Dieses Projekt befasst sich mit der Geschichte der Kommunikation im Kalten Krieg durch den Blickwinkel der religiösen Akteure, die auf beiden Seiten des „Eisernen Vorhangs“ beteiligt waren. Der Schwerpunkt liegt auf der Erforschung von Kontakten zwischen den religiösen Aktivisten des geteilten Deutschlands und den Gläubigen in verschiedenen Republiken der UdSSR. Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, die Verflechtungsgeschichte (deutsch-)deutsch-sowjetischer religiöser Aktivist*innen und ihrer in-/offiziellen Netzwerke über den „Eisernen Vorhang“ hinweg zu schreiben. Der Fokus liegt auf privaten Kontakten und persönlichen Netzwerken, Aktivitäten der faith-based Organizationen, die auf der Basis von Grenzgänger Interviews und Memoiren, christlichen Medien, Stasi-Akten sowie anhand von Beständen aus den privaten und NGOs-Archiven zu rekonstruieren sind. Das Projekt ist eine komplexe Analyse der ‚people’s diplomacy‘ in Zeiten des Kalten Krieges und bietet innovative Einblicke in die Geschichte der Globalisieriung „von unten“: Mobilität, Kommunikation, Überwachung, Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Geschichte der Gewissensfreiheit.
As Western empires became increasingly aware of the strategic and economic potential of the North Pacific in the 19th century, Alaska's shores became a site of intensified cultural encounter. Faced with direct and indirect forms of colonial violence precipitated by the arrival of adventurers, traders, administrators and missionaries from a variety of western nations, the Native peoples of Alaska developed and adapted strategies to navigate the cultural encounters they found themselves in. Crucial to this effort was the expertise of local interpreters who - by virtue of their linguistic skills and local knowledge - were in a position to explain, mediate and negotiate. In their endeavor to establish dominion and exploit the resources of the land and its inhabitants, Westerners realized their own dependence on these individuals, which placed interpreters in the vulnerable yet powerful position of the 'in-between'. As both Natives and Westerners grew to depend on these interpreters' abilities, they were exposed to fluctuating climates of trust and mistrust, creating an environment of enormous personal and cultural pressure. Yet their 'in-betweenness' also enabled them to influence the transfer and transculturation of knowledge and practices as well as broker ideas connected to religion, trade, empire, and modernization.
My project examines the role of interpreters before, during and after the 1867 transfer of Alaska from Russia to the United States, tracing their lives and perspectives across imperial and cultural fault lines and enhancing their visibility as connectors and creators of transcultural spaces and ideas. By focusing on Native interpreters as agents of globalization, I hope to contribute to a more balanced discourse on entanglement and liminality in a trans-imperial contact zone.
This book project offers the first treatment of political commissars as a global military phenomenon. With roots in the représentants en mission of revolutionary France, the political commissars active in the armed forces of the 20th century’s socialist states emerged during the Russian Revolution and civil war to spread throughout the world with the growth of the communist movement. Depending on the country and time period, the functions and institutional power of commissars ranged from that of a parallel hierarchy of officers with operational powers, to an integrated part of the officer corps specialising in matters regarding personnel management and education. The projects traces the origins of the commissars in the quasi-paramilitary nature of the armed forces of many socialist states. The commissars’ subsequent development into an essential part of military organisation resulted in a distinct system of civil-military relations that differed significantly from that of non-socialist contemporary states. Not content with civilian control over the military at the institutional level, ruling communist parties used the commissar system to establish political control down to the company (or equivalent) level. This was a corollary of communist theoretical commitments regarding the nature and purposes of state power.
Das Projekt hat die Erforschung von Rolle des politischen Humors (in erster Linie, folkloristischer Genres) in der Beziehungen zwischen Gesellschaft und Staat im sozialistischen Lager am Beispiel der Sowjetunion und der DDR zum Ziel. War Humor eine Waffe gegen die Diktatur oder ein sie stabilisierendes Sicherheitsventil? Welche Bedeutung haben ihm die Machthabenden und Bürger*innen beigemessen? Welchen Raum nahm Humor im Alltag ein?
Eines der zentralen Themen des Projekts ist die Geschichte des Witzes als Protestmittel gegen die Diktatur. Der Vergleich von Themen, Sujets, der Sprache von Witzen und ihrer Verbreitung sowie von Methoden des staatlichen Kampfes gegen oppositionellen Humor in zwei sozialistischen Systemen ermöglicht es, Besonderheiten der Reaktionen verschiedener Kulturen auf ähnliche Herausforderungen zu rekonstruieren, die schmerzlichsten sozialen Probleme zu identifizieren und zu bestimmen, was gemeinsam und was speziell ist. Das Projekt zielt auch darauf ab, den Austausch von Humor und "wandernden" Humorgeschichten zwischen den Ländern sowie die Dynamik der Grenzen des "erlaubten" Humors zu untersuchen. Wichtige Bestandteile des Projekts sind die Analyse theoretischer Ansätze zum politischen Humor und die Erforschung von Methoden zur Bekämpfung von Machtstrukturen gegen Protestwitze in der DDR und der UdSSR.
