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Volkssprachige 'Autoritäten' rechnen zur Gruppe der Kleineren lyrischen Formen. Während Reimsprüche, Epigramme, Distichen und Priameln zu kürzeren oder längeren Reihen gruppiert sein können, aber nicht müssen, gehört bei den 'Autoritäten' die Reihenbildung zwingend zum üblichen Erscheinungsbild. Es handelt sich um gereimte Zwei- oder Vierzeiler mit angegebener (oft fingierter) Urheberschaft, die jeweils einer im Mittelalter anerkannten Autorität als Sprecher (Gottvater, Propheten, Philosophen, Dichter) zugeschrieben wird. Das editorische Erfassen und Kommentieren dieser oft von einem Dutzend oder mehr solcher Sprecher verbürgten Verse ermöglicht Einblicke in die literarische Vermittlung von vormodernem Handlungs- und Orientierungswissen an einem konkreten und überschaubaren Beispiel. Die enge Verbindung mit graphischen Überlieferungen macht das Projekt zugleich zu einer Fallstudie für mittelalterliche Intermedialität (Text-Bild-Beziehungen).
Angestrebt wurde die gebündelte Erschließung aller deutschsprachigen Autoritäten, zugleich als Repertorium zur Gesamtüberlieferung wie als Gesamtedition. Ohne ein solches Repertorium wird man die lebensweltliche Verortung dieser Literatur kaum über Spekulationen hinausgehend beantworten können. Hierzu benötigt man
und schließlich die Texte selbst für eine inhaltlich interpretierende Erschließung des 'Sitzes im Leben'.
Erschlossen werden sämtliche deutschsprachigen Autoritäten (gereimt) und zwar geordnet nach
Die aus vorhandenen Handschriftenkopien bzw. Literaturangaben zusammengestellten Exemplare von Autoritäten-Handschriften (meist auf zwei bis drei Seiten eingetragen) beziffern sich derzeit auf über 90 Einheiten. Einige Autoritäten-Reihen sind auch in Einblattdrucken inseriert. Es war Aufgabe des Projekts, die bisherige Erschließung der Handschriften (ca. 60 Texte) zu überprüfen, zu vervollständigen und weitere Überlieferungszeugen zu ermitteln. Die Streuüberlieferung ohne Autoritätennennung und die zur Edition der mehrfach überlieferten Reihen herangezogene Priamel-Überlieferung wird nicht ediert (sie wird nur im Apparat und im Repertorium verzeichnet). Die Recherche konnte nicht auf die reichhaltige Streu- und Einzelüberlieferung (in Handschriftendeckeln, als Schreibersprüche etc.) ausgedehnt werden (dies wäre ein uferloses Unterfangen).
Das Repertorium wurde analog zum Repertorium der Freidank-Überlieferung (Marburger Repertorien) und abgestimmt auf dessen Siglen digital zugänglich gemacht. Repertorium, Edition und Kommentar werden allerdings mit der Druckfassung ein plattformunabhängiges Speichermedium erhalten.
Das Projekt wurde 2005-2007 gefördert von der Deutschen Forschunggemeinschaft (s. DFG-Gepris).
(Letzte Änderung 27.12.2022)