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Studienfach: Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Campus der Universität Bielefeld
© Universität Bielefeld

"Auf Afrika muss man sich einlassen können, dann kann man es lieben lernen."

Im November 2011 sind wir, eine Gruppe von vier Studentinnen, zusammen mit Frau Dr. Susanne Horstmann nach Yaoundé, Kamerun, geflogen. Eingeladen wurden wir von unserem Gastdozenten Prof. Alexis Ngatcha, der im Sommersemester 2011 im Bielefelder Fachbereich Deutsch als Fremdsprache tätig gewesen war. Unsere Ziele waren es, verschiedene Bildungsinstitutionen in Kamerun kennenzulernen und Kontakte mit kamerunischen Studierenden bzw. Lehrenden zu knüpfen.
Die erste Institution, die wir im Rahmen unserer Kamerun-Reise besuchten, war das Goethe-Institut, das Centre Culturel Allemand, welches sich in der Hauptstadt Yaoundé befindet. Dort haben wir auch gleich im ersten Abschnitt unseres Aufenthalts einen Theater-Workshop veranstaltet, zu dem Studierende der Germanistik eingeladen waren.
Dieser Workshop war für uns Studierende eine ganz besondere Möglichkeit unsere Kommilitonen aus Kamerun kennenzulernen. Gut durchdachte Spiele und der Einsatz von theatermethodischen Ansätzen ließen uns schnell interessante Gespräche führen, bei denen wir alle vom kulturellen Austausch profitieren konnten.
Am Goethe-Institut Yaoundé fand auch gegen Ende unseres Aufenthaltes eine von uns organisierte Veranstaltung statt, die den interessierten Kamerunern die Möglichkeit bieten sollte, mehr über Bielefeld und die Uni zu erfahren. Dazu hatten wir bereits in Deutschland Plakate und eine Mappe mit Fotos vorbereitet sowie Stadt- und Uni-Plan organisiert, um den kamerunischen Studierenden einen möglichst anschaulichen Einblick in das (Studenten)-Leben in Bielefeld liefern zu können.
Auch das Goethe-Zentrum in Kameruns zweitgrößter Stadt Douala wurde von uns besucht. Dieser zunächst nicht geplante, aber vom Goethe-Institut Yaoundé gewünschte Zwischenstopp dort - auf unserer Reise in die Küstenstadt Limbé - wurde von einem Mitarbeiter des Centre Culturel Allemand begleitet, der dort Materialien abgeben und abholen wollte. Da uns das GI Yaoundé stets behilflich bei Problemen und Fragen bzgl. unserer Anwesenheit in Kamerun war, sind wir dem Wunsch gern entgegen gekommen.
Dieser Mitarbeiter begleitete uns auf unserer Reise nach Limbé und machte uns damit die "Überland"-Busfahrt um einiges leichter. In Douala angekommen, begann für uns Studentinnen und Fr. Horstmann ein wahrer Marathon an Unterrichtsstunden, die wir in verschiedenen Lernergruppen des Goethe-Zentrums absolvieren haben. Alle Sprachniveaus waren vertreten, von Lernern, die gerade einmal den zweiten Tag Deutschunterricht gehabt haben, bis hin zu Lernern mit Niveau B1.
Dieser Tag war für uns alle sehr anstrengend, denn nach sieben Stunden Busfahrt und der für uns ungewohnten Temperatur von ca. 35°C bei hoher Luftfeuchte, war der Aufenthalt in den überhitzten Räumen des Goethe-Zentrums eine hohe Belastung. Dennoch hat es uns Spaß und um eine Erfahrung reicher gemacht.
Eine weitere Bildungsinstitution, die unsere Reisegruppe mehrfach besucht hat, war die École Normale Superieure (ENS) in Yaoundé. An dieser befand sich auch das germanistische Institut, an dem Prof. Ngatcha arbeitet. Bereits in Deutschland haben wir in zwei Teams Referate für die Studierenden der Germanistik vorbereitet, die wir dann an der ENS gehalten haben.
Ein Referat hatte das Thema "Erklärungsansätze zur Entstehung und Entwicklung von Stereotypen und Vorurteilen", welches vor einer Studierendengruppe in einem Hörsaal gehalten wurde. Der Schwerpunkt wurde hier vor allem auf den Umgang mit Stereotypen gelegt und deren möglichen Einbezug in den DaF-Unterricht. Das andere Referat thematisierte einige Varietäten des Deutschen, wobei ausgewählte Dialekte und Regiolekte vorgestellt und anhand von Beispielen verdeutlicht wurden. Ziel war es, einen kleinen Überblick über die in Deutschland verteilten Sprachvarietäten zu geben.
Erschwert wurden unsere Referate durch das Nicht-Vorhandensein von für uns in Deutschland so selbstverständlich gewordener Technik. Uns stand kein PC, Beamer oder ähnliches zur Verfügung - dafür aber eine Tafel und die von uns bereits vor der Abreise vorbereiteten Plakate. Auch die akustischen Verhältnisse waren nicht vorteilhaft für unsere Vorträge, der Lärm von draußen erforderte lauteres Sprechen.
Etwas, womit wir nicht gerechnet hatten, war, dass wir unseres Erachtens extrem langsam sprechen mussten. Denn auch das zuvor geübte langsame, didaktische Vortragen war für das Hörverständnis der kamerunischen Studierenden noch zu schnell. Aber hieran konnten wir uns recht schnell anpassen.

