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Literatur

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Kommentierte Literaturauswahl

Einführungen und Handbücher

Das fast 1000 Seiten umfassende Handbuch bietet einen sehr umfangreichen Überblick hinsichtlich der thematischen Verortung der Frauen- und Geschlechterforschung sowie des aktuellen Forschungsstandes. In die Bereiche "Zentrale Fragestellungen und theoretische Konzepte", "Methoden und Methodologie" sowie "Arbeitsfelder und Forschungsergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung in unterschiedlichen Disziplinen" unterteilt, sind 113 Beiträge namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstanden. Vom französischen Feminismus über Männlichkeitsforschung, weibliche Mittäterschaft und Biographieforschung bis hin zu Gender und Ökonomie, Altern und Migrationsforschung lassen sich sowohl verschiedene Einblicke in die Gender-Forschung gewinnen als auch weitere Ausblicke denken.

Dieses Buch widmet sich aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive den Gender und Queer Studies respektive den Gender/Queer Studies. Den Fokus richtet Degele auf die enge Verbindung von Gender Studies und Queer Studies und deren Gemeinsamkeiten mit einer Soziologie, die sie als Verunsicherungswissenschaft rahmt: In allen drei wissenschaftlichen Richtungen verortet Degele den Ansatz, der Entnaturalisierung und der Entselbstverständlichung und damit den Anspruch, die Kontingenz der Gesellschaft sichtbar zu machen. Das Buch ist gegliedert in Theorie, Methodologie und Anwendung. Es wird zunächst die historische Entwicklung der drei Wissenschaften nachgezeichnet sowie die enge Beziehung der drei untereinander analysiert. Im Anwendungsteil finden sich schließlich sieben Beiträge verschiedener Autor_innen, die sich unter anderem mit Gender Mainstreaming, Pornographie oder Hartz-IV und Queer auseinandersetzen. Insgesamt bietet das Lehrbuch einen guten, jedoch knappen Einblick in das Thema. Zum Einstieg ist es gut geeignet.

Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie“ ist der dritte Teil der Lehrbuchreihe zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung (in Deutschland). Die Reihe richtet sich insbesondere an Studierende. Sie versteht sich als Einführung in wichtige Arbeitsfelder und zentrale Fragen der Frauen- und Geschlechterforschung. Der dritte Band beschäftigt sich mit komplexen theoretischen Fragen der feministischen Theorie. Das Lehrbuch ist in Form eines Readers gestaltet, das heißt es enthält (leicht gekürzte) Originaltexte. Anhand von vier Themenkomplexen (I. Konstruktion von Geschlecht, II. soziale Ungleichheiten, III. symbolisch-diskursive Ordnungen, IV. Verhältnis Feminismus und Wissenschaft) werden zentrale Fragen feministischer Theorie diskutiert. Zu jedem Themenkomplex gibt es als Einstieg einen kurzen Kommentar und jeweils vier Texte von (überwiegend deutschsprachigen) feministischen Wissenschaftler/inne/n. Der jüngste Text (A. Engel zu queerer Identitätskritik und VerUneindeutigung) ist von 2005, der älteste (K. Hausen zur „Polarisierung der Geschlechtscharaktere“) von 1976. Die ausgewählten Texte und ihre Verfasser/innen haben zu ihrer Zeit und darüber hinaus zu Diskussionen über feministische Theorie angeregt und/oder hegemoniale Wissensbestände hinterfragt. Sie vertreten unterschiedliche und zum Teil kontroverse Positionen, die einen Einblick in die Heterogenität feministischer Theorie ermöglichen.

  • Band 1: Bührmann, Andrea; Diezinger, Angelika; Metz-Göckel, Sigrid: Arbeit – Sozialisation – Sexualität. Zentrale Felder der Frauen- und Geschlechterforschung. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS 2007
  • Band 2: Althoff, Martina; Bereswill, Mechthild; Riegraf, Birgit: Feministische Methodologien und Methoden: Traditionen, Konzepte, Erörterungen. Opladen: Leske + Budrich 2001

Mit den Schlüsselwerken der Geschlechterforschung präsentieren die AutorInnen einen, wie sie selbst kritisch anmerken, „heimlichen“ Kanon der Geschlechterstudien. Dem Kanon an sich wird aus Sicht der Gender Studies aufgrund seines normierenden und ausgrenzenden Charakters mit Unbehagen begegnet, denn im Kanon der Weltliteratur sind Werke von Frauen unterrepräsentiert. Jedoch kann ein Kanon als Gedächtnis der Gesellschaft auch vorrangig wissenschaftskritisch vorgehen. In diesem Band werden einflussreiche Werke, „die die Frauen- und Geschlechterforschung begründet und vorangetrieben haben“ sowie deren Anbindung an die jeweilige Fachdisziplin kritisch reflektiert, wie z.B. Barbara Dudens „Geschichte unter der Haut“, die hier von Karen Nolte besprochen wird oder Simone de Beauvoir`s Werk „Das andere Geschlecht“, mit dem sich Ursula Konnertz auseinandersetzt.

