Weltpolitik ist ein dynamisches Feld, das stets durch eine Vielfalt von Ordnungsprinzipien gekennzeichnet war und ist. Vorherrschend ist dabei bislang die Vorstellung einer historischen Abfolge weltpolitischer Ordnungen. Die Forschungsgruppe möchte zu einem besseren Verständnis von Weltpolitik und Wandel in der Weltpolitik beitragen und die Einsicht in den historischen Wandel einer Vielzahl unterschiedlicher, aber miteinander verflochtener Ordnungen befördern. Dazu bringt die Gruppe weltweit führende Experten*innen zusammen, die zu einem historisch und soziologisch sensiblen Verständnis von Weltordnung(en) beigetragen haben. Sie arbeitet an einem relationalen Ansatz, der die historisch entstandenen und sich wandelnden Beziehungen zwischen verschiedenen Ordnungsprinzipien innerhalb der Weltpolitik untersucht. Sowohl konzeptionell als auch empirisch bedeutet "relational" hier, dass "Weltpolitik" aus verschiedenen Ordnungsprinzipien resultiert, die nebeneinander bestehen und miteinander interagieren.
Die Forschungsgruppe hinterfragt Diagnosen des weltpolitischen Wandels, die sich auf einen übergreifenden "Megatrend" konzentrieren. Stattdessen untersucht sie die grundlegenden Parameter des langfristigen Wandels in der Weltpolitik jenseits reduktionistischer Erzählungen vom "Aufstieg und Niedergang" bestimmter Mächte und Ordnungen. Forscherinnen und Forscher aus Geschichtswissenschaft, Soziologie und Internationalen Beziehungen werden analysieren, wie die Ordnungsprinzipien regionaler oder globaler Imperialität, territorialer Souveränität, kultureller Identität und marktwirtschaftlicher Orientierung in einem hochgradig differenzierten sozialen Zusammenhang miteinander verflochten sind. In dieser „Weltgesellschaftsperspektive“ gilt die besondere Aufmerksamkeit der Forscher*innen der Frage, wie die Interaktion verschiedener Ordnungsprinzipien durch zugrundeliegende – und dabei auch entstehende – Infrastrukturen der Kommunikation ermöglicht und beeinflusst wird. Denn die Infrastrukturen der Kommunikation beeinflussen nicht nur, als „technische“ Infrastrukturen, nachhaltig die Möglichkeiten und Geschwindigkeiten des Sagbaren, sondern ebenfalls, was, wie, durch wen und mit welchem Erfolg etwas mitgeteilt werden kann („symbolische“ Infrastrukturen). Trotz ihrer zentralen Rolle bleiben die Kommunikationsinfrastrukturen in trans-historischen Vergleichen „internationaler Ordnungen“ oftmals unberücksichtigt. Im Mittelpunkt der Arbeit der Gruppe stehen Telekommunikationstechnologie und Nachrichtenagenturen, symbolische Strukturen wie die Weltzeit und Zeitzonen und internationale Organisationen, die solche Strukturen betreiben.
Prof. Dr. Mathias Albert
Bielefeld University
Faculty of Sociology
Prof. Dr. Heidi Tworek
University of British Columbia
Department of History and School of Public Policy and Global Affairs
Prof. Dr. Tobias Werron
Bielefeld University
Faculty of Sociology
Prof. Christian Bueger
University of Copenhagen
Faculty of Science
Assoc. Prof. Diana Lemberg
University of St Andrews
School of History
Assoc. Prof. Bettina Mahlert
Universität Innsbruck
Fakultät für Soziale und Politische Wissenschaften
Prof. Heikki Patomäki
University of Helsinki
Department of Political and Economic Studies
Dr. Ralf Rapior
Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie