Arbeitsbereich 6: Soziologie der Transnationalisierung und Sozialanthropologie
Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Mechanismen der Genese und Reproduktion sozialer Praxis und die Analyse sozialer Strukturen transnationaler, d.h. grenzübergreifender Beziehungen. Wir unterscheiden dabei Transnationalisierung als grenzübergreifende soziale Prozesse, Transnationale Soziale Räume als grenzübergreifende Sozialformationen und Transnationalität als Heterogenität, die grenzübergreifende Beziehungen kennzeichnet. Wir beschäftigen uns insbesondere mit den Folgen von Transnationalisierung für soziale Ungleichheiten und Lebenschancen und auf Mitgliedschaft bzw. (Staats)Bürgerschaft. Ein spezielles Augenmerk legen wir auch auf das Verstehen des Verhältnisses von Forschung und Öffentlichkeit.
Derzeit gliedert sich dieses Forschungsinteresse in drei Forschungsfelder: grenzüberschreitende Migration, den Nexus von sozialwissenschaftlicher Forschung, Politik und Öffentlichkeit und die Transnationale Soziale Frage, also die Politik sozialer Ungleichheiten im Spannungsfeld globaler Norden und globaler Süden. Eine transnationale Perspektive bildet den Hintergrund für alle drei Bereiche: Wie bilden Kategorien von Personen, Organisationen und Staaten grenzüberschreitende soziale Formationen bzw. Räume - wie etwa Diaspora, transnationale Gemeinschaften, transnationale Familien, transnationale soziale Bewegungen, themenzentrierte Netzwerke und Organisationen? Welche Konsequenzen haben transnationale soziale Formationen für Lebenswelten, soziale Ungleichheiten und Zugehörigkeiten? Wie diffundiert Wissen über diese grenzübergreifenden Zusammenhänge zwischen Forschung, Politik und Öffentlichkeit? Die Arbeit des Center on Migration, Citizenship and Development (COMCAD) versucht, angemessene Methoden zu entwickeln und anzuwenden, die grenzübergreifende Strukturen und Praktiken zu erfassen. Ein wichtiger Teil von Forschung und Lehre sind Drittmittel- und DoktorandInnenprojekte, die sich in den angesprochenen Forschungsfeldern Transnationale Migration, Migration & Entwicklung, Umweltzerstörung und Klimawandel und Transnationale soziale Sicherung bewegen.
Die Forschung der AG Transnationale Soziologie ist von der Perspektive der Transnational Studies inspiriert. Unsere Projekte beleuchten die Genese und Reproduktion dichter und kontinuierlicher Sets grenzüberschreitender Transaktionen und ihre Auswirkungen auf lokale, nationale und globale Prozesse geographischer Migration. Dabei stehen soziale Mobilität, sozialer und politischer Wandel und Transformations- und Entwicklungsprozesse im Mittelpunkt. Während sich die Erforschung von Migration, Mobilität und Entwicklung üblicherweise entweder auf die OECD-Welt oder auf Regionen in Asien, Afrika und den Amerikas konzentriert, wirft die AG Transnationalisierung, Entwicklung und Migration einen systematischen Blick auf die Beziehungen zwischen diesen disparaten Welten; zwischen "Norden" und "Süden", "Osten" und "Westen". Im Fokus stehen dabei Fragen der Mitgliedschaft, insbesondere der Staatsbürgerschaft, beispielsweise multiple Staatsangehörigkeiten. Einen neueren Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit der transnationalen soziale Frage sowie mit sozialen Ungleichheiten und mit Adapationsstrategien im Gefolge des Klimawandels.
Editors: Marisol García (University of Barcelona) and Thomas Faist
(Bielefeld University).
Edward Elgar Publishing
The Encyclopedia of Citizenship Studies aims to provide a state-of-the
art tool in social sciences focusing on issues and approaches around the
core concept of citizenship. The distinctive features of this
publication project are: theoretical considerations along with normative
concerns in the context of empirical research; comparative and global
perspectives; regional variations in and beyond Europe; and citizenship
in the Anthropocene. The Encyclopedia of Citizenship Studies will have
around 80 peer-reviewed articles. The Editorial Advisory Board consists
of Willem Duyvendak, Yuri Kazepov, Peter Kivisto, Margaret Somers,
Jürgen Mackert, Lydia Morris, Alejandro Portes, and Bryan Turner.
This project investigates the trajectories of social protection of African migrants in Mexico, a new but increasingly visible migrant group that has emerged in the past years as a result of a combination of global processes. Migration is a social-protection strategy for individuals and families throughout the globe. At the same time, however, increasingly restrictive migration policies are pushing many migrants to seek new and more risky migration routes. In the past decades, migration and social protection have taken new forms and consequently different relations between the State and society. Many studies have investigated aspects of social protection for migrants from the Global South in industrialized countries of the Global North, with powerful welfare-states. Yet, such focus on origin and destination countries has failed to understand the complexities during the migration process, where people often spend uncertain periods of time in transit countries, frequently affected by violence, socio-economic crises, and a volatile formal social-protection system. Through a mixed-methods approach (ethnographic methods and social network analysis), this project aims to advance our understanding on how mobile populations devise and shape their social protection strategies during their migration trajectories in a transnational manner, beyond sending and receiving states. To do so, this research draws on the case of African migrants in Mexico, a context characterized by inefficient state protection and where social protection practices are carried out informally by individuals and their social networks. By exploring alternative mechanisms of social protection, the findings of this project will aim to inform social policy and ameliorate social inequalities throughout migration processes. Besides being empirically innovative, this study will contribute to the theorisation of current approaches of transnational social protection, which to date have only focused on the circulation of resources across sending and receiving countries.
Duration: 1st December 2021 to 1st June 2023
Funding: DAAD
Principal Investigator: Dr Ester Serra Mingot, Bielefeld University
Host institution in Mexico: Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social (CIESAS)
Grenzüberschreitende Mobilität wird zunehmend als zentraler Faktor für die Verbesserung von Lebenschancen angesehen. Dementsprechend hat in den letzten Jahren die Forschung zu den Auswirkungen der Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union auf die Lebenschancen für mobile Bevölkerungsgruppen zugenommen. Eine zentrale Erkenntnis dieser Studien ist, dass nicht alle MigrantInnen in gleicher Weise von den Mobilitätsmöglichkeiten profitieren. Diese Unterschiede werden überwiegend auf Heterogenitäten, wie den rechtlichen Status, Geschlecht, Ethnizität und Klasse zurückgeführt. Die bis dato entstandene Forschung zu diesem Thema fokussiert sich dabei besonders auf benachteiligte oder bevorzugte Gruppen, supranationale Sozialpolitik oder Lebenslagen von MigrantInnen im Herkunfts- oder das Ankunftsland. Dadurch ergibt sich eine Forschungslücke in Bezug auf die allgemeine Frage, wie räumliche Mobilität innerhalb des sozialen Raumes der EU im Zusammenspiel mit anderen Heterogenitäten die soziale Positionierung - womit ein objektiver wie auch subjektiver sozialer Status gemeint ist - beeinflusst. Darüber hinaus ist nicht bekannt, wie die MigrantInnen sich selbst in der Sozialstruktur der EU verorten. Das Zusammenspiel zwischen der objektiven und der subjektiven sozialen Position wird vor allem durch den Mechanismus des sozialen Vergleichs entlang unterschiedlicher Referenzrahmen bestimmt. Eine Besonderheit von MigrantInnen ist, dass diese potenziell sowohl nationale als auch transnationale Referenzrahmen für ihre subjektive Positionierung nutzen können.
Das Projekt setzt an dieser Stelle an und beschäftigt sich mit drei Forschungsschwerpunkten:
(1) der Analyse der räumlichen Mobilitätsverläufe von heterogenen MigrantInnengruppen;
(2) dem Zusammenhang von räumlichen Mobilitätsverläufen und der sozialen Position in Bezug auf den sozio-ökonomischen Status und dessen subjektive Wahrnehmung und Bewertung und
(3) der Untersuchung des sozialen Vergleichs als Mechanismus, der die subjektive Wahrnehmung der sozialen Position beeinflusst.
Im Vordergrund steht dabei die Untersuchung der Wahl von Referenzrahmen und -gruppen für soziale Vergleiche von MigrantInnen. Das sequenzielle, mixed methods- Design des Forschungsprojekts greift dazu auf Daten der MigrantInnenstichprobe des SOEP-IAB Samples zurück, um typische Mobilitätsverläufe von MigrantInnen in Deutschland sowie den sozial-ökonomischen Status und ihre Lebens- und Bereichszufriedenheit mit quantitativen Methoden zu analysieren. Darüber hinaus werden qualitative Interviews mit einer Teilstichprobe der SOEP Befragten, sowie mit Personen ohne Migrationserfahrung in einem Land der EU mit hohen Emigrationsquoten (Polen), durchgeführt, um Interpretationen und Bedeutungen der räumlichen Mobilitätsverläufe für die eigene Wahrnehmung der sozialen Position der Befragten zu untersuchen.
Das Ziel des Projekts ist es, soziale Vergleiche als einen Mechanismus zu untersuchen, der den Zusammenhang zwischen räumlicher Mobilität und sozialen Positionen bedingt.
