Wir benötigen außer dem Antrag im Idealfall Kristalle mit einer Größe von 0.3 mm im Kubik. Bei größeren Kristallen keine Sorge: Wir haben bisher jeden Kristall klein gekriegt! Problematischer sind kleine Kristalle, insbsd. Plättchen und Nadeln. Die kritische Grenze liegt bei ca. 0,05-0.1 mm, d.h. werden die Kristalle in einer Dimension kleiner als 0.05-0.1 mm, wird‘s schwierig. Dann gilt: Je schwerer die Atome der Verbindung und je kleiner die Verbindung (genauer: die Elementarzelle), um so kleiner dürfen die Kristalle ausfallen. Auch wenn wir schon Strukturen aus Kristallen mit Kantenlängen im Bereich von 0,01 mm bestimmt haben, leidet die Qualität der Strukturbestimmung doch ganz beachtlich bei solchen Dimensionen. Also nach Möglichkeit lieber noch mal einen Kristallisationsversuch starten. Ansonsten bitte beachten:
Was unser Glück auch manchmal stört:
Wenn wir mit viel Mühe die „temperaturempfindlichen“ Kristalle präpariert haben, die sich dann als Benzol herausstellen. (Kein Witz, alles schon dagewesen)
Wichtigster Punkt: Den Antrag während des Ausfüllens lesen! Die Anträge können bei uns abgeholt werden oder direkt als Word- oder rtf-Datei runtergeladen werden. Zu den Feldern im einzelnen:
Standardmäßig sieht eine Messung folgendermaßen aus:
Wir transferieren einige Kristalle aus dem Kolben, wenn nötig und möglich unter Schutzgas, auf einen Objektträger in einen Tropfen Öl. (Paratone N). Unter dieser „Schutzölatmosphäre“ können die Kristalle entsprechend gesichtet, evtl. geschnitten und selektiert werden. Der Kristall wird dann mit ein wenig anhaftendem Öl auf die Spitze eines Glas- oder Nylon-Fadens und anschließend auf das Diffraktometer gebracht. Im 100 K kalten Stickstoffstrom erstarrt das Öl sofort glasartig, fixiert den Kristall und schützt ihn.
Die Messungen erfolgen seit November 2012 auf einem Supernova Diffraktometer der Fa. Rigaku. Die Messzeit pro Kristall beträgt zwischen 20 Minuten und 1 Woche, meist 12-24 Stunden.
Die Messzeit ist insbesondere von der Streukraft der Kristalle abhängig, d.h. kleine schlechte Kristalle benötigen extrem viel Messzeit, ein weiterer Grund für gute Kristalle! Die Auswertung dauert dann nochmals ca. einen Tag, bei Problemstrukturen manchmal auch 2 Wochen und länger. Auch hier gilt: Je kleiner und schlechter der Kristall, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass bei der Strukturlösung Probleme auftreten, also noch ein guter Grund für gute Kristalle.
A2: Für Racemate gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten zu kristallisieren: Entweder in einem Kristall kristallisieren beide Antipoden oder jedes Enantiomer kristallisiert getrennt.
Im ersteren Fall bestimmen wir oft nur ein Enantiomer, das andere wird über eine kristallographische Spiegelebene und/oder Inversionszentrum abgebildet, selten besteht die asymmetrische Einheit auch aus beiden Antipoden.
Bekanntestes Beispiel für den Fall, dass jedes Enantiomer getrennt kristallisiert, dürften Pasteurs Weinsteinkristalle sein. In diesem Falle darf die Kristallsymmetrie selbstverständlich weder Inversionszentrum noch Spiegelebene enthalten. Welches Enantiomer wir dann bestimmt haben, hängt dann davon ab, welchen der enantiomeren Kristalle wir zufälligerweise präpariert haben.
Q3: Ich habe im NMR-Rohr aus C6D6 kristallisiert, warum habt ihr C6D6 als Lsgm. im Kristall bestimmt?
A3: Der Röntgenstrahl tritt mit den Elektronen in Wechselwirkung, so dass wir unterschiedliche Isotope nicht erkennen können. (Und außerdem: Wenn man C6D6 schreibt, merkt doch jeder, dass man nur zu faul zum Spülen war...)
A4: Es gibt mehrere Gründe dafür, dass eine Struktur nicht veröffentlichbar ist. Meist liegt der Grund in kleinen und/oder schlechten Kristallen, die zwar noch eine Strukturlösung zulassen, mehr aber nicht. Ein weiteres Problem, das manchmal auftritt, ist der Umstand, dass einkristallisiertes Lösungsmittel so fehlgeordnet ist, dass eine sinnvolle Deutung nicht möglich ist. Zur Struktur gehört aber selbstverständlich auch das einkristallisierte Lsgm. und wenn dies nicht sinnvoll gedeutet werden kann, ist die Struktur als Ganzes nicht zufriedenstellend gelöst.
A8: Zwei Bindungen sind erst dann mit genügend hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedlich, wenn Sie nicht innerhalb von jeweils drei Standardabweichung gleich sind.
A10: Wir bemühen uns so schnell als möglich. Trotzdem kann es bei längerer Warteschlange, Gerätedefekten oder Problemstrukturen etwas länger dauern. Also fragt einfach nach der Lage, wenn Ihr die Proben abgebt. Sollte eine Probe besonders dringlich sein (z.B. weil der Abgabetermin für die Masterarbeit naht oder die Veröffentlichung schon so gut wie fertig ist), sagt uns Bescheid, wir ziehen die Probe dann vor.
Dr. Hans-Georg Stammler
Tel.: 0521/106-6165
georg.stammler@uni-bielefeld.de
E4-118
Beate Neumann
Tel.: 0521/106-6166
beate.neumann@uni-bielefeld.de
E4-120
XRD-Labor
Tel.: 0521/106-6229
E4-217