Bielefelder Lehrer*innenbildung
Helsper (2002) plädiert dafür, dass die Lehrer*innenausbildung geeignete Formate bereitstellt, in denen wissenschaftliches Wissen über das Lehrer*innenhandeln sowohl mit fallrekonstruktivem Wissen als auch mit (selbst-)reflexivem biografischen Wissen verknüpft wird, da das Handeln einer Lehrkraft auch auf ihre eigene Biografie verweist (S. 95). Besonders bei problematischen Orientierungen erscheint dies geboten. Košinár (2018) vermutet, dass diese entstehen, wenn „die im Lauf der (Schul-)Biografie geprägten Berufs- und Selbstbilder [...] unhinterfragt bleiben“ (S. 69). Eine kommunikative Auseinandersetzung wird oftmals dadurch erschwert, dass die eigenen Orientierungen nicht unbedingt bewusst sind (ebd.).
Einen Zugang kann die systemisch-lösungsorientierte PeerBeratung eröffnen. Hierbei handelt es sich um ein Lehr-Lern-Konzept für Studierende in Anlehnung an die Beratungsmethode der Kollegialen Beratung nach Tietze (2007). Diese Variante der Praxisreflexion zielt auf eine Auseinandersetzung mit Aspekten einer pädagogischen Situation, die positive Unterschiede bedingen können (vgl. de Shazer 1989; de Jong & Berg 2014). Die Teilnehmenden beraten sich anhand einer transparenten Ablaufstruktur zu ihren eigenen Fällen aus der schulischen sowie außerschulischen pädagogischen Praxis im Hinblick auf eine persönlich bedeutsame Schlüsselfrage. Damit wird „eine authentische Situation [...] zum Ausgangspunkt des Lehr-Lernprozesses“ (Blömeke 2002, S. 257).
Einen Überblick über die PeerBeratung erhalten Sie in dieser Veröffentlichung.
Haben Sie Interesse, dass wir eine exemplarische Sitzung in Ihrer Lehrveranstaltung durchführen und die Studierenden so ein kollegiales Beratungsformat kennenlernen? Aufgrund der didaktischen Vorgehensweise eignet sich dies für kleinere Seminargruppen bis maximal 30 Teilnehmende (etwa Praxisstudien-Begleitseminare). Nehmen Sie für weitere Informationen und eine Terminabsprache gerne Kontakt mit uns auf. Die Ansprechpartnerin für dieses Angebot ist Nicole Valdorf.
Blömeke, Sigrid (2002). Professionalisierung als berufsbiografischer Entwicklungsprozess. Subjektorientierung durch Fallarbeit im Lehramtsstudium. In B. Herzig & U. Schwerdt (Hrsg.). Subjekt- oder Sachorientierung in der Didaktik? Aktuelle Beiträge zu einem didaktischen Grundproblem (S. 253-271). Münster: LIT-Verl.
De Jong, Peter & Berg, Insoo Kim (2014). Lösungen (er-)finden. Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie (7. Aufl.). Dortmund: Verl. Modernes Lernen.
De Shazer, Steve (1989). Wege der erfolgreichen Kurztherapie. Stuttgart: Klett-Cotta.
Helsper, Werner (2002). Lehrerprofessionalität als antinomische Handlungsstruktur. In M. Kraul, W. Marotzki & C. Schweppe (Hrsg.), Biographie und Profession (S. 64-102). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Košinár, Julia (2018). Das Mentorat zwischen Individualisierung und Standardisierung – eine empirie- und theoriebasierte Konzeption. In C. Reintjes, G. Bellenberg & G. im Brahm (Hrsg.), Mentoring und Coaching als Beitrag zur Professionalisierung angehender Lehrpersonen (S. 67-84). Münster: Waxmann.
Tietze, Kim-Oliver (2007). Kollegiale Beratung. Problemlösungen gemeinsam entwickeln (2. Aufl.). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.