Im November 2012 vereinbarten die Aktive Bürgerschaft e.V. (aktive-buergerschaft.de) und die AG Sozialisationsforschung ein am Essener ZPI durchzuführendes qualitatives Forschungsprojekt. Gegenstand ist die Untersuchung von Service Learning-Projekten an Mitgliedsschulen der von der Aktiven Bürgerschaft getragenen Initiative „sozialgenial – Schüler engagieren sich" (www.sozialgenial.de). Diese Initiative ermöglicht seit einigen Jahren Schüler/innen aller Schulen und Schulformen in Nordrhein-Westfalen die Teilnahme an Service-Learning. Sozialgenial berichtet exemplarisch über das Engagement, unterstützt und vernetzt Schulen und Projektpartner und verleiht eine Auszeichnung an die Schüler/innen.
Die qualitative fallbezogene und fallvergleichende Studie fragt im Kern nach Faktoren und Konstellationen in der Schule, im Unterricht und außerhalb der Schule, die wichtig sind für die Umsetzung von Service Learning-Projekten. Welche Gelingensbedingungen sind als allgemein gültig anzusehen? Inwiefern differieren sowohl Maßstäbe, als auch Bedingungen des Gelingens je nach Schulform und (nach welchen) Projektvariablen und welche Faktoren moderieren diese Unterschiede? Welche Spannungsfelder und welche Fallstricke gilt es beim Service-Learning an Schulen zu beachten? Diese Fragen werden anhand von „Leuchtturmprojekten“ untersucht.
An vier Schulen geführte leitfadenorientierte Interviews mit der Schulleitung, mit Schulpartnern, mit einer Lehrkraft sowie mit Schülergruppen werden inhaltsanalytisch ausgewertet. Im Mittelpunkt stehen vergleichende Auswertungsschritte – Beteiligte pro Schulprojekt/Längsvergleich sowie Projektvergleiche/ Quervergleich, um übergreifend wichtige Merkmale und typische Merkmalsausprägungen konturieren zu können.
Verbundschule Möhnesee (Sekundarstufe I mit Real- u. Hauptschulzweig) |
„Waldprojekt Tretbecken“ |
Marie-Curie-Realschule Bottrop | „Patenschaft für die Skateanlage im Ehrenpark“ |
Ernst-Mach-Gymnasium Hürth | „Jung hilft Alt - Aktiv trotz Demenz“ |
Elisabeth-Lüders-Berufskolleg Hamm (Berufliches Gymnasium für Gesundheit, Erziehung und Soziales) |
„Ehrenamtliches Engagement“ in einer selbst ausgesuchten Institution |
Die Aufgabenstellung lässt Raum für eine anschauliche deskriptive Illustration gelingender Projekte. Um aber den Erkenntnisgewinn für die Adressaten der Studie – die Aktive Bürgerschaft, an Service Learning interessierte Schulen und potenzielle Partnerorganisationen zu maximieren, wird das „Gelingen“ selbst befragt. Neben den Qualitätsstandards der Aktiven Bürgerschaft fließen die in programmatischen Arbeiten mit Service Learning verknüpften Opportunitätsversprechen an alle Beteiligten – nicht zuletzt den Schüler/innen – in die Bestimmung von Gelingensmaßstäben ein. Im Forschungsprozess wird zunehmend bedeutsam, wie die interviewten Personen diese programmatischen Versprechungen interpretieren und einfordern. Um die Gelingensbedingungen darzustellen, werden die Interviews nicht nur nach den berichteten Strukturen und Abläufen ausgewertet, sondern auch nach subjektiven Definitionen und Zuweisungen von Verantwortung für das Gelingen untersucht.
Die Perspektive der Schüler/innen wird als wichtiges – möglicherweise unterschätztes – Korrektiv für die Beschreibung von Service-Learning eingestuft. Die Schüler/sind nämlich sensibel dafür, inwiefern die programmatischen Versprechen auf Anerkennung, Begleitung und Entwicklungsoptionen eingelöst werden, und sie interpretieren dies vor ihrer Lebenssituation und ihrer Relevanzstruktur.