This research project investigates the intellectual history of re-discovery and re-evaluation of Russian Avant-Garde art in the late Cold War context. Occurring first on the Western artistic stage in the early 1960's, the excitement for the Russian avant-garde externalized by the boom of the Russian Avant-Garde art exhibitions all over the world during the entire 1980's. The grounds for this worldwide interest for the Russian art of the early 20th century were provided by a modest community of enthusiasts—international scholars, museum curators, and private collectors, who were involved in the dense cooperative network during the Khrushchev's Thaw. Towards the end of the 1970s, the heritage of Russian Avant-Garde gained enough symbolical currency to be included into the political sphere of cultural diplomacy. The key role in avant-garde art international recognition was played by such exhibitions like 'Moscow-Paris: 1900-1930' (Paris, 1979; Moscow, 1981) and 'The Avant-Garde in Russia, 1910 - 1930: New Perspectives' (Los Angeles, 1980). Was the re-discovered Russian modernist art a new weapon in the cultural Cold War, and if so, how was it instrumentalised by different interest groups? Or the Cold War itself was used as a meaningful context for re-evaluation of this art by engaged groups of international players? Examining the European, Soviet and American contexts in comparative perspective through international art exhibitions, this project aims to investigate the tension and cooperation between different cultural actors in the Cold War and their strategies of repre-sentation of Russian artistic history of the revolutionary period.
Vertrauen ist ein essentieller Bestandteil des menschlichen Lebens und fundamental für das Funktionieren moderner, komplexer Gesellschaften. Nicht nur Demokratien, sondern auch Diktaturen wie der sowjetische Staat und autoritäre Regime wie die sozialistischen Gesellschaften im Nachkriegseuropa brauchten Vertrauen als entscheidenden Beitrag zur sozialen Integration und zur Stabilität der politischen Ordnung. Aber wie viel Vertrauen benötigte eine Diktatur, um die Lebensfähigkeit des Regimes sicherzustellen? Wie schuf der Propagandastaat das Vertrauen, welches er brauchte, um sich zu legitimieren? Wie erlebte die Bevölkerung Vertrauen und Misstrauen in den Wirren des Alltags? Die Antworten auf diese Fragen sind wichtig, um die Probleme zu verstehen, die beim demokratischen Wandel in postkommunistischen Ländern auftreten, und zu erklären, wie heutzutage neoautoritäre Systeme entstehen. Mein Projekt, eine Kulturgeschichte von Vertrauen und Misstrauen im sowjetischen Russland in den Jahren 1917-1991, ist eine historische Untersuchung mit dem Ziel, die die Rollen von Vertrauen / Misstrauen als emotionale Stützen bei der Organisation des sowjetischen Staates und der sowjetischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Meine These lautet, dass der sowjetische Staat den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch das paradoxe Prinzip des erzwungenen Vertrauens bewahrte: die Ineffizienz der Bürokratie gab der Bevölkerung ein Gefühl der Wehrlosigkeit, was sie dazu veranlasste, offiziellen Institutionen zu misstrauen und sich Netzwerken erzwungenen Vertrauens anzuschließen. Diese Netzwerke wurden von lokalen Patronen geleitet, welche unter dem vollständigen Schutz der Staatsspitze standen. Im Ergebnis wurde erzwungenes Vertrauen ein Charakteristikum der kommunistischen Moderne: der Anstieg des generalisierten Misstrauens war die grundlegende Voraussetzung, um obligatorisches Vertrauen in die bolschewistische Partei und den sowjetischen Staat zu bilden.
Selbstmordprävention ist eines der großen Anliegen der Moderne. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet die Statistiken von Suizidraten als Spiegel der mentalen Gesundheit einer Nation. Als Reaktion auf die akute Nachfrage nach emotionaler Unterstützung für (selbstmordgefährdete) Menschen in komplizierten Lebenssituationen entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Sorgentelefone—„Telefone des Vertrauens“—als moderne Institutio-nen der Empathie. Sie wurden zu den intimsten Kommunikationskanälen für gewöhnliche Menschen. So konnten sie über ihre schwierigen, privaten Umstände sprechen und bei Bedarf um Hilfe bitten, ohne ideologische, religiöse, politische, geschlechtsspezifische oder nationale Vorannahmen. „Telefone des Vertrauens“ ließen die Stimmen der marginalen Akteure nachhallen und sensibilisierten so auch die Öffentlichkeit bezüglich tabuisierter Probleme und unkonventioneller Themen. In diesem Projekt wird die Etablierung einer empathischen Moderne am Bei-spiel der ersten Sorgentelefone in Los Angeles, Berlin und Moskau untersucht. An der Schnittstelle der Kultur-, Emotions-, Medien- und Wissenschaftsgeschichte erforscht das Projekt den Einfluss der Telefonseelsorge auf die Dynamik der politischen, sozialen, normativen und geschlechtsspezifischen Ordnungen. Es arbeitet die Rolle heraus, die unsichtbaren Ressourcen wie Empathie/Indifferenz und Vertrauen/Misstrauen in der Bindung des modernen Subjekts an Gesellschaft und Staat zukommt, und es deckt die Funktionsweise von „grauen Zonen“ und „verborgenen Erfahrungen“ des Alltags in modernen Metropolen auf.
