Die Beschaffung an der Universität ist sowohl zentral als auch dezentral organisiert. Bei der dezentralen Beschaffung handelt es sich in der Regel um kleineren oder individuellen Bedarf von Abteilungen, Fakultäten etc. Viele Produkte und Dienstleistungen werden jedoch zentral eingekauft - ein wirkungsvoller Hebel, um den Einkauf nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig unterliegt die Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen an der Universität Bielefeld, neben den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit, diversen gesetzlichen Vorgaben wie zum Beispiel dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB), der UVgO (Unterschwellenvergabeordnung), der Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (VgV) oder der Hochschulwirtschaftsführungsverordnung (HWFVO NRW) sowie dem Gesetz zur Bekämpfung von Korruption (KorruptionsbG).
Darüber hinaus hat die Universität in ihrem Nachhaltigkeitsleitbild das Ziel formuliert, Kriterien für eine nachhaltige Beschaffung festzulegen. Dabei sollen für bestimmte Produktgruppen neben dem Preisvergleich die folgenden Aspekte berücksichtigt werden: Lebenszyklus, Herstellungsbedingungen, Transportwege, flexible Nutzung und Recyclingfähigkeit. Es sollen Kriterien festgelegt und institutionelle Strukturen geschaffen werden. Eine Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen ist weiterhin möglich und erwünscht. Damit können die Kriterien anderer Hochschulen ebenfalls anerkannt werden. Außerdem hat die Universität zum Ziel, sich für förderliche politische Rahmenbedingungen einzusetzen. Damit einhergehen soll die Kennzeichnung von Produkten und Kommunikationsmaßnahmen zur Förderung des nachhaltigen Einkaufs.
Das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) sieht inzwischen vor, dass bei der Vergabe von Aufträgen an Dienstleister*innen neben den Kriterien Qualität und Innovation auch soziale und umweltbezogene Aspekte berücksichtigt werden müssen. Gleichzeitig bleibt die Universität dem Grundsatz der Freiheit der Lehre und Forschung verpflichtet.
So werden beispielsweise bei der Beschaffung von Büroausstattung wie Bürostühlen oder IT-Clients bzw. Laptops die Anforderungen der Umweltmanagementnorm 14001 berücksichtigt. IT-Clients sind zudem mit dem Umweltzeichen „Energy Star 8.0“ ausgezeichnet. Beides soll möglichst über Rahmenverträge abgedeckt werden. Bei Ausschreibungen von Bürobedarf werden erstmalig Nachhaltigkeitskriterien mit bis zu 25 % gewichtet. Ebenfalls über einen Rahmenvertrag erfolgt die Beschaffung von Kopierpapier, welches recycelt bzw. mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet ist. Auch Serverausschreibungen werden weitestgehend mit ausgewählten Kriterien des „Blauen Engels“ durchgeführt. In einem Verfahren konnten wir die Beratung und Expertise des Umweltbundesamtes gewinnen und so wertvolle Hinweise mit einpflegen.
Für den Einkauf von Strom wird Ökostrom, also Energie aus erneuerbaren, nicht fossilen Energiequellen ausgeschrieben. Dazu gehören Wind, Sonne, Erdwärme, Energie aus der Umgebungsluft, hydrothermische Energie, Meeresenergie, Wasserkraft, Biomasse, Deponiegas, Klärgas und Biogas. Die Qualität des Stroms muss per Zertifikat nachgewiesen werden. Der Nachweis kann per Zertifikat gemäß Herkunftsnachweisregister des Umweltbundesamtes oder vergleichbar erfolgen.
Büro- und Hygienepapier wird an der Universität ebenfalls weitestgehend zentral beschafft. Insgesamt wurde der Verbrauch von Papier in den letzten Jahren an der Universität deutlich reduziert. Insbesondere durch die zunehmende Digitalisierung in vielen Bereichen und den gleichzeitigen Abbau von Arbeitsplatzdruckern ging die Menge des benötigten Büropapiers kontinuierlich zurück. Mit der Implementierung eines Vergabemanagementsystems konnten Papierakten im Rahmen von Ausschreibungen (Vergabeunterlagen, Angebote, weitere Korrespondenz etc.) vollständig abgelöst und somit ca. 70.000 Blatt Papier eingespart werden. Durch die Teilnahme am Papieratlas 2023 wurde erstmals systematisch die in der Verwaltung, in den Fakultäten sowie im Druckerservice des BITS angefallene Menge von Büropapier mit 80 g/m² im Jahr 2022 erhoben:
Büropapierverbrauch in der Verwaltung (2022) |
Blatt A4 | Blatt A3 |
---|---|---|
... gesamt | 6.779.500 | 37.500 |
... mit „Blauer Engel“ | 5.198.000 | 23.000 |
... ohne „Blauer Engel“ | 1.581.500 |
14.500 |
Die Entwicklung dieses Gesamtverbrauchs kann erst mit der Erfassung des Verbrauchs in den nächsten Jahren dargestellt werden.
In der Finanzbuchhaltung haben die Umstellung von Papier- auf PDF-Belege sowie digitale Rechnungen und eine papierlose Jahresabschlussprüfung ebenfalls zur Papierreduktion im großen Umfang beigetragen. Letztere trägt außerdem zu geringeren CO2-Emissionen bei, da Reisen im Rahmen von Prüfungen größtenteils wegfallen.
Mit der papierlosen Buchhaltung läuft an der Universität Bielefeld seit 2016 ein erfolgreiches Digitalisierungsprojekt. Nahezu der gesamte Rechnungseingang ist mittlerweile von papiergebundenen Formaten losgelöst. Die Verantwortlichen vom Finanzmanagement stehen neben anderen Bereichen innerhalb der Universität auch im Austausch mit weiteren Hochschulen in NRW, die sich die papierlose Buchhaltung aus Bielefeld zum Vorbild gemacht haben.
Neben Büropapier fallen unter dem Oberbegriff Hygienepapier zudem Toilettenpapier und Papierhandtücher an: Im Jahr 2019 fielen ca. 25.217 kg Toilettenpapier sowie 38.341 kg Papierhandtücher an. Diese Mengen sind in den Jahren 2020 und 2021 deutlich zurückgegangen, was jedoch dem verringerten Präsenzbetrieb während der Corona-Pandemie zuzuschreiben ist, sodass diese Zahlen nicht zum Vergleich herangezogen werden können. Mit einem Testlauf für einen geschlossenen Recyclingkreislauf für Handtuchpapier konnten im Testzeitraum von Oktober 2022 bis April 2023 921 kg Handtuchpapier, umgerechnet 19 Bäume, eingespart werden.
In einem Testlauf von Oktober 2022 bis April 2023 wurde in den Bereichen Sport, Schwimmbad, UHG, Bibliothek und Verhaltensforschung das Rücknahmesystem für Handtuchpapier der Firma Kimberly-Clark getestet. Anstatt das Handtuchpapier über den Restabfall zu entsorgen, wird dieses in dem „Right Cycle“-System separat als Monocharge gesammelt, von Fremdstoffen befreit und zu neuem Handtuchpapier aufbereitet. Die rückgewonnenen Papierfasern können den Zyklus mehrfach wiederholen, sodass der Anteil benötigter Frischfasern deutlich reduziert werden kann. Das im Test verwendete Handtuchpapier erwies sich im Vergleich zu günstigem Handtuchpapier zudem als saugfähiger, sodass weniger Blätter benötigt wurden. Alle drei Wochen wird das Handtuchpapier im Ringverkehr eingesammelt, was bedeutet, dass nicht nur die Uni Bielefeld, sondern auch andere Kund*innen innerhalb der Tour angefahren werden, sodass keine unnötigen Fahrten entstehen. Das gebrauchte Handtuchpapier wird anschließend zum örtlichen Depot nach Nottuln gefahren, von wo es gepresst als Ballen zum verarbeitenden Kimberly-Clark Werk nach Koblenz gefahren wird. Anschließend können daraus alle Produkte hergestellt werden, die Kimberly-Clark im Werk Koblenz vertreibt (Handtuchpapier, Gesichtstücher, Wischtücher usw.). Innerhalb des Testzeitraums konnten 921 kg Handtuchpapier in 34 Abholungen gesammelt und aufbereitet werden - eine Menge, die 19 Bäumen entspricht.