Geschlechterforschung, Theorie, Methoden / Methodologie

Feministische Methodologien und Methoden“ ist der zweite Teil der dreibändigen Lehrbuchreihe zur sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung. Die Reihe richtet sich insbesondere an Studierende. Sie versteht sich als Einführung in wichtige Arbeitsfelder und zentrale Fragen der Frauen- und Geschlechterforschung. Der zweite Teil zeichnet Entwicklungslinien der Diskussionen um Methodologien und Methoden in der (deutschen, feministischen) Frauen- und Geschlechterforschung nach. Das Lehrbuch ist in Form eines Readers gestaltet, das heißt, es enthält, zum Teil stark gekürzte, Originaltexte, die durch Hinweise auf weiterführende Literatur ergänzt werden. Es ist in drei Teile gegliedert: Der erste Teil beschäftigt sich mit methodologischen Erörterungen im Kontext der Frauenbewegung, wissenschaftskritischen und politischen Ansprüchen zu Beginn der Frauenforschung. Der zweite Teil behandelt methodologische Fragen anhand konkreter empirischer Studien zu den Themen Gewalt, Arbeit und Politik. Der dritte Teil zeichnet (neuere) Debatten um die Kategorie Geschlecht und ihre theoretischen und methodologischen Implikationen nach. Zu jedem Thema gibt es zunächst einen einführenden Kommentar, in dem ein kurzer Überblick über die jeweilige Thematik und Leitfragen formuliert werden. Die ausgewählten Texte spiegeln wichtige Positionen und Perspektiven sowie zentrale Ansätze der Methodendiskussion in der Frauen- und Geschlechterforschung wider.

  • Band 1: Bührmann, Andrea; Diezinger, Angelika; Metz-Göckel, Sigrid: Arbeit – Sozialisation – Sexualität. Zentrale Felder der Frauen- und Geschlechterforschung. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS 2007.
  • Band 3: Hark, Sabine (Hrsg.): Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS 2007

Basierend auf den Transsexuellenstudien von Garfinkel (1967) und Kessler/McKenna (1978), sowie den interaktionstheoretischen Studien von Goffmann (1976-1979) stellen Candace West und Don H. Zimmerman Gender als performative Alltagshandlung dar, welche innerhalb von Interaktionen aktiv hergestellt, dargestellt und wahrgenommen wird. Das Konzept des 'Doing Gender' kritisiert das Verständnis von Geschlecht als biologisch gegebener Tatsache, welche in Alltagshandlungen seinen Ausdruck findet. Die Geschlechterzugehörigkeit wird demnach nicht als Eigenschaft oder Merkmal von Individuen betrachtet, sondern als eine Konstruktion, welche in einem fortlaufenden Herstellungsprozess in allen menschlichen Aktivitäten hervorgebracht und reproduziert wird.

Politik, Gender Mainstreaming, Recht, Gleichstellung und Diversity

Das Buch beschreibt das Konzept der Diversität nicht nur, sondern bringt auch selbst die unterschiedlich gewählten Zugänge zum Thema. Die ursprünglich in den USA entwickelte Unternehmensstrategie des Managing Diversity belebt die gleichstellungspolitischen Debatten und liefert neue Impulse. Neben Managing Diversity wird Gender Mainstreaming belichtet. Beide Innovationen gehen mit grundlegenden Infragestellungen der bisherigen Praxis von Gleichstellungspolitiken einher und haben damit einen enormen Bedarf auch an wissenschaftlich begründeter Reflexion und Orientierung ausgelöst. Hierzu leistet dieses Buch einen Beitrag. Dieser Band umfasst Beiträge von Dieter Lenzen, Christine Keitel, Sünne Andresen, Mechthild Koreuber, Tove Soiland, Claudia von Braunmühl, Barbara Riedmüller, Dagmar Vinz, Susanne Schröter, Michael Meuser, Günther Vedder, Gertraude Krell, Beate Rudolf, Sigrid Schmitz, Debra E. Meyerson, Deborah M. Kolb, Susan Meriläinen, Keijo Räsänen, Saija Katila, Andrea Löther . Alle Beiträge gehen auf eine positive Weise mit den Spannungen im Arbeits- und Forschungsfeld der Gleichstellung um.

