Mit der Durchsetzung der biomedizinischen Technologien der assistierten Reproduktion wie der In-vitro-Fertilisation (IVF) wurden technische Verfahrensmöglichkeiten und medizinische Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten erweitert sowie bisherige gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten der Reproduktion in Frage gestellt. Insbesondere durch das der Gametenspende (Eizell- und Samenspende) zugeschriebene Potential „gespaltene Elternschaft“ (in genetische, biologische und soziale Elternschaft) zu erzeugen, stehen bisher etablierte und als selbstverständlich vorausgesetzte „natürliche“ Beziehungen von Elternschaft zur Disposition.
Die Dissertation untersucht aus einer geschlechtertheoretischen Perspektive den Wandel in den Vorstellungen und Konzepten von Elternschaft und Geschlecht anhand des in Deutschland geführten medizinischen Diskurses über Eizellspende und Samenspende. Die zugrunde liegende Annahme ist, dass der durch die Technologien der assistierten Reproduktion ermöglichte professionelle extrakorporale Umgang mit Eizellen und Samenzellen von reproduktionsmedizinischen ExpertInnen und das inhärente reproduktionsmedizinische Wissen die etablierten und als selbstverständlich vorausgesetzten gesellschaftlichen Vorstellungen von der Reproduktion der Geschlechter und ihrer sozialen Beziehungen in Frage stellt. Dementsprechend „assistiert“ die Reproduktionsmedizin nicht nur bei der Fortpflanzung, sondern sie beeinflusst darüber hinaus auch Vorstellungen und Konzepte von Geschlecht und sozialen Beziehungen.
Die zentrale Fragestellung der Arbeit ist, wie im medizinischen Diskurs die Spende von jeweils männlichen und weiblichen Gameten problematisiert wird und wie hierbei Vorstellungen über soziale Beziehungen wie Elternschaft und Geschlecht verhandelt werden.
Laufzeit: 2008 – 2013
Finanzierung: Eigenmittel/ Bielefeld Graduate School of History and Sociology (BGHS)
Beteiligte WissenschaftlerInnen: Susan Banihaschemi; Betreuung: Prof. Dr. Tomke König (Fakultät für Soziologie)
Veröffentlichung: Susan Banihaschemi (2018): Kontroverse Reproduktion. Zur Legitimierung der Samenspende im reproduktionsmedizinischen Diskurs. transcript