Laufzeit: seit Oktober 2016
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektleiter: Prof. Thomas Faist, PhD, Universität Bielefeld
Kooperationspartnerin: Dr. Ingrid Tucci, CNRS Institute of Labour Economics and Industrial Sociology (LEST), Aix en Provence, Frankreich
(Ehemalige) Forscherinnen: Dr. Karolina Barglowski, Dr. Joanna J. Fröhlich, Inka Stock, PhD
Vorträge aus dem Projekt
Positionierungsstrategien von Migrant*innen in transnationalen sozialen Räumen. Ein Beitrag zur Erforschung räumlicher und sozialer Mobilität. Vortrag von Inka Stock beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. 14-24. September 2020
Using Social Comparison to Study Migrants’ Social Positions in Transnational Perspective. Vortrag von Inka Stock bei der 16. IMISCOE Konferenz am 26-28. Juni in Malmö, Schweden
Symbolic Boundaries and Subjective Approaches to Stratification”: A Reinterpretation of an Empirical Study from a Migration Perspective. Vortrag von Joanna Fröhlich bei der 16. IMISCOE Konferenz vom 26. bis 28. Juni in Malmö, Schweden
Prozesse subjektiver Statusverortung in transnationalen Räumen. Vortrag mit Thomas Faist, Joanna Fröhlich und Inka Stock im Panel: „Komplexe Ungleichheiten“ der Sektion „Soziale Ungleichheiten und Sozialstrukturanalyse“ beim 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) vom 24.-28. September 2018, Göttingen
Social Comparison and Visual Methods: Manifesting the Latent in Accounts of Social Status. Vortrag von Inka Stock beim ISA Weltkongress für Soziologie vom 15.-21. Juli in Toronto, Kanada
Unpacking the Social and Spatial Mobility Nexus: Migrants’ Mobility Trajectories and Their Perceptions of Social Positions. Vortrag von Joanna Fröhlich und Inka Stock beim ISA Weltkongress für Soziologie, Panel: „Classes on the Move: The Everyday Experiences of Social Mobility” RC 28, 21. Juli, Toronto, Kanada und der IMISCOE Konferenz vom 3. Juli 2018 in Barcelona, Spanien
Transnational mobility and Social Positions in the European Union: The Role of Social Comparison. Vortrag von Inka Stock beim 25. International Conference of Europeanists. Council for European Studies at Columbia University vom 28.-31. März 2018 in Chicago, USA
Herausforderungen eines qualitativen Forschungsdesigns zur Untersuchung sozialer Vergleiche und sozialer Mobilität. Gastvortrag von Joanna Fröhlich und Inka Stock im Forschungskolloquium „Qualitative Methoden“ von Prof. Ruth Ayaß am 23.11.2017 an der Universität Bielefeld, Deutschland
Publikationen
Faist, T., Fröhlich, J. J., Stock, I., & Tucci, I. (2021). Introduction: Migration and Unequal Positions in a Transnational Perspective. Social Inclusion, 9(1), 85-90. https://doi.org/10.17645/si.v9i1.4031
Stock, I., & Fröhlich, J. J. (2021). Migrants’ Social Positioning Strategies in Transnational Social Spaces. Social Inclusion, 9(1), 91-103. https://doi.org/10.17645/si.v9i1.3584
Stock, I. (2021). Insights into the Use of Social Comparison in Migrants’ Transnational Social Positioning Strategies. Social Inclusion, 9(1), 104-113. https://doi.org/10.17645/si.v9i1.3583
Tucci, I., Fröhlich, J. J., & Stock, I. (2021). Exploring the Nexus between Migration and Social Positions using a Mixed Methods Approach. Social Inclusion, 9(1), 114-129. https://doi.org/10.17645/si.v9i1.3538
Faist, T., Fröhlich, J. J., & Stock, I. (2019). Prozesse subjektiver Statusverortung in transnationalen Räumen. In N. Burzan (Ed.), Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018 (pp. 1-10).
In dem Projekt wird eine systematische und komparative Analyse über asiatische Studierendenmobilität durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine der weltweit stärksten bildungsbezogenen Migrationsbewegungen. Wir möchten neue Einblicke über den Zusammenhang zwischen bildungsbezogener Mobilität, Lebensplanung und Lebensverlauf gewinnen. Unser Forschungsdesign ist innovativ: Wir schlagen auf der Basis eines repräsentativen Samples von japanischen und chinesischen Studierenden einen dreifachen Vergleich vor: zwischen (1) japanischen und chinesischen Studierenden an britischen und deutschen Universitäten, (2) im Inland verbliebenen chinesischen und japanischen Studierenden und (3) nach Japan migrierten chinesischen Studierenden. Durch solche Vergleiche, und unter Verwendung von verschiedenen multivariaten Methoden und Netzwerkanalysen, erwarten wir einige theoretische Aspekte aufdecken zu können, etwa im Hinblick auf die Selektivität bildungsbezogener Mobilität, die Formierung individueller Präferenzen für regionale oder überregionale Migration, und die unterschiedlichen Auswirkungen solcher Präferenzen auf den wahrgenommenen Wert und die Möglichkeiten tertiärer Bildung für die zukünftige Lebensplanung. Zusätzlich zu der Generierung von wertvollen Umfragedaten über die Migration von chinesischen und japanischen Studierenden, wird die Forschung einer Reihe von nicht-akademischen Interessenvertretern, einschließlich Regierungen, tertiären Bildungseinrichtungen, think tanks und Organisationen, die in die Bereitstellungen von Informationen und Unterstützung für internationale Studierende involviert sind, zugutekommen. Das vorgeschlagene Projekt beruht auf dem aktuell geförderten Befragungsprojekt 'Bright Futures: Internal and International Mobility of Chinese Students' der europäischen Partner und deren Kooperation mit Forschern an der Universität Kyoto.
Das Projekt „Asiatische Bildungsmobilität“ ist ein Geschwister-Projekt von „Bright Futures“
An diesem Projekt beteiligt sind:
University of Essex, England
Universität Bielefeld, Deutschland
University of Edinburgh, Schottland
Universidad Nacional de Educación a Distancia, Spain
Tsinghua University, China
An der Universität Bielefeld wird das Projekt von Prof. Thomas Faist, PhD geleitet. Derzeitige Projektmitarbeiter*innen sind Isabell Diekmann und Takuma Fujii. Ehemalige Mitglieder sind Dr.‘in Başak Bilecen, Dr. Andrés Cardona, Dr.‘in Mengyao Zhao sowie Janina Jaeckel.
Veröffentlichungen:
Bilecen, B., Diekmann, I., Faist, T. and Fujii, T. (in Arbeit): Future Mobility Plans of Chinese International Students in Germany: Micro- and Meso-Level Explanations.
Fujii. T. (in Arbeit): Transnational art fields: Educational decisions of international art students.
Fujii. T. (2020): Integration in die transnationalen Kunstwelten: Japanische Studierende der schönen Künste. S. 353–375. In: Faist, T. (Hrsg.), Soziologie der Migration. Eine systematische Einführung. Berlin/Bosten: De Gruyter.
Fujii, T. (2020): Integration of aspiring artists: Japanese music students in Germany. Asian and Pacific Migration Journal, Vol. 29, 3: 358–380.
Aksakal, M., Bilecen, B. and Schmidt, K. (2019): Qualitative sampling in research on international student mobility: insights from the field in Germany. Globalisation, Societies and Education. Vol. 17, 5: 610–621.
Bright Futures - China: Eine vergleichende Studie interner und internationaler Migration chinesischer Studierender beschäftigt sich in internationaler Zusammenarbeit mit der Mobilität chinesischer Studierender zwischen China auf der einen Seite und Großbritannien und Deutschland auf der anderen. Weitere Informationen werden bald vorliegen.
Projektpartner:
GB: Prof. Yasemin Soysal, University of Essex
Volksrepublik China: University of Tsinhua
BRD: Prof. Thomas Faist, Universität Bielefeld
Förderung: Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), National Natural Science Foundation of China (NSFC), Economic and Social Research Council (ESRC)
Für weitere Informationen lesen Sie bitte hier (deutsch) oder hier (englisch) weiter, sowie unseren Flyer
Das Projekt wird vom EU Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 für den Zeitraum März 2015 bis Februar 2018 gefördert. Detaillierte Informationen auf Englisch finden Sie auf der internationalen YMOBILITY Projektseite.
YMOBILITY entwickelt ein Forschungsprogramm um folgende Fragen zu adressieren:
Wir konzentrieren uns auf primäre qualitative und quantitative Datensätze, verwenden aber auch Sekundärdaten aus der gesamten Europäischen Union.
Die Studie konzentriert sich auf 9 Länder, die unterschiedliche Kontexte von Jugendmigration repräsentieren: Rumänien, die Slowakei und Lettland als Quellen für Emigration und Rückkehrmigration; das Vereinigte Königreich und Schweden als Zielregionen; Deutschland, Italien, Irland und Spanien als Zielregionen und Herkunftsländer. Die Politikfeldanalyse wird ergänzt durch Interviews mit relevanten Akteuren wie zum Beispiel MigrantInnenvereinen und politischen Entscheidungsträgern.
An der Universität Bielefeld wird das Projekt von Prof. Thomas Faist, PhD geleitet. Projektmitarbeiter sind Herr Dr. Mustafa Aksakal und Frau Dr. Kerstin Schmidt.
Die Analyse der langzeitigen Entwicklung von sozialen Ungleichheiten zwischen MigrantInnen und aufnehmenden Gesellschaften, als auch zwischen und innerhalb von MigrantInnengruppenen ist eine drängende Aufgabe. Die meisten der existierenden Studien über Migration und Ungleichheit weisen zwei grundlegende Beschränkungen auf.Erstens, sie decken nur relativ kurze Zeiträume ab, und zweitens, nehmen sie MigrantInnen als unabhängige Variable wahr, die Ungleichheit entweder im Herkunftsland oder auf dem Arbeitsmarkt des Aufnahmelandes beeinflussen. Jedoch gibt es einen Mangel and vergleichender Forschung hinsichtlich sozialer Ungleichheiten zwischen verschiedenen Einwanderungsländer und unter MigrantInnen selbst. Derher beziehen sich die zu beantwortenden Fragen auf die Verläufe von Ungleichheiten über längere Zeiträume zwischen ImmigrantInnen und Einheimischen, zwischen und innerhalb von MigrantInnengruppen, und zwischen den Empfängerländern. Diese Explorationsvorhaben möchte die Grundlagen schaffen, um sich diesen Fragen zu nähern. Dazu werden vergleichende Datensätze erstellt und erste Vergleiche zwischen den historischen Mustern, Dynamiken und Determinanten des Migration-Ungleichheit Nexus in Deutschland und den USA angestellt.
