Bielefelder Lehrer*innenbildung
Fach: Germanistik
Betreuende*r Dozent*in: Frau Anke Schöning & Frau Katharina Geßner
Studiengang: GymGe
Studienprojektvariante: Forschung über die eigene unterrichtspraktische Tätigkeit
Forschungsmethode: quantitativ / qualitativ
Forschugnsfrage
Welche Auswirkungen hat die Sozialform auf die Schreibkonferenz?
Profitieren leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler von einer Überarbeitung ihres Ausgangstextes in einer Partnerarbeit oder erzielen Gruppenarbeiten bessere Ergebnisse?
In meiner unterrichtspraktischen Tätigkeit setzte ich in einer 6. Klasse die Methode der Schreibkonferenz zur gemeinschaftlichen Überarbeitung von geschriebenen Texten ein. Im Rahmen des Studienprojekts untersuchte ich die Chancen und Grenzen der Methode in Bezug auf die Feedbackqualität, den Ablauf und die Ergebnisse in Form der überarbeiteten Texte. Schwerpunkt des Studienprojekts war die Fragestellung, ob die Reduzierung der Teilnehmerzahl bei einer Schreibkonferenz von vier auf nur zwei Schülerinnen und Schüler bessere Chancen auf eine gelungene Textüberarbeitung eröffnet. Ergebnisse des Studienprojekts waren unter anderem, dass die Lernenden zunächst offen gegenüber kooperativen Lernformen eingestellt sind, aber vor allem die Paare Schwierigkeiten bei der Bewertung fremder Texte hatten und die Textüberarbeitungen vermehrt an der Textoberfläche blieben.
In meinem Theorieteil stützte ich mich maßgeblich auf den Begriff der Schreibkompetenz. Im Kernlehrplan für das Unterrichtsfach Deutsch wird ausdrücklich auf die Schreibkompetenz als mögliche Methode der Überarbeitung von Texten referiert. Die fachlichen Anforderungen beinhalten die Teilprozesse des Schreibens, die im Planen, Formulieren und Überarbeiten bestehen. Des Weiteren setzte ich mich mit den Chancen und Grenzen einer Schreibkonferenz auseinander.
Forschungsmethode: quantitativ / qualitativ
Insgesamt führte ich drei Schreibkonferenzen in der Klasse durch, wobei die letzte Schreibkonferenz Gegenstand des Studienprojekts war. Das Studienprojekt beruht auf einer Methodentriangulation aus Beobachtung, Fragebogen und Dokumentenanalyse. Mit dem Fragebogen wurde die Verständlichkeit der einzelnen Kriterien der Checkliste reflektiert und geschlossene Fragen hinsichtlich der Einschätzung der Methode der Schreibkonferenz gestellt. Die mündlichen Aushandlungsprozesse und Interaktionen, die mit der Dokumentenanalyse nicht berücksichtigt werden können, sollen durch die Beobachtung einfließen.
Zentrale Erkenntnisse des Studienprojekts waren zum einen, dass die Schülerinnen und Schüler lieber Rückmeldungen über ihren Text von Seiten der Mitschüler bekommen. Grund für die Bevorzugung des partnerschaftlichen Arbeitsverhältnisses ist das geringe Informationsgefälle, das die Schreibenden voneinander trennt. Die von den Mitschülern offengelegten Schwächen des eigenen Textes werden unbelasteter aufgenommen als von der Lehrkraft. Im Vergleich der beiden Sozialformen konnte festgestellt werden, dass die Lernenden in den Gruppen mehr Feedback zu ihren Texten bekamen als die Lernenden aus den Partnerarbeiten. Die Revisionen in beiden Sozialformen bewegten sich an der Textoberfläche. Die Schülerinnen und Schüler hatten sichtliche Schwierigkeiten, das Gefühl über eine Formulierung sprachlich zu fassen. Zwar wurden tiefergehende Textprobleme wahrgenommen, aber sie konnten nicht verbalisiert und in konkrete Handlungsalternativen überführt werden.
Das forschende Lernen im Praxissemester hat bei mir persönlich einen Beitrag zur Professionalisierung beigetragen. Durch das eigenständige Unterrichten konnte ich die Herausforderung des forschend reflektierenden Praktikers erfahren. Aus dem Praxissemester in Verbindung mit dem Studienprojekt als forschendes Lernen in Schule und im Unterricht nehme ich mit, dass in der Institution Schule eine forschende Grundhaltung notwendig und Teil des Lehrerberufs ist. Die Erforschung meines eigenen Unterrichts verlangte eine hohe Reflexivität sowie die Verbindung von Wissen und Können. In Bezug auf meinen eigenen Kompetenzerwerb fühle ich mich fähig, ausgewählte Aspekte aus der schulischen Praxis methodisch sicher erforschen zu können, wie beispielsweise die Evaluation einer gängigen Methode. In Ergänzung mit dem weiteren Studienprojekt arbeitete ich mit einer Vielzahl von Erhebungs- (Fragebogen, Beobachtung und Interviews) und Auswertungsmethoden (Dokumentenanalyse und qualitative Inhaltsanalyse). Der pädagogische Grundgedanke der Schreibkonferenz liegt in dem Lernen durch kooperatives Handeln. Durch das Peer-Feedback ist nicht mehr ausschließlich die Lehrkraft für eine gelungene Textrevision verantwortlich, sondern die Verantwortung wird gleichermaßen auf die Lernenden verteilt. Die SuS müssen lernen, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Fähigkeiten wie Selbst- und Fremdeinschätzung, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit werden gefördert. Das Gelingen einer Schreibkonferenz ist auf die geleistete Vorarbeit im Fachunterricht zurückzuführen. Den Schülerinnen und Schülern müssen neben dem Ablauf und dem Ziel der Schreibkonferenz auch geeignete Revisionsstrategien an die Hand gegeben werden.
Baurmann, Jürgen (2008): Schreiben Überarbeiten Beurteilen. Ein Arbeitsbuch zur Schreibdidaktik. [3. Auflage]. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer.
Becker-Mrotzek, Michael/Böttcher, Ingrid (2014): Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen [5. Auflage]. Berlin:Cornelsen Scriptor.
Fix, Martin (2008): Texte schreiben. Schreibprozesse im Deutschunterricht. [2. Auflage]. Paderborn: Schöningh.