannelore (2012): Moderne Kinderromane. In: Lange, Günter (Hg.): Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart. Ein Handbuch. 2., korr. u. ergänz. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, S. 87-105.

Leubner, Martin/ Anja Saupe/ Matthias Richter (2012): Literaturdidaktik. 2. aktual. Aufl. Berlin: Akademie Verlag.

Pfäfflin, Sabine (2010): Auswahlkriterien für Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht. 2., korr. u. überarb. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Philipp, Maik (2011): Lesesozialisation in Kindheit und Jugend. Lesemotivation, Leseverhalten und Lesekompetenz in Familie, Schule und Peer-Beziehungen. Stuttgart: Kohlhammer.

Rosebrock, Cornelia (1997): Einleitung: Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht – Aus der Perspektive der Lehrerbildung. In: Rank, Bernhard/Cornelia Rosebrock (Hg.): Kinderliteratur, literarische Sozialisation und Schule. Weinheim: Deutscher Studien Verlag, S. 7- 28.

Rosebrock, Cornelia (2014): Literale Sozialisation, Lesekompetenz und Leseförderung. In: Kämper-van den Boogaart, Michael (Hg.): Deutsch Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. 5., überarb. Neuaufl. Berlin: Cornelsen, S. 166-187.

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