Studium
Im Wintersemester 20/21 hat die Akkreditierung des neuen Studiengangsmodells zum Bachelor Klinische Linguistik / Sprachtherapie stattgefunden und der erste Jahrgang ist im Wintersemester 21/22 gestartet.
Das neue Bachelor-Studiengangsmodell Klinische Linguistik / Sprachtherapie ermöglicht nach einem Studium von 7 Semestern die Vollzulassung als Sprachtherapeut*in. Die Themenschwerpunkte Redeflussstörungen, Stimmstörungen und Hörstörungen wurden in das bestehende Studienprogramm zusätzlich eingearbeitet, sodass das neue Modell nun alle Störungsbilder und Zulassungsbereiche der GKV umfasst.
Auf der folgenden Seite finden Sie Informationen zum neuen Bachelor, alten Bachelor sowie zum auslaufenden Master.
Der Bachelorstudiengang „Klinische Linguistik / Sprachtherapie“ (B.Sc.) wird als Ein-Fach-Bachelor ohne direktes Nebenfach studiert, umfasst jedoch neben den genuin sprachtherapeutischen Anteilen auch hohe Leistungsanteile in der Linguistik, Medizin, Psychologie und Pädagogik, die als Grundlagendisziplinen wichtige Lehrinhalte bilden. Mit der neuen Studien- und Prüfungsordnung, die nach erfolgreicher Akkreditierung am 1. Juni 2021 veröffentlicht wurde (Verkündungsblatt der Universität Bielefeld, Amtliche Bekanntmachungen, Jahrgang 50, Nr. 8, 1.6.2021, S. 145-156), umfasst dieser Bachelor of Science die Inhalte, die nach den Zulassungsempfehlungen des GKV-Spitzenverbandes (Empfehlungen nach § 124 Abs. 4 SGB V, Abschnitt IV. Punkt 4) zur Behandlung sämtlicher Störungen und Indikationsbereiche für einen Studiengang der Sprachtherapie / Logopädie erforderlich sind.
Der siebensemestrige Studiengang „Klinische Linguistik / Sprachtherapie“ (B.Sc.) vermittelt den Studierenden fundierte Kenntnisse und Handlungskompetenzen aus den vier inhaltlichen Säulen:
Die enge Verknüpfung von Forschung und sprachtherapeutischer Praxis in der Klinik neurologischer Störungen, Stimm- und Schluckstörunen und in Spracherwerbskontexten bildet den Kern des Studiengangs. Die Studierenden erhalten frühzeitig Einblick in Störungsbilder, diagnostische und therapeutische Methoden sowie in Forschungsfelder der Klinischen Linguistik und werden zur empirischen Arbeit, zu wissenschaftlich fundierter Urteilsfähigkeit und zur praktischen Anwendung wissenschaftlicher Methoden befähigt.
Vor dem Hintergrund der Internationalen Klassifikation der WHO (ICF International Classification of Functioning, Disability, and Health) werden neben der Funktionalität der Sprachkompetenzen auch die Partizipationsaspekte, Barrieren, Hilfen und Personenfaktoren im Kontext sprachlicher Beeinträchtigungen thematisiert.
Gegenstand des Studiengangs sind die Symptome, Erklärungsmodelle, Diagnoseverfahren und Therapieansätze zu folgenden Störungsbildern und Problembereichen: Entwicklungsbedingte Störungen der Sprache und des Sprechens, inkl. organische Störungen, LKGS und Rhinolalien, Aphasie, Dysarthrophonie und Sprechapraxie, Kau- und Schluckstörungen / Dysphagien, Störungen der Kommunikation im Rahmen sonstiger Entwicklungsvarianten (z.B. Kommunikationsproblematik bei Menschen mit Autismus Spektrum Störung). Zudem wird ein entsprechendes Fachwissen über die Diagnostik und Therapie der Sprache bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit mit entsprechender Hörgeräteversorgung oder Cochlea Implantat-Versorgung, die Diagnostik und Therapie von Störungen des Redeflusses: Stottern und Poltern, sowie von Stimmstörungen/ Dysphonien unterschiedlicher Genese in Theorie und Praxis erworben.
