Anfang November 2005 folgten 13 Studierende und Dr. Lutz Köster dem Aufruf „Schiller lockt“ und machten sich auf den Weg nach Weimar, um in der Stadt der Klassiker vier Tage lang gemeinsam Landeskunde zu erleben. Ausgangspunkt für die Exkursion war ein von drei Studentinnen ausgearbeitetes Landeskundeprojekt im Fach Deutsch als Fremdsprache.
Das Exkursionsziel Weimar bot sich in diesem Jahr vor allem anlässlich des 200. Todestages Friedrich Schillers an. Dementsprechend war seine Person auch wichtiger Bestandteil der Fahrt. Unter anderem wurde sein ehemaliges Wohnhaus und das heutige Schillermuseum besichtigt, außerdem nahm die Gruppe an einem Kabarettabend des Theaters SinnFlut teil, dessen unterhaltsames Programm „Schiller bockt“ Bezüge zwischen seinem Werk und der aktuellen Politik herstellte. Auch die diesjährige „Schillermanie“ Weimars wurde darin ironisch thematisiert. Am letzten Abend stand ein Besuch im Deutschen Nationaltheater auf dem Programm. Aufgeführt wurde eine moderne Inszenierung von „Kabale und Liebe“, die mit vielen Luftballons und minimalistischem Bühnenbild von der Gruppe unterschiedlich aufgenommen wurde.
Weimar als Stadt der „Dichter und Denker“ lässt sich ohne Goethe kaum denken, und so trifft man früher oder später in den engen Gassen der Kleinstadt auch auf seine Person; trotz unseres thematischen Schwerpunkts auf Schiller wurde natürlich auch das Goethemuseum besucht. Neben der deutschen Klassik, mit ihren Hauptvertretern Schiller und Goethe, sollte aber auch die vielfältige Literaturproduktion verschiedener Schriftsteller aus den unterschiedlichsten Epochen zum Thema werden, als die Gruppe eine Stadtführung zu den „literarischen Schauplätzen Weimars“ unternahm. Doch nicht nur die Literatur macht Weimar zu einer bedeutsamen Stadt deutscher Geschichte.
Am zweiten Tag der Fahrt besuchten wir gemeinsam die Gedenkstätte Buchenwald. Denn das ehemalige NS-Arbeitslager liegt nur wenige Kilometer von der Kleinstadt entfernt und ist Teil ihrer ambivalenten Vergangenheit, die sie auch zu einer Stadt der „Richter und Henker“ macht – abgesehen von der Eigenschaft Weimars als Stadt der Klassik war sie einer der ideologisch-bedeutsamsten Orte des NS-Regimes. Hitler besuchte Weimar häufig, natürlich von den Bürgern stets freudig empfangen. Nach Ende des Krieges hieß es häufig, dass man nichts gewusst habe von Buchenwald und den Verbrechen, die dort begangen wurden.
In Buchenwald nahm die Gruppe an einer informativen Führung durch das Gelände des einstigen Konzentrationslagers teil. Leider blieb dabei am Ende nicht viel Zeit, um sich die umfangreiche Dauerausstellung im Detail anzusehen. Diese Verbindung zwischen Hochkultur und NS-Terror ist es, die aus Weimar eine Stadt mit janusköpfiger Vergangenheit macht.
Bei einer Exkursion im Rahmen erlebter Landekunde ist aber vor allem auch die eigene Wahrnehmung eines Ortes von Bedeutung. Dementsprechend konnten sich die Teilnehmerinnen gleich nach ihrer Ankunft einen ersten Eindruck von der Stadt machen. Bei einem Vortreffen noch in Bielefeld hatten sie sich in Kleingruppen und den eigenen Interessen gemäß einen Stadtrundgang zusammengestellt, sie sollten dabei auf die individuelle Wirkung des Ortes achten und diese mit der Wahrnehmung anderer vergleichen. Neben den vielen Programmpunkten gab es natürlich auch Freizeit und gemeinsame Abendessen, bei denen sich Gelegenheit bot, sich untereinander besser kennen zu lernen, da die Gruppe aus einer polnischen, zehn deutschen und fünf russischen DaF- und Germanistikstudentinnen bestand.
Auf der Rückfahrt von Weimar nach Bielefeld machten wir für einen Tag in Erfurt Halt. Die Gruppe besichtigte den mittelalterlichen Stadtkern, die zahlreichen Kirchen und Brücken und erfuhr bei einer Stadtführung mehr über die Geschichte Erfurts.
Die DaF-Gruppe möchte sich abschließend beim AStA und der LiLi-Fakultät bedanken, durch deren finanzielle Unterstützung diese Exkursion erst möglich wurde.
[Karolina Bobic, Sandra Bomholt, Anke Nürnberger]