Das Graduiertenkolleg (GRK) untersucht Erfahrungen, die Menschen mit ihrer Geschlechtlichkeit im Horizont von Gesellschaft machen. Im Mittelpunkt stehen das körperlich-leibliche Erleben und die sozialen Erfahrungen mit dem geschlechtlichen In-der-Welt-Sein. Wie erleben Menschen ihre geschlechtliche Existenzweise? Wie konstituiert sich Geschlecht in gelebten Erfahrungen und in der Verschränkung mit anderen Dimensionen der Existenz (Klasse, Ethnizität, Staatsbürgerschaft, Sexualität, Gesundheit, Alter, Religion)? Inwiefern stellt gerade die leibliche Dimension eine Voraussetzung für die Transformation von Geschlechterordnungen dar? Mit diesem Fokus auf die körperliche Leiblichkeit und den komplexen Erfahrungsraum von Geschlecht überbrückt das Forschungsprogramm die in der Geschlechterforschung seit langem etablierte Zweiteilung in ‚dekonstruktivistische‘ und ‚essentialistische‘ Ansätze. Da die Untersuchungsgegenstände und Ziele des GRK quer zu den etablierten Disziplinen liegen, kooperieren bislang in der Geschlechterforschung weitgehend getrennte Fachrichtungen: American Studies, Germanistische Literaturwissenschaft, Gesundheitswissenschaften Politikwissenschaft, Soziologie und Sportwissenschaft. Vermittelt über zwei Forschungssäulen – die Konstitution gesellschaftlicher Existenzweisen (I) und die dadurch ermöglichte Transformation der Geschlechterordnungen (II) – sollen in den einzelnen Projekten die empirischen Gegebenheiten von Geschlecht einerseits und die theoretischen Konzeptionen der Kategorie Geschlecht andererseits systematisch aufeinander bezogen werden. Das Ziel des Qualifizierungskonzeptes ist es, die Fertigstellung innovativer Doktorarbeiten in der Förderzeit von drei Jahren zu ermöglichen und Doktorand*innen auf wissenschaftliche und außerwissenschaftliche (auch internationale) Karrieren vorzubereiten. Das auf das Forschungsprogramm zugeschnittene Qualifizierungskonzept greift auf langjährige Erfahrungen und bestehende Strukturen der Universität Bielefeld zurück. Die für Karrieren im Wissenschaftssystem unerlässliche Ausbildung disziplinärer Kompetenzen wird im GRK systematisch mit der Aneignung interdisziplinärer Perspektiven verschränkt. Spezifische Arbeitsformate bilden den Rahmen für innovative Forschung, einen kontinuierlichen Austausch unterschiedlicher Disziplinen sowie die Entwicklung gesellschaftsrelevanter Themen der Geschlechterforschung für die scientific community und die breitere Öffentlichkeit