Das Forschungsvorhaben analysierte strukturelle, institutionelle und individuelle Einflussfaktoren sowie fachkulturelle Besonderheiten der Berufs- und Karriereverläufe von MathematikerInnen und PhysikerInnen innerhalb und außerhalb klassischer Beschäftigungsmodelle. Dabei wurde insbesondere die Wechselwirkung zwischen möglichen Einflussfaktoren fokussiert, um allgemein karrierebegünstigende und karrierehemmende Kombinationen derselben zu beschreiben und hinsichtlich ihrer Wirkung bei der Reproduktion oder Überwindung von Geschlechterunterschieden hinterfragen zu können. Ziel war es, mögliche Interdependenzen der unterschiedlichen Einflussfaktoren identifizieren und karrierebegünstigende und karrierehemmende Kombinationen von Faktoren beschreiben zu können. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf der fachkulturellen Prägung von Karrieren, um geschlechterdifferierende Wirkungen der o.g. Einflussfaktoren nicht nur innerhalb einer Disziplin, sondern auch zwischen den Disziplinen aufzeigen zu können.
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stand eine breit angelegte strukturierte Online-Befragung, deren Ausgangspunkt, neben der Aufbereitung des Forschungsstandes, sekundärstatistische Auswertungen von Bildungs- und Arbeitsmarktdaten und qualitative ExpertenInneninterviews waren. Ziel der Erhebung und der dadurch gewonnenen Datengrundlage sowie deren Kontextualisierung aufgrund der Befunde aus den anderen Arbeitsschritten war es, ein umfassendes Bild bestehender Geschlechterdisparitäten sowie von Veränderungen auf diesem Gebiet auf theoretisch-analytischer wie empirischer Ebene zu gewinnen. Zielgruppe der Online-Befragung waren in Fachgesellschaften, Berufs- oder Interessenverbänden etc. organisierte VertreterInnen beider Disziplinen aus unterschiedlichen Berufsfeldern, mit verschiedenen Beschäftigungsmodellen und aus unterschiedlichen Generationen.
Zudem wurden – auch unter Rückbezug auf Detailanalysen aus geplanten ExpertInneninterviews – durch das Forschungsvorhaben neue Perspektiven auf die subjektiv wahrgenommene sowie die objektive Wirksamkeit bestehender Maßnahmen und Praktiken der Gleichstellungspolitik aus den vergangenen Jahren eröffnet und zukunftsweisende fachkulturell-passfähige gleichstellungspolitische Maßnahmen für erfolgreiche Berufs- und Karriereverläufe von Mathematikerinnen und Physikerinnen in unterschiedlichen Berufsfeldern und Organisationsformen sowie für den Bereich der Karriere- wie Gründerinnenberatung formuliert.
Das Forschungsvorhaben wurde im BMBF-Rahmenprogramm „Frauen an die Spitze“, Bereich „Strategien zur Durchsetzung von Chancengleichheit für Frauen in Bildung und Forschung“, gefördert.
Laufzeit: 05.2011 – 07.2013
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Beteiligte WissenschaftlerInnen: Dr. Anina Mischau, (IFF, Universität Bielefeld; TU Berlin); Dr. Bettina Langfeldt, Florian Reidt (Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg); Karin Griffiths, Kathrin Vogt (IFF, Universität Bielefeld); KooperationspartnerInnen und unterstützende Fachgesellschaften u.a.: DPG (Deutsche Physikalische Gesellschaft), DStatG (Deutsche Statistische Gesellschaft), DAV (Deutsche Aktuarvereinigung), DMV (Deutsche Mathematiker Vereinigung), GDM (Gesellschaft für Didaktik der Mathematik), GAMM (Gesellschaft für angewandte Mathematik und Mechanik)
Veröffentlichungen: Langfeldt, Bettina & Mischau, Anina (Hrsg.) (2014): Strukturen, Kulturen und Spielregeln. Faktoren erfolgreicher Berufsverläufe von Frauen und Männern in MINT. Schriften zur interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung Band 10. Baden-Baden: Nomos. Langfeldt, Bettina; Mischau, Anina; Reith, Florian; Griffith, Karin (2014): Leistung ist Silber, Anerkennung ist Gold. Geschlechterunterschiede im beruflichen Erfolg von MathematikerInnen und Physikerinnen. In: Langfeldt, Bettina & Mischau, Anina (Hrsg.): Strukturen, Kulturen und Spielregeln. Faktoren erfolgreicher Berufsverläufe von Frauen und Männern in MINT. Schriften zur interdisziplinären Frauen- und Geschlechterforschung Band 10, S. 76-111. Baden-Baden: Nomos. Reith Florian; Langfeldt, Bettina; Griffiths, Karin & Mischau, Anina (2014): Geschlechterunterschiede in der Selbstpräsentation und der Vernetzung als ausgewählte Karrierestrategien von MathematikerInnen und PhysikerInnen in Wissenschaft und Wirtschaft. In: Busolt, Ulrike et al. (Hrsg.): Karriereverläufe in Forschung und Entwicklung. Bedingungen und Perspektiven im Spannungsfeld von Organisation und Individuum, S. 250-270. Berlin: Logos. Mischau, Anina (gem. mit: Langfeldt, Bettina) (2015): MathematikerInnen und PhysikerInnen an Hochschulen: Repairing or Redesigning the Leaky Pipeline? In: Hey, B. et al. (Hrsg): Akademische Wissenskulturen und soziale Praxis. Geschlechterforschung zu natur-, technik- und geisteswissenschaftlichen Fächern im Vergleich. Forum Frauen- und Geschlechterforschung Bd. 42, S. 37-59. Münster: Westfälisches Dampfboot.