Netzwerk zum Schreiben im Fachunterricht der gymnasialen Oberstufe (Sek. II)
Portfolios können im Unterricht auf vielfältige Weise eingesetzt werden. Die beiden Formen, die in der Schule am häufigsten vorkommen, sind sogenannte Prozessportfolios (auch Lernportfolios) auf der einen Seite und sogenannte Produktportfolios (auch Präsentations- oder Dokumentationsportfolios) auf der anderen Seite. [1]
Das Ziel eines Prozessportfolios ist es vor allem, wie der Name schon sagt, den Entwicklungsprozess der Lernenden in einer Sammlung von Arbeiten darzustellen. Dabei sind folgende Bestandteile grundlegend (vgl. dafür z. B. Bräuer, 2016, S. 77 und Schwarz et al., 2008, S. 107): Es ist 1) eine Sammlung von Texten (oder anderweitigen Arbeiten wie Zeichnungen etc.), die 2) von Schüler:innen über einen gewissen Zeitraum hinweg erstellt werden. Die Texte, die im Portfolio gesammelt werden, sollten etwas über die Entwicklung ihres Lernens und ihrer Leistung in diesem Zeitraum aussagen. Die Schüler:innen sind dabei 3) nicht nur an der Auswahl der Texte für ihr Portfolio, sondern 4) auch an der Festlegung der Bewertungskriterien aktiv beteiligt. Eine weitere wichtige Komponente des Prozessportfolios ist 5) die Reflexion, die bereits während des Arbeitsprozesses stattfindet. Auf der Grundlage dieser Selbstreflexionen sowie von Rückmeldungen der Lehrperson und Kommentaren von Mitschüler:innen entstehen dann 6) Überarbeitungen der Originaltexte. Insbesondere die Differenz zwischen den Originaltexten und den Überarbeitungen sowie den ersten und letzten Texten des Portfolios machen am Ende den Lernprozess deutlich.
Aus den Prozessportfolios können gegen Ende der Arbeit einzelne Texte für ein Produktportfolio ausgewählt werden. Ein solches Produktportfolio bildet die Ergebnisse der Arbeit der Schüler:innen ab. Hier können z. B. am Ende einer Unterrichtsreihe oder am Ende eines Schuljahres besonders gelungene Arbeiten festgehalten und anderen präsentiert werden.
Insbesondere in Bezug auf das Schreiben bietet Portfolioarbeit große Chancen für den Unterricht. Sie bildet einen geeigneten Rahmen für Schreiben in größeren Zusammenhängen (authentische Schreibarrangements), das motivierender wirkt als das Verfassen unzusammenhängender Einzeltexte. Darüber hinaus regt sie Schüler:innen dazu an, Verantwortung für ihre eigene Schreibentwicklung zu übernehmen, ihre Schreibstrategien bewusst zu reflektieren und ihr Schreiben gezielt zu verbessern.
Beispielhaftes Material für die Portfolioarbeit finden Sie hier: Leseportfolio zu dramatischen Texten.
Christina Hartner, Bielefeld im Juli 2022
[1] Die Dimension des Portfolios als Bildungsdokumentation für die gesamte schulische Leistung, wie sie z. B. am Oberstufen-Kolleg Bielefeld praktiziert wird, wird hier außer Acht gelassen, da es primär um das Portfolio als Instrument zum Schreiben im Unterricht gehen soll.
Weiterführende Literatur:
Bräuer, G. (2016). Das Portfolio als Reflexionsmedium für Lehrende und Studierende. Verlag Barbara Budrich.
Brunner, I., Häcker, T. & Winter, F. (2006). Handbuch Portfolioarbeit. Klett/Kallmeyer.
Schwarz, J., Volkwein, K. & Winter, F. (2008). Portfolio im Unterricht. 13 Unterrichtseinheiten mit Portfolio. Klett/Kallmeyer.