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Forschung

© Universität Bielefeld

Forschungsprofil

Die Forschung am Department für Literaturwissenschaft vertritt eine theoretisch reflektierte sowie kultur- und medienwissenschaftlich informierte Auseinandersetzung mit Literatur. Seit ihrer Gründung zeichnet sich die Bielefelder Literaturwissenschaft gegenüber anderen Hochschulen durch die kritische Reflexion auf die theoretischen Grundlagen des Faches wie auch den interdisziplinären Austausch mit anderen Forschungsbereichen aus. Mit dieser die Fachgrenzen überschreitenden Ausrichtung bildet sie einen wichtigen Bestandteil des aktuellen Forschungsprogramms (Transcending Boundaries) der Bielefelder Universität.

 

Die literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung des Departments erstreckt sich nicht nur auf unterschiedliche Textformen, Schreibweisen und Gattungen sowie historische Epochen von der Antike über Mittelalter, Frühe Neuzeit und Moderne bis hin zur Gegenwart, sondern bezieht auch eine Vielfalt systematischer Untersuchungsbereiche ein. Sie befasst sich sowohl in historischer als auch methodisch-theoretischer Perspektive mit zentralen Grundlagenfragen der Literaturwissenschaft, die u.a. Traditionen der Rhetorik, Ästhetik, Hermeneutik, der literaturhistorischen Modellbildung oder Gattungstheorie sowie die Digital Humanities umfassen. Der fächerübergreifende Austausch der Literaturwissenschaft mit Nachbardisziplinen (wie Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie etc.) findet vor allem im Kontext der Betrachtung unterschiedlicher Modellierungen von Literatur- und Wissen(schaft)sgeschichte sowie des Zusammenspiels von Literatur und anderen kulturellen oder ästhetischen Praktiken und Medien (wie visuellen Künsten, Musik, Film etc.) statt.

 

Weitere Kernbereiche der interdisziplinären und theoretisch fundierten Forschung betreffen u.a. Fragen der Medialität und Materialität der Literatur, der Genderforschung, der global studies, der Interamerikanischen Studien sowie der Theorien und Praktiken des Vergleichens. Eigens eingerichtete Forschungszentren wie das Center for InterAmerican Studies oder das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung sowie übergreifende Forschungsverbünde wie der Sonderforschungsbereich 1288 „Praktiken des Vergleichens“ oder das Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ bilden den institutionellen Rahmen für den Austausch zwischen den Disziplinen; sie sind zugleich zentrale Foren für die breite internationale Vernetzung der Bielefelder Literatur- und Kulturwissenschaft.

Einzelprojekte und Schwerpunktbereiche

DFG/AHRC-Projekt Rethinking Enlightenment: the reception of John Locke in Germany (2022-2025). Das von PD Dr. Lore Knapp, dem Philosophen Prof. Konstantin Pollok (Mainz) und dem Historiker Prof. Thomas Ahnert (Edinburgh) beantragte, deutsch-britische interdisziplinäre Forschungsprojekt „Rethinking Enlightenment: The Reception of John Locke in Germany“ wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Arts and Humanities Research Council (AHRC) bewilligt. Im Zentrum des zunächst auf drei Jahre angelegten Forschungsvorhabens steht die enorme, bislang aber keineswegs hinreichend gewürdigte Bedeutung des englischen Philosophen John Locke für den intellektuellen Austausch zwischen Großbritannien und Deutschland ab dem 18. Jahrhundert. Untersucht wird nicht nur die Locke-Rezeption in Veröffentlichungen deutscher Gelehrter; vielmehr kommen etwa auch die Verbreitungswege und -mechanismen in der „gelehrten Öffentlichkeit“ der Aufklärungszeit in den Blick. Das Projekt wird Archivrecherchen zur Verbreitung von Lockes Ideen mit einer genauen Untersuchung ihrer Rezeption in verschiedenen Bereichen der Philosophie und Ästhetik sowie ihrer Verwendung in politischen Debatten verknüpfen. Zentrale Fragen sind: Wie wurde Locke gelesen und gelehrt? Wie genau zirkulierten seine Schriften? Welche Aspekte von Lockes Denken stießen auf besonderes Interesse und wie wurden sie interpretiert? Wie hat das Aufkommen von Kants kritischer Philosophie die Locke-Rezeption auf dem Kontinent verändert?

