Die diversity policy der Universität Bielefeld hat zum Ziel, die positive Haltung der Institution gegenüber Diversität zu begründen und eine Handlungsgrundlage für den Umgang mit Vielfalt innerhalb der Organisation zu schaffen. Die Universität verständigt sich damit auf einen Rahmen bzw. Verfahrensweisen, um im Sinne dieser Haltung Organisationsstrukturen und -prozesse (selbst-)kritisch zu überprüfen und ggf. zu modifizieren. Ziel ist es, unsere Universität optimal auf die Chancen der Diversität vorzubereiten.
Die diversity policy setzt sich aus zwei aufeinander aufbauenden Teilen zusammen: dem langfristig angelegten Leitbild und dem Diversitätsplan.
Das Leitbild Diversität wurde nach einem einjährigen, hochschulweiten Abstimmungsprozess unter der Mitwirkung zahlreicher Universitätsmitglieder aus Forschung, Lehre, Studium, Verwaltung und Technik am 07. Mai 2019 vom Rektorat der Universität Bielefeld beschlossen.
Das Leitbild gibt den Rahmen für den Umgang mit Diversität vor: Es dient der strategischen Verständigung auf eine gemeinsame Haltung, auf damit verbundene gemeinsame Ziele und auf den gemeinsamen Handlungsanspruch. Es benennt Voraussetzungen zur Verwirklichung der Ziele, Adressat*innen und Handlungsfelder. Das Leitbild basiert auf dem Strategiepapier „Diversität in der Gesellschaft und der Umgang mit Diversität an der Universität Bielefeld“ (2017/2018) und ersetzt dieses durch Beschluss des Rektorats.
Der Diversitätsplan der Universität Bielefeld wird ab dem Frühjahr 2019 erarbeitet und anschließend in einem hochschulweiten Prozess abgestimmt.
Der Diversitätsplan gewährleistet die Planung und Umsetzung der im Leitbild formulierten Grundsätze, Ziele und Strategien zu Diversität an der Universität Bielefeld. Für die nachhaltige Implementierung und kritische Evaluierung legt der Diversitätsplan Steuerungsinstrumente und geeignete Instrumente zum Monitoring und zur Qualitätssicherung fest. Er enthält einen Statusbericht über Erreichtes und konkretisiert ausstehende Handlungsbedarfe. In ausgewählten Bereichen gibt der Diversitätsplan Maßnahmen vor, die zuvor entwickelt und abgestimmt wurden. Bereits vorhandene Projekte und Maßnahmen, die Diversität an der Universität Bielefeld fördern, werden in die Gesamtplanung integriert und in besonderem Maße gefördert. Der Diversitätsplan hat, vergleichbar dem Gleichstellungsplan der Universität, das Potential, den Handlungsbedarf und die Handlungsabsichten der Universität in einem regelmäßigen Zyklus zu beschreiben. Er kann gemäß aktueller Anforderungen angepasst werden.
Diversität birgt jedoch auch Risiken und erzeugt Konflikte. Verschiedene Weltanschauungen und Ansprüche können unvereinbar sein. In einer pluralistischen Kultur sind kritische Stimmen im Rahmen der demokratischen Gesetze willkommen, für die Universität sind sie notwendige Voraussetzung wissenschaftlichen Fortschritts. Zugleich ist diese Offenheit immer neuen Bedrohungen ausgesetzt. Der freie Meinungsaustausch muss immer wieder neu gesichert werden. Der Schutz und die Verteidigung von Meinungsvielfalt und Wissenschaftsfreiheit stehen daher im Zentrum unserer Werte und Regeln.
Zentrales Anliegen der Universität Bielefeld ist es, Menschen darin zu unterstützen, ihr Potential in Studium, Forschung, Lehre und am universitären Arbeitsplatz zu entfalten. Dazu muss die Universität weiterhin und noch stärker als bislang daran arbeiten, das Umfeld so zu verbessern, dass es den unterschiedlichen Bedürfnissen vielfältiger aktueller und potentieller Universitätsmitglieder und Universitätsangehörigen entspricht, Chancen eröffnet, gleiche Rechte und Freiheiten ermöglicht, Nachteile ausgleicht und Barrieren abbaut.
