Rassismuskritische Lehrer*innenbildung
Rassismus stellt ein grundlegendes gesellschaftliches Differenzverhältnis dar, das von der Unterscheidung zwischen Wir und Nicht-Wir getragen wird. Rassismus ist in dieser Perspektive nicht so sehr als individuelles Vorurteil, sondern als eine allgemeine Praxis des Unterscheidens zu verstehen, die auf alle gesellschaftlichen Kontexte wirkt, in diesen Kontexten zum Ausdruck kommt sowie gestärkt wird.
Auch die Institution Schule und die Lehrer*innenbildung sind daher bedeutsame Orte der Wirksamkeit, Reproduktion aber auch der Bearbeitung von Unterscheidungen, die implizit oder explizit an Rassekonstruktionen anschließen.
Eine rassismuskritische Perspektive ermöglicht es, diese Unterscheidungen zu analysieren und ihre Gewaltförmigkeit sowie ihre Bedeutung für die Re-Produktion von Differenz und Ungleichheit sichtbar zu machen. Hier geht es um die Frage danach, wer in welchen Kontexten wie und mit welchen Konsequenzen mit Hilfe von Rassekonstruktionen als ,Anderer‘ verstanden, bezeichnet und behandelt wird. Mit Blick auf Schule und Lehrer*innenbildung geht es folglich darum, inwiefern diese Orte der Bildung rassistische Differenzen aufrufen, festschreiben oder wiederholen.
Es geht in diesem Zusammenhang unter anderem um eine rassismuskritische Reflexion der etablierten/gewohnten Strukturen und Praktiken sowie um ein kritisch-reflexives Verständnis von pädagogischer Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft.
Rassismussensibilität und Rassismusreflexivität sind wichtige Bezugspunkte einer inklussionssensiblen Lehrer*innenbilung. Rassismuskritik, als eine (selbst-)reflexive, historisierende, analytische und entschiedene Praxis, eröffnet Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von Rassismus sowie Möglichkeiten, sich zu rassistischen Unterscheidungsweisen kritisch in ein Verhältnis zu setzen. Rassismuskritik ist folglich ein bedeutsamer Aspekt der Professionalisierung von (angehenden) Lehrer*innen.
(ausführlich siehe etwa: Mecheril, P. & Shure, S. (2018): Rassismuskritik in „bewegten Zeiten“. In: Zeitschrift für Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit, 1/2018. Frankfurt am Main: Wochenschau (S. 66-75).)