Das Sommersemester 2023 stand ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. Mit Vorträgen, Campus Touren, Lunch & Learns, Workshops und Networking-Veranstaltungen hatten Studierende, Forschende, Lehrende und Mitarbeitende der Universität zahlreiche Gelegenheiten sich über das Thema Nachhaltigkeit zu informieren, diskutieren, auszutauschen und mitzumachen.
Gestartet ist das Nachhaltige Semester mit einem Eröffnungsvortrag von Frau Prof.’in Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp zu dem Thema "Circular Economy trifft auf Unternehmen der Region OWL – Potentiale der Transformation". Anschließend folgte eine Podiumsdiskussion in der die Teilnehmenden diskutieren, wie Hochschulen zu Schlüsselakteuren bei der Transformation hin zu einer nachhaltige(re)n Gesellschaft werden können.
Prof’in Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp, Professorin im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik an der FH Bielefeld
"Circular Economy trifft auf Unternehmen der Region OWL – Potentiale der Transformation"
Angesichts globaler Krisen wie dem Klimawandel und der Ressourcenknappheit ist ein Umdenken und anderes Handeln zwingend erforderlich. Es gilt Ressourcen nachhaltig zu nutzen und möglichst wenig Deponiemüll zu erzeugen. Die Circular Economy (CE) / Zirkuläre Wertschöpfung bietet Lösungsoptionen, die eine Transformation der Unternehmenskultur bedingt.
Eine Gesellschaft, in der alle Materialien und Stoffe in Kreisläufen geführt werden. Die Produkte schadstofffrei sowie gesund sind und kein Müll mehr existiert. So könnte die Welt aussehen, wenn die Circular Economy ein Leitgedanke der Gesellschaft und der Unternehmen werden würde.
Abschließend zeigte der Vortrag anhand des Beispiels der interdisziplinären Aktivitäten in Lehre und Forschung des Instituts ITES an der Fachhochschule Bielefeld, welchen Beitrag eine Hochschule für die Transformation leisten kann.
"Transformationspotentiale fördern - Wie werden Hochschulen zu Schlüsselakteuren bei der Transformation hin zu einer nachhaltige(re)n Gesellschaft?"
Daran anschließend wurde in der Podiumsdiskussion diskutiert, welche strategischen Rahmenbedingungen eine Hochschule bereitstellen kann, um eben diese Potentiale der Transformation durch Lehre und Forschung vorantreiben zu können. Zudem wurde erörtert, welche Verantwortung einer Hochschule zukommt, selbst nachhaltig zu agieren, aber auch welche Verantwortung sie für die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft durch Forschung und Lehre übernimmt beziehungsweise übernehmen kann.
Jasmin Azari studiert Grundschullehramt mit integrierter Sonderpädagogik. Seit September 2022 ist sie im Referat für Ökologie des AStAs Bielefeld tätig und seit 2020 bei den FridaysForFuture aktiv. Zudem ist sie seit 2021/2022 im Studierenden Parlament für die StudentsForFuture und setzt sich nebenbei für Tierrrechte ein.
Prof.'in Dr. Natalie Bartholomäus ist seit 2015 Professorin für ABWL, insb. Personalmanagement und Organisation am Fachbereich Wirtschaft der FH Bielefeld. Vor Ihrer Professur arbeitete Frau Bartholomäus als Unternehmens- und Personalberaterin im internationalen Projektkontext. Seit 2021 ist sie Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Ressource Management und leitet den Strategieentwicklungsprozess für Nachhaltigkeit an der FH Bielefeld.
Prof.'in Dr. Alexandra Kaasch ist seit 2014 an der Universität Bielefeld und hat seit 2020 die Professur für Deutsche und Transnationale Sozialpolitik inne. Sie ist seit 2021 Prorektorin für Wissenschaft und Gesellschaft an der Universität Bielefeld und u.a. für den Bereich Nachhaltigkeit zuständig.
Prof.'in Dr. Anne Sanders ist seit 2018 Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Unternehmensrecht, Recht der Familienunternehmen und Justizforschung an der Universität Bielefeld. Von 2009 bis 2011 arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesverfassungsgericht. Seit 2021 ist sie Professorin II an der Universität Bergen in Norwegen und regelmäßig Expertin beim Europarat für Fragen richterlicher Unabhängigkeit und Justizorganisation. In ihrer Forschung beschäftigt sich Frau Sanders mit der Organisation von Gerichten, Familienrecht und rechtlichen Fragen nachhaltigen Unternehmertums in Familienunternehmen und Unternehmen in Verantwortungseigentum. Sie bindet aktiv Nachhaltigkeitsthemen in ihre Vorlesungen ein und hat derzeit ein Lehrbuchprojekt zum Thema Wirtschaftsrecht und Nachhaltigkeit bei Springer.
