Aktuelle Health Literacy (HL)-Konzepte beschränken das begriffliche Verständnis nicht länger auf Wissen und funktionale Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz, sondern beziehen weitere Fertigkeiten ein, die den Zugang, das Bewerten und das Anwenden von gesundheitsbezogenen Informationen betreffen. Dieses Verständnis adressiert auch explizit Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, die diesen Fertigkeiten zu Grunde liegen. Studien belegen konsistent die gesundheitliche Relevanz von HL, etwa für die Inanspruchnahme von präventiven und kurativen Angeboten. Der Kindheits- und Jugendphase kommt hierbei für die gesundheitliche Entwicklung und für die Nachhaltigkeit von Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung eine zentrale Bedeutung zu. Die Befundlage zeigt jedoch, dass Kinder und Jugendlichen bislang nicht ausreichend adressiert sind.
Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt "Health Literacy im Kindes- und Jugendalter (HLCA) als Ziel von Gesundheitsförderung und Primärprävention" wird ab März 2015 bis Februar 2018 dieses Desiderat sowohl theoretisch als auch empirisch multidisziplinär und international ausarbeiten. In drei Arbeitsblöcken (AB) zu jeweils drei Teilprojekten werden HL Grundlagenforschung (AB1), Mental-HL (AB2) und eHL (AB3) erforscht werden. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines theoretischen Rahmens für die Förderung von HL im Kindes- und Jugendalter. Des Weiteren geht es um die Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Maßnahmen zur Förderung von HL sowie von Prävention und Gesundheitsförderung am Beispiel von Mental HL und eHL. Der Verbund wird zudem Methoden zur Erfassung von HL bei Kindern und Jugendlichen entwickeln, testen und validieren. Hierbei werden sowohl quantitative als auch qualitative Methoden und Materialien zur Anwendung kommen.
Der HLCA-Verbund wird durch die theoretisch fundierte Konzeptualisierung des HL-Konzeptes für die Zielgruppe „Kinder und Jugendlichen“ die Entwicklung, Erprobung und den Praxistransfer von bedarfsspezifischen Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention fördern.