zum Hauptinhalt wechseln zum Hauptmenü wechseln zum Fußbereich wechseln Universität Bielefeld Play Search

Faith Development

© Simon A. Eugster

Religiöse Entwicklung in Deutschland und den USA. Eine Längsschnittuntersuchung

Zum Hauptinhalt der Sektion wechseln

Publizierte Artikel:

14.08.2021 – Article: Faith development as change in religious types

(Streib, H., Chen, Z. J., & Hood, R. W. (2021). Faith development as change in religious types: Results from three-wave longitudinal data with faith development interviews. Psychology of Religion and Spirituality, online-first, 1-10. https://doi.org/10.1037/rel0000440 (post-print at: https://doi.org/10.31234/osf.io/qrcb2))


Categorizing People by Their Preference for Religious Styles

(Streib, H., Chen, Z. J., & Hood, R. W. (2020). Categorizing people by their preference for religious styles: Four types derived from evaluation of faith development interviews. International Journal for the Psychology of Religion, 30(2), 112-127. https://doi.org/10.1080/10508619.2019.1664213 (post-print at: https://doi.org/10.31234/osf.io/d3kbr))

Zusammenfassung

Religiöse und weltanschauliche Entwicklung im Erwachsenenalter sind bereits viele Jahre Thema einer längsschnittlichen Untersuchung an der Universität Bielefeld in Kooperation mit der University of Tennessee at Chattanooga (USA). Gefördert von der John Templeton Foundation (JTF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) führen Forscher*innen in Bielefeld, Chattanooga und an der University of North Carolina at Charlotte diese Untersuchungen in den Jahren 2022 bis 2024 weiter. Im vergangenen Jahr 2022 konnten die Forschungsteams in Bielefeld und Chattanooga die neue Projektphase erfolgreich starten, die Zustimmung der Ethikkommissionen beider Universitäten erhalten, Interviewer trainieren und mit der Wiederbefragung von früheren Forschungsteilnehmenden beginnen. 

Das bedeutet, dass die Forschung über Faith Development ein neues Niveau erreicht: Denn auf der Grundlage von mehr als 1500 Faith Development Interviews und Fragebogendaten aus zwei Jahrzehnten – und ein Drittel der Teilnehmenden sind Re-Interviewees – wird dieses Projekt qualitativ und quantitativ zeigen können, wie religiös-weltanschauliche Entwicklung sich vollzieht, was diese Entwicklung motiviert und wohin solche Entwicklung führt, besonders hinsichtlich der Vorstellungen von Transzendenz, Reduktion von Vorurteilen und Offenheit für Dialog.

Zentrale Fragen

Die Forschungsfrage, auf die dieses Projekt eine Antwort zu geben verspricht, ist die Frage, ob, wie, warum und wann im Lebensverlauf Menschen ihre Religion bzw. Weltanschauung ändern. Dabei verstehen wir die Veränderungen als Bewegungen zwischen in ihrem entwicklungspsychologischen Niveau unterscheidbaren religiösen Stilen, bzw. Typen (Streib et al., 2020). Während wir mit den Daten unseres 2021 abgeschlossenen Projektes zeigen konnten, dass religiös-weltanschauliche Entwicklung tatsächlich stattfindet, und auch erste Erkenntnisse über mögliche Prädiktoren und Folgewirkungen gewonnen haben (Streib et al., 2021), soll diese neue Projektphase (2022-2024) Erkenntnisse über zwei besonders interessante mögliche Folgen der religiösen Entwicklung zutage fördern: (a) Veränderungen im Gottesbild – oder etwas weiter gefasst: in der Symbolisierung von Transzendenz – und (b) Veränderungen im Bereich der Vorurteile oder – inspiriert von der Philosophie des Fremden – von Veränderungen in der Responsivität für das Andere, Fremde, Unbekannte. Wir gehen davon aus, dass religiös-weltanschauliche Entwicklung zu narrativer Identität führt, die eine weise und demütige Antwort auf das Fremde geben kann, die wir ‚Xenosophie‘¹ nennen.

Antworten auf diese und andere zentrale Fragen sollen in dieser laufenden Untersuchung gefunden werden, die deutsche und amerikanische Längsschnittdaten aus früheren Forschungsphasen erweitert. In der laufenden Projektphase führen wir die Feldforschung in eine neue Welle mit Hunderten von Re-Interviews, was nicht nur die statistische Power unserer Analysen erhöht, sondern die längsschnittliche Perspektive erweitert.

Methode

Religiös-weltanschauliche Entwicklung wird in unserer Forschung erhoben mithilfe des Faith Development Interviews, das James Fowler in den 1970er Jahren entwickelt hat. Das Interview wird nach vollständiger Verschriftlichung nach der neuesten Auflage unseres Manuals ausgewertet. Alle die am Faith Development Interview teilnehmen, sind gleichzeitig zur Beantwortung eines Fragebogens eingeladen, der außer umfangreichen demographischen Angaben eine Reihe von Skalen enthält. Dazu gehören Skalen zur Erhebung von Persönlichkeit, religiös-weltanschaulichen Schemata, Zentralität von Religiosität, Ambiguitätsintoleranz, Generativität, psychologisches Wohlbefinden. Unser erweiterter neue Fragebogen enthält auch Skalen für intellektuelle Demut, Gottesbilder, Xenophobie und andere menschenfeindliche Vorurteile. Somit wird es möglich, die Frage der religiös-weltanschaulichen Veränderung in den Kontext der Forschung über Weisheit, Gottesbilder und Vorurteilen zu stellen.

¹Xenosophia

Xenosophie beschreibt einen Prozess, der sich nicht gegen die Herausforderung des Fremden abschottet und immunisiert, sondern vielmehr dem Fremden mit Responsivität und Offenheit für das Unerwartete begegnet. Xenosophie ist eine Form der Weisheit, die eine gegenläufige Bewegung gegen das zunehmende Othering in unserer Welt begründet.

Zum Seitenanfang