Bei sozial verursachten Barrieren kann es sich um lang etablierte Muster von Interaktionsgewohnheiten handeln, die bestimmte Zielgruppen ausschließen oder nicht ausreichend beachten. Barrieren bedeuten beispielsweise Schwierigkeiten beim Eintritt in die Universität, Beschränkungen bei der Entwicklung von Personal und Studierenden oder infrastrukturelle Hindernisse. Barrieren stehen auch für Diskriminierungsformen, die sich z.B. rassistisch oder sexistisch äußern. Verschiedene Barrieren können in Überschneidung mehrfach behindern. Die Universitätsstrukturen und universitäre Verhaltensmuster selbst können als Barrieren und diskriminierend wirken. Dafür trägt die Universität Verantwortung. Um all diese Barrieren abzubauen, müssen herkömmliche Pfade und Muster durchbrochen oder erweitert werden.
Als Bestandteil ihres Profils begreift die Universität Bielefeld Diversität – wie auch Internationalisierung und Gleichstellung, Gesundheit und Familie – als universitätsweite Querschnittaufgabe. Diese Querschnittsaufgabe lässt sich anhand der institutionellen, der individuellen, der gesellschaftlichen und der rechtlichen Dimensionen universitären Handelns konkretisieren.
Talente zu erkennen, zu ermutigen, bei ihrer Entfaltung zu unterstützen und Partizipation zu ermöglichen, ist der Leitgedanke der diversity policy. Um systematisch benachteiligte Gruppen zu identifizieren und zu unterstützen, gilt es insbesondere, stereotype Fähigkeitszuschreibungen und andere Barrieren abzubauen und vielfältige Zugänge in die Universität zu eröffnen. Die Universität nimmt dabei alle universitären Handlungsfelder und Statusgruppen in den Blick und gibt dort, wo es notwendig ist, einen verbindlichen Rahmen vor.
Die Bedeutung von Diversität und den Umgang mit Diversität will die Universität organisationsweit thematisieren und diskutieren, insbesondere in Forschung und Lehre. Vielfalt will sie in vielfältigen Ansätzen denken. In der positiven Grundannahme der Universität Bielefeld, dass eine von vielen Auswirkungen von Diversität die Förderung wissenschaftlicher Exzellenz ist, verschließt sich die Institution nicht der kritischen Frage, ob Diversität wissenschaftlicher Exzellenz unter bestimmten Umständen widerspricht. Vielmehr sind die Rahmenbedingungen, unter denen Diversität Exzellenz fördert, zu erörtern. Bei der Annäherung an das Thema „Vielfalt“ von vielfältigen Ansätzen her gilt es deshalb, auch das Verständnis beispielsweise von „Exzellenz“ zu überprüfen, indem herkömmliche Blickwinkel erweitert werden. Kritische Reflektion von Diversität betrifft aber auch die Notwendigkeit, die Grenzen von unreflektierter Toleranz deutlich zu markieren, um eine Gesellschaft und Kultur der Offenheit zu unterstützen und zu schützen.
Die Universität Bielefeld steht entschieden für einen positiven Umgang mit Diversität. Diese Haltung will sie nach innen wie nach außen verdeutlichen. Auf unterschiedlichen Ebenen will sie darauf hinwirken, dass Vielfalt als Stärke, Diversität als Potential und Differenz als Gewinn für die gesamte Einrichtung verstanden werden können. Dazu gehört es auch, Nachteile aufzeigen, die entstehen, wenn Diversität nicht anerkannt und konstruktiv damit umgegangen wird.
Mit der Kampagne ‚Uni ohne Vorurteile‘ positioniert sich die Universität bewusst als eine offene, pluralistische Institution und unmissverständlich gegen gesellschaftliche Tendenzen in und außerhalb der Hochschule, die Pluralismus und Vielfalt ablehnen. Parteipolitisch bewahrt sie Neutralität. Diskursen und Verhaltensweisen jedoch, die die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit, die Menschenwürde und Gleichwertigkeit von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen in Frage stellen oder untergraben, erteilt die Universität eine klare Absage. Verfassungswidrige und menschenfeindliche Positionen werden nicht toleriert. Eine konstruktive Streitkultur mit unterschiedlichen Meinungen ist dagegen hoch willkommen und wird gefördert.
Die Universität Bielefeld ist Unterzeichnerin der Magna Charta Universitatum und engagiert sich u.a. im Rahmen des „scholars at risk“ Netzwerkes für gefährdete Wissenschafter*innen.