Projektleiter: Thomas Faist (Universität Bielefeld, Deutschland) und Luis E. Guarnizo (University of California Davis, USA)
Beteiligte WissenschaftlerInnen: Carlos Becerra (University of California Davis, USA) und Joanna J. Sienkiewicz (Universität Bielefeld, Deutschland)
Das Projekt ‘Beyond Humanitarianism - Addressing the issues relating to Syrian refugees in Turkey’ ist eine kurzzeitige Zusammenarbeit zwischen dem Centre on Migration, Citizenship and Development (COMCAD) an der Universität Bielefeld und Oxfam in der Turkei. Das Projekt befasst sich mit den Herausforderungen vor denen die Türkei als ein Transit- und Aufnahmeland von syrischen Flüchtlingen steht.
Das Ziel des Projektes ist es, (1) die Bedingungen zu erforschen, unter denen eine adäquate Partizipation von syrischen Flüchtlingen in Bereichen gesichert werden kann, die unabdingbar sind für das Überleben und Lebenschancen, wie etwa Teilnahme auf dem Arbeitsmarkt, Bildung und Unterbringung, und (2) geeignete Politikansätze vorzuschlagen, mit denen die menschliche Sicherheit der syrischen Flüchtlinge über die unmittelbare Kathastrophenhilfe hinaus erzielt werden kann.
Die drängende Frage, mit der sich das Projekt befasst, bezieht sich auf die langfristige Präsenz der syrischen Flüchtlinge in der Türkei: Welche Form der Zusammenarbeit zwischen lokalen, nationalen, trans- and internationalen Akteuren ist notwendig, um die menschliche Sicherheit und die grundlegenden Lebenschancen von Menschen zu sichern, die erzwungene Migration erfahren haben und hier als FlüchtlingsmigrantInnen bezeichnet werden? Was sind „best practices“ in der öffentlichen Politik, die sicherstellen können, dass diese FlüchtlingsmigrantInnen ein Minimum an Lebenschancen auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungssystem und bei der Unterbringung haben können?
Die Verschränkungen von nationalen und internationalen Sicherheitsinteressen und den Menschenrechten von MigrantInnen, wie sie im gegenwärtigen Management von Migrationsbewegungen in die Türkei sichtbar werden, bilden den Kontext dieser Studie. Die zentrale Frage ist, wie können wir über einen rein humanitären Ansatz von Katastrophenhilfe hinausgehen und die langfristigen Anliegen der syrischen Flüchtlingen in den Nachbarstaaten, insbesondere der Türkei, adressieren?
COMCAD an der Universität Bielefeld, in Zusammenarbeit mit Oxfam in der Turkei, wird einen Literaturüberblick über die aktuelle Situation der syrischen Flüchtlinge in der Türkei und die Reaktionen der türkischen Politik in vergleichender Weise vornehmen und wird versuchen, Vorschläge für die Politikgestaltung zu identifizieren, die die Handhabung der Flüchtlinge unterstützen können. Zukünftige Forschungsmöglichkeiten, die sachkündiges politisches Handeln unterstützen könnten, bilden einen Teil der Literaturübersicht.
Laufzeit: 15. Februar 2016 – Dezember 2017
KoordinatorInnen: Prof. Thomas Faist, Universität Bielefeld (Projektleiter); Meryem Aslan (Oxfam Turkey)
ForscherInnen-Team: Prof. Thomas Faist, Dr. Inka Stock, Johanna Paul und Victoria Volmer, Universität Bielefeld
Die Studie 'Die Bedeutung des Ehrenamts für die Integration von Geflüchteten in Deutschland: von der Kleiderkammer zur Patenschaft' wurde von Februar 2016 bis Februar 2018 in Bielefeld durchgeführt und fakultätsintern in zwei unterschiedlichen Förderungsphasen finanziell unterstützt.
Ziel der Studie war es, Strukturen und Charakteristiken der ehrenamtlichen Arbeit im Bereich der Geflüchtetenhilfe, ihre Auswirkungen auf die Flüchtlingspolitik und die Eingliederung von Geflüchteten in die Gesellschaft zu untersuchen. Dazu wurde eine fokussierte ethnographische Forschung in Bielefeld durchgeführt, die hauptsächlich auf Beobachtungen, Dokumentenanalysen und Interviewdaten aufbaut.
Vor dem Hintergrund der seit 2015 angestiegenen Zahl geflüchteter Menschen in Deutschland engagieren sich viele Menschen in der deutschen Zivilbevölkerung verstärkt in der ehrenamtlichen Geflüchtetenhilfe. Sowohl Kirchen und Vereine als auch kommunale Einrichtungen mobilisieren ehrenamtliche Helfer*innen, um die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten besser zu bewerkstelligen. Dabei können Nicht-Regierungs-Organisationen (NROs) und ehrenamtliches Engagement nicht nur eine entscheidende Rolle als Dienstleister in der kommunalen Flüchtlingsarbeit spielen, sondern auch aktiv in Prozessen der kommunalen Migrationspolitik involviert sein.
Ein Schwerpunkt der Studie wurde auf die Untersuchung von Strategien gelegt, die ehrenamtliche Helfer*innen und Nicht-Regierungsorganisationen anwenden, um mit dem möglichen Widerspruch zwischen humanitären Dienstleistungen und politischer Einflussnahme umzugehen. Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang die vielerorts immer relevanteren Projekte der Geflüchteten-Patenschaften, die NROs, informelle Hilfsstrukturen und kirchliche Träger mit Geflüchteten seit 2016 ins Leben riefen.
Im Rahmen dieser Studie wurden insbesondere folgende Forschungsfragen untersucht:
Ziel des ersten Teils der Studie war es insbesondere, die Strukturen der ehrenamtlichen Geflüchtetenhilfe in Bielefeld zu beschreiben. Dazu wurden eine umfassende Literaturrecherche, acht Interviews mit Koordinator*innen unterschiedlicher Einrichtungen der Geflüchtetenhilfe in Bielefeld, 10 Interviews mit ehrenamtlichen Helfer*innen und ein Mapping der Institutionen der Geflüchteten-und Migrationsarbeit in Bielefeld durchgeführt.
Der zweite Teil der Studie befasste sich vor allem mit der Untersuchung bestehender Patenschaftsprojekte. Insgesamt wurden die Teilnehmer*innen von sechs Patenschaften, jeweils sechs geflüchtete Personen und sechs Patinnen, interviewt. Durch die Interviewdaten konnten die genauen Charakteristiken der Patenschaften, sowie die Erwartungen, die von Patinnen und Geflüchteten an die Patenschaften gerichtet wurden, erfragt werden. Des Weiteren wurden die Motivationen der Ehrenamtlichen und der Geflüchteten beleuchtet, die sich für eine Patenschaft entschieden hatten.
Die Studie zeigt, dass die Mehrzahl der ehrenamtlichen Helfer*innen Frauen sind. Das zivilgesellschaftliche Engagement spielt eine wichtige Rolle für die erfolgreiche kommunale Geflüchtetenarbeit in Bielefeld. Ehrenamtliche Helfer*innen sind nicht nur unverzichtbar für die reibungslose Arbeit der humanitären Hilfe und der Erfüllung der Grundbedürfnisse der Geflüchteten (Wohnraum, Kleidung, Gesundheitliche Versorgung etc.), sondern auch ein zentraler Bestandteil der längerfristigen Integrationsarbeit zur sozialen Teilhabe. Gleichzeitig zeigt sich, dass sich nicht-staatliche und kirchliche Organisationen vermehrt von kurzfristigen humanitären Hilfestellungen hin zu längerfristigen Patenschaften mit Geflüchteten zu bewegen versuchen und mit ihren Aktivitäten auch Einfluß auf kommunale Migrationspolitik haben. Ehrenamtliche für längerfristige Aufgaben zu motivieren und bspw. für Patenschaften zu gewinnen, erweist sich dabei als Herausforderung. Des Weiteren stellt sich heraus, dass Patenschaften das Potenzial besitzen sowohl ehrenamtliche Helfer*innen als auch Geflüchtete für die Auswirkungen der Flüchtlingspolitik bzgl. der Rechte Asylsuchender zu sensibilisieren und alternative Handlungspraktiken entstehen zu lassen. Sie können allerdings gleichzeitig auch asymmetrische Machtverhältnisse zwischen ehrenamtlichen Helfer*innen und Geflüchteten verstärken.
Die Ergebnisse des Projektes wurden sowohl 2017 auf der Jahreskonferenz der Europäischen Gesellschaft für Soziologie (ESA) in Athen vorgestellt, als auch während des Weltkongresses für Soziologie (ISA) im Juli 2018 in Toronto bei einer Informationsveranstaltung über Perspektiven der deutschen Migrations-und Geflüchtetenforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Projektlaufzeit: Februar 2016 - Februar 2018
Koordination: Dr. Inka Stock
Team: Anna-Lena Friebe, Beatrix Kroschewski
Publikationen:
Das Projekt wird im 7. Rahmenprogramm der Europäischen Union gefördert und von Februar 2014 bis Januar 2017 durchgeführt.
EURA-NET führt theoretische Analysen und empirische Studien im euro-asiatischen transnationalen Raum durch, um die spezifischen Eigenschaften temporärer Migration und damit verbundene Auswirkungen auf die Politik besser zu verstehen. Drei grundlegende Forschungsfragen sollen dabei beantwortet werden:
Im Forschungsprojekt EURA-NET werden vergleichende empirische sowie theoretisch-analytische Ergebnisse über Transformationsprozesse und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung temporärer transnationaler Migration in Industrie-, Schwellen-und Entwicklungsländern herausgearbeitet, und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Die untersuchten Länder repräsentieren Herkunfts- und Zielregionen sowie Transitländer.
