Biografieorientierte Teilnehmerperspektiven auf Hochschulweiterbildung
Seit der Einführung der Bologna-Reform, in der neben den konsekutiven Bachelor- und Masterstudiengängen auch explizit weiterbildende Studiengänge vorgesehen sind, die sich an Hochschulabsolventen mit Berufserfahrung richten, nimmt das Angebot berufsbegleitender Studiengänge immer mehr zu. Trotz des Bedeutungszuwachses, den die Weiterbildung an Hochschulen dadurch erfahren hat, ist aus Sicht der Teilnehmerforschung noch immer wenig über berufsbegleitend Studierende bekannt. Auch angesichts verwischender Grenzen zwischen "Normalstudierenden" und "Weiterbildungs-Studierenden" - wenn sich z.B. berufsbegleitende Bachelorstudiengänge an Berufstätige ohne einen ersten berufsqualifizierenden Hochschulabschluss richten - bedarf es einer subjektorientierten Teilnehmerforschung, die an den unterschiedlichen biografischen Verläufen der Studierenden ansetzt.
Aus der Perspektive einer biografieorientierten Teilnehmer- oder Erwachsenenbildungsforschung ist zu fragen, welche Bedeutung dem berufsbegleitenden Studium in den Biografien der Studierenden zukommt. Um dieser Frage nachzugehen, bietet sich ein Zugang über die Transitionsforschung an, die sich gezielt mit solchen Prozessen befasst, in denen Individuen aus eingelebten Lebenszusammenhängen heraustreten, um sich in neue Lebensabschnitte einzufinden. In der Dissertation wird deshalb die Phase des berufsbegleitenden Studierens als Transitionsphase in der Biografie aufgefasst, wobei zu untersuchen ist, wie das berufsbegleitende Studium in biografische Verläufe eingebunden ist und welche biografischen Konsequenzen sich daraus ergeben. Dazu muss auch geklärt werden, welche neuen bzw. bedeutsamen Erfahrungen Studierende im berufsbegleitenden Studium machen und wie sie den Transitionsprozess erleben.
Die Dissertation wurde 2014 eingereicht und verteidigt.
Publikation:
Lobe, Claudia (2015). Hochschulweiterbildung als biografische Transition. Teilnehmerperspektiven auf berufsbegleitende Studienangebote. Heidelberg: Springer VS.
Die Dissertation leistet einen Beitrag zur Teilnehmer- und Transitionsforschung und erweitert den Diskurs im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung um eine transitionsorientierte Perspektive.
Die Ergebnisse zeigen auf, wie Teilnahmemotive berufsbegleitend Studierender biografisch gerahmt sind und mit welchen Erwartungshaltungen und Bedarfen sie sich an Hochschulen wenden. Hochschulen erhalten auch Aufschluss darüber, mit welchen Auswirkungen berufsbegleitender Studiengänge auf die Biografien der Studierenden zu rechnen ist. Darüber hinaus klären die Forschungsergebnisse, welche bedeutsamen Erfahrungen Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen machen und wie diese an didaktische Formate gekoppelt sind.
Die Dissertation wurde durch ein Promotionsstipendium finanziell unterstützt. Das Stipendium wurde im Zuge einer Kooperation von der Europäischen Fernhochschule Hamburg an die Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft vergeben. Stipendiatin war von 2010 bis 2012 Claudia Lobe.