Die Inhalte der diversity policy, insbesondere kurz- und mittelfristig ausgerichtete Maßnahmen im Diversitätsplan, sowie der Fortschritt der Implementierung der gesamten diversity policy werden einem regelmäßigen Monitoring und einer Qualitätssicherung unterzogen. Dabei werden alle universitären Handlungsfelder und die verschiedenen Statusgruppen angemessen berücksichtigt. Zu diesem Zweck legt der Diversitätsplan geeignete Steuerungsinstrumente fest. Für die Implementierung, Evaluation und ggf. (Teil-)Neuformulierung der diversity policy und der Durchsetzung von Diversität als Querschnittsaufgabe stellt das Rektorat angemessene finanzielle und personelle Ressourcen zur Verfügung.
2010 |
Hochschulentwicklungsplan: Notwendigkeit übergreifender Diversitätsstrategie hervorgehoben |
2011/2012 |
Diskussionspapier Diversity an der Universität Bielefeld |
2011-2014 |
Aktivitäten „Bunter Tisch“ und Arbeitsgruppe Diversity |
2014 |
Diversity Statement des Rektorats, Einrichtung Portal Diversität |
2015 |
Grundordnung weist auf Umgang mit Diversität hin |
2015 |
Denomination Prorektorat für Internationales und Diversität |
2015-2016 |
Arbeitskreis Diversität, Explorationsphase zu Diversität |
8./9.7.2016 |
Veranstaltung der Tagung „Diversität als policy an der Hochschule. Herausforderungen und Perspektiven für ein Konzept“ |
09.05.2017 |
Rektoratsbeschluss zur Erarbeitung der diversity policy |
2017 |
Verleihung Total E-Quality Award erstmals mit Diversity Add-On |
01.11.2017 |
Projektleitung Diversität – diversity policy nimmt Arbeit auf |
01.02.2018 |
1. Uniforum Diversität |
31.03.2018 |
1. Entwurf Leitbild Diversität liegt vor |
07.05.2018 |
Steuerungsgruppe Diversität – diversity policy berät und stimmt Leitbild Diversität zu |
05.06.2018 |
Veröffentlichung Strategiepapier „Diversität in der Gesellschaft und der Umgang mit Diversität an der Universität Bielefeld“ |
29.05.2018 |
Rektorat berät und nimmt Leitbilds Diversität zustimmend zur Kenntnis |
08.06.2018 |
Hochschulkommission für Universitätsentwicklung berät und nimmt Leitbild Diversität zustimmend zur Kenntnis |
08.06.2018 |
Bewerbung um Teilnahme am Auditierungsverfahren „Vielfalt gestalten“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft e.V. |
17.07.2018 |
Fakultätenrat berät Leitbild Diversität |
23.07.2018 |
Eröffnung des Diversity-Audits „Vielfalt gestalten“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft e.V. an der Universität Bielefeld |
27.09.2018 |
Hochschulrat berät Leitbild Diversität |
17.10.2018 |
Senat berät Leitbild Diversität |
08.10.2018 |
Dezernatsleitungsrunde berät Leitbild Diversität |
08.10.2018 |
Abteilungsleitungsrunde berät Leitbild Diversität |
15.11.2018 |
Koordinierungsrunde Studium und Lehre berät Leitbild Diversität |
15.11.2018 |
Runde der Verwaltungsleitungen der Fakultäten und Einrichtungen berät Leitbild Diversität |
28.01.2019 |
2. Uniforum Diversität: Vorstellen des Leitbilds Diversität |
11.02.2019 |
Hochschulweiter Workshop zum Leitbild Diversität |
25.02.2019 |
Lenkungskreis Diversity-Audit berät Leitbild Diversität |
01.03.2019 |
Strategie-Workshop im Diversity-Audit |
05.03.2019 |
Rektorat wird über Zwischenstand zum Leitbild Diversität informiert |
29.03.2019 |
Hochschulrat wird über Zwischenstand zum Leitbild informiert |
08.04.2019 |
Zentrale Gleichstellungskommission nimmt Leitbild Diversität zustimmend zur Kenntnis |
10.04.2019 |
Senat nimmt Leitbild zustimmend zur Kenntnis und beschließt Empfehlung an das Rektorat |
07.05.2019 |
Rektorat beschließt Leitbild Diversität |
23.05.2019 |
Kick-off-Workshop im Diversity Audit |
24.05.2019 |
Operativer Workshop im Diversity Audit |
28.05.2019 |
Veröffentlichung Leitbild Diversität am 7. Deutschen Diversity Day |
28.05.2019 |
1. Diversity World Café der Universität Bielefeld |