DFG-Heisenberg-Professur (Prof. Dr. Maximilian Benz) (seit 2020) Im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Heisenberg-Professur untersucht Maximilian Benz den Zusammenhang von volkssprachigem Erzählen und theologischem Wissen im 16. Jahrhundert („Druckgeschichten“), bringt sich mit Blick auf „Praktiken der Selbstvergleichung“ in den SFB 1288 „Praktiken des Vergleichens“ ein und analysiert „Umgangsweisen mit der Verbindlichkeit volkssprachiger Literatur“ (Perspektiven auf den Wandel des Romans um und nach 1220). Die Heisenberg-Professur dient der Etablierung eines Schwerpunkts in der literaturwissenschaftlichen Spätmittelalter- und Frühneuzeitforschung an der Universität Bielefeld. Aktuelle Publikationen und Aktivitäten finden Sie hier

 

DFG-Projekt “Mental Illness as Cultural Narrative: Contemporary Literature from the Contact Zones between the U.S., Canada, and the Caribbean” (Juni 2021 - Mai 2024) Contemporary times witness a striking increase of the presence of mental illness in society. Identity problems, gender and race conflicts, migration and diaspora experience are driving forces behind this phenomenon. This has also lead to a contemporary boom of mental illness narratives in literature. Centuries of systematic oppression such as slavery, displacement, exploitation, and discrimination have formed and continue to shape human encounters in the Americas. These lived experiences have found Department Literaturwissenschaft: Webseite their way into literary representations and expressions of mental illness. The proposed project explores mental illness as a cultural narrative in 21st century Caribbean-Canadian and Caribbean-U.S. American literature and as a decolonizing practice and symptom of systematic power asymmetries that can be traced back to the concept of ‘coloniality.’ The research project argues that gender, race/ethnicity, community and experiences of racism, sexism, migration, and diaspora shape mental illness as a cultural narrative. The project is embedded in the context of Hemispheric American Studies and uses an InterAmerican and Critical Disability Studies approach to analyze ‘mental illness’ by close reading of selected novels and stories. Projektleiter: Prof. Dr. Wilfried Raussert

 

DFG-Projekt "Pass pro toto. Amtliche und poetische Narrative der Person" (Oktober 2025 - September 2028)

Als amtliches Dokument zur Identifizierung einer Person zählt der Pass zu den bis dato unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle liegenden kleinen Formen. Das Augenmerk des Pro­jektes liegt auf dem Pass als behördliche Minimaler­zählung der Person, es analysiert die Wechse­­l­­be­ziehungen zwischen administrativen Identitätsfestlegun­gen und poetischen Veror­tun­gen der Person in kleinen und großen Formen der Prosa. Hierfür kon­zentriert es sich auf drei Phasen der Literaturgeschichte des 20. und 21. Jahr­hunderts in europäischer und trans­euro­päischer Perspektive: Vor dem Hintergrund widerstrei­tender und kooperierender, ästhe­ti­scher und amt­licher Gat­tungs­prätentionen der Klassischen Moderne und der Literatur um 1989 (Teil­studie 1) sowie der Gegenwartsliteratur (Teilstudie 2) werden gängige Topoi wie bürokra­tischer Sprach­vollzug, unpassierbare Grenzen und misslin­gende Identifizierungs­leistungen durch Menschen und Apparaturen analysiert, um die spezifi­schen Funktionen des Passes auszu­leuchten. Literatur stellt, so die Prämisse des Projekts, eine unab­ding­bare Reflex­ionsebene dar, um den Pass als Objekt in seinen prozessualen Vollzügen beobachten zu können. 

Historisch und systematisch greift das Projekt auf die etymologischen und medientechnischen Voraussetzungen des Passes zurück: Der Begriff Pass/Passport entwickelt sich aus dem lateini­schen Verb „passare“, das in der Bedeutung von „vorbei“-, „hindurchgehen“ oder „passieren“ Moda­li­täten von Bewegung anzeigt. In der Nominalisierung von „passare“ zu Pass drückt sich eine semantische Verschiebung aus, die nicht mehr nur Bewegung, sondern die Verwaltung von Bewegung anzeigt. Der Pass steht seitdem für die Erlaubnis, durchzuziehen und wird je nach Zeit und Region durch unterschied­liche Autoritäten geregelt. Sein großes symbolisches Gewicht erhält der Pass, weil er den ‚ganzen‘ Menschen auf wenige Daten reduziert. In dieser Funktion als pars pro toto des Menschen, ermöglicht er im 19. Jahrhundert im Zuge technischer Neuerungen die Adressierung und Verarbeitung personenbezogener Daten. 

