skip to main contentskip to main menuskip to footer Universität Bielefeld Play Search

Psychotherapie in der PAJUFam

© Universität Bielefeld

Psychotherapie in der PAJUFam

Wenn sich nach Abschluss der Diagnostik die Indikation für eine Psychotherapie ergibt, gibt es in der Hochschulambulanz zwei mögliche Wege:

 

Einzelpsychotherapie

Eine Einzelpsychotherapie (Kurz- oder Langzeittherapie) erfolgt in der Regel einmal in der Woche in 50-minütigen Sitzungen. Meist werden die Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen in die Therapie mit einbezogen. Die Therapeutinnen und Therapeuten in der PAJUFam arbeiten verhaltenstherapeutisch orientiert unter Einbezug neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse der Psychotherapieforschung.

Gruppenpsychotherapie

Eine Gruppenpsychotherapie (Kurz- oder Langzeittherapie) erfolgt in der Regel einmal in der Woche in 100-minütigen Sitzungen mit einer Gruppe mehrerer Kinder oder Jugendlichen. Meist werden die Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen in die Therapie mit einbezogen. Die Therapeutinnen und Therapeuten in der PAJUFam arbeiten verhaltenstherapeutisch orientiert unter Einbezug neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse der Psychotherapieforschung.

Auswahl eines geeigneten Therapieverfahrens

Psychische Störungen können mit verschiedenen Psychotherapietechniken und -methoden behandelt werden, die zumeist zu einem Psychotherapieverfahren zugeordnet werden können.

Es gibt laut der Psychotherapie-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchführung der Psychotherapie drei anerkannte Psychotherapieverfahren. Dies sind Psychoanalytisch begründete Verfahren, Verhaltenstherapie und Systemische Therapie.

Die Terapie in der PAJUFam beruht auf der Verhaltenstherapie. Gerne können wir Sie jedoch bezüglich weiterer Verfahren und Anlaufstellen bei Bedarf beraten.
Im Folgenden sind die grundlegenden Verfahren genauer erläutert.

Zu den Psychoanalytisch begründeten Verfahren werden die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und die analytische Psychotherapie gezählt. Bei diesen Verfahren wird sich insbesondere mit den Gründen einer Erkrankung auseinandergesetzt und man versucht, unbewusste Prozesse zu verändern und so eine Symptomverbesserung zu erreichen.

Bei Systemischer Therapie wird ein großes Augenmerk auf das soziale Umfeld (à System) des*der Patient*in gelegt, d.h. es werden sowohl Wirkungen des Verhaltens von Eltern und Freunden auf den*die Patient*in als auch des*der Patient*in auf sein*ihr Umfeld betrachtet. Es wird nach Gründen und möglichen Lösungsansätzen für die vorliegenden psychischen Probleme nicht nur bei dem*der Patient*in sondern innerhalb des gesamten sozialen Systems gesucht. In der PAJUFam wird vor allem verhaltenstherapeutisch gearbeitet, aber dadurch, dass Kinder und Jugendliche die Patient*innen sind, wird häufig automatisch systemisch gedacht und vorgegangen, da in der Regel die Eltern mit einbezogen werden und auch z.B. Lehrer*innen um ihre Einschätzungen gebeten werden. 

