Dienstreisen – vor allem in der Wissenschaft – stellen ganz klar ein Nachhaltigkeitsdilemma dar: Auf der einen Seite steht das Bewusstsein, dass jede Flugreise negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, die gerne vermieden werden würde. Auf der anderen Seite sind die Aufrechterhaltung und der Ausbau internationaler Kontakte, das gemeinsame Austauschen und Forschen, vielleicht aber auch das Erleben anderer Wissenschaftskulturen, qualitatives Merkmal hervorragender Wissenschaft und Wissenschaftler*innen. Hier gibt es keine pauschale Abwägung, welcher Faktor höher zu bewerten ist – jede*r Einzelne muss diese Entscheidung anlassbezogen für sich selbst treffen. Hier möchten wir Ihnen ein paar Überlegungen und Informationen mitgeben, um für sich eine bewusste Entscheidung treffen zu können.
Nebenstehende Grafik verdeutlicht das, was inzwischen geläufig ist: Bahnreisen hinterlassen einen wesentlich geringeren CO2-Fußabdruck als Reisen mit dem Flugzeug. Andererseits braucht eine Bahnreise – je nach Ziel – deutlich mehr Zeit als eine Reise mit dem Flugzeug. Allerdings entfallen bei Bahnreisen wiederum Check-In, Gepäckaufgabe oder Sicherheitskontrolle, welche entsprechende Zeit benötigen. Zudem befinden sich Bahnhöfe vielmals direkt im Stadtzentrum, man benötigt somit häufig auch weniger Zeit um zum finalen Zielort zu gelangen, wodurch die Gesamtreisedauer nochmals reduziert werden kann.
Diese Abwägung zeigt, dass es häufig gar nicht so einfach ist, eine bewusste Entscheidung über die eigene Dienstreise zu treffen, da es eine Vielzahl von Aspekten zu beachten gilt. Die Wahl des Verkehrsmittels ist zudem nicht die einzige Stellschraube, mit der man eine Entscheidung hin zu nachhaltigeren Dienstreisen treffen kann. Die nachfolgenden Aspekte können bei einer bevorstehenden Dienstreise durchdacht werden und zu einer bewussten Entscheidung beitragen:
Eine bewusste Entscheidung kann mit dem groben Prüfschema „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“ erzielt werden:
Grundsätzlich gilt natürlich: Nicht zu reisen stellt auch die größte Vermeidung von Emissionen dar. Es steht also zur Entscheidung:
Dennoch ist nicht in jedem Fall eine Vermeidung der Dienstreise möglich. Es gibt viele gute Gründe, vor Ort zu sein, und dieses auch mit mehreren Mitgliedern eines Teams. Hier wird die nächste Abwägung interessant:
Auch wenn eine digitale Teilnahme an Ihrer Veranstaltung nicht infrage kommt, gibt es Möglichkeiten, die Reise nachhaltiger zu gestalten. Vor allem der Verzicht auf das Flugzeug leistet hier einen hohen Beitrag. Gerade auf kürzeren Strecken innerhalb Europas stellen andere Verkehrsmittel eine gute Alternative dar. Ist mein Reiseziel also…
Aber: Bei einer längeren Anreise sind häufig auch mehr Übernachtungen am Zielort notwendig. Auch Übernachtungen sind ein Emissionsfaktor: So fallen beispielsweise im Durchschnitt für ein Drei-Sterne-Hotel-Übernachtung 16,9 kg CO2-Emissionen an, für ein Fünf-Sterne-Hotel 47,6 kg.[2] Auch dieser Aspekt sollte also idealerweise in die Abwägungen bei der Gestaltung der Dienstreise einfließen.
Bei notwendiger Dienstreise mit dem Flugzeug gibt es Möglichkeiten, einen Beitrag zur nachhaltigeren Gesamtbilanz zu leisten. Emissionen aus Flugreisen lassen sich über verschiedene Anbieter finanziell kompensieren, und somit mit klimaschonenden Maßnahmen ausgleichen. An NRW-Universitäten müssen solche Kompensationszahlungen allerdings bisher aus privaten Mitteln geleistet werden. Im Kontext von DFG-geförderten Projekten gibt es einen eigenen Kompensationsmechanismus, den Sie bei ihrer Fakultätsleitung erfragen können.
Falls Ihnen eine private Kompensation möglich ist, können Sie sich u.a. an folgende Anbieter wenden:
Atmosfair: https://www.atmosfair.de/de/
Climate Fair: https://climatefair.de/cf/home
Klima-Kollekte: https://klima-kollekte.de/
Für die Abwägung Ihrer eigenen Veranstaltungsteilnahme steht Ihnen auch eine Entscheidungshilfe bereit, die die oben genannten Punkte anschaulich aufgreift.