Lecture: 19.11.2024
18 Uhr c.t. | X E0-001
Master Class: 20.11.2024
10-12 Uhr | X E1-103
Monika Schmitz-Emans ist Professorin i.R. für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. Nach ihrer Habilitation in Bonn zum Thema Schrift und Abwesenheit. Historische Paradigmen zu einer Poetik der Entzifferung und des Schreibens hatte sie Professuren in Hagen und Bochum inne und war Max Kade Distinguished Visiting Professorin an der University of Notre Dame (2002) und an der University of Wisconsin–Madison (2011). Fellowships führten sie u.a. zur Forschergruppe „BildEvidenz“ (Berlin, 2017) und ans Internationale Kolleg Morphomata (Köln, 2017/18). Zudem ist sie Mitglied der Academia Europea (2005) und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste (2017). Ihre Forschungen umfassen Literaturtheorie und Poetik, europäische Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts, Literatur und Künste, Künstlerbücher und Buchästhetik, lexikographisches Schreiben u.v.m. Buchtheater. Spielformen, Konzepte und Poetiken des Buchs als Theater in Buch- und Literaturgeschichte (2022) ist die jüngste ihrer zahlreichen Veröffentlichungen.
Lecture: Erinnerungskunst und Bilder. Zu zwei Romanen von Michael Lentz und Maria Stepanova
Erinnerung und Gedenken sind ein zentrales Thema neuerer Literatur, insbesondere im Zeichen des Interesses an der Medialität, Materialität und kulturellen Funktion von Bildern. Der antike Dichter Simonides von Keos soll der Überlieferung zufolge die unkenntlichen Opfer einer Katastrophe durch die Erinnerung an visuelle Eindrücke identifiziert haben. Sein Name steht in der Rezeptionsgeschichte dieser Fabel für eine durch Bildersammlungen gestützte ‚Gedächtniskunst‘. Referenzen auf Simonides finden sich in Michael Lentz’ Roman Schattenfroh (2018) und Maria Stepanovas Erinnerungsbuch Nach dem Gedächtnis (dt. 2018); beide Werke beziehen sich auf traumatische historische Erfahrungen von Krieg und Gewalt - sowie auf breite kulturelle Bilderbestände.
Master Class: Bildersammlung und Erinnerungsverlust bei W.G. Sebald
Wichtige literarische Publikationen der letzten Jahrzehnte werfen durch Integration von Bildmaterial in den Text die Frage nach dem Zusammenhang von kultureller Erinnerung und Bildern auf. Die Fotografie als materiell präsentes Bildmedium übernimmt dabei komplexe Funktionen. Anhand ausgewählter Passagen aus W.G. Sebalds Roman Austerlitz (2001) geht es um dessen Beziehungen zum traditionsreichen Konzept eines an Bilder gebundenen Erinnerns und zum Modell des memorialen Bildertheaters. Ist der Fotosammler Austerlitz ein Schatten des legendären Simonides? In welcher Beziehung stehen Austerlitz’ (und Sebalds Fotosammlungen) zu installativen Foto-Arbeiten Christian Boltanskis wie Les Suisses Morts, die ebenfalls an das Konzept des Memorialtheaters erinnern?
Lecture: 21.01.2025
18 Uhr c.t. | X E0-001
Master Class: 22.01.2025
10-12 Uhr | X E1-103
Monika Wagner ist Kunsthistorikerin und studierte zunächst Malerei an der Kunstakademie in Kassel, später Kunstgeschichte, Archäologie und Literaturwissenschaft in Hamburg und London. Sie promovierte (1977) in Hamburg und habilitierte sich (1986) mit einer Schrift zu Allegorie und Geschichte. Ausstattungsprogramme öffentlicher Gebäude des 19. Jahrhunderts in Deutschland in Tübingen. Wagner leitete dort das Funkkolleg der Moderne und lehrte von 1987–2009 Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, wo sie das Archiv zur Erforschung der Materialikonographie aufbaute. Fellowships führten sie ans IFK Wien (2011/12), zur Forschergruppe „BildEvidenz“ in Berlin (2017–19), ans Getty Research Institute in Los Angeles und zur Forschergruppe „Imaginarien der Kraft“ der Universität Hamburg (2020/21). Kunstgeschichte in Schwarz-Weiss. Reproduktionstechnik und Methode (2022) ist ein Ergebnis ihres dortigen Projekts. Seit 2005 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Malerei des 18.–20. Jahrhunderts, Geschichte und Theorie der Wahrnehmung, Gestaltung öffentlicher Räume, Materialsemantik und Materialikonografie.
Lecture: Globaler Austausch: Abfall und Staub in der zeitgenössischen Kunst
„Return to sender" war das Motto des aktionistischen „Nest Collective“ aus Nairobi auf der documenta 15, dessen Installation aus Ballen abgenutzter Textilien auf die unkontrollierten Abfallströme in den globalen Süden zielte. Zahlreiche afrikanische Künstler*innen begegnen dieser Art der Entsorgung, indem sie das Kunstsystem nutzen, um den Abfall zumindest symbolisch an die Herkunftsländer zu ‚restituieren‘. Dem widersetzt sich der unkontrollierbar sich ausbreitende und vermischende Staub, die höchste Form materieller Dekomposition. In der Tradition der „Wolkenstudien“ nehmen die alarmierenden Befunde toxischer Stäube Gestalt an. Dekomposition und Recycling von Materialien sind zu Themen und Verfahren künstlerischer Produktion geworden, die eine historische und theoretische Kontextualisierung erfordern.
Master Class: Über das Nachleben von Dingen im Kunstwerk
In zahlreichen Kunstwerken finden sich seit dem frühen 20. Jahrhundert unterschiedlichste Dinge des Alltags integriert: Relikte aus dem Müll, Waren aus dem Supermarkt oder persönliche Souvenirs. Diese Dinge haben ihre eigenen Produktions- und Nutzungsgeschichten, für die ihre jeweiligen Materialeigenschaften relevant sind. Mit welchen künstlerischen Strategien das vorausgehende „Sozialleben der Dinge“ im Kunstkontext thematisiert, kommentiert oder konterkariert wird, gilt es an signifikanten Beispielen der Gegenwartskunst zu skizzieren. Im Zentrum steht die „Spurensicherung“ in den Atrabiliarios, einem vielteiligen Werk der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo, die das kollektive Gedächtnis adressiert.
Die Master Class richtet sich an fortgeschrittene Studierende, junge Wissenschaftler*innen und Doktorand*innen und bietet die Möglichkeit, mit renommierten Forscher*innenpersönlichkeiten in Kontakt und Diskussion zu treten. Spezifisches Vorwissen ist nicht von Nöten, um an dem zweistündigen Seminar teilzunehmen, der Besuch des Vortrages am Vorabend ist jedoch sinnvoll, wenn die Themen auch nicht deckungsgleich sein werden. Im Vorfeld wird Ihnen eine Textgrundlage zur Verfügung gestellt.
Haben Sie keine Scheu und nutzen Sie die Gelegenheit. Für die Teilnahme an der Master Class wird Ihnen ein Zertifikat ausgestellt.
Die Teilnehmendenzahl ist begrenzt!