Im Rahmen des Maria Sybilla Merian Center for Advanced Latin American Studies (CALAS) Bielefeld/ Guadalajara arbeitet die Forschungsgruppe „Coping with Environmental Crises“ zum Thema "Das Anthropozän als multiple Krise: Lateinamerikanische Perspektiven“. Das Projekt hat das Ziel, neue methodische und analytische Schwerpunkte zum Verständnis des Anthropozäns in Lateinamerika und der Karibik sowie in den Sozial- und Geisteswissenschaften zu definieren und beizutragen. Ein Hauptergebnis dieser interdisziplinären und transatlantischen Projektgruppe ist ein 6-bändiges zweisprachiges Handbuch über die Geschichte des Anthropozäns in Lateinamerika. Obwohl der Beginn des Anthropozäns nicht unumstritten ist, wird heute mit breiter Zustimmung vorgeschlagen, ihn ab 1950 anzusetzen, und zwar unter dem Begriff "Große Beschleunigung", der auf die rasche Zunahme der umweltverschmutzenden Aktivitäten zurückzuführen ist, die die Krise des Anthropozäns ausmachen, die zu diesem Zeitpunkt einsetzte. Wenn es jedoch eine "Große Beschleunigung" gibt, bedeutet dies auch eine davorliegende Phase der langsameren Verdichtung dieser "anthropozänen" Prozesse. Gerade weil so viele der extraktivistisch-kapitalistischen Praktiken, die Teil des westlichen, "aufgeklärten" Energiemodells und kulturellen Aufbaus sind, ihren Ursprung in Lateinamerika und der Karibik haben, betrachtet das Projekt, die Vorgeschichte des Anthropozäns seit 1492.
Die traditionelle afrikanische Medizin ist wissenschaftlich noch unerforscht, obwohl ein großer Anteil der Bevölkerung (bis zu 90%) diese als primäre Gesundheitsversorgung nutzt. Expert*innen zur Therapie auf der Grundlage ethnopharmazeutischer Prinzipien sind dringend erforderlich. YaBiNaPA hat die Aufgabe, dieses Problem zu überwinden, indem Promovierende interdisziplinär und translational ausgebildet werden und außerdem eine Kommunikationsplattform zwischen den Disziplinen Biologie, Chemie und Pharmakologie geschaffen wird, die auch traditionelle Heiler*innen einschließt. YaBiNaPA wird vom DAAD aus Mitteln des BMZ finanziert. Unter den 17 UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung konzentriert sich YaBiNaPA insbesondere auf SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) und SDG 4 (Hochwertige Bildung).
Im Sinne transformativer Forschung werden die Bedingungen der Genese von handlungsorientiertem Wissen zur Verankerung von – in diesem Fall biodiversitätsbezogenen – Handeln in der Alltagspraxis untersucht.
Der Fokus in Bielefeld liegt auf Naturerfahrungen und deren Reflexion – ausgehend von der Annahme, dass ein Wandel von Einstellungen und Praktiken im Hinblick auf Biodiversität nur dann eine Chance hat, wenn die Menschen ihre erlebnisbezogenen, intuitiven Bilder und Phantasien, ihre latenten Welt- und Menschenbilder einerseits mit konkreten Erlebnissen und rationalen ökologischen, politischen, sozialen oder kulturellen Argumenten andererseits reflexiv miteinander in Beziehung bringen. Zudem wird das politische Selbstverständnis betrachtet, da gerade Partizipation für eine sozial-ökologische Transformation bedeutend ist. Forschungsziel ist 1) eine qualitative Rekonstruktion von latenten Vorstellungen und Phantasien bzw. Narrationen zum Biodiversitätsbegriff und 2) eine quantitative Prä-Post-Erhebung der Wirkung unserer Intervention im Hinblick auf die besagte sozial-ökologische Transformation.
Den Versuch einer inneren Transformation des Einzelnen verstehen wir als möglichen Leverage Point, um ausgehend vom Individuum auch einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel zu erreichen.
Ziel des Projekts MedKlimaGesund ist die Sensibilisierung für die Thematik „Gesundheit und Klima“ im universitären Kontext und Anreize für eine Implementierung in die Ausbildung von Studierenden, insbesondere der Humanmedizin und weiterer Gesundheitsberufe, zu schaffen. Im Rahmen des Projektes wurde eine interdisziplinäre Online-Tagung mit Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus den Themenfeldern Klimawandel, Nachhaltigkeit und Gesundheit durchgeführt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden für die Entwicklung eines Praxisleitfadens zum Thema „Sensibilisierung und Implementierung von Klima(-schutz)maßnahmen und Gesundheitswirkungsaspekten als Querschnittsthemen in medizinische und medizinnahe Studiengänge“ für Dozierende aufbereitet.
