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Wissenschaftliche Einrichtung der Versuchsschule Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld

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© Ellen Thormann
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Projektleitung

Foto von Maria Mateo i Ferrer

Dr. Maria Mateo i Ferrer

E-Mail der Projektleitung

Laufzeit:

2021 – 2023

Philosophieunterricht als Raum für Empowerment in der Migrationsgesellschaft (PhiREM)

Dieses Forschungsprojekt (FEP) setzt die Arbeit des FEPs „Integration neuzugewanderter Jugendlicher in der Eingangsphase der gymnasialen Oberstufe“ (IntegrO) mit einem neuen Schwerpunkt fort. In der Arbeit des Forschungsprojekt IntegrO wurde deutlich, dass es für die neuzugewanderten Schüler*innen nicht ausreicht, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, wenn sie aktive Teil der Gesellschaftskontext, in dem sie leben, werden sollen. Es ist auch notwendig, dass sie diese Gesellschaft verstehen, wie die Normalitätskategorien definiert werden und wie sie ihre Position zugewiesen bekommen, damit sie die Möglichkeit haben, aktiver für die Gestaltung ihrer Zukunft zu arbeiten. Wenn aber der Ausgang für diese Reflexion die Migrationsgesellschaft ist, wird es  auch deutlich, dass sie nicht nur für neuzugewanderten Kollegiat*innen wichtig ist, sondern dass die Schule Wege für alle Schüler*innen öffnen soll, damit sie ihre eigene Position reflektieren, die Folgen davon verstehen und Veränderungsansetze suchen können. Mit diesem Ziel ist dieses Forschungsprojekt entstanden, das in Kooperation mit dem Forschungsprojekt "Cultural and social opening and closing processes" der Fakultät für Humanwissenschaften der Universitat Oberta de Catalunya mit Sitz in Barcelona arbeitet.

Um dieses Ziel zu erreichen, werden zwei Unterrichtsformen entwickelt, die den Raum für diese kritische öffnen sollen. Einerseits werden Unterrichtsreihen für das Fach Philosophie entwickelt, die die Selbstverständlichkeit des eurozentrischen Weltbildes infrage stellen, die Errungenschaften der Aufklärung unter Berücksichtigung von Kolonialismus und Rassismus betrachten und Platz für den Blickwinkel des globalen Südens lassen. Anderseits wird einen Raum für das Empowerment der Kollegiat*innen, die als „die Anderen“ markiert werden, geschaffen, in dem das Fremde die Analyse der Gesellschaft aus seiner Perspektive übernimmt. Dafür analysieren Kollegiat*innen, die verschiedene Ausgrenzungserfahrungen erlebt haben, mit Hilfe von philosophischen und soziologischen Texten ihre gesellschaftliche Kontext, mit dem Ziel Handlungsansätze zu finden und die Einbindung in die Gesellschaft durch Partizipation zu fördern. Diese Arbeit wird als partizipative Aktionsforschung verstanden.

Die Entwicklung dieser zwei Kursformen impliziert eine Auseinandersetzung mit der Rolle der Schule als produktiver Raum der Herstellung, Wiederholung oder Veränderung von Diskriminierungsverhältnisse und Differenzordnung. Auch die Spannung zwischen Individualisierung und sozialer Kohäsion ist ein zentralen Aspekt dieser Arbeit.

Der erste Schritt dieser Forschung ist die Untersuchung der Spannung zwischen die zwei widersprüchlichen Rolle der Schule als Raum der Normierung und als Möglichkeit der Veränderung. Diese Forschung wird von den Prinzipien und der methodischen Perspektive der Grounded Theory geleitet und basiert auf die Daten, die während eines Projekts vom Wintersemester 2018-2019 mit dem Namen „Fremde am OS“ gesammelt wurden. Die rekonstruktive Analyse dieses Falles soll zeigen, wie diese Spannung zustande kommt und wie die Wechselwirkung zwischen beiden Momenten ist; mit welchen Mechanismen Veränderungen der Differenzordnungen und Normalitätsvorstellungen verhindert werden und gleichzeitig, ob gerade diese Auseinandersetzung das Empowerment der Kollegiat*innen ermöglicht, was ihnen ermöglich mit dieser Differenzordnungen bewusster umzugehen und so ihre Position zu verändern.

Der nächste Schritt in diesem Forschungsprojekt ist die Erforschung der Faktoren, die es ermöglicht haben, dass eine Gruppe Kollegiat*innen, die ihre Position als Nicht-Zugehörig normalerweise als Selbstverständlich angenommen haben, gegen diese zugewiesene Position in ihren sozialen Kontext rebellieren und sie sich selbst positionieren. Meine Hypothese ist, dass es die Reflexion über das Imaginäre der Zukunft war, was den Kollegiat*innen zu dieser Auseinandersetzung mit ihrer Position und dadurch mit ihrer Zukunft gebracht hat. Mit dem Ziel, diese Hypothese zu überprüfen, findet im SS 2021 ein Projekt mit dem Name „Zukunftsvorstellungen“ mit Kollegiat*innen statt. Dabei werden Texten zum Thema geschrieben, Diskussionen durchgeführt und aufgenommen, und diese Daten werden zusammen mit den Kollegiat*innen nach der Prinzipien der Partizipative Forschung analysiert.

Das gesamte Projekt ist darauf ausgerichtet, auf der Grundlage der Forschungsergebnisse Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, mit denen Lehrkräfte anderer Schulen arbeiten. Auf diese Weise kann das Projekt dazu beitragen, die Schulen für die Pluralität der Migrationsgesellschaft zu öffnen.

Gleichzeitig arbeitet das Forschungsprojekt mit der Arbeitsgruppe Philosophiedidaktik der Fakultät für Philosophie zusammen, mit der eine Tagung für Philosophielehrer unter dem Titel "Das Fremde" organisiert wird. Es besteht auch eine Kooperation mit der Fakultät für Erziehungswissenschaften, insbesondere mit dem Seminar "Das Politische und das Pädagogische" von Ulrike Graf.

Geweke, Michaele/Guschker, Birgit/Hartner, Christina/Mateo i Ferrer, Maria (2020): „Zu Hause konnte ich das Abitur nicht weitermachen! Junge Geflüchtete auf dem Weg zum Abitur am Oberstufen-Kolleg Bielefeld.“ In: Gemeinsam lernen: Zeitschrift für Schule, Pädagogik und Gesellschaft. 1/2020. Frankfurt am Main: debus Pädagogik. S. 38-43.

Ali, Mudhaffar/Berho, Leshker/Bosata, Amjad/Malla Ali, Sarmad/Mateo i Ferrer, Maria (2018): „Flucht in eine ungewisse Zukunft? Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt zum Empowerment von Schüler*innen mit Fluchterfahrung.“ In: Heinrich, Martin/Klewin, Gabriele (Hrsg.): Diversität, Leistung und Inklusion: WE_OS-Jahrbuch 2018. Online im Internet: http://www.biejournals.de/index.php/we_os

Guschker, Birgit/Geweke, Michaele/Hartner, Christina/Kirmes, Sonja/Mateo i Ferrer, Maria/Otto, Johanna (2018): „Wege zu Abitur und Fachhochschulreife für neuzugewanderte junge Menschen: Die Forschungs- und Entwicklungs-Arbeit zur Inklusion neuzugewanderter Jugendlicher am Oberstufen-Kolleg Bielefeld.“ In: Heinrich, Martin/Klewin, Gabriele (Hrsg.): Diversität, Leistung und Inklusion: WE_OS-Jahrbuch 2018. Online im Internet: http://www.biejournals.de/index.php/we_os

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