In studienbegleitenden Praktika werden die entsprechenden Verfahren der Diagnostik und Therapie in den genannten Störungsbereichen angewendet und die Studierenden erwerben grundlegende praktische Kompetenzen in Planung, Durchführung und Bewertung sprachtherapeutischer Angebote inkl. Beratung und allgemeines Therapeutenverhalten. Hierzu absolvieren die Studierenden Blockpraktika in der vorlesungsfreien Zeit oder ein studienbegleitendes Praktikum während des Semesters zu den Spracherwerbsstörungen, Stimmstörungen, Stottern/Poltern und durch Hörstörungen bedingten sprachlichen Problemen inkl. CI-Versorgung. Einen Schwerpunkt des Bielefelder Studienganges bildet das umfangreiche Praktikum zu den Bereichen neurogener Sprach-, Sprech-, Schluck- und Kommunikationsstörungen, welches in der Regel im sechsten Fachsemester in einer der Kooperationskliniken bzw. -praxen des Studienganges absolviert wird. In diesem Rahmen wenden die Studierenden ihr erworbenes Wissen im Bereich neurogener Sprach-, Sprech-, Schluck- und Kommunikationsstörungen unter enger Supervision von Lehrenden und Therapeut*innen praktisch an.
Mit dem Abschluss Bachelor of Science der Klinischen Linguistik / Sprachtherapie erhalten die Studierenden eine Vollzulassung als akademischer Sprachtherapeut / akademische Sprachtherapeutin
Der entsprechende Antrag hierfür wird bei dem GKV-Spitzenverband gestellt. Bis zu einer Entscheidung des GKV-Spitzenverbandes über die Erfüllung der Anforderungen dieses Studiengangs ist eine Einzelfallprüfung auf Basis von § 124 SGB V erforderlich.
Weitere wichtige Informationen zu:
Der Bachelor Studiengang wird als Ein-Fach-Bachelor ohne Nebenfach studiert und vermittelt den Studierenden fundiertes Wissen aus den vier Fächer-Säulen:
Die enge Verknüpfung von Forschung und klinischer Praxis ist der Kern des Studiengangs. Die Studierenden erhalten frühzeitig Einblick in Forschungsthemen und -methoden sowie in Forschungsprojekte der Klinischen Linguistik und werden zu wissenschaftlich fundierter Urteilsfähigkeit, zu fundierter Diagnostik und Therapie, sowie zur praktischen Anwendung empirischer Methoden befähigt.
In einem langen, studienbegleitenden Praktikum von fast einem Jahr (März bis Dezember im 6. und 7. Semester) in einer der Kooperationskliniken bzw. -praxen wenden die Studierenden ihr erworbenes Wissen im Bereich neurogener Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen unter Supervision von Lehrenden und Therapeut*innen praktisch an. Auf diese Weise erwerben die Studierenden einen speziellen zusätzlichen praktischen Ausbildungsschwerpunkt "Neurorehabilitation".
Die im Studium vermittelten theoretischen Grundlagen und Kenntnisse zur Diagnostik und Therapie von kindlichen Störungen der Sprachentwicklung, der Aussprache und der Kommunikation werden in weiteren Blockpraktika vertieft.
Mit dem Abschluss Bachelor of Science der Klinischen Linguistik erhalten die Absolvent*innen eine Teilzulassung als Therapeut*in für die Störungsbereiche mit den Indikationsschlüsseln SP1-3, SPZ, OFZ, SF; SP 5 & 6 sowie SC & SCZ. Die Vollzulassung als Sprachtherapeut*in erlangt man durch den Master of Science in Klinischer Linguistik.
Der Bachelorstudiengang Klinische Linguistik in dieser alten Form läuft spätestens mit dem WiSe 2024/25 aus.