Allein schon der Projekttitel „pass pro toto“ konturiert das leitende Interesse am Pass als behördlichem Artefakt und an seinen poetischen Implikationen. Denn der Neo­lo­gismus irritiert die rhetorische Relation zwischen amtlichem Ausweis und Person und unterstreicht den kompositorischen Aspekt der administrativen wie auch der poetischen Anlage und Wahrneh­mungs­weise der Person. Um diese Relation zu untersuchen, bezieht das Vorhaben heterogene Felder wie Medien- und Kulturgeschichte, Kriminalistik und Wissensgeschichte kleiner Formen produktiv aufeinander und analysiert den Pass als Proto-Narrativ, als beziehungs­reiches Datenensemble und als poetisches Gerüst. Dem Projekt liegt an einer medienkultur­wissenschaftlichen Fundierung der literaturwissenschaftlichen Perspektive auf ‚Amt und Dichtung‘. Diese Perspektive soll Traditionen einer anderen Geschichte mitaufnehmen, die stärker als bislang nicht nur die Konkurrenz, sondern die Korrespondenz zwischen Amt und Dichtung hervorkehrt. Projektleitung: Prof. Dr. Mona Körte

 

DFG-Projekt “(Re)Thinking Home in 21st Century Caribbean Diaspora Writing in North America” (März 2018 - Dezember 2021) The proposed collaborative project explores shifting and contested concepts of ‘home’ in contemporary Caribbean diaspora writing including fictional and life writing texts. This project argues that the diverse Caribbean diaspora experiences in heterogeneous nations such as Canada and the United States can be viewed as a particularly apt starting point for the investigation of ways of looking at new forms of international migration and the (re-)construction of new mode(l)s of belonging. Building on, and expanding, transnational and transcultural conceptual frameworks and case studies with relatively recent terminologies of ‘transmigration’— which aim at new types of demarcation that run transversally across regions of origins and arrivals and ‘translocation’, the project at hand works with inter-American appropriations of socio-spatial, spatiotemporal, and mobility studies paradigms. Projektleiter: Prof. Dr. Wilfried Raussert Department Literaturwissenschaft: Webseite Dub Poetry: Performing Black Oral History as part of the Canadian government funded project: A Black People's History of Canada (Januar 2022-Juli 2024) This project includes the a book and film project on the history of dub poetry in Canada and its contribution to the retelling of Canadian history.

 

DFG-Projekt „Weltaneignung im Schreiben. Reisetexte weltreisender Naturforscher in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“(2019–2022) Das Projekt erforscht das Reiseschreiben von Naturforschern innerhalb der reflexiven Wendung der literarisch-wissenschaftlichen Moderne, die Department Literaturwissenschaft: Webseite den Vormärz prägte. Der Fokus liegt auf heute im Schatten Alexander von Humboldts stehende Naturforscher, deren Werke weder literaturnoch wissensgeschichtlich über das 19. Jahrhundert hinaus tradiert wurden. Sie waren in einem eigenen Netzwerk weltreisender Naturforscher um Adelbert von Chamisso verbunden. Sowohl wissensgeschichtlich wie literaturwissenschaftlich ist noch völlig offen, inwiefern und wodurch das Schreiben dieser Autoren epistemisch und literarisch war, ihre Werke Einheiten und Trennungen von Wissen und Erzählen bildeten. Das Projekt zielt auf die Herausbildung einer spezifisch naturkundlichen Textkultur im Vormärz, wobei schreibprozessorientierte, wissens- und literaturgeschichtliche sowie narratologische Untersuchungsmethoden zusammengeführt werden. Projektleiterin: Dr. Monika Sproll

CIAS

Das Center for InterAmerican Studies (CIAS) ist eine fakultätsübergreifende Einrichtung der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie sowie der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld, die sich in Forschung und Lehre mit dem amerikanischen Doppelkontinent auseinandersetzt.