Eine besondere Ehre für uns war die Einladung es Direktors der ENS zum gemeinsamen Essen mit anderen Germanistik-Dozenten. Uns Studentinnen bot sich hier die Möglichkeit, uns mit den Dozenten über ihre Lehrerfahrung im Fach und auch über ihre Aufenthalte in Deutschland auszutauschen.
Besonders erwähnenswert, weil vor allem für uns von besonderer Bedeutung, waren die Hospitationen in verschiedenen Schulen innerhalb Kameruns. Zuerst haben wir eine Schule im Herzen Yaoundés besucht. Dort haben wir in verschiedenen Klassen mit Schülern unterschiedlichen Alters einen guten Einblick in den Ablauf einer Deutschstunde in Kamerun bekommen. Unterrichtet wurde an dieser Schule mit dem Lehrwerk Ihr und Wir sowie mit dessen neuerer Auflage Ihr und Wir plus. Außerordentlich überrascht wurde unsere Hospitationsgruppe dabei von der Bewegungsfreude der jüngeren Klassen, denn diese haben im Deutschunterricht getanzt und gesungen. Auch von den Lehrkräften wurden wir sehr freundlich empfangen und wir haben die Möglichkeit bekommen, mit den Lehrenden ihren Unterricht zu besprechen.
Während unseres Aufenthalts in der englischsprachigen Küstenstadt Limbé haben wir eine bilinguale Schule besucht. Auch hier wurden wir freundlich willkommen geheißen und zum Deutschunterricht eingeladen. An dieser Schule wurde uns bewusst, wie schwierig es ist, selbst einfache Kopien für den Unterricht zu bekommen. Der Dozent hatte für die Stunde, die wir besuchten, eigentlich eine Klausur geplant, aber konnte diese nicht schreiben, weil er den Test nicht kopieren konnte. Den, sozusagen improvisierten, Unterricht fanden wir dennoch spannend und konnten viele Anregungen für uns mitnehmen.
Die letzte Schule, die wir kurz vor unserer Abreise aus Kamerun besuchten, war eine Dorfschule in Akonolinga, ca. vier Autostunden von Yaoundé entfernt. Hier lernten wir eine ganz andere Seite des Deutschunterrichts und vor allem der Deutschlerner kennen. Bislang waren uns stets motivierte, wissbegierige Schüler begegnet, die die Sprache ihrer Klassenstufe angemessen beherrschten. In Akonolinga hingegen war dies ganz anders. Diese nicht-vorhandene Motivation ist darauf zurückzuführen, dass die sehr guten Schüler nach einiger Zeit in die naturwissenschaftlichen Kurse wechseln - und den Sprachunterricht nicht weiterführen müssen - und den weniger leistungsstarken nur die Option des Deutschunterrichts bleibt, weil ihre Noten für den naturwissenschaftlichen Unterricht nicht ausreichen. Die fehlende Motivation der Schüler wurde allerdings von der der Lehrperson ausgeglichen, die dort sogar einen Deutsch-Club gegründet hatte.
Diesen besuchten wir natürlich und wurden mit Begeisterung empfangen. Dort haben wir dann auch wieder ein Stück kamerunische Kultur kennengelernt, denn wir haben ein Kennenlern-Spiel gespielt, bei dem man sich mit seinem (für die Region typischen) Tanz singend vorstellt. Natürlich wurde auf Deutsch gesungen.

Auch wenn anfänglich die Motivation und der Anpassungswille bei allen Mitreisenden vorhanden gewesen sind, Kamerun und damit einen Teil Afrikas kennenzulernen, so zeigt doch die vorzeitige Abreise einer Studentin, dass die eigene Angst und Unsicherheit einer unbekannten Kulturgemeinschaft gegenüber, aber auch deren Fremdheit, nicht unterschätzt werden sollten. Wie die Überschrift zu unserem Bericht schon sagt, muss man sich bei einer solchen Reise auf das Unbekannte und Fremdkulturelle einlassen, man sollte sich damit arrangieren können, dass es gewisse Einschränkungen bei einer solchen Reise geben kann (sei es nun das fließende Wasser, das nicht immer funktioniert, ein Stromausfall oder die Tierhaltung, mit der man nicht einverstanden ist) und das man auch persönlich an seine Grenzen kommen kann. Kamerun ist nicht Deutschland, das sollte man sich vor Augen führen und sich intensiv (nicht nur medizinisch) auf eine solche Reise vorbereiten.
Für eine folgende Studienfahrt würden wir vorschlagen, die Organisation der Reise (von deutscher und kamerunischer Seite) besser zu koordinieren, und auch eine gründlichere Vorbereitung der Studierenden vorab (sowohl durch eigene Recherche als auch durch Afrika-erfahrende Dozenten) hätte einige kritische Momente abgeschwächt.
Wir bedanken uns beim Fach DaF für die Möglichkeit, diese Studienfahrt unternehmen zu dürfen und wünschen nachfolgenden Generationen viel Spaß mit den gastfreundlichen, herzlichen und hilfsbereiten Menschen in Kamerun!

[S.O.]

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