Ob zur Herleitung bestimmter historische Phänomene (im Laufe der Zeit) oder um Gesellschaften als Ganzes zu charakterisieren (Zeitgeist): Mit ‚Zeit‘ zu argumentieren gehört zum Kerngeschäft jeder historischen Forschung. Zumeist bleibt offen, was konkret gemeint ist, welchen empirischen oder theoretischen Gehalt dem Argumentieren mit Zeit zugewiesen wird. Trotz dieser Unschärfe (oder gerade deshalb) wohnt ‚Zeit als Argument‘ eine hohe Überzeugungskraft inne. Der Verweis auf Zeit tritt nicht selten an die Stelle einer empirisch gesättigten Begründung und hat das Potenzial, kritisches Nachfragen zu blockieren.
An dieser Stelle setzt das Schwerpunktthema ‚Zeit als Argument‘ an. Drei Ziele stehen im Mittelpunkt: Erstens geht es darum, die unterschiedlichen Argumentationsstrukturen, die in ‚Zeit als Argument‘ stecken, transparent und einer Diskursivierung zugänglich zu machen; zweitens eine Typologie der Argumentation mit Zeit zu entwickeln. Drittens möchten wir einen Beitrag zur Verortung von Zeit in einer Theorie des historischen Argumentierens leisten.
Die Gruppe trifft sich regelmäßig (alle 4-6 Wochen), um gemeinsam Texte und Thesen zu diskutieren.
Mitglieder
Kontaktpersonen
Franz-Josef Arlinghaus und Jana Kristin Hoffmann, E-Mail: zeit-als-argument@uni-bielefeld.de
Das Theoriezentrum zu Gast beim Kolloquium Vormoderne - Arbeitsschwerpunkt „Zeit als Argument“
Präsentation und Podiumsdiskussion der ersten Ergebnisse des Schwerpunkts.
Anmeldung für Zoom unter: theoriezentrale-geschichte@uni-bielefeld.de
Theory Class in der BGHS und Veranstaltung der Studiengruppe "Denkraum Theorie"
Link zur Veranstaltung im ekvv
Innerhalb wie außerhalb der Wissenschaft wird ‚Zeit‘ dazu verwendet, Phänomene zu erklären, Einstellungen zu begründen, Werte zu legitimieren oder gar Gesellschaften als Ganzes zu charakterisieren. ‚Zeit‘ liefert in diesen (und vielfältigen weiteren) Zusammenhängen eine Begründung, wird zum Argument, wobei offenbleibt, was damit konkret gemeint ist. ‚Im Laufe von zwei Jahrhunderten wurde aus der Stadt eine blühende Metropole / ein unbedeutender Ort.‘ Beide Varianten klingen überzeugend; das Argument ‚Zeit‘ blockiert eher Fragen danach, was denn in den 200 Jahren wirklich passiert ist. Manchmal wird diese Unklarheit strategisch eingesetzt – etwa dann, wenn die deiktischen Zeitreferenzen eine politische Konsolidierung und Mobilisation erzwingen sollen („Wann, wenn nicht jetzt?“).
Die „Theorie Class“ spürt der Verwendung von „Zeit als Argument“ nach. Wir besprechen gemeinsam Texte, die sich erstens mit Zeittheorien und Zeitdenken auseinandersetzen und die spezifischen Formen des Argumentierens in den Gesellschaftswissenschaften in den Blick nehmen. Mithilfe einzelner Textbeispiele wollen wir das Phänomen „Zeit als Argument“ versuchen zu erfassen.
Die „Theory Class“ richtet sich an alle interessierten Promovierenden der BGHS und fortgeschrittene Masterstudierende.
Das Theoriezentrum zu Gast beim Kolloquium Vormoderne - Arbeitsschwerpunkt „Zeit als Argument“
The relationship of historiography to time is a very complicated one. History often can seem almost synonymous with the past, a part of time that is very challenging to know and yet which everyone believes in. The future is all in all murkier and might not amount to much. The past—at least some it--seems nailed down as important and historians are its experts. However, notwithstanding a vast and compelling amount of literature, much very contemporary on time’s regimes and the shifting character of temporality in the 21st century, the ways that historians actually have used time and temporality in their research and writing is sometimes less closely examined. In this talk, the possibilities and practices of historiography are brought front and centre through an examination of several British historians chosen from a long period of time merely to highlight possibilities and diversities that could help re-orient our understanding of the relationship of time to historiographical practice and to refurbish our theory of historiography. Examples from the medieval to the contemporary will feature—including Bede, Catherine Macaulay, and Peter Brown--as we address the question: how have historians used time, including continuity, eternity, and tense, to create history’s meanings.”