Wissenschaftliche Einrichtung der Versuchsschule Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld
Projektbeschreibung (deutsch)
Das Projekt knüpft an die bereits an der Universität Bielefeld bestehende Teilmaßnahme 20 „Inklusionssensible Fremdsprachendidaktiken“ des Gesamtprojekts BiProfessional an. Sie ist dort dem Teilprojekt 5 „Fort- und Weiterbildung für die inklusive Schule – Schwerpunkt 2. & 3. Phase“ zugeordnet. Mit diesem Projekt soll vor allem das in der Schulpraxis vorzufindende Problem der Passung von zielgleichem Unterricht in der gymnasialen Oberstufe, die nicht zuletzt den zentralen Abiturvorgaben unterliegt, und der Forderung, inklusiven Ansprüchen gerecht zu werden, begegnet werden (vgl. Herzig/Sauer (2021), S.189). Für das Fach Latein im Besonderen liegt kein Material vor, das im Kontext vom Lektüreunterricht, der in der gymnasialen Oberstufe den Kern dieses Faches ausmacht, entsprechend – empirisch belegt – zur Fortbildung bereitstünde. Das Problem äußert sich darin, dass auf dem Weg, die notwendigen Kompetenzen (wie z.B. die Interpretation eines philosophischen Textes oder eines Gedichts) zu erlangen, oft Lernbarrieren im Wege stehen. Dies können Sprachbarrieren sein – insbesondere am Oberstufen-Kolleg, dem viele Schüler*innen mit jüngerer Fluchterfahrung und damit einhergehend Schwierigkeiten in der Beherrschung der konzeptionellen Schriftlichkeit angehören (vgl. Frings/Kipf (2014), S.14-18); dies können aber auch Barrieren in der Empathie sein, die es erschweren, mehrdeutige Texte sinngemäß zu erfassen – so i.d.R. zutreffend auf Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (vgl. Jesper (2018), S.217; vgl. ders. (2016), passim). Beide Arten von Lernbarrieren wie auch viele andere sind so nicht nur am Oberstufen-Kolleg, sondern auch über dieses hinausgehend im Schulalltag der gymnasialen Oberstufen anzutreffen. Somit soll aus der Begegnung gegenüber einem Problem der schulspezifischen Praxis eine ebenso für den externen Transfer lohnenswerte Materialerstellung wissenschaftlich fundiert erarbeitet und für Fortbildungszwecke zur Verfügung gestellt werden.
Projektbeschreibung (englisch)
The project is linked to the already existing sub-measure 20 "Inklusionssensible Fremdsprachendidaktiken" of the overall project BiProfessional at Bielefeld University. There it is assigned to sub-project 5 "Fort- und Weiterbildung für die inklusive Schule – Schwerpunkt 2. & 3. Phase". This project is primarily intended to address the problem found in school practice of the fit between target-oriented teaching in the gymnasiale Oberstufe, which is subject not least to the central Abitur requirements, and the demand to meet inclusive requirements (cf. Herzig/Sauer (2021), p.189). For the subject Latin in particular, there is no material available for further training in the context of reading instruction, which constitutes the core of this subject in the gymnasiale Oberstufe. The problem manifests itself in the fact that on the way to acquiring the necessary competencies (such as the interpretation of a philosophical text or a poem), learning barriers often stand in the way. These can be language barriers - especially at the Oberstufen-Kolleg, which includes many students with recent refugee experience and concomitant difficulties in mastering conceptual writing (cf. Frings/Kipf (2014), pp.14-18); but these can also be barriers in empathy, which make it difficult to grasp ambiguous texts meaningfully - so usually applicable to people with autism spectrum disorder (cf. Jesper (2018), p.217; cf. ders. (2016), passim). Both types of learning barriers, as well as many others, are thus encountered not only at the Oberstufen-Kolleg, but also beyond it in the everyday school life of the gymnasiale Oberstufe. Thus, from the encounter with a problem of school-specific practice, a material that is also worthwhile for external transfer is to be developed in a scientifically sound manner and made available for further training purposes.
In Weiterführung des Forschungsstandes, der sich aus den bisherigen Arbeiten der Teilprojektmaßnahme ergeben hat, wird in dem Material vor allem an das Konzept der Binnendifferenzierung angeknüpft (vgl. Scholz (2018)), das Inklusionsmerkmal Hochbegabung berücksichtigt (vgl. Scholz (2015)), auf gängige Formen des kompetenzorientierten lateinischen Lektüreunterrichts rekurriert (vgl. Kuhlmann (2010)) und die all diese Aspekte berücksichtigende, im Rahmen des Projekts bereits publizierte beispielhafte Anwendung in der Caesar-Lektüre verwendet (vgl. Herzig/Sauer (2021), S.201-212). Grundlegend für die empirische Arbeit ist die Ethnographie, da bestimmte, unvorhergesehene Momente in der Begegnung der Kollegiatinnen und Kollegiaten mit dem Material zu erwarten waren und sich auch gezeigt haben. Das Material ist ausgewertet und so interpretiert worden, dass es bereits auf einer ersten Fortbildungsveranstaltung im Rahmen des Workshops „Seneca inklusionssensibel unterrichten“ exemplarisch öffentlich zugänglich gemacht wurde (https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/linguistik-literaturwissenschaft/studium-lehre/faecher/latein/projekte/fachtagung-2022/). Die Ergebnisse werden im Rahmen eines praktischen und eines theoretischen Beitrages im Kontext einer interdisziplinären Ausgabe gemeinsam mit Befunden aus der Anglistik in der DiMawe – voraussichtlich 2023 – erscheinen.