Werbung ist ein zentraler Bereich des modernen Lebens. Sie reflektiert bestimmte sozioökonomische Entwicklungen und kulturelle Phänomene, sie prägt unsere Lebensstile und Alltagskulturen. Werbung dynamisiert Prozesse der Inklusion und Exklusion von gesellschaftlichen Gruppen mit Blick auf soziale, geschlechtsspezifische, ethnische oder religiöse Ungleichheiten.
Im Zeitraum von 1870 bis 1914 trug sie maßgeblich zur Bildung der Konsumenten bei, indem diese durch die Nutzung von neuen, oft ausländischen Waren die Moderne mitfühlten, miterlebten und mitgestalteten.
Nicht zuletzt durch die Werbung gelangten importierte wie einheimische materielle und kulturelle Güter von einem Ort zum anderen, oftmals von weit entfernten Produzenten zu immer neuen Konsumenten. Ein solcher Kulturtransfer via Werbung bzw. im Rahmen von Konsumpraktiken findet über nationale Grenzen hinweg als auch im lokalen Austausch statt. Im Zarenreich scheint die Werbung zudem über ihre wirtschaftsstrategische Funktion hinaus zu einem optimalen Instrument interkultureller bzw. -ethnischer Kommunikation sowie zu einem Motor nationaler Modernisierung in den Gebieten Wirtschaft, Medizin und Kultur geworden zu sein.
Ich analysiere Werbung sowohl als Scharnier für Kulturtransfers und Modernisierungsprozesse als auch als Medium interethnischer und grenzübergreifender Kommunikation. Dabei konzentriere ich mich auf die deutsche bzw. russlanddeutsche Werbung. Dieser Zuschnitt hängt mit der unikalen Stellung und dem wirtschaftlichen Beitrag des (russland-)deutschen Unternehmertums im Zarenreich im Vergleich zu den ausländischen bzw. nichtrussischen Vertretern anderer Nationalitäten zusammen.
Die Fallstudie baut ferner auf der Annahme auf, dass die deutschsprachige Werbung und die Werbung für deutsche Güter und Dienstleistungen abseits ihrer wirtschaftlichen Werte eine bestimmte Konsum- und Identitätskultur vermittelten. Im Zusammenhang mit dem Unternehmergeist der Russlanddeutschen wiederum frage ich danach, inwieweit sich die deutschen Minderheiten im Zarenreich als Vermittler, Mediatoren und Lobbyisten deutscher Waren, Kulturgüter und Interessen an die Öffentlichkeit verstehen lassen.
The Soviet Project was not only a political and economic one, but at the same time entailed a massive social experiment for creating the New Soviet Man. In doing this, Bolsheviks to great extent relied on scientific knowledge and professional expertise in educating and sanitizing the masses. Sex played a special role in the Soviet biopolitics, being treated as a natural force which should by mastered by ideology. Although disease is a highly personal experience as it concerns the individual’s routine perception of its body, it is an area highly regulated by legal, medico-scientific, and political discourses. This is particularly true of Venereal Diseases (VD), which are a morally and politically charged subject due to their direct connection with sex. Venereology as a scientific discipline and as a practice of treatment combines both agendas: an attempt to discipline the common body of citizens and an attempt to build an industrialized and modern state. My project aims at understanding what role venereologists—physicians and scholars—played in the establishment of the state’s control over citizens’ bodies, and how the scientific agenda and the political discourse mutually influenced each other. In doing so, this research also devotes attention to the limits of the state’s control and the concomitant opportunities to express individual agency. I use VD as a methodological lens to look at power relations between the state and its citizens as well as physicians as mediators between them. Medical sociology provides a fruitful account to deal with how the medical profession (Freidson, Parsons, Kleinmann). I also use a Foucauldian approach to discourse analysis and employing three levels of analysis: the official discourse created by the state bureaucrats, the scientific discourse produced by the scientists, and the everyday discourse of physicians and their patients. In order to do this, I apply the three-level discourse analysis to look at three type of discourses produced by three different types of actors: those created by the state, media produced by the physicians for scientific needs, and egodocuments.
This methodological approach enables me to follow the power-relations between the state and its citizens and physicians as mediators between them, by analyzing the collective culture and the professional ethics within the discipline, and the reality of the daily practice used directly with the patient.