Die Dekarbonisierung der Energiegewinnung und eine nachhaltige Nutzung nicht-erneuerbarer Kohlenwasserstoff-Ressourcen aus Erdöl, Erdgas und Kohle sind notwendig, um die globalen Klimaziele zu erreichen. In dieser Hinsicht stellt die selektive Funktionalisierung von Kohlenwasserstoffen durch katalytische Oxidationssreaktionen eine Schlüsseltechnologie für die Herstellung von sowohl Basis- und Feinchemikalien aus natürlichen Öl- und Gasressourcen als auch neuer Wirkstoffe, z. B. pharmazeutische Produkte, dar. Die Natur verwendet für die selektive Oxidation organischer Substrate häufig Enzyme mit Eisenionen in den aktiven Zentren. Das Ziel dieser Forschungsgruppe ist die Entwicklung bioinspirierter Katalysatoren für Oxidationen mit umweltverträglichen Oxidationsmitteln wie O2 und H2O2.
Als Folge des globalen Klimawandels werden nahezu 80% der Weltbevölkerung einer hohen Bedrohung bezogen auf eine sichere Wasserversorgung ausgesetzt sein; das von den Vereinigten Nationen formulierte sechste Nachhaltigkeitsziel formuliert dementsprechend die Forderung nach sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen. Das Projekt WaterFutures adressiert die Trinkwasserversorgung in Städten als einen hochgradig relevanten Teilaspekt dieser Forderung vor dem Hintergrund, dass voraussichtlich 70% der Weltbevölkerung ab 2050 in urbanen Regionen leben werden. In einem interdisziplinären Team wird dabei das Spektrum von der kurzfristigen Kontrolle der Trinkwassernetzwerke, deren mittelfristige Planung bis hin zu einer langfristigen Instandhaltung betrachtet. Das Team der Arbeitsgruppe Maschinelles Lernen der Universität Bielefeld trägt hierzu Methoden aus dem Bereich erklärbarer KI bei, die es erlauben, die Prozesse im Kontext limitierter Sensorik und hoher rechentechnischer Komplexität handhabbar zu machen und dabei durch kognitiv kompatibel gestaltete Schnittstellen gleichzeitig alle beteiligten Stakeholder in Entscheidungsprozesse zu integrieren.
Nachhaltige Aquakultursysteme gehören zu den stärksten Säulen zur Erreichung der wichtigen UN-Ziele zur nachhaltigen Entwicklung, insbesondere SDG 14 (Leben unter Wasser), SGD 2 (Kein Hunger), SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum & Produktion) sowie SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz). Die wichtigsten Vorteile landbasierter rezirkulierender Aquakultursysteme sind die verbesserten Möglichkeiten zur Optimierung der Fischgesundheit und des Ertrages sowie das verbesserte Abfallmanagement. Das DIGIRAS-Projekt hat sich vorgenommen, diese Vorteile systematisch und auf allen Ebenen zu explorieren, um dadurch konkrete Verbesserungen in solchen Aquakulturen zu erreichen.
Wie sorgen die Wohlfahrtssysteme für Arbeitnehmer*innen in Marktwirtschaften, die von kommunistischen Parteienstaaten regiert werden? Um diese Frage zu beantworten, wandte sich das von der EU finanzierte Projekt WelfareStruggles an China und Vietnam. Dies sind Länder, die sich von ehemaligen zentralen Planwirtschaften in Marktwirtschaften verwandelt und ein System eingeführt haben, das heute als "Marktsozialismus" bezeichnet wird. Diese Transformation wurde durch die Arbeit von Millionen von Wanderarbeiter*innen aus ländlichen Gebieten vorangetrieben, von denen viele in globalen Fabriken in städtischen und industriellen Zentren beschäftigt sind. In diesem Zusammenhang konzentriert sich das Projekt auf die Bereitstellung von Sozialleistungen für Wanderarbeiter*innen und ihre Familien. Mit Hilfe eines ethnografischen Ansatzes und einer vergleichenden sozialpolitischen Analyse wird es die Politics of Care beleuchten, die der Bereitstellung von Sozialleistungen für die Arbeiter in diesen sogenannten Fabriken der Welt zugrunde liegt.
Die Forschenden des Verbundprojekts OPTI-TRIALS zwischen der Universität Bielefeld, Helmholtz Munich und dem Helmholtz-Zentrum Hereon wollen Wege finden, die Zahl der Versuchstiere bei medizinischen Tests zu reduzieren und gleichzeitig mehr Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu sollen Verfahren entwickelt werden, die mit weniger Messzeitpunkten auskommen und trotzdem aussagekräftige Daten liefern. Dazu werden neben mathematischen Modellen, Schätzverfahren und Hypothesentests auch Software und Fortbildungskurse entwickelt.