Das Projekt ‚Welcome Science‘ wird auch an zwei Bielefelder Hauptschulen durchgeführt, an den die Kinder und Jugendlichen in sog. „Willkommensklassen“ unterrichtet werden. Vier Teams mit je zwei studentischen Mitarbeitern führen in verschiedenen Klassen mit Flüchtlingskindern im Alter von 10-16 Jahren altersgemäße Versuche durch.
Zunächst wurde der Kontakt mit den Schulen von den Projektleitern geknüpft, ehe sich anschließend die Teamleiterinnen und Teamleitern
bei den Rektorinnen und Rektoren über Einzelheiten verständigten. Nicht nur bei diesen ersten Gesprächen, sondern auch über die gesamte Projektdauer wurden die Teams von Lehrkräften, Sozialarbeitern und Betreuern der Schule unterstützt. Die Kinder und Jugendlichen konnten sich folglich auf eine liebevoll vorbereitete Experimentierstunde freuen. Wie die Arbeit an den Hauptschulen verlief, möchten wir Ihnen anhand des folgenden Versuches vorstellen.
Um die Kinder für die Arbeit mit einfachen Chemikalien wie Essig vorzubereiten, erhielt jedes Kind ein Symbol und durfte den Sicherheitshinweis dann in der Gruppe vorstellen. Auf Grundlage dieser Übung erstellten die Teamleiterinnen mit den Kindern zusammen ein Regelplakat. Nun bekamen die Kinder die Frage, wie es möglich sei einen Luftballon, ohne den Mund zu benutzen, aufzupusten. Eine Teamleiterin einer Gruppe mit zehn Kindern beschreibt die Situation in ihrem Erlebnisprotokoll folgendermaßen:
„Es kamen unter anderem viele kreative Ideen zur Sprache, wie den Ballon an den Auspuff eines Autos zu befestigen, oder einfach die Nase zu benutzen. Wir erzählten, dass wir heute Materialien mitgebracht haben, mit denen das auch geht.“
Danach wurden die Materialien vorgestellt und gefragt, woher die Kinder diese kennen. Backpulver konnte allgemein im Brot verortet werden und einige Kinder wussten sogar, dass das Brot dadurch an Volumen zunimmt. Auch Essig war nach kurzer Riechprobe von Zuhause bekannt. Danach wurden illustrierte Experimentierkarten an jede Gruppe verteilt und die Kinder begannen selbstständig zu experimentieren.
„Unter unserer Aufsicht hat dann jeweils ein Kind aus den Zweierteams an den Tischen Essig in den Trichter gegossen. [...] Wir haben dann nach und nach die weiteren Materialien verteilt und die Kinder haben sich meistens selbst aus der Anleitung und den Bildern erschlossen, was sie als nächstes machen mussten.“
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten und es konnte schnell beobachtet werden, dass sich der Luftballon füllt. Dies war ein kurzer, aber besonderer Moment für die Kinder.
„Dann als man den Effekt beobachten konnte waren die Augen riesig und die Mädchen haben gequietscht und gelacht. [...] Kurz darauf kam kurz etwas Ernüchterung bei den Kindern auf, als sie fragten, ob das jetzt fertig wäre und ich ‚Ja‘ sagte.“
Nach dem ersten Teil des Versuchs fragten die Teamleiterinnen und Teamleiter die Kinder was denn da passiert sei. In einer Gruppe mit 13 bis 16 jährigen wusste ein Teil der Jugendlichen bereits Bescheid.
„Einige Kinder haben direkt die Antwort gegeben, dass sich ein Gas bildet, wodurch sich der Ballon aufstellt.“
In einer Gruppe mit 10 bis 12 jährigen Kindern war das Verständnis nicht ganz so groß.
„Dann haben wir erklärt, dass Kohlenstoffdioxid entsteht und in den Luftballon weicht. Ich glaube, dass das viele Kinder nicht verstanden haben und die Lehrerin hat mir das hinterher bestätigt. Trotzdem haben sie gespannt zugehört.“
Die andere Leiterin der Gruppe führt dies auf den geringen Wortschatz zurück.
„Wir haben eine kindgerechte Deutung gegeben [...]. Es handelt sich bei den Wörtern, die man dafür benutzt, nicht um Alltagssprache und diese ist nun mal das, was die Kinder als erstes lernen. Wörter wie ‚ausdehnen‘ oder Ähnliches haben wir versucht mit Zeigen deutlich zu machen.“
Insgesamt erwies es sich als hilfreich einige Worte und Beschreibungen zur besseren Verständnis mit Gestik und Mimik zu verdeutlichen. Im Allgemeinen hat der Versuch allerdings gut geklappt, vor allem durch die gute Mitarbeit der Kinder und Jugendlichen, was folgendes Zitat belegt:
„Allgemein war die Beteiligung, Motivation und Interesse in der Gruppe bemerkenswert gut und übertraf alle meine besten Erwartungen und Hoffnungen, die ich mir die Tage und Wochen gemacht hatte.“
Vielleicht haben Sie sich jetzt schon gefragt, warum sich der Luftballon aufbläst? Der Essig, genauer: die in dem Essig enthaltene Essigsäure, reagiert mit dem Backpulver, wobei sich das Gas Kohlenstoffdioxid bildet. Das Gas benötigt viel Volumen und sorgt so für das ‚chemische‘ Aufpusten des Ballons.
Das Projekt ist in den Hauptschulen zwar erst etwas später gestartet, aber auch hier gab es bisher überwiegend positive Rückmeldungen. Hier spielt die frühere Tageszeit mit Sicherheit auch eine Rolle, da überwiegend vormittags experimentiert wird.
Wenn Sie abschließend noch mehr über Experimente, die sich mit Kindern und Jugendlichen dieser Altersstufe eignen, lesen möchten, dann können Sie dies hier tun.