An sechs Bielefelder Grundschulen findet das Projekt ‚Welcome Science‘ im Rahmen des Offenen Ganztags (OGS) statt, wobei studentische Mitarbeiter mit Flüchtlingskindern unterschiedlicher Herkunft altersgemäße Versuche durchführen.
Bevor das Projekt wirklich starten konnte, wurde von den Projektleitern der erste Kontakt zu den Schulen hergestellt. Anschließend folgten Gespräche der Teamleiterinnen und Teamleiter mit den Rektorinnen und Rektoren der interessierten Einrichtungen, in denen inhaltliche aber v.a. auch organisatorische Einzelheiten diskutiert wurden. Nachdem das Vorgehen vor Ort also abgeklärt war, standen für die Teams die Planung der Experimente und des Verlaufes der AG-Stunden an. Dabei konnten sich unsere Teams nicht nur auf die Unterstützung der Projektleiter, der Lehrkräfte bzw. der Betreuer an den Schulen verlassen, sondern auch auf ihre bereits im Studium gesammelten Erfahrungen zurückgreifen. Die Kinder konnten sich folglich auf eine liebevoll vorbereitete Experimentierstunde freuen.
Da viele der jüngeren Flüchtlingskinder bisher noch kaum mit naturwissenschaftlichen Themen in Kontakt kamen, erfolgte der Einstieg ins Projekt adressatengerecht. Zum Beispiel malen Kinder in der Regel sehr gerne und deshalb wurden im Versuch ‚das Farbenrennen‘ die verschiedenen Zusammensetzungen der Filzstiftfarben aufgezeigt. Anhand dieses Versuches soll nun im Folgenden der Verlauf einer Experimentiereinheit exemplarisch dargestellt werden.
Die Teamleiterinnen und Teamleiter verbrachten zuerst etwas Zeit damit, den Raum für das Experimentieren vorzubereiten. Dabei wurden die mitgebrachten Materialien arrangiert, aber auch die Tische und Stühle experimentierfreudig zusammengestellt. Zu Beginn der Stunde hat es sich in den meisten Gruppen bewährt, die Kinder in einem Stuhlkreis zu begrüßen. Dies förderte nicht nur das anfängliche gegenseitige Kennenlernen, sondern sorgte darüber hinaus für eine gute Atmosphäre. Um die Kinder auch mit ihren Namen ansprechen zu können, erhielten alle Kinder ein Namensschild. Die Einführung erfolgte dann über eine Geschichte, wodurch der thematische Bezug zum Naturphänomen hergestellt wurde. Dabei ist es wichtig, dass die Geschichte neben einer naturwissenschaftlichen Fragestellung auch eine Identifikationsfigur mit einem leicht merkbaren Namen enthält, da die Kinder so einen persönlicheren Zugang entwickeln können. In unserem Falle hat sich die Ameise Fred bewährt, hier dürfen Sie aber selbstverständlich kreativ werden.
Zur Unterstützung haben einige Teams sogar Handpuppen eingesetzt, was eine Teamleiterin einer sehr großen Gruppe mit 16 Kindern die Situation in ihrem Erlebnisprotokolle folgendermaßen beschreibt:
„Mit den Handpuppen Fred und Paul erzählten wir die zum Versuch passende Geschichte und Fred fragte dann, ob die Kinder ihm denn nicht helfen wollen. Obwohl von B. enttarnt wurde, dass ich Fred spreche, antworteten alle Kinder mit einem lauten ‚JAAAAA!‘ auf Freds Frage.“
Danach zeigten einige Gruppen den Kindern das Experiment. Dabei sollten die Kinder den Versuchsverlauf sorgfältig beobachten, was folgendes Zitat unterstreicht:
„Die Mädchen haben genau beobachtet was passiert und mit einem Lächeln festgestellt, dass aus dem schwarzen Stift doch tatsächlich auch ‚rosa Farbe kommen kann‘.“
Danach durften alle Kinder den Versuch selbst durchführen.
„Mit Begeisterung sind sie zu den aufgebauten und vorbereiteten Gruppentischen gestürmt und haben sofort begonnen, mithilfe der Anleitung, selber zu experimentieren. [...] S. und ich hatten verschiedene schwarze Stifte mitgebracht, sodass das Ergebnis durchaus bei jedem etwas anders war.“
Nach dem ersten Teil des Versuchs fragten die Kinder nicht nur was, sondern v.a. auch warum das so passiert ist. Die Antwort wurde den Kindern aber nicht nur von den Mitarbeitern vorgegeben, sondern sie wurden angehalten selbst zu überlegen was der Grund für ihre Beobachtungen sein könnte. In einer Gruppe mit acht Kindern wurde die nachstehende Situation erlebt:
„Es wurden Farben genannt die erkennbar auf dem Papier waren und Vermutungen geäußert. Zu meinem Erstaunen nannte ein eher ruhiger junge die vollständige Lösung!“
In den meisten anderen Gruppen wurden die Beobachtungen von den Teamleitern und Kindern gemeinsam gedeutet. Die Farbe schwarzer Filzstifte setzt sich nämlich je nach Hersteller aus unterschiedlichen Farben zusammen. Dieser Mix kann also sehr verschieden sein, so dass beim Einsatz verschiedener Marken auch jedes Kind einen individuellen Farbverlauf erhält. Wichtig ist es zudem auf einen wasserlöslichen schwarzen Filzstift zurückzugreifen, da die einzelnen Farben unterschiedlich gut mit dem Wasser ‚mitgerissen‘ bzw. unterschiedlich gut von dem Filterpapier ‚festgehalten‘ werden.
Da viele Kinder die deutschen Begriffe der unterschiedlichen Farben oder der eingesetzten Materialien noch nicht kennen, nutzen die meisten Gruppen diese Gelegenheit zur Sprachförderung. Hierfür haben einige Gruppen z.B. ein Arbeitsblatt vorbereitet oder es wurde ein Tafelbild erstellt.
Insgesamt können wir im Bereich der Grundschulen von überwiegend positiven Erfahrungen berichten. Vielerorts hat es sich als Vorteil erwiesen, dass die Kinder bereits zum vereinbarten Termin in der Einrichtung sind. Auch der vergleichsweise späte Beginn (nachmittags) der Experimentiereinheiten stellte in den meisten Fällen kein Problem dar. Lediglich der Freitag hat sich als nicht optimal erwiesen.
Wenn Sie abschließend noch mehr über Experimente, die sich in der Grundschule eignen, lesen möchten, dann können Sie dies hier tun.