Verhaltenstherapie bezieht sich auf beobachtbares, kognitives, emotionales, motivationales und physiologisches Verhalten. Bei dieser wird, nachdem ein individuelles Störungsmodell erstellt wurde, eine Behandlungsstrategie festgelegt. Da heutzutage zumeist nicht nur das beobachtbare Verhalten, sondern auch die gedanklichen (kognitiven) Vorgänge betrachtet werden, wird häufig auch von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) gesprochen. Die KVT ist das Psychotherapieverfahren, das in der PAJUFam genutzt wird.
In der KVT wird davon ausgegangen, dass Kinder und Jugendliche früh kognitive Muster lernen, also gedankliche Abläufe, wie auf bestimmte Situationen reagiert werden kann. Einige kognitive Muster können ungesund sein. Die Bildung kognitiver Muster wird durch die Erziehung und Genetik beeinflusst. Bei der KVT wird eine Verhaltensveränderung durch eine Veränderung der kognitiven Muster, also der angenommenen Ursache für das Verhalten, erreicht. In der KVT mit Kindern und Jugendlichen wird viel mit den Eltern/ Bezugspersonen zusammengearbeitet. KVT ist eine Behandlungsform, die auch bei Kindern und Jugendlichen gut eingesetzt werden kann und erfolgreich ist. Dabei wird altersgerecht und individuell auf das Kind/ den*die Jugendliche*n eingegangen. Die Mitarbeit der Eltern und Bezugspersonen ist bei der Therapie umso notwendiger je jünger das Kind ist.
Die KVT mit Kindern und Jugendlichen besteht aus verschiedenen Phasen. Zunächst kommt es zu dem Erstkontakt, bei dem sich der*die Therapeut*in, die Eltern/ Bezugspersonen und das Kind/der*die Jugendliche kennenlernen und die ersten Sachen besprechen. Durch standardisierte Testverfahren wird dann die Problematik genauer untersucht und zum Ende möglicherweise eine Diagnose gestellt und eine Therapie geplant. Der nächste wichtige Schritt ist, die Lebensziele von dem Kind/dem*der Jugendlichen und Glaubensgrundsätze zu erarbeiten, zu prüfen und zu ordnen. Wichtig ist auch, dass eine Krankheitseinsicht vorhanden ist. Dies wird unterstützt durch die Vermittlung von Wissen. Als nächstes wird mit dem Kind/dem*der Jugendlichen an verschiedenen Emotionen gearbeitet und erarbeitet, in welchen Situationen diese auftreten. Danach werden die Konzepte identifiziert, in denen Personen Probleme haben. Diese zeigen sich in dysfunktionalen Denkmustern. An den dysfunktionalen Denkmustern wird gearbeitet, es werden konkrete Ziele für Verhaltensreaktionen erarbeitet und die Bewertungssysteme des Kindes/ des*der Jugendlichen hinterfragt, neu erarbeitet und eingeübt.

Verfahren

Menschenbild

Behandlungsstrategien

Grundüberzeugung

Verhaltenstherapie

Der Mensch als aktiv handelndes Individuum. Er steht in Interaktion mit der Umwelt. 

Verhaltensveränderung, durch eine Veränderung der kognitiven Muster, also der angenommenen Ursache für das Verhalten.

Es werden früh Verhaltensweisen gelernt, wie auf bestimmte Situationen reagiert werden kann. Einige dieser Muster können problematisch sein und zu Störungen führen.

Psychoanalytisch begründete Verfahren

Der Mensch hat ein Unbewusstsein, Vorbewusstsein und ein Bewusstsein. Er muss Phasen im Leben durchlaufen, in denen jeweils verschiedene Entwicklungsaufgaben zu bewältigen sind.

Unbewusste Motive bewusst werden lassen und neue Lösungswege wählen/ aktuelle Probleme wahrnehmen. Zum Beispiel durch die Freie Assoziation.

Die aus dem Bewusstsein verdrängten Gefühle/Wünsche sind die Ursache von psychischen Störungen. Auch das nicht gelungene Bewältigen der Entwicklungsaufgaben kann zu Störungen führen.

Systemische Therapie

Der Mensch wird in der Interaktion innerhalb seiner sozialen Systeme betrachtet.

Es werden die Funktionen herausgearbeitet, die die Symptome innerhalb des Systems erfüllen.

Probleme sind Folge einer Störung im sozialen System eines Menschen. Sie sind nicht auf Störungen eines einzelnen Menschen zurückzuführen.

Quellen

https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2029/PT-RL_2019-11-22_iK-2020-01-24.pdf

Schlarb, A., & Stavemann, H. H. (2011). Einführung in die KVT mit Kindern und Jugendlichen. Grundlagen und Methodik.

Quindeau, Ilka, 1962-. (2008). PsychoanalyseUTB; 3031. Paderborn: Fink.

Willemse, Joop. (2018). Theorie und Praxis des systemischen Ansatzes. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

Zum Seitenanfang