Der Eintritt in die Berufspraxis stellt für angehende Lehrkräfte eine entscheidende Phase dar, die mit vielen Unsicherheiten und neuen Anforderungen verbunden ist. Dabei greifen Lehrkräfte häufig auf eher traditionelle (Handlungs-)Strategien und Unterrichtsmodelle zurück, die sie in ihrer eigenen Biografie als Schülerinnen und Schüler verinnerlicht haben, insbesondere dann, wenn sie unter Druck handeln (Wahl, 2013). Damit Lehramtsstudierende und Lehrkräfte nicht in diesen (unreflektierten) Denk- und Handlungsmustern verharren, müssen sie möglichst früh in ihrer beruflichen Laufbahn für inklusiven Unterricht professionalisiert werden. An einer nicht nur inklusiven, sondern zusätzlich auch reformpädagogisch orientierten Schule wie der Laborschule, deren Merkmale von den bisherigen Erfahrungen der Lehramtsabsolvent*innen in der Regel in hohem Maße abweichen, gilt dies vermutlich verschärft.
Im Projekt TRANSiT ( https://www.ntnu.edu/transit-learning/ ) wurden vor diesem Hintergrund zunächst die wesentlichen Bedarfe von Lehramtsstudierenden und Berufseinsteiger*innen in den unterschiedlichen kooperierenden Ländern (Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland und Zypern) erfasst. Zu diesem Zweck wurden in allen beteiligten Ländern Interviews mit Studierenden, Berufseinsteiger*innen und Lehrerbildner*innen geführt, in denen die entsprechenden Gruppen u.a. zu Herausforderungen mit Blick auf den Berufseinstieg als Lehrkraft befragt wurden. Als wesentliche Problemfelder konnten systemübergreifend Inklusion und individuelle Förderung, die Verknüpfung von Theorie und Praxis, Classroom Management und die Kooperation zwischen Schule und Elternhaus identifiziert werden.
Auf der Basis dieser Analysen wurde ein sogenanntes „Intensivprogramm“ entwickelt, das darauf abzielt, durch die Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrkräften in der Berufseinstiegsphase aus unterschiedlichen Ländern kulturelle und institutionelle Bedingungen zu schaffen, die den Horizont für Partizipation, die Schaffung gemeinsamer Werte und die Weiterentwicklung einer eigenen professionellen Haltung zu erweitern in der Lage sind.
Als theoretischer sowie didaktischer Rahmen des Projekts wird im Sinne eines „didaktischen Doppeldeckers“ (Wahl, 2013) das kooperative Lernen verwendet, das auch für den inklusiven Unterricht vorgeschlagen wird (Textor et al., 2014; Textor 2015): Kooperatives Lernen hat sich bewährt, um soziale Inklusion für alle Schüler*innen zu fördern, unabhängig von ihren jeweiligen Möglichkeiten und Barrieren (Feuser, 2011; Putnam, 1998). Für die teilnehmenden Studierenden und Lehrkräfte bietet das Kooperative Lernen den Mehrwert, dass sie länder- und phasenübergreifend von ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und Perspektiven profitieren können. TRANSiT zielt mit diesen Methoden darauf ab, Lehrkräfte während ihres Übergangs von der Ausbildung zum Beruf in der Entwicklung ihrer Professionalität zu unterstützen. Die erste Intensivphase hat vom 23. bis zum 27. September in Bielefeld in den Räumlichkeiten der Laborschule stattgefunden. Eine zweite Intensivphase ist für Herbst 2025 auf Zypern geplant.