An der Universität Bielefeld wird das Projekt von Prof. Thomas Faist, PhD geleitet. Projektmitarbeiter sind Herr Dr. Mustafa Aksakal und Frau Dr. Kerstin Schmidt.
Herr Dr. Stefan Rother, Universität Freiburg
Frau Marianne Haase, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Frau Eleanor Koch (Ökumenische Philippinenkonferenz)
Die Studie „Indian high-skilled Migrants and International Students in Germany – Migration Behaviours, Intentions and Development Potential” wurde von März bis August 2016 im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Situation hochqualifizierter Arbeitnehmer und Studierender aus Indien in Deutschland genauer zu beleuchten. Dieses Thema erscheint im Hinblick auf zwei Entwicklungen von besonderer Bedeutung. Zum einen hat die Anzahl internationaler Studierender, insbesondere auch aus Indien, in den letzten Jahren stetig zugenommen. Jedoch stellt der Übergang zwischen Studium und Arbeitsmarkt für internationale Studierende häufig eine große Hürde dar. Zum anderen basiert die deutsche Gesetzgebung auf einer zunehmend offeneren aber auch selektiveren Migrationspolitik. Ein Beispiel ist die Umsetzung der Blaue Karte EU, die vereinfachte Bedingungen für die Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitnehmern aus Drittstaaten bietet. Wenig ist jedoch bisher über deren Zufriedenheit auf beruflicher und persönlicher Ebene und die daraus resultierende Motivation für einen längeren oder verkürzten Aufenthalt in Deutschland bekannt.
Vor diesem Hintergrund befasste sich die Studie insbesondere mit der Beantwortung der folgenden Forschungsfragen:
• Was sind die ausschlaggebenden Kriterien für die Wahl Deutschlands zum Arbeiten oder Studieren für hochqualifizierte Arbeitnehmer bzw. internationale Studierende aus Indien?
• Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung längerfristig in Deutschland zu bleiben, nach Indien zurück zu kehren oder in ein anderes Land zu ziehen?
• Welche Potenziale bietet der Aufenthalt in Deutschland für die persönliche Entwicklung?
• Inwiefern steht der Aufenthalt von indischen Studierenden und Hochqualifizierten im Zusammenhang mit positiver bzw. negativer Entwicklung in Deutschland und Indien?
Die Studie ist in zwei Teilbereiche gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem statistischen, migrationspolitischen und theoretischen Hintergrund. Insbesondere gibt er einen Überblick über die Entwicklung der deutschen Migrationspolitik in den vergangenen Jahren und den damit zusammenhängenden Entwicklungen indischer Migration nach Deutschland, welches auch eine Analyse der aktuellen Situation beinhaltet. Daneben wird ein vergleichender Blick auf die gegenwärtige Migrationspolitik und auf empirische Entwicklungen bezüglich der Einwanderung von Hochqualifizierten und internationalen Studierenden in zwei weiteren wichtigen Zielländern, Großbritannien und den USA, geworfen. Vor diesem Hintergrund werden der Forschungsstand in Deutschland zu Hochqualifizierten und Studierenden aus Indien dargestellt und existierende Lücken aufgezeigt.
Der zweite Teil der Studie besteht aus einer empirischen Untersuchung, die qualitative Interviews mit hochqualifizierten Arbeitnehmern und Studierenden aus Indien, Arbeitgebern, sowie Experten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft umfasst. Indische Fachkräfte und Studierende wurden nach ihren persönlichen Beweggründen, nach Deutschland zu kommen, ihren Erfahrungen im Land und ihren zukünftigen Aspirationen befragt. Durch Interviews mit deutschen Arbeitgebern wurden Erkenntnisse über die Vor- und Nachteile der gegenwärtigen rechtlichen Steuerung der Fachkräftemigration, institutionelle Praktiken, sowie die Anpassung von indischen Fachkräften an deutsche Unternehmenskulturen gewonnen. Anhand von Interviews mit Experten wurden unterschiedliche Einschätzungen zur gegenwärtigen Fachkräfteanwerbung, auch im Vergleich mit anderen Ländern, berücksichtigt.
Die empirischen Ergebnisse wurden sowohl innerhalb als auch zwischen den einzelnen Akteurskategorien vergleichend analysiert. Dadurch wurden konvergierende und divergierende Aspekte herausgearbeitet, um komplexe und widersprüchliche Perspektiven adäquat zu erfassen. Die daraus hervorgehenden Chancen und Herausforderungen bezüglich der nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt und in andere Bereiche der Gesellschaft wurden in Form von Handlungsempfehlungen für die Politik sowie für Arbeitgeber und Universitäten formuliert.
Der auf der Studie basierende Bericht wird in Kürze erscheinen.
Projektlaufzeit: März - August 2016
Koordination: Prof. Thomas Faist, PhD
Team: Dr. Mustafa Aksakal, Dr. Kerstin Schmidt
Laufzeit: Januar 2014 – Dezember 2016
Budget: ca. 2.4 Millionen Euro
Projektbearbeitung UniBi: Jeanette Schade and Kerstin Schmidt
Principal Investigator: Prof. Thomas Faist
Projekt Flyer: EN, ES, FR
Ziel des Projektes ist, das globale Wissen über die Beziehung zwischen Migration und Umweltveränderung, inklusive Klimawandel, zu erweitern. Darüber hinaus beabsichtigt das Projekt, forschungsbasierte Politikempfehlungen zu formulieren, wie Migration zur Anpassung an Umweltveränderungen und Klimawandel beitragen kann. Es basiert auf Feldforschungen in sechs Ländern: Dominikanische Republik, Haiti, Kenia, Mauritius, Papua-Neuguinea und Vietnam. Die Universität Bielefeld betreut die Studie zu Kenia.
Verbesserung der Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit von Regierungen in Bezug auf umweltbedingte Migration
Beratung für verbesserte Politikkohärenz und nationale wie regionale Kooperation
Europäische Union, Thematic Programme on Migration and Asylum (TPMA), mit 1,9 Millionen EUR
Projekt-Nr.: 250064
Laufzeit: 04/2014 - 03/2016
Projektbearbeitung UniBi: Jeanette Schade
Nicht nur der Klimawandel, sondern auch klimapolitische Maßnahmen, d.h. Emissionsminderungs- und Adaptionsmaßnahmen, können negative Auswirkungen auf Menschenrechte haben wie beispielsweise auf das Recht auf Nahrung, Wasser oder Wohnen sowie auf politische Partizipation und Nicht-Diskriminierung. Sie können sogar zu Migration und Vertreibung führen, zum Beispiel wenn Menschen zur Anpassung an den Klimawandel vorbeugend umgesiedelt werden, oder wenn sie aufgrund größerer Anpassungs- und Emissionsminderungsprojekte von ihrem Land vertrieben bzw. zwangsumgesiedelt werden. Die durch klimapolitische Maßnahmen verursachten Umweltschäden können außerdem zu Abwanderung, Verarmung und Marginalisierung im weiteren Projektumfeld führen.
Dennoch werden menschenrechtliche Überlegungen bei der Entwicklung von Klimapolitiken oft nicht systematisch berücksichtigt. Zudem haben Klimapolitiken in Entwicklungsländern oft eine internationale Dimension, da sie oft von Industrieländern unterstützt werden. Auch inländische Politiken von Industrieländern wie die Förderung von Agro-Kraftstoffen können durch Effekte in den Lieferketten negative Auswirkungen in anderen Ländern haben. Das Ziel von ClimAccount ist es, die komplexe Beziehung zwischen klimapolitischen Maßnahmen, Menschenrechten und Migration zu erforschen und die menschenrechtliche Verantwortung (extraterritoriale Menschenrechtsverpflichtungen - ETOs) von negativen Folgen klimapolitischer Maßnahmen der EU und von Österreich zu analysieren.
Das zentrale Element der Studie stellen drei Fallstudien in Ländern dar, in denen die EU und Österreich klimapolitische Maßnahmen umsetzen. Mittels Feldforschung sollen menschenrechtliche Auswirkungen von Klimapolitiken der EU und von Österreich untersucht werden. Der Fokus liegt dabei auf dadurch ausgelöste Vertreibungen und anderen Wanderungsbewegungen. Auf dieser Grundlage werden die ETOs von Österreich und der EU in diesen Fällen untersucht und politische Empfehlungen für politische Akteure entwickelt, wie menschenrechtliche Betrachtungen adäquat in Klimapolitiken integriert werden können, um negative Auswirkungen auf Menschenrechte zu vermeiden.
Das Projekt besteht aus den folgenden Arbeitspaketen (WP):
Gefördert durch:
Projektpartner:
Laufzeit: 2011-2015
COST Action IS1101 zu Klimawandel und Migration: Wissen, Recht, Politik und Theorie beabsichtigt ein Forschungsnetzwerk und breites fundiertes Wissen zum Thema Klimawandel und Migration aufzubauen. An der Action sind Wissenschaftler aus vielfältigen Disziplinen wie Geographie, Politikwissenschaften, Migrationsforschung, Umweltgeschichte und Rechtswissenschaften beteiligt. Gegenwärtig sind 20 Europäische Länder im Verwaltungsrat der Action repräsentiert. Diese stellt Mittel für Workshops, Short-Term Scientific Missions zum Wissensaustausch und Training Schools zur Verfügung. COST Action IS1101 wird unter dem Individuals, Societies, Cultures and Health (ISCH) Rahmen des Programms der Europäischen Union zur Förderung der European Cooperation in Science and Technology (COST) finanziert.