Weitere wichtige Informationen zu:
Der Master of Science in Klinischer Linguistik (Fassung von 2009) stellt die Weiterführung des Bachelors der Klinischen Linguistik mit der Prüfungs- und Studienordnung vom 15. Dezember 2009 dar. Er wird für Absolvent*innen dieses älteren Bachelorstudienmodells von 2009 angeboten und aufrechterhalten, bis die letzten Studierenden des alten konsekutiven Modells den Masterstudiengang beendet haben. Die letzten Absolvent*innen des alten Bachelormodells können spätestens im Sommersemester 2025 den Masterstudiengang der Klinischen Linguistik aufnehmen und müssen diesen in der vorgesehenen Zeit, spätestens aber bis 2027 abschließen.
Ein Einstieg ist bis zum Sommersemester 2025 und nur auf der Grundlage eines sprachtherapeutisch ausgerichteten Bachelorstudienganges möglich, das dem Bachelor der Klinischen Linguistik (B.Sc. in der Fassung von 2009) weitgehend entspricht.
Das Masterstudium vermittelt vertiefende fachliche Kenntnisse und Methodenkompetenzen im Bereich der Grundlagen und Störungen von Sprache und Kommunikation sowie in den Disziplinen der Linguistik, Experimentellen Neurolinguistik und Psycholinguistik. Weiteres fächerübergreifendes Wissen wird in den Bereichen Medizin, Psychologie, Pädagogik und Nachbardisziplinen erworben. Seminare und Praktika vertiefen speziell die Kenntnisse in der Diagnostik und Therapie von Stimm- und Redefluss- sowie Hörstörungen, womit die Vollzulassung als Sprachtherapeut*in ermöglicht wird.
Die fachspezifischen Schwerpunktbildungen sowie die Durchführung einer empirischen Masterstudie befähigen zum eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten. Die Studierenden erwerben die Fähigkeit, Forschungsbefunde kompetent zu beurteilen, und sie in der Entwicklung von Materialien und der Durchführung eigener Studien anzuwenden.
Lehrkompetenzen werden im Rahmen eines angeleiteten Tutoriums erworben. Das Studium zeichnet sich durch einen hohen Grad an Interdisziplinarität und durch eine enge Verbindung von Grundlagenforschung, störungsbildorientierten Lehrinhalten sowie der praktischen Umsetzung beider Bereiche aus.
Dieser Masterstudiengang der Klinischen Linguistik ist nicht als Weiterführung für das neue Studienmodell Bachelor of Science Klinische Linguistik / Sprachtherapie mit der Prüfungsordnung vom 1. Juni 2021 vorgesehen. Er läuft spätestens 2027 aus.
Weitere wichtige Informationen zu:
Dissertationen sind im thematischen Bereich der Klinischen Linguistik als externe Promotionen möglich. Zu möglichen Verfahren und Themen wenden Sie Sich bitte an die Professur der Klinischen Linguistik oder an Professuren thematisch assoziierter Themenbereiche der Linguistk z.B. Psycholinguistik, Neurolinguistik, Kommunikation etc. Im Rahmen von Beratungsgesprächen wird die Thematik festgelegt. Vor Aufnahme als Promotionsstudierende ist ein Exposé zu verfassen.
Für formuale Fragen zur Promotion wenden Sie Sich bitte an das Promotionsbüro bei Frau Astrid Pilar.
Aufgrund der demografischen Entwicklung wächst der Anteil alter Menschen in der Gesellschaft. Damit wächst auch die Prävalenz von Erkrankungen, die mit steigendem Alter häufiger auftreten und bei denen Dysphagie als ein Symptom auftreten kann. Zu diesen Erkrankungen gehören Morbus Parkinson, Z.n. Schlaganfall, Demenz, Chronisch- Obstruktive- Lungenerkrankung, Z.n. Tumor- OP, Spondylophyten und Frailty (Gebrechlichkeit). Darüberhinaus kann die Presbyphagie, aber auch andere, zusätzliche Krankheiten (Komorbidität) die Schluckfunktion in Zusammenspiel mit den obengenannten Erkrankungen beeinträchtigen. Wie können Dysphagien bei geriatrischen Patienten mit den obengenannten Erkrankungen möglichst frühzeitig erkannt werden?