Prof.'in Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp ist seit 2008 Professorin im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik mit dem Lehrgebiet Informationstechnik an der FH Bielefeld und seit 2018 Leiterin des Instituts für Technische Energie-Systeme ITES. Zusätzlich war sie von 2014 – 2017 Vorsitzende des Bezirksvereins VDI OWL. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem bei Smart Light und Smart Energy und der zirkuläre Wertschöpfung. Frau Schwenzfeier-Hellkamp ist Mitglied des Bielefelder Klimabeirates. Sie verbindet Nachhaltigkeitsthemen sowohl mit ihrer eigenen Forschung, aber auch ihrer Lehre.
Die erste Campus Tour im Rahmen des Nachhaltigen Semesters fand zu dem Thema „Nachhaltiges Bauen“ statt. Roman Immoor und Nina Brodführer aus dem Dezernat Facility Management führten dabei in einer Stunde über den Campus der Universität Bielefeld und gaben einen Einblick in die aktuellen Bau- und Energieeffizienzmaßnahmen und beantworteten Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit, Photovoltaik-Anlagen, Fassadenbegrünung und Kriterien für nachhaltigere Baustoffe. Teilnehmende konnten dabei einen Blick auf die Baustelle für die entstehenden Gebäude R5 - R7, die Fassadenphotovoltaik-Anlage des neuen Gebäudes R2 und die aktuellen Baumaßnahmen am Hauptgebäude werfen.
Mark Bothe aus dem Studierendenwerk Bielefeld gab den Teilnehmenden eine Führung hinter die Kulissen der Mensa, in der bis zu 4.000 Essen pro Tag zubereitet werden. Bei dem 1-stündigen Rundgang konnten Teilnehmende die Abläufe und täglichen Herausforderungen der Gemeinschaftsverpflegung kennen lernen und Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Mensa stellen. So gab es Informationen darüber, wie es um den Energieverbrauch der Mensa steht, wie sich die vegetarische und vegane Menügestaltung entwickelt und wie das Thema Nachhaltigkeit in der Produktion und im Einkauf berücksichtigt werden kann.
Bei der Campus Tour zum Thema "Uni – Bienen" besuchten die Teilnehmenden die elf Bienenvölker im Schulgarten auf den Freiflächen der Fakultät für Biologie. Nils Hasenbein, Beauftragter für Studienangelegenheiten der Fakultät Biologie, gab bei dieser Campus Tour einige Einblicke in das Leben der Uni-Bienen sowie deren Einsatz für Lehre und Forschung, Imkerei und Honig und wie das Halten von Nutzbienen im Lichte der Nachhaltigkeit betrachtet werden kann oder gar Widersprüche entstehen. Jedoch gab es nicht nur theoretische Einblicke in das Leben der Uni-Bienen, Teilnehmende konnten die Bienen hautnah miterleben und sogar den ganz frischen Honig aus der Wabe probieren.
Nina Brodführer und Svenja Sjoerds vom Dezernat Facility Management gaben den Teilnehmenden der Campus Tour zum Thema Biodiversität in rund einer Stunde einen Überblick über die aktuellen biodiversitätsfördernden Maßnahmen auf dem Campus der Universität. Teilnehmende konnten einen Blick auf die verschiedenen Blühstreifen auf dem Gelände werfen und Fragen zu den Themen aktueller und geplanter Biodiversitätsmaßnahmen, zukünftig geplanten Campusveränderungen und der Campusgestaltung stellen. Auf dem Dach des Fahrradabstellplatzes hinter R4 haben wir uns eine Dachbegrünung mit Bodendeckern angeschaut, wie sie bereits auf einigen Neubeuten realisiert wurde und realisiert werden soll.
Wie biologische Kenntnisse in einem Schulgarten anhand des eigenen Anbaus verschiedener Nutzpflanzen vermittelt werden können konnten Teilnehmende bei dem Urban Gardening Workshop auf dem Freigelände der Fakultät für Biologie lernen. Nils Hasenbein gab einen Impuls dazu, wie jede*r persönlich im eigenen Umfeld den Blick für Arten, Lebensräume und ökologische Zusammenhänge schärfen und durch einfach umzusetzende Maßnahmen auch im städtischen Umfeld Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen kann. Zudem wurde thematisiert, wie auch auf kleinem Raum der Einstieg in den eigenen Anbau von Nutz- und Zierpflanzen auch ohne Vorkenntnisse gelingen kann.