Jeanette Schade der Universität Bielefeld ist amtierende stellvertretende Vorsitzende der Action.
Für weitere Informationen über die Aktivitäten der Action, inklusive Mitgliedslisten und Workshopberichte besuchen Sie bitte die Website der Durham University, die der Action vorsitzt und sie verwaltet: Website
COST Action IS1101 Climate Change and Migration - Bielefeld Workshop
Social inequality and social justice in environmentally-induced relocation
Ort und Datum: 20-21 November, 2014 – University of Bielefeld, Germany
Organisation: Jeanette Schade / Kerstin Schmidt-Verkerk / Thomas Faist
DEADLINE: 20. September 2014
Call for papers:
Workshop outputs:
Schade, J., Ch. McDowell, E. Ferris, K. Schmidt, G. Bettini, C. Felgentreff, F. Gemenne, A. Patel, J. Rovins, R. Stojanov, Z. Sultana and A. Wright (2015) Climate change and climate policy induced relocation: A challenge for social justice. Recommendations of the Bielefeld Consultation 2014; Migration, Environment and Climate Change: Policy Brief Series, Issue 10. Vol. 1, December 2015 Download
Schade, J. (2016) Land matters: The role of land policies and laws for environmental migration in Kenya; Migration, Environment and Climate Change: Policy Brief Series, Issue 1, Vol. 2, January 2016 Download
Laufzeit: 2010-2014
Die European Science Foundation (ESF), die Universität Bielefeld und ihr Zentrum für Interdisziplinäre Forschung (ZiF) haben 2009 ein Partnerschaftsabkommen über eine Serie von Forschungskonferenzen im Rahmen des ESF Research Conferences Scheme geschlossen. Die Konferenzreihe unter dem Namen ‚ESF-ZiF-Bielefeld Conferences’ findet auf höchstem wissenschaftlichem Niveau statt und bringt SozialwissenschaftlerInnen und NachwuchsforscherInnen aus Europa und der ganzen Welt zusammen. Im Mittelpunkt steht thematisch der Nexus zwischen Umweltveränderung, Klimawandel und Migration. Bedauerlicher Weise hat die ESF 2013 ihr gesamtes Konferenzprogramm eingestellt, bevor die letzte Veranstaltung der Konferenzreihe durchgeführt werden konnte.
Konferenz 2010: Environmental Change and Migration: From Vulnerabilities to Capabilities, 5-9 Dezember 2010
Ko-sponsoren: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Deutscher Akademischer Austauschdienst
Publikationen
Thomas Faist/Jeanette Schade (eds.): Disentangling Migration and Climate Change: Toward an Analysis of Methodologies, Political Discourses and Human Rights. Dordrecht: Springer (2013)
Konferenz 2012: Tracing Social Inequalities in Environmentally-Induced Migration, 9-12 Dezember 2012
Ko-sponsoren: Gérer les déplacements des populations dues aux phénomènes climatiques extrêmes (GICC-EXCLIM), COST Action IS1101 und Sonderforschungsbereich 882
Publikationen
Robert McLeman/Jeanette Schade/Thomas Faist (eds.): Environmental Migration and Social Inequality. New York: Springer (2016)
5 May 2021
Vidigal, Inês (2021) The transnationalized social question: interview with Thomas Faist, Observatório da Emigração, January 14th 2021. http://observatorioemigracao.pt/np4EN/7910.html
22. April 2020
Cleovi Mosuela (Uni Bielefeld)
On 20th March theHessische Krankenhausgesellschaft (Hesse Hospital Association, Germany), announced aRekrutierungsflugor a“recruitment flight” for intensive care personnel will take place[1].It translates to a “special permit”that can fly in 75Philippine-trained nurses to care for COVID-19 patients in Hesse. Despite the Luzon[2]-wide enhanced community quarantine in the Philippines and German border closure, in fact, a European-wide restriction to travel to its territory, a fast-paced migration was authorized by German Foreign Minister Heiko Maas.
The recruitment should not come as a surprisesince Germany has turned to the Philippines to meet its nursing shortage mainly through a bilateral agreement called ‘triple win,’ which was enacted in 2013. From the perspective of the Philippine state, signing an agreement with Germany signals a penetration of a new market for the nursing skills whose emigration the state has been facilitating. Through bilateral agreements or authorizing private recruitment agencies, the Philippines has been exporting care work for half a century now to different parts of the developed world.
The opening up of the German nursing labor market is drawn up in accordance with the World Health Organization Global Code of Practice on the International Recruitment of Health Personnel. The Code was set upon 21 May 2010as a response to current practices of middle- and high-income countries of poaching health care professionals from lower-income countries with already weak health systems. The aim is to manage migration through ethical recruitment. Recruitment from a country with a critical shortage of health personnel should be avoided to protect the health systems in the poorest parts of the world. And to make sure that nurses will have decent work in the host country.
The WHO Code is supposed to guide developed countries to consider the health-related needs of developing countries. Not that the recruitment would cause detrimental effects on the health systems where nurses come from. The Code makes claims on resource-rich countriesnot to look upon the developing world as an infinite source of disposed labor to fill their shortage.
The importance of this global instrument is particularly irrefutable. Especially now. But it seems to have been disregarded in the Rekrutierungsflug.
It has provoked a fierce reaction among Filipino government officials. One current Member of the House of Representatives (18th Congress; Hon. Rufus B. Rodriguez of Cagayan de Oro City) urged the Philippine Department of Labor to stop the deployment of Filipino nurses abroad during the current public health emergency[3]. “We need those nurses bound for Germany and other jobs overseas to augment our dwindling public health workforce… Hundreds of doctors, nurses and other hospital staff have already been sidelined by Covid-19 as they are on quarantine due to exposure to the virus,” Rep. Rodriguez said.
At the time the planned recruitment flight was announced, coronavirus cases in the Philippines rose to 230, with 18 deaths[4].
The recruitment of nurses from a developing country, from a country also battling the crisis, seems to be depriving already under-resourced hospitals of front-line responders. In fact, the Philippine Department of Health has been scrambling forvolunteer doctors and nurses to fill its own shortage and support the country’s healthcare system.
Despite the current global political rhetoric of solidarity to combat coronavirus, the planned recruitment flight appears hence all but inspired by a rather national-centric view. Will the German public really applaud this sense of security or protection of imported care at the expense of others in a far-away, relatively grievable place? The ethics inspired by taking into consideration how health systems in poorer parts of the world would fare due to the emigration of personnel seems to have been suspended in the pandemic response.
[1] “Philippinische Pflegekräfte sollen nach Deutschland kommen", Süddeutsche Zeitung, 20 March 2020, 15:46, https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/gesundheit-eschborn-philippinische-pflegekraefte-sollen-nach-deutschland-kommen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200320-99-411409
[2] The largest island in the Philippines and where Metro Manila is located.
[3] Rufus B. Rodriguez, “Press Statement: Stop Sending Nurses Abroad at this Time, Bello Urged,” Facebook, 30 March 2020, https://www.facebook.com/RufusBRodriguez/posts/1579613962201198?__tn__=K-R The press statement was released on the representative’s Facebook page (and not on the official website of his office).
[4] Mara Cepeda, “PH coronavirus cases rise to 230; fatalities now at 18,”Rappler, 20 March 2020, 16:53, https://www.rappler.com/nation/255275-coronavirus-philippines-cases-march-20-2020
26. August 2019
Thomas Faist (Bielefeld)
On a global scale, distress and social instability today are reminiscent of the living conditions that prevailed through a large part of the nineteenth century in Europe. At that time the social question was the central subject of volatile political conflicts between the ruling classes and working-class movements. From the late nineteenth century onward, the social question was nationalized in the welfare states of the global North which sought a class compromise via redistribution of goods, whereas social protection beyond the national welfare state is found mostly in soft law in the form of social standards. We now may be on the verge of a new social conflict, again on a transnational scale, but characterized more than ever by manifold boundaries?such as those between capital and labour, North and South, developed and underdeveloped or developing countries, or those in favour of increased globalization against those advocating national solutions.
The contemporary social question is located at the interstices between the global South and the global North and also revolves around cultural heterogeneities. A proliferation of political groupings and NGOs rally across national borders in support of various campaigns such as environmental concerns, human rights, and women?s issues, Christian, Hindu, or Islamic fundamentalism, migration, and food sovereignty, but also resistance to growing cultural diversity and increasing mobility of goods, services, and persons across the borders of national states. The nexus of South?North migration and cultural conflicts is no coincidence, as cross-border migration from South to North not only raises economic issues such as productivity and labour market segmentation but also has been part of the constitution of cultural conflicts around ?us? vs. ?them?. Migration thus has been one of the central fields in which the solution of the old social question in the frame of the national welfare state has been called into question, hence the term ?transnationalized social question?. One of the core questions for the social sciences therefore is: how is cross-border migration constituted as the social question of our times? One of the sub-questions reads: how are class and cultural conflicts constituted in the processes of post-migration in immigration and emigration states?
The politics of social inequalities in immigration states: politics around migration and inequalities runs along two major lines, economic divisions and cultural ones (Figure 1). With respect to economic divisions, they lie between market liberalization in the competition state and the de-commodification of labour as part of the welfare paradox: economic openness toward capital transfer is in tension with political closure toward migrants. It is the dichotomy of the competition state vs. the welfare state. In the cultural realm, the contention occurs over the rights revolution vs. the myth of national-cultural homogeneity. It finds expression in the liberal paradox, the extension of human rights to migrants who reside in welfare states against the efforts to control borders and cultural boundaries. It is the juxtaposition of the rule of law vs. culturalization and securitization. Above all threat perceptions often lead to a culturalization of migrants (e.g. viewing lower-class labour migrants as unfit for liberal and democratic attitudes), and to an overall securitization of migration (e.g. seeing migrants as prone to commit violent crimes). It is a juxtaposition of the multicultural state and the rule of law on the one hand and the democratic-national state on the other hand. Economic divisions along class lines structure the politicization of cultural heterogeneities.