Die Forschungsfrage lautet: Ist es möglich, ein kurzes, aussagekräftiges Screeningverfahren für die Geriatrie zu entwickeln, das bei Patienten mit den obengenannten Diagnosen eine Aspirationsgefahr ausreichend sicher feststellt?
Weitere Fragestellungen: Welche Aufgaben des Screenings weisen mit hoher Sensitivität auf eine in der FEES feststellbare Aspirationsgefahr hin? Gibt es Unterschiede in Bezug auf die Aussagekraft der Screening-Ergebnisse in Abhängigkeit von den unterschiedlichen Diagnosen (s.o.)? Gibt es Unterschiede in Bezug auf die Aussagekraft der Screening-Ergebnisse in Abhängigkeit von der Komorbidität?
Dazu wurde ein möglichst einfachgestaltetes Screening entwickelt (in Anlehnung an Daniels 1997 ,,two out of six‘‘, und Trapl, GUSS, 2007, Überprüfung mehrerer Konsistenzen): Es umfasst 9 Aufgaben zu Dysarthrie, Hustenstoß, Breischluck und Wasserschluck und ist durchführbar von Nichtfachleuten aus dem medizinischen Bereich (Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten). Die Überprüfung der Ergebnisse des Screenings erfolgt mit einer FEES-Untersuchung und durch die Feststellung des PAS-Scores für die einzelnen Konsistenzen. Außerdem werden die Werte für Sensitivität und Spezifität des Screening-Verfahrens ermittelt. Ziel des Screenings für den Einsatz in Geriatrie und Pflegeheimen ist es, aspirationsgefährdete Patienten zu finden um dann mit ihnen eine endoskopischen Dysphagiediagnostik (FEES) eine sichere Diagnostik durchzuführen.
Vor dem Hintergrund einer großen Anzahl von Patienten unterschiedlichster Ätiologien mit oropharyngealer Dysphagie und den damit verbunden Folgeerkrankungen wie Aspirationspneumonien, Malnutrition sowie sozioökonomischer Aspekte wie prologierter Krankenhausverweildauer ist es dringend geboten, bereits zum Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme valide diagnostische Instrumente, wie bspw. Screeningverfahren (Daniels et a., 2012, Martino et al. 2009, Trapl et al., 2007, Hey et al., 2013) oder strukturierte Prozesse wie eine systematische klinische Schluckuntersuchung (KSU) durchzuführen (Daniels et al., 2019). Ein wesentlicher Baustein in der optimalen Versorgung von Dysphagiepatienten stellt die instrumentelle Bildgebung dar (FEES; VFSS). Dabei ist die Anwendung validierter und reliabler Graduierungen klinisch für eine aktuelle Statuserhebung und die Verlaufsdokumentation als auch für wissenschaftliches Arbeiten unerlässlich.
Das Promotionsvorhaben verfolgt daher das Ziel, zu zeigen, dass die Sekretansammlungsskala nach Murray (SnM), 1996, in beiden vorliegenden Versionen als valides und reliables Messinstrument in der deutschen Übersetzung als Klassifikationssystem zur Erfassung von Sekretansammlungen als konzeptuell klar formuliertes Instrument gelten und damit sowohl klinisch als auch wissenschaftlich einfach und sicher angewandt werden kann (Murray et al., 1996). Darüber hinaus soll die Zuverlässigkeit der Skala hinsichtlich prädiktiver Kraft zur Bestimmung des Aspirationsrisikos bei postdeglutitiven Residuen nach Konsistenzschlucken bei Patienten mit einem Kopf-Hals-Tumor einerseits als auch bei Patienten mit akutem Schlaganfall andererseits geprüft werden. Gesamtziel ist somit die Empfehlung dieser Skala in die Standardbewertung einer instrumentellen Befundbeurteilung mittels FEES® - Diagnostik zu integrieren
Motiviert ist das Promotionsvorhaben aus einem eigenen professionellen Selbstverständnis als akademische Sprachtherapeutin heraus und dem damit verbundenen Wunsch die Patienten, die an einer oropharyngealen Dysphagie leiden, optimal mit valider Diagnostik zu versorgen.