Der Radtschlag des AStAs in Kooperation mit den Students for Future haben im Rahmen des Nachhaltigen Semesters eine Reihe verschiedener Workshops rund um das Thema Fahrradfahren angeboten. Teilnehmende konnten in den vier thematisch-verschiedenen Workshops mit mehreren Terminen unter anderem lernen, worauf sie aus ergonomischer Sicht beim Fahrradkauf und bei der Einstellung achten sollten, welche typischen Fehler beim Kauf von gebrauchten Fahrrädern vermieden werden können, wie sicher gestellt werden kann, dass die Bremsen richtig gewartet sind und wie ich mein Fahrrad selber am besten flicke.
Um die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen besser kennen zu lernen, konnten die Teilnehmenden des Workshops zum Planspiel Sustain 2030 in verschiedene Rollen schlüpfen und mögliche Maßnahmen zur Erreichung der Ziele in einem fiktiven Bürger*innenrat diskutieren. Das Planspiel verdeutlichte ihnen die komplexen Zielkonflikte der 17 SDGs, welche sowohl ökologische als auch soziale und wirtschaftliche Zielsetzungen für eine nachhaltige Entwicklung formulieren. Zusätzlich erlebten die Teilnehmenden in der Simulation von der Anwendung verschiedener Maßnahmen die Herausforderungen, politische Entscheidungen zu treffen.
Wie man aus alten Anziehsachen, Gardinen oder Bettbezügen neue Produkte wie Kissen, Mäppchen, Schals o.ä. nähen kann, konnten Teilnehmende in den beiden Upcycling Workshops der Students For Future in Kooperation mit der Volkshochschule Bielefeld lernen. Teilnehmende hatten zusätzlich die Möglichkeit, ihre selbst mitgebrachte Kleidung zu ändern oder aufzuhübschen.
Wie kann nachhaltigkeitsorientierte Forschung gestaltet werden? Welche Ideen gibt es für eine klima- und ressourcenschonende Forschung? In den beiden Sustainable Science Cafés, einmal zu dem Themenschwerpunkt „Nachhaltiger Forschungsbetrieb“ und zu dem Thema „Forschung zu Nachhaltigkeit“ konnten alle interessierten Forschenden nach einem kurzen Impulsvortrag ihre Ideen und Herausforderungen diskutieren und sich bei Kaffee, Keksen und Obst vernetzen.
Wie reisen die Mitarbeitenden der Universität Bielefeld zu Veranstaltungen? Welche Auswirkungen hat dies auf unsere Umwelt? Wie können Dienstreisen und Veranstaltungen an der Universität nachhaltiger gestaltet werden? In den beiden kurzen Austauschformaten in der Mittagspause konnten Interessierte jeweils einen Input zu dem Thema nachhaltige(re) Dienstreisen und nachhaltige(re) Veranstaltungsplanung erhalten und über ihre eigenen Erfahrungen diskutieren.
Die Hochschulgruppe Students for Future veranstaltete nach längerer Pause am 23.06.2023 wieder einen Uni-Flohmarkt von Studierenden & Mitarbeitenden für Studierende & Mitarbeitende. Von 14-18 Uhr konnten die Gäste an den verschiedenen Ständen auf dem Sozialen Feld der Universität Bielefeld stöbern.
Abgeschlossen wurde das Nachhaltige Semester mit einem Vortrag von Frau Professorin Dr. Claudia Hornberg zu dem Thema „Emergency Room – Welche Rolle haben Medizin und Public Health in Zeiten des Klimawandels?“. Der Vortrag gab unter anderem einen Einblick in die Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel und die vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen und die Rolle von (zukünftigen) Mediziner*innen und weiteren Gesundheitsberufen in diesem Kontext.
Prof.'in Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld
Der Klimawandel und die damit einhergehenden gesundheitlichen Auswirkungen betreffen unmittelbar den Gesundheitssektor und dessen Beschäftigte. Sie nehmen bereits heute eine zentrale Rolle im Bereich Gesundheitskommunikation, Prävention, Diagnostik und Therapie klimaassoziierter Gesundheitswirkungen ein.
Der Vortrag gibt einen Einblick in die Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel und seine vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen und geht auf die Rolle von (zukünftigen) Mediziner*innen und weiteren Gesundheitsberufen in diesem Kontext ein. Zudem werden die wichtigsten Erkenntnisse des an der Medizinischen Fakultät OWL (AG Sustainable Environmental Health Sciences) vom Stifterverband geförderten Forschungsprojekts „Implementierung von Klima(-schutz)- und Gesundheitsaspekten in die Lehre von medizinischen und medizinnahen Studiengängen (MedKlimaGesund)“ aufgezeigt. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, Lehrende aus der Universität und dem klinisch-ambulanten Bereich für das Themenfeld Klimawandel & Gesundheit zu sensibilisieren und gibt erste Handlungsimplikationen zur Integration der Themen in die Lehre.