Vergleichendes Lesen. Konstitution und Kritik der Stilistik als einer literaturwissenschaftlichen Methode
Wie vergleichen wir, wenn wir lesen? Und wie lesen wir, wenn wir vergleichen? Das Teilprojekt „Vergleichendes Lesen. Konstitution und Kritik der Stilistik als einer wissenschaftlichen Methode“ begreift ,Lesen‘ als eine Praxis des Vergleichens und erforscht, wie sich Lektürepraktiken der Literaturwissenschaft vom 20. bis zum 21. Jahrhundert verändert haben. Dreh- und Angelpunkt des Teilprojekts ist der Begriff des Stils: Stil ist zum einen comparatum und Vergleichsobjekt literaturwissenschaftlicher Wissensproduktion; zum anderen fungiert er als tertium comparationis in Vergleichen von literarischen Texten, Autor*innen, Gattungen und Epochen.
Während Vergleichsgrößen der Stilistik des frühen 20. Jahrhunderts wie der ‚Autor‘ oder das ‚Werk‘ in den Literaturtheorien des Strukturalismus und Poststrukturalismus destabilisiert wurden, lässt sich in den vergangenen Jahren eine kritische Reaffirmation derartiger Referenzkategorien von literaturwissenschaftlichen Stilvergleichen bemerken. Die latenten Kontinuitäten in der Geschichte der Stilistik nimmt das Teilprojekt zum Anlass, um im Rahmen zweier Teilstudien die Stilkritik des (Post-)Strukturalismus auf der einen und die Modifikationen von Vergleichspraktiken im Feld der Digital Humanities auf der anderen Seite zu untersuchen. Leitende Fragen sind: Birgt die (post-)strukturalistische Stilkritik Impulse für eine kritische Revision der Stilistik heute? Wie gestaltet sich vergleichendes Lesen unter den Bedingungen der Digitalisierung?