The welfare paradox (market liberalization and the welfare state) and the liberal paradox (securitization and the rights revolution) have formed patterns that constitute the main pillars of the dynamics of the politics of (in)equalities and integration. In sum, market liberalization serves as a basis for class distinctions among migrants, or at least reinforces them, while securitization culturalizes them. Over the past few decades, the grounds for the legitimization of inequalities have shifted. Ascriptive traits have been complemented by the alleged cultural dispositions of immigrants and the conviction that immigrants as individuals are responsible for their own fate. Such categorizations start by distinguishing legitimate refugees from non-legitimate forced migrants. Another important trope is the alleged illiberal predispositions of migrants and their inadaptability to modernity. Bringing together market liberalization and culturalized securitization, the current results could be read as Max Weber?s Protestant Ethic reloaded: politics and policies seem to reward specific types of migrants, exclude the low- and non-performers in the market and the traditionalists, and reward those who perform well and espouse liberal attitudes. In brief, it is a process of categorizing migrants into useful or dispensable.
These processes have not simply led to a displacement of class by status politics. After all, class politics is also built along cultural boundaries, such as working-class culture, or bourgeois culture. Nonetheless, the heterogeneities that are politicized in the contemporary period have somewhat shifted: cultural heterogeneities now stand at the forefront of debate and contention. What can be observed is a trend toward both a de-politicized and a politicized development of heterogeneities in European public spheres. As to trends toward de-politicization, multicultural group rights, in particular, have been contentious and criticized as divisive. Over time, multicultural language has been replaced by a semantic of diversity or even super-diversity in market-liberal thinking and a semantic of threat in nationalist-populist rhetoric. Given this background, it is possible that market liberalization has also contributed to the decline of a rights-based approach and the rise of a resource-based approach. With specific regard to culture, we have seen a shift in policies from group rights to individual resources which can be tapped by enterprises. Diversity, at least in the private sector, mobilizes the private resources of minority individuals and looks for their most efficient allocation for profit- and rent-seeking. It is somewhat different in the public sector, especially in the realm of policing but also in the education and health sectors, in which service-providers seek more efficient ways of serving the public. In general, what we find is a seminal shift from a rights-based to a resource-based approach in dealing with cultural difference. Incidentally, this can be observed in the transnational realm as well. For example, the World Bank has for years propagated a resource-based approach to link migration to development in casting migrants as development agents of their countries of origin through financial remittances.
While a partial de-politicization of cultural heterogeneities through diversity management may help to achieve partial equalities in organizations, multicultural policies are inextricably linked to national projects. After all, such policies are meant to foster national integration and the social integration of immigrants as minorities into national life. From all we know, migration, migrants, and these policies are therefore likely to remain the chief target of securitizing and xenophobic efforts. While the rhetorical criticism of multiculturalism is ever mounting, existing multicultural policies are not reversed to the same extent. Quite to the contrary: the political struggle is ongoing.
24. April 2018
Johanna Paul (Bielefeld)
You can read a recent post by PhD researcher Johanna Paul on the blog of the UK-based project "Remember Me. The Changing Face of Memorialisation" at: Link
4. August 2017
Thomas Faist (Bielefeld)
Im vergangenen Jahr sprach der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, von 200 Millionen Klimaflüchtlingen; andere Schätzungen gehen von 25 Millionen bis zu einer Milliarde Menschen aus, die im Gefolge von anthropogenem, also menschenverursachtem, Klimawandel bis zum Jahre 2030 migrieren werden. Woher kommen solche Zahlen? In der Regel stecken einfache und problematische Annahmen wie ein direktes Durchschlagen des Anstiegs der globalen Erwärmung auf Migration dahinter. Grundannahme ist, dass Menschen ganz direkt auf solche Veränderungen mit Abwanderung reagieren. In dieser irrigen Denkweise führen das Abschmelzen von Gletschern, das Tauen der Permafrostböden um den Polarkreis, veränderte Wassertemperaturen mit wechselnden Wasser- und Luftströmen, veränderte Regen- und Trockenzeiten nicht nur zu einer Erhöhung des Meeresspiegels, einer Zunahme extremer Wetterereignisse und steigender Regenfallvariabilität, sondern ganz ursächlich auch zu Klimamigration bzw. Klimaflüchtlingen.
Es lohnt sich einen Schritt zurückzugehen und zu betrachten, welche Begriffe wir für diese Migrationen verwenden. Schon das Alte Testament schildert im Buch Genesis die Geschichte von Josef und seinen Brüdern Migration bzw. Flucht als eine Reaktion auf Naturkatastrophen, in diesem Falle eine Dürre in Kanaan, die zur Abwanderung nach Ägypten führte. Aber erst seit Kurzem verwenden wir einen Fachbegriff für dieses Phänomen. In einer Publikation für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen definierte El-Hinnawi im Jahre 1985 zum ersten Mal eine Kategorie von Migranten, die er "Umweltflüchtlinge" nannte: "Menschen die aufgrund einer (natürlich und/oder durch Menschen verursachten) Zerstörung der Umwelt, die ihre Existenz oder ihre Lebensqualität nachhaltig gefährdete, ihren angestammten Wohnsitz zeitweilig oder permanent verlassen mussten." Und seit einiger Zeit gibt es auch Versuche, Umweltflüchtlinge, die inzwischen immer häufiger Klimaflüchtlinge genannt werden, als Kategorie zufassen, denen der Flüchtlingsstatus in Anlehnung an die Genfer Flüchtlingskonvention (1951/1967) zuerkannt werden sollte.
Derartige Versuche kommen vor allem aus der Umweltforschung und von Klimaaktivisten. Verständlicherweise soll hier öffentliche Aufmerksamkeit für die vom Klimawandel ausgehende Gefahr erzeugt werden. Allerdings sind aus Sicht der Migrationsforschung solche Versuche etwas voreilig - und das nicht nur, weil Menschen seit jeher aus umweltbedingten Gründen migriert sind. Zwei spezifische Gründe zur Vorsicht gegenüber einer Begriffsinflation seien hier genannt. Erstens sind, außer bei Naturkatastrophen oder Entwicklungsprojekten (z.B. Dammbau), Umweltzerstörung bzw. -veränderung kaum und sehr selten die alleinige Ursache für Migration und Flucht. Häufig gehen damit einher wirtschaftliche Not und militärische Gewalt. Wer möchte denn behaupten, dass die Dürre in Syrien 2008 oder die noch länger zurückliegende Wasserknappheit im Süden des Sudan um Darfur die Hauptursache für die heute dort herrschenden Bürgerkriege sind? Allenfalls kommt umweltzerstörenden Faktoren bisher eine verstärkende Wirkung hinzu. Zweitens wird bislang die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen nicht so sehr durch anthropogenen Klimawandel hervorgerufen, sondern etwa durch Wirtschafts- und Handelspolitiken, u.a. der Europäischen Union (EU). So zerstörte beispielsweise der industrielle Fischfang vor der senegalesischen Küste die Lebensgrundlagen der örtlichen Fischer - und nicht die Erwärmung der Temperatur des Meerwassers.
Eine migrationsforscherliche Sicht stellt auch die gegenwärtige Uminterpretation von Migration als Reaktion auf Klimawandel in Frage. Während noch vor einem Jahrzehnt internationale (und interne) als Konsequenz von Umweltzerstörung, u.a. durch Klimawandel, als Problem für die reichen Staaten des globalen Nordens gesehen wurde, herrscht heute in zivilgesellschaftlichen und Politikerkreisen die Ansicht, Migration sei eine Strategie der Adaption, also der Anpassung an den Klimawandel eine Lösung. Befördert wurde diese optimistische Sichtweise durch einen breiteren Paradigmenwechsel, der durch das Stichwort "Migration und Entwicklung" durch Rücküberweisungen von Migranten gekennzeichnet ist ? zumindest bis zu dem jüngsten, starken Anwachsen der Fluchtbewegungen aus Afrika, Afghanistan und dem Mittleren Osten nach Europa. In dieser Sichtweise sind Migranten die besseren Entwicklungshelfer. Vor allem die Weltbank argumentiert seit den frühen 2000er Jahren, dass die finanziellen Rücküberweisungen der Migranten aus den Immigrationsländern in die Herkunftsländer selbst als Entwicklungsmechanismus im globalen Süden wirken würden. Wie bei einem Mantra erfolgt stetig der Hinweis darauf, dass diese Rücküberweisungen inzwischen höher als die offiziellen Entwicklungshilfe (ODA) sei, in manchen Emigrationsländern Afrikas sogar höher als ausländische Direktinvestitionen. Und in der Tat handelt es sich um beeindruckend hohe Summen. Im Jahre 2014 beliefen sich die Rücküberweisungen weltweit, und zumeist in den globalen Süden, nach den besten vorliegenden Schätzungen auf offiziell ca. 500 Mrd. Noch einmal soviel wird voraussichtlich über inoffizielle Kanäle außerhalb von Banken und Geldinstituten überwiesen. Sicherlich sind derartige Überweisungen, welche die Reziprozität in transnational lebenden Familien widerspiegeln, wichtig für Familien, z.B. um Kosten für medizinische Behandlungen abzudecken oder Schulgeld zu bezahlen. Aber entscheidend ist, dass sie nicht als Motor für gesamtökonomische Entwicklung dienen können. Dafür sind Wirtschaftspolitiken von Regierungen zuständig.