Das von drei Politikwissenschaftlerinnen herausgegebene Buch umfasst 12 Aufsätze von Politik- und SozialwissenschaftlerInnen. Im Fokus stehen die Gleichstellungs- und Familienpolitik der Großen Koalition in Deutschland (2005-2009) sowie ausgewählte europäische Vergleichsstudien. Zentrale These ist, dass die Gleichstellungspolitik zu einem „Nebenprodukt“ der Familienpolitik mit selektiver Wirkung geworden sei. In ihrer Einleitung heben die drei Herausgeberinnen positiv hervor, dass Familienpolitik von einem randständigen Bereich zu einem zentralen Politikfeld geworden sei, in dem die Gleichstellungspolitik aber eher „zu einem Beiprodukt verkomme“. An die Stelle einer Gleichstellungspolitik, die alle gesellschaftlichen Bereiche umfasst, seien die Ziele der Anhebung der Geburtenrate und der Erhöhung der Frauenerwerbsquote getreten, zu deren Erreichen eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Familie unabdingbar sind. Eine solche politische Zielsetzung führe aber nicht für alle Frauen gleichermaßen zu mehr Chancengleichheit und Wahlfreiheit, sondern zu einer selektiven Emanzipation, die mit mehr Gleichstellung für die ohnehin besser gestellten Frauen einhergehe.

Der Sammelband ist sowohl als annähernde Lektüre wie auch als Handbuch für die Praxis gedacht. Ausgehend von der These, dass Geschlechtergerechtigkeit ohne die Anwendung der Gender Mainstreaming-Strategie undenkbar ist, setzt sich die bewusst sehr heterogen zusammengestellte AutorInnenschaft in 15 Beiträgen mit verschiedenen auch bundesländerspezifischen Ansätzen auseinander. Durch die unterschiedlichen Arbeits- und Wissenszusammenhänge der ExpertInnen, die aus den Bereichen Politologie, Pädagogik, Geografie, Rechtswissenschaft, Theologie und Gewerkschaften kommen, zeigen sie unter anderem, dass Gender Mainstreaming trotz allgemeiner Richtlinien relativ offen und flexibel gehalten sein muss, um in individuellen und spezifischen Kontexten zu funktionieren.

Der 215-seitige Sammelband ist im Zuge einer Ringvorlesung zu dem Thema "Recht und Geschlecht" an der Freien Universität Berlin entstanden. Elf Autorinnen setzen sich in vier Kapiteln ausgehend von der These, dass die Gleichheitsfrage eine Gerechtigkeitsfrage ist, mit dem komplexen reziproken Verhältnis zwischen Recht und Wirklichkeit hinsichtlich der Geschlechter auseinander. Da die Autorinnen nicht ausschließlich im Bereich des Rechts arbeiten, sondern auch als Professorin, Frauenbeauftragte oder Journalistin tätig sind, erhält man sowohl sprachlich als auch thematisch Abwechslung und einen vielseitigen Blick auf das Thema Recht und Geschlecht. Susanne Baer erörtert beispielsweise in ihrem Beitrag „Justitia ohne Augenbinde?“ die Frage, ob das Recht geschlechterneutral oder geschlechtersensibel richten soll. Die Juristin und Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Ursula Nelles, präsentiert augenzwinkernd einen Leitfaden zum erfolgreichen Misserfolg am Beispiel der Gesetzesänderung zur Vergewaltigung in der Ehe. Konstanze Plett beschäftigt sich in ihrem Aufsatz „Das unterschätzte Familienrecht - Zur Konstruktion von Geschlecht durch Recht“ unter anderem mit der Frage, was Geschlecht rechtlich eigentlich ist und wo sich im Gesetz die Definition dafür findet, während sich die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach abschließend mit der Frage: „Wie männlich ist die Rechtswissenschaft?“ auseinandersetzt.

Das Buch bringt einen umfassenden Beitrag zur Aufklärung der politischen Strategie des Gender Mainstreaming und wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben. Neben einer Einführung in die Strategie des Gender Mainstreaming von den beiden VerfasserInnen umfasst es sechs Hauptgliederungspunkte: 1. Gender Mainstreaming- ein Konzept und seine Geschichte, 2. Geschlechterpolitik und Organisation. 3. Implementation von Gender Mainstreaming, 4. Handlungsfelder von Gender Mainstreaming, 5. Instrumente von Gender Mainstreaming und 6. Geschlechterforschung und Geschlechterpolitik. Jeder Bereich ist untergliedert in mehrere Fachaufsätze von bekannten AutorInnen im Bereich Gender Mainstreaming. Aus diesem Grund bietet dieses Buch einen umfassenden Überblick über die Strategie des Gender Mainstreaming und deren vielfältigen Handlungsfelder.

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