Wie erleben Menschen ihre geschlechtliche Existenzweise? Wie konstituiert sich Geschlecht in gelebten Erfahrungen und in der Verschränkung mit anderen Dimensionen der Existenz? Was erzählen uns ihre Erfahrungen über die Transformation der Geschlechterordnung? Inwiefern stellt gerade die leibliche Dimension eine Voraussetzung für politische, soziale und institutionelle Transformationen dar? Mit diesem Fokus auf den komplexen Erfahrungsraum von Geschlecht und erlebensbezogene Forschung schlägt das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bielefeld seit 2021 eine Brücke zwischen der seit langem bestehenden Spannung zwischen (de)konstruktivistischen und phänomenologischen Ansätzen innerhalb der Geschlechterforschung.
Auf der Konferenz präsentieren Kollegiat*innen ihre Ergebnisse, die zwischen 2021 und 2024 am Graduiertenkolleg beteiligt waren und im interdisziplinären Dialog geforscht haben. Mit dem Fokus auf Erfahrungen wird das Zusammenspiel von leiblich-körperlichem Erleben, Erfahrungen des In-der-Welt-Seins und Konstruktion von Geschlechtern untersucht: ob in empirischen Untersuchungen mit Interviews und teilnehmender Beobachtung, in Untersuchungen zu Literatur und Kunst, die ästhetische Erfahrungen hervorbringen oder in theoretischen Arbeiten, die erfahrungsbezogene Elemente in etablierten philosophischen, soziologischen und politikwissenschaftlichen Ansätzen rekonstruieren.
Quer zu den einzelnen Projekten und Disziplinen rückt die Komplexität und Vielfalt der geschlechtlichen Erfahrungen neu in den Blick. Die Vorträge zeigen die Bandbreite dessen auf, was es bedeutet, vergeschlechtlicht in der Welt zu existieren. Mit dem Fokus auf die leibliche und sinnliche Dimension von Diskursen rücken Prozesse der Hervorbringung von neuem Wissen in den Mittelpunkt. Leibliches Erleben kann zum Ausgangspunkt sozialer Bewegungen werden. Darüber hinaus können Erfahrungen Aufschluss über soziale Transformationsprozesse der Geschlechterordnung bieten. Diese zeigen sich sowohl im Zusammenhang mit queeren und trans* Körperpraxen, Seinsweisen und Begehrensrelationen als auch in vornehmlich heterosexuellen und heteronormativen vergeschlechtlichten Lebenswelten und Institutionen
Die Vorträge werden durch zwei Keynotes ergänzt, die von Professorin Cressida Heyes, University of Alberta, und Professorin Tomke König, Universität Bielefeld, gehalten werden.
Wir freuen uns, gemeinsam mit anderen Wissenschaftler*innen und Interessierten über diese aufregenden, interdisziplinären Arbeiten zu diskutieren und dabei neue Wege des Denkens und Forschens über Geschlechterverhältnisse zu erkunden.
Dienstag, 1. Oktober 2024 |
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10.00-10.30 |
Einführung durch Tomke König Raum X-E0-002 |
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10.30-10.45 |
Pause |
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10.45-11.45 |
Jannis Ruhnau Vergeschlechtlichte Selbstverhältnisse in Praktiken des Erzählens: Kraftsport als Metapher der Subjektwerdung Discussant: Lio Okroi Raum X-E0-222 |
Lisa Jüttner Geschlechterdifferenz als Kulturkritik: Exemplarische Lektüren
Raum X-E0-224 |
11.45-13.00 |
Mittagspause |
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13.00-14.00 |
Assia Alkass Schauen wie weit mein Horizont geht. Pornographierezeption als leibliche Discussant: Tobias Boll Raum X-E0-222 |
Edith Frankzelia Otero Quezada Silence as Embodied Political Experience in Feminist Struggles in Nicaragua Discussant: Magdalena Suerbaum Raum X-E0-224 |
14.00-14.30 |
Pause |
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14.30-15.30 |
Alice Farnetti Challenging Confidentiality. Experiences of Activism against Sexual Violence in University Discussant: Melina Bonerz Raum X-E0-222 |
Johanna Budke Das Erleben von Zeitlichkeit in der Erfahrung früher Wechseljahre Discussant: Hürrem Tezcan-Güntekin Raum X-E0-224 |
15.30-16.00 |
Pause |
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16.00-17.30 |
Keynote Cressida Heyes (online) Raum X-E0-222 |
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18.00-21.00 |
Empfang mit Buffet im IZG |
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Mittwoch, 2. Oktober 2024 |
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10.00-11.00 |
Keynote Tomke König Experientielle Geschlechterforschung. Auf der Suche nach Artikulationen, Raum X-E0-002 |
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11.00-11.30 |
Pause |
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11.30-12.30 |
Ivo Zender Das Erleben von Transgeschlechtlichkeit im Text. Fiktionale trans* Literatur der Gegenwart Discussant: Chiara Pellegrini Raum X- E0- 222 |
Ell Rutkat Verflüssigung von Geschlecht und Sex(ualität) im Erleben von Discussant: Utan Schirmer Raum X-E0-224 |
12.30-13.30 |
Mittagspause |
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13.30-14.30 |
Annika Klanke »Das Private ist schließlich nach wie vor politisch« - Formen und Funktionen von Discussant: Julia Roth Raum X-E0-222 |
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14.30-15.30 |
Fazit |