Die Interpretation von Migration als Adaptation und damit als Lösung für das Problem des Klimawandels ist auch deshalb mit Gefahren verbunden, weil auch hier wieder blauäugig darauf verwiesen wird, dass durch Umweltzerstörung produzierte Migranten die zuhause Verbliebenen finanziell buchstäblich über dem Wasser halten könnten. Diese Denkweise verschiebt die Hauptlast der Verantwortung auf die Migranten selbst und entlastet die Regierungen im globalen Süden und im globalen Norden. Familien und Zivilgesellschaft sollen hier also wieder einmal als Ausputzer bzw. Libero im klassischen fußballerischen Sinne fungieren. Stattdessen gilt es, Klimawandel und Migration in den größeren Zusammenhang der Beziehungen zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden zu stellen. Schließlich geht es um die Lösung eines weltweiten Kollektivgutproblems und nicht um die billige Verlagerung von Verantwortung.
Weltweit betrachtet ist die Verwundbarkeit durch Umweltzerstörung, darunter auch Klimawandel, ist vor allem eine Frage der sozialen Ungleichheit. Der wichtigste Erklärungsfaktor für die hohe Klimaverwundbarkeit im globalen Süden ist die Existenz von extraktiven Ökonomien. Es sind diejenigen Länder, die primär als Rohstofflieferanten dienen, welche die höchste Verwundbarkeit aufweisen. Hinzu kommen als verstärkende Faktoren eine schwach ausgeprägte Zivilgesellschaftlichkeit, eine hohe Einkommensungleichheit, geringe Pressefreiheit und schwach ausgeprägte Eigentumsrechte. Die Verantwortung für die Bearbeitung dieser Fragen liegt auch im globalen Süden, während der globale Norden die Frage nach den Folgen der Verursachung des anthropogenen Klimawandels zu bearbeiten hat.
Gemenne, François; Brücker, Pauline; Ionescu, Dina, Hg. 2014: The State of Environmental Migration. Genf: International Organisation for Migration, IOM. Faist, Thomas und Schade, Jeanette, Hg. 2013: Disentangling Migration and Climate Change: Toward an Analysis of Methodologies, Political Discourses and Human Rights. Dordrecht: Springer. McLeman, Robert; Schade, Jeanette; Faist, Thomas, Hg. 2015: Environmental Migration and Social Inequality. Dordrecht: Springer.
13. Mai 2017
Thomas Faist, Bielefeld
In seiner höchst umstrittenen Intervention zur Debatte um Integration von Migranten, die unter dem Stichwort 'Leitkultur' firmiert, erwähnte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) auch die Bedeutung von Religion: "In unserem Land ist Religion Kitt und nicht Keil der Gesellschaft." Angesichts der tatsächlichen Politik der Bundesregierung und mancher Landesregierung im Hinblick auf Islam in Deutschland kann man bei diesem Satz nachdenklich werden. Führt die Islampolitik der Regierung wirklich dazu, dass Religion zur staatsbürgerlichen Gemeinsamkeit beiträgt? Prominente Maßnahmen wie die Islamkonferenz deuten in eine andere Richtung. Sie fördern eher Organisationen, die wie DITIB entweder direkt mit dem türkischen Staat verknüpft sind oder sehr konservative theologische Positionen vertreten.
Die seit 2005 tagende Islamkonferenz ist inzwischen in ihrer dritten Phase angekommen. Zwar gibt es auch noch einen Nationalen Integrationsgipfel. Aber die Islamkonferenz ist seit über einem Jahrzehnt der weithin sichtbare Ort, an dem nicht nur Fragen der religiösen Integration von muslimischen Verbänden, sondern auch alle weiteren Integrationsbereiche verhandelt werden: Schule, Sprache, Kultur und Wirtschaft. Und inzwischen erhalten Verbände wie DITIB staatliche Fördergelder in Millionenhöhe für Maßnahmen wie Sprachkurse.
In Deutschland verlangt die wichtige gesellschaftliche Rolle christlicher Kirchen und der jüdischen Gemeinde auch nach verlässlichen Ansprechpartnern unter muslimischen Religionsgruppen und ihrer Integration in das institutionelle Gefüge. Soweit wirkt das Ziel der seinerzeit von Wolfgang Schäuble (CDU) angestoßenen Islamkonferenz verständlich. Warum sollten muslimische Verbände, die sicherlich nicht die Mehrheit der Muslime in Deutschland repräsentieren, als privilegierte Ansprechpartner der Politik für Integration auch in Feldern wie Sprache und Kultur fungieren?
Sämtliche Bereiche der Integration werden inzwischen vorwiegend aus einer religiösen Brille betrachtet. So gelten inzwischen sämtliche Migranten und Migrantinnen aus der Türkei und dem Mittleren Osten als Muslime. Das ist nicht nur eine grob vereinfachende sondern auch eine falsche Religion-isierung von Migranten und der Diskussion um Integration. Folgerichtig wäre es höchste Zeit, die Islamkonferenz in eine allgemeine Integrationskonferenz zu überführen.
Hier offenbart sich ein grundlegender Widerspruch der gegenwärtigen Integrationspolitik. Einerseits betont sie, wie auch von de Maizière formuliert, die Bedeutung von Religion für den sozialen Zusammenhalt. Andererseits erkennt sie nicht an, dass Religionen - zumindest in denen, die als Mitgliedschaftsverbände organisiert sind - eher ausschließende Identitäten betonen. Mitgliedschaft in Religionsgemeinschaften oder Kirchen ist in dem Sinne polar, dass man entweder Muslim oder Nicht-Muslim bzw. Christ oder Nicht-Christ sein kann.
Es gilt, noch einen Schritt weiterzugehen. Um Integration und Anerkennung von Migranten voranzutreiben, ist es wichtig, eher exklusive Mitgliedschaften in religiösen Organisationen durch einschließende Identitätsangebote zu ergänzen. Nehmen wir das Beispiel Sprache. In diesem Falle ist das Beherrschen einer neuen Sprache additiv - jede neue Sprache kommt hinzu, ohne dass sie notwendigerweise in Konflikt mit einer anderen treten würde. Das Erlernen einer neuen Sprache verdrängt nicht die vorher gelernten alten Sprachen.
Noch ein weiterer Vorteil der stärkeren Fokussierung auf Sprache kommt hinzu. Derzeit verstärken häufig religiöse Differenzierungen zwischen Migranten und Nicht-Migranten gegenseitiges Ressentiment und Täter-Opfer-Rollen. Durch eine kluge Sprachpolitik gerät man nicht so leicht in derartige Fallen. Sicherlich, dazu bedarf es Mut. Anfangen kann man damit, herkunftssprachlichen Unterricht im Hinblick auf lang etablierte Sprachen wie Russisch, Türkisch oder Arabisch abzuschaffen. Es macht wenig Sinn, im Hinblick auf Kinder von Migranten der dritten oder vierten Generation an der Fiktion festzuhalten, dass sie die notwendigen muttersprachlichen Kenntnisse in den Unterricht mitbringen. Stattdessen sollte der Status dieser Sprachen an allgemeinbildenden Schulen aufgewertet werden; und zwar als normale Fremdsprachen ? genauso wie Englisch, Französisch oder Spanisch. Darüber hinaus eröffnet dies auch erweiterte berufliche Möglichkeiten für manche Jugendliche mit Migrationshintergrund. Denn Länder wie Russland, die Türkei und auch die arabische Welt gehören zu wichtigen Wirtschaftspartnern der Bundesrepublik.
Integrationspolitik sollte also nicht einfach durch die einseitige Betonung von Religion als Kitt unserer Gesellschaft voranschreiten, weder durch eine Betonung des 'christlichen Abendlands' als Leitkultur noch durch die Privilegierung von muslimischen Migrantenorganisationen und damit Religion gegenüber Sport, Kunst, Kultur, Wirtschaft und Politik. Im gegenwärtigen national- und weltpolitischen Klima führt dies vor allem zu verstärktem Ressentiment zwischen manchen Migrantengruppen und Einheimischen. Vielmehr ist es höchste Zeit, weitere Potenziale für Integration auszuschöpfen. Sprachen sind durch ihre additive Anlage ein geeigneter Anfang.
2. Mai 2017
Thomas Faist, Bielefeld
Die Diskussion um die Belastung durch Migration hat nun nach den Geflüchteten auch die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund erreicht: Nach einer Äußerung der Bundesbildungsministerin Johanna Wanka ist ein Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund mit über einem Drittel in einer Klasse den Leistungen abträglich. Laut der Evaluationsstudie PISA liegen die Ergebnisse dann unter dem Durchschnitt. Begierig wurde diese anregende Äußerung von Politikern und Bildungsexperten aufgenommen. So führte die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin Julia Klöckner den Begriff 'Obergrenze' nun auch in diesem Zusammenhang ein. Ebenfalls unterstrich der Vorsitzende des deutschen Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger, dass zu hohe Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund deren Integration behindere.
Man kann nun relativ schnell diesen Vorschlag einer Obergrenze als unhaltbar und unsinnig entlarven. In deutschen Großstädten liegen die Anteile der Kinder mit Migrationshintergrund in der Regel bei weit über der Hälfte. Wie sollten unter diesen Bedingungen derartige Quoten eingehalten werden? Auch daran anschließende Ideen wie die bessere Durchmischung von Klassen durch Bustransport von Migrantenkindern in andere Schulen haben bisher in keinem anderen Land der Welt funktioniert. Ein ?bussing? von Kindern mit Migrationshintergrund in weit entfernte Schulen würde unter anderem dazu führen, dass Mittelschichtseltern ihre Kinder aus diesen in wieder andere Schulen transferieren.
