GYNVEPI ist ein Forschungsprojekt, das vom ERC Starting Grant der EU für fünf Jahre (2024-2029) finanziert wird. Es wird die Grundlagen für eine Epidemiologie gynäkologischer Gewalt (engl: gynecological violence) schaffen. Gynäkologische Gewalt umfasst Erfahrungen mit gynäkologischer Versorgung, die als suboptimale missbräuchlich oder entmenschlichend empfunden werden kann (z. B. medizinische Handlungen ohne vorherige Einwilligung, Nichtbehandlung von Schmerzen oder Diskriminierung). Gynäkologische Gewalt kann als eine strukturelle und geschlechtsspezifische Form der Gewalt verstanden werden.
Während das benachbarte Themenfeld der geburtshilflichen Gewalt in den vergangenen Jahren zunehmend in den Blick der Forschung geraten ist, ist die gynäkologische Gewalt bislang nahezu unerforscht. Am Beispiel Deutschlands zielt GYNVEPI darauf ab, das „Wer“, „Wann“, „Wie“ und die gesundheitlichen Folgen von Erfahrungen mit gynäkologischer Gewalt zu verstehen. Durch einen innovativen, intersektionalen, inklusiven und gendertransformativen Ansatz in der Sozialepidemiologie wird es eine Definition, einen konzeptuellen Rahmen und ein quantitatives, validiertes Instrument für die Untersuchung von gynäkologischer Gewalt liefern. Die Erfahrungen und Wahrnehmungen derjenigen, die gynäkologischer Gewalt erlebt haben, werden im Zentrum aller Forschungsbemühungen innerhalb des Projekts stehen.
Wir nutzen einen interdisziplinären Ansatz mit qualitativen und quantitativen Methoden. Auf der Grundlage von Konzepten und Perspektiven aus der Soziologie, der Geschlechterforschung und der Sozialepidemiologie wird das GYNVEPI-Team Reviews, Expert*innenworkshops, Fokusgruppen, qualitative Interviews und eine strukturierte Online-Umfrage durchführen. Darüber hinaus werden wir eine digitale Plattform konzipieren und moderieren, die den Austausch und die Information der Teilnehmenden fördern soll.
E-Mail: gynvepi@uni-bielefeld.de