An der Fakultät für Rechtswissenschaft beschäftigen wir uns innerhalb unterschiedlicher Forschungsschwerpunkte mit rechtlichen Themen und Fragestellungen, die im Zusammenhang mit aktuellen Herausforderungen für unser Gemeinwesen stehen.
An der Fakultät für Rechtswissenschaft wird in einer Vielzahl von Einzelprojekten, aber auch in übergreifenden Verbünden zu verschiedensten rechtlichen Themen und Fragestellungen geforscht. Neben der konsequenten Einbeziehung internationaler Bezüge ist ein wesentliches Merkmal unserer Forschung die Offenheit und Anschlussfähigkeit für den Austausch mit Wissenschaftler*innen aus anderen Disziplinen.
Gemeinsam möchten wir einen Beitrag zur Bewältigung der drängenden Herausforderungen für unser Gemeinwesen leisten. Dabei haben sich bestimmte Forschungsschwerpunkte herausgebildet, die wir im Folgenden/hier kurz vorstellen möchten:
Die Digitalisierung bringt den geltenden Rechtsrahmen an institutionelle Grenzen. Beispiele sind: autonome Fahrzeuge, smarte Produkte, Automatisierung gerichtlicher Verfahren. Erforscht werden in unserer Fakultät (RiT) die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Recht (digitale Gerichtsverfahren, Legal Tech-Lösungen) und umgekehrt (Regulierung von KI, Verantwortungs- und Haftungszuweisung).
Ziele unserer Forschung sind die Evaluierung wirksamer Verantwortungszuweisungen beim Einsatz automatisierter Systeme (insbes. von KI), die Optimierung des Rechtsrahmens im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und die Steuerung von Verbraucherentscheidungen sowie die Nutzbarmachung von Digitalisierungsvorteilen im gerichtlichen Verfahren sowie in automatisierten Entscheidungen.
Die bereits seit den Anfängen der Fahrzeugautomatisierung (ca. 2015) begonnene Forschung zum autonomen Fahren wird in derzeitigen Projekten international im Dialog mit wachstumsstarken Volkswirtschaften erforscht. Gemeinsam mit dem iTIME wird der Rechtsrahmen für smarte Produkte auf Nachhaltigkeitsgesichtspunkte evaluiert sowie die Wirkung regulativer Grenzen (Zulassung und Haftung) auf die Markteinführung von Innovationen und deren Optimierung erforscht (sog. Real-Labore).
Wir begleiten die Regulierung der Digitalisierung von Gerichtsverfahren und entwickeln selbst Legal-Tech-Lösungen bspw. für rechtssichere Verarbeitung von Forschungsdaten (SFB 1646).
Aufmerksamkeit gilt auch der Frage, wie Digitalisierungsinstrumente juristische Arbeitsumgebungen prägen können. Zentral ist dabei der Einsatz von Sprachmodellen mit entsprechenden Chat-Komponenten, dies auch im Rahmen der Datenbank-Recherche. Außerdem wird im Wege der Begleitforschung evaluiert, inwiefern vollständig digitale Prüfungsumgebungen inklusive KI-Korrektur realisiert werden können und sollten. In Kooperation mit der Zentralen Anlaufstelle Barrierefrei wird das Ziel verfolgt, das Potential der Digitalisierung zu nutzen, um barrierefreie Umgebungen zu schaffen. In diesem Sinne wurde die digitale Bielefelder Barrierefreie Gesetzessammlung entwickelt.
Unser studentisches Angebot zu "Digitalisierung und Recht" findet sich unter anderem im Schwerpunktbereich 9 wieder sowie in entsprechenden Exkursionen und in der Konzeption und Erstellung neuartiger didaktischer Konzepte.
Dieser Forschungsschwerpunkt befasst sich mit den rechtlichen Implikationen der zunehmenden Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in Politik und Wirtschaft. An den Schnittstellen von Umwelt-, Wirtschafts- und Technikrecht entstehen spannende Zukunftsfragen, zu denen Professorinnen und Professoren der Fakultät für Rechtswissenschaft forschen.
Im Zentrum stehen die Beiträge, welche das Recht und die Rechtswissenschaft zu einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens leisten können. Anhand konkreter Themen und Fragestellungen wie der Regulierung von Finanzinstrumenten, dem Ausbau erneuerbarer Energien, der Berichtspflicht für Nachhaltigkeitsreporte wird die wachsende Bedeutung rechtlicher Steuerung für ein nachhaltiges Wirtschaften aufgezeigt. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Herausforderungen, die dieser Transformationsprozess gerade für mittelständische (Familien-)Unternehmen mit sich bringt. Die langfristige Ausrichtung von Unternehmen wird auch im Zusammenhang mit Stiftungen und Unternehmen mit gebundenem Vermögen untersucht.
Eine enge thematische Verknüpfung mit den Themengebieten Nachhaltigkeit und Governance weisen Forschungsaktivitäten zum Compliance-Management auf, die an der Fakultät für Rechtswissenschaft ebenfalls stark verankert sind. Ein Schwerpunkt dieser Arbeiten liegt auf der Bedeutung des Compliance-Managements für Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum wird gemeinhin als die neue soziale Frage bezeichnet. Der Forschungsschwerpunkt Wohnen widmet sich interdisziplinär der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Fragen und Problemen rund um das Wohnen und lässt dabei auch internationale Bezüge nicht außer Betracht. Im Kern geht es dabei um rechtliche Aspekte der Miete und des Wohnungseigentums. Die Bezüge dieser Rechtsgebiete zum Baurecht, Prozessrecht, Insolvenzrecht und dem Recht der Kreditsicherheiten werden dabei berücksichtigt.
Die zunehmende Digitalisierung der Wohnraumversorgung bildet einen Schwerpunkt der interdisziplinären Forschung im Rahmen dieses Schwerpunkts, wobei neben den rechtlichen auch architektonische Aspekte eine große Rolle spielen. Schließlich verknüpfen die Mitglieder des Forschungsschwerpunkts ihre Interessen mit Disziplinen, deren Bezug zum Wohnen erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Exemplarisch sei das Projekt „Wohnen in der Literatur“ genannt, wo eine außergewöhnliche Kooperation zu Forscherinnen der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft entsteht und die historischen Bezüge der Wohnraumversorgung erforscht werden.
Prof. Dr. Markus Artz