Erhellend ist demgegenüber, was in der Diskussion bisher nicht thematisiert wird. Die PISA Studie stellt zwar fest, dass ein Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund mit über einem Drittel in einer Klasse die erbrachten Leistungen schmälert. Zentral ist aber dabei der Hinweis auf die Bedeutung sozialer Herkunft bzw. sozialer Klasse: Kontrolliert man die Daten entlang dem Klassenhintergrund der Schüler, dann verschwindet das Merkmal Migrationshintergrund zwar nicht ganz, wird aber stark minimiert. Anders gesagt, der negative Einfluss auf die gemessenen schulischen Leistungen ist primär ein Effekt der sozialen Klasse und nicht des Migrationshintergrunds. Das ist eine alte Erkenntnis, die auch im Hinblick auf Sprachkenntnis von Schülern bekannt ist. Schon bei den Sprachstandserhebungen Anfang der 2000er Jahre in Kindergärten und Grundschulen stellte sich heraus, dass nicht nur Schüler mit Migrationshintergrund, sondern auch Schüler ohne Migrationshintergrund zum Teil erhebliche Defizite bei Deutschkenntnissen aufwiesen. Das bedeutet allerdings nicht, dass alle Schüler mit Migrationshintergrund der Unterschicht angehören. Schließlich gibt es auch erfolgreiche Migrantenkinder aus bildungsnahen Familien.
Daraus folgt, dass die Diskussion um den Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in deutschen Klassenzimmern eine Scheindebatte ist. Sie lenkt von sozialen Ungerechtigkeiten im Bildungssystem ab, die auch unabhängig von Migration bestehen, gleichwohl aber durch Migration deutlicher hervortreten. Das ist eine immer wiederkehrende migrationssoziologische Einsicht, die auf fast alle derartigen politischen Vorstöße der letzten Jahre zutrifft. Man denke nur zuletzt an die Diskussion um Flüchtlinge in den Jahren 2015 und 2016. Angeblich verursachten die Geflüchteten eine Wohnungsnot. Schnell wurde jedoch deutlich, dass der rapide Rückgang am Bau von Sozialwohnungen dafür verantwortlich war.
Der Vorstoß von Politikern wie Julia Klöckner zielt unterschwellig auf die Wahrnehmung von Migrantenkindern als Bedrohung durch Mittel- und Oberschichtseltern. Diese versuchen in der Regel die Vorteile ihrer Kinder auf spätere Chancen im Beruf durch das Bildungssystem zu wahren. Das Schielen auf die Wählerstimmen dieser Klientel ist auch ein Grund dafür, warum Politiker komplexe Fragen danach, durch welche Maßnahmen tief liegende Ungerechtigkeiten im Bildungswesen adressiert werden können, nicht gebührend aufnehmen und umsetzen.
Ein im Gegensatz zur gegenwärtigen Debatte konstruktiver Ansatz ist hingegen der Sozialindex, der auch in Nordrhein-Westfalen ? wenn auch nicht sehr feingliedrig ? angewendet wird. Dieser soll eine bedarfsgerechte Stellenzuweisung von Lehrern, Schulsozialarbeitern und auch zusätzlichen Mitteln zur bedarfsgerechten Versorgung bewirken. Um erfolgreich die Inklusion aller Schüler zu fördern, bedarf es sicherlich noch weiterer Maßnahmen. So muss beispielsweise sichergestellt werden, dass in der Schule im Ganztagsmodus auch künstlerische und sportliche Angebote gemacht werden. Damit können viele Kinder über das engere curriculare Wissen hinaus auch weitere Fertigkeiten erwerben, die sowohl für das Berufsleben als auch für ihre volle Teilhabe in unserer Gesellschaft wichtig sind. Sinngemäß gilt dies auch für Schüler ohne Migrationshintergrund. Auch hier müssen die Angebote in den Schulen verstärkt und Maßnahmen wie öffentlich geförderte Bildungs- und Freizeitpakete entbürokratisiert und in die schulischen Maßnahmen eingebunden werden.
Kurzum, die Eckpunkte für eine gerechtere Bildungspolitik sind hinreichend bekannt. Es gilt nun, die gerade in die Diskussion eingeführten destruktiven politischen Vorstöße abzuwehren. Denn diese nutzen im Grunde den Begriff Obergrenze, um ein Problem sozialer Gerechtigkeit kulturell aufzuladen. Demgegenüber gilt es konstruktive Mittel ins Feld zu führen, um mit Vielfalt in der Schule im Hinblick auf soziale Schichtung und kulturelle Differenz umzugehen. Die grundlegende Frage ist nicht, wie viele Kinder mit Migrationshintergrund eine Klasse verträgt, sondern wie kulturelle Vielfalt mit sozialer Gerechtigkeit verbunden werden kann.
"Doppelte Staatsbürgerschaft fördert Integration" Interview by Jennifer Pross with Prof. Thomas Faist, January 2, 2017
Article
An interview with Joanna Jadwiga Sienkiewicz, WDR5 Westblick, May 17, 2016.
Listen to the podcast here (21'30min)
Interview "Bielefelder Soziologe: "Migranten sind eine Zukunftsinvestition", January 2016, Neue Westfälische
Read
Discussion panel, SPD Sennestadt, 17 November 2015, Neue Westfälische
Read
Discussion panel, series "Wortwechsel", 18 September 2015, Deutschlandfunk
Die Grenzen des Machbaren
October 2, 2015, Neue Westfälische, Refugees
Interview
September 11, 2015, Süddeutsche Zeitung, Refugees
Interview
September 10, 2015, n-tv.de, Refugees
Article
September 8, 2015, www.france24.com, France 24
Article
Borders and Peripheries: from Offa’s Dyke to Fortress Europe, Max Planck Institute for Social Anthropology
Interview
30 May-5 June 2015, University of Ottatwa, Canada
Video
from Tobias Haberl, Süddeutsche Zeitung Magazin
Article (german)
THEMIS international migration conference
Examining Migration Dynamics: Networks and Beyond
University of Oxford, 24-26 September 2013 (30 min)
Video
Trompetero, Gabriela | Refugees or not? Analysis of the Reconfiguration of the Categorization of Migrants and Refugees in Colombia Admidst the Venezuelan Migrant Crisis |
Atefeh Ramsari | Comparative Study of Experiencing Citizenship Regimes of Syria and Iraq by Kurdish Ethnic People |
Sinmi Akin-Aina | Claiming 'gray space', re-framing rights: Citizenship, Securitization and Urban Refugees in Nairobi |
Alisait Yilkin | To vote or not to vote: The participation and non-participation in turkish election of young generations of Turkish Citizens living in Germany |
Kashkovskaya, Natalya | Migrant organizations supporting refugees: Boundary Making and Unmaking Processes |
Rivera Garay, Maria Guadalupe | Migration und indigene Bevölkerung: Die Hñähñu aus dem Valle del Mezquital in Mexiko als transnationale Gemeinschaft |
Agoe, Paul Akuetteh | The Significance of ‘Traditional’ Clothing and Dress to Children of Ghanaian Immigrants in Germany |
Holtgreve, Sandra | The Rise of World Counterculture Semantics and Institutions of the Turn to Coloniality |
Paul, Johanna | Transnational Memory Activism for Memorialisation in Post-war Bosnia-Herzegovina: The Case of Prijedor’s White Armband Day |
Gehring, Tobias | Discourses on refugees in Ugandan media. Homogenization and silencing in newspapers of Africa’s primary refugee host country |
Takuma Fujii | Die Eigenlogik der künstlerischen Felder und Mobilitätspraxen von angehenden Künstlern. Eine kritische Studie zur „internationalen Studierendenmobilität“ |
Lisa Bonfert | Subjective social positions in cross- border perspective. How do perceptions of social position evolve in the context of cross- border migration |
Isabell Diekmann | Good Muslims, bad Islam? Zur differenzierten Betrachtung feindlicher Einstellungen gegenüber Menschen und Religion |
Chang, So Young | Invisible Hands: The policies and non-policies that make migrant domestic work precarious |
Schultz, Susanne | Involuntary Return and Migration Dynamics in West Africa – Critical Dimensions of EU-Africa Policies of Migration and Development |
Wittig, Michael | Legitimationsstrategien und daraus resultierende politische Aktivitäten in Deutschland ansässiger weltkirchlicher Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit |
Zhao, Meng-Yao | Return or Remain: Migration Intentions among Chinese Students in Germany |
Tajibaeva, Nazgul | Der Herkunftsstaat und transnationale Migration |
Kuboyama, Ryo | Constructing International Immigration Control. Genesis and Development of State Immigration Policy and Politics in Germany, USA and Japan 1794-2001 |
Mosuela, Cleovi | Practices of Assemblage and Circular Transnational Migration Governance between Germany and the Philippines |
Reich, Galit | From "Gola" ("exile") to "Tfutsa" ("Diaspora"): The Changing Perception of the Phenomenon of Emigration from Israel in the Last 60 Years |
Fröhlich, Joanna, geb. Sienkiewicz | Die informelle soziale Sicherung von Kasachstandeutschen in Deutschland |
Ulbricht, Christian | Doing National Identity through Transnationality: Categorizations and Mechanisms of Inequality in Integration Debates |
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(in Persian/ in Persisch)
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Interview mit Thomas Faist im Westfalen-Blatt vom 25. November 2017 zum Thema 'Suche nach einem besseren (Über-)Leben''
Interview zu 'Einwanderungsland Deutschland' mit Thomas Faist on multicult.
Studiogespräch zu 'Ungleichheiten' mit Thomas Faist von der Uni Bielefeld
Interview zum 'BGHS Annual Seminar „A New Social Question or Crisis as Usual?“' mit Thomas Faist von Christian Ulbricht Bielefeld Graduate School in History and Sociology
Interview mit Thomas Faist, Stockholm University
Interview zu 'Diversity' mit Thomas Faist von Madga Nowicka, Max Planck Institute for the Study of Religious and Ethnic Diversity
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Professur für Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie
Sekretariat für Prof. Thomas Faist, PhD
sekretariat.faist@uni-bielefeld.de
Die Arbeitsgruppe kooperiert mit mehreren Forschungseinrichtungen in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Hier finden Sie die Links zu unseren Partnern.