Das CIAS ist Ausdruck einer neuen Ausrichtung der Regionalstudien im Zuge der vielfältigen Dynamiken der Globalisierung, womit immer mehr interregionalen und interkontinentalen Problemfeldern und Fragestellungen Rechnung getragen wird. Wie in kaum einer anderen Weltregion treffen in den Amerikas kulturelle, soziale und politische Gegensätze zwischen der post-industriellen Welt, sowie „Schwellen-" und „Entwicklungsländern“ aufeinander. Trotz der evidenten geopolitischen Unterschiede zwischen Nord- und Südamerika sowie der Karibik sind die Gesellschaften der westlichen Hemisphäre jedoch von der gemeinsamen Geschichte europäischer Kolonialisierung und Sklaverei geprägt, die bis in die Gegenwart fortdauernde postkoloniale Tiefenstrukturen hervorgebracht hat. Das CIAS hat dementsprechend die komparative und transregionale Erforschung von Interkulturalität, Identitätspolitiken und Kolonialität, Kulturpolitik und Medialität, Sozialen Bewegungen, Integration und gesellschaftlichen Transformationen sowie Migration und Transnationalisierungsdynamiken in den Amerikas ins Zentrum seiner Arbeit gestellt, was in zahlreichen Forschungsprojekten und internationalen Netzwerken seinen Ausdruck findet. 

In der Lehre stärkt das CIAS eine interdisziplinäre und interregionale Perspektive in den Area-Studies. Eine Doppelabschlussoption mit der Maestría en Literaturas Interamericanas der UdeG ein erlaubt es den Studierenden, zugleich den Bielefelder Master sowie die Maestría in Guadalajara zu studieren und mit beiden Titeln abzuschließen. Der Double Degree empfiehlt sich besonders für solche Studierende, die die InterAmerikanischen Studien mit einem Schwerpunkt in Literatur- und Kulturwissenschaft studieren möchten. Damit trägt es den rezenten Anforderungen an eine Transnationalisierung in den Kultur-und Gesellschaftswissenschaft Rechnung, die sich im Rahmen der aktuellen Globalisierungsprozesse ergeben. Im Bereich der Postgraduate Studies wird ein eigenständiges interdisziplinäres Masterprogramm „InterAmerikanische Studien“ angeboten. Im Promotionsbereich besteht neben der freien Promotion die Möglichkeit der Einbindung in das International Postgraduate Forum (IPF), das Center for Interdisciplinary Research on Religion and Society (CIRRuS) sowie die Bielefeld Graduate School in History and Sociology und das LiLi-Kolleg. Im Bachelor haben wir das Kleine Nebenfach „Geschichte und Kultur Lateinamerikas“ eingerichtet.

Graduiertenkolleg

Das Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ (bis 31.10.2025) untersucht Erfahrungen, die Menschen mit ihrer Geschlechtlichkeit im Horizont von Gesellschaft machen. Im Mittelpunkt stehen das körperlich-leibliche Erleben und die sozialen Erfahrungen mit dem geschlechtlichen In-der-Welt-Sein. Wie erleben Menschen ihre geschlechtliche Existenzweise? Wie konstituiert sich Geschlecht in gelebten Erfahrungen und in der Verschränkung mit anderen Dimensionen der Existenz (Klasse, Ethnizität, Staatsbürgerschaft, Sexualität, Gesundheit, Alter, Religion)? Inwiefern stellt gerade die leibliche Dimension eine Voraussetzung für die Transformation von Geschlechterordnungen dar? Inwiefern konstituieren und transformieren Kunst und Literatur historische und gegenwärtige Erfahrungen von Geschlecht? Inwieweit sind literarische Texte und ästhetische Erfahrungen in der Lage, zunächst nicht sagbare und nicht kommunizierte Erfahrungen mit Geschlecht und mit Geschlechtlichkeit zum Ausdruck zu bringen, zu gestalten und entsprechend leibliche Dimensionen erst erfahrbar werden zu lassen? Im Graduiertenkolleg kooperieren American Studies, Germanistische Literaturwissenschaft, Gesundheitswissenschaften, Politikwissenschaft, Soziologie und Sportwissenschaft. Vermittelt über zwei Forschungssäulen – die Konstitution gesellschaftlicher Existenzweisen (I) und die Transformation der Geschlechterordnungen (II) – sollen in den einzelnen Projekten die empirischen Gegebenheiten von Geschlecht und die theoretischen Konzeptionen der Kategorie Geschlecht systematisch aufeinander bezogen werden.

https://www.uni-bielefeld.de/zwe/izg/grk/ (Beteiligte Literaturwissenschaftler*innen: Prof. Dr. Walter Erhart, Prof. Dr. Julia Roth, Dr. Benedikt Wolf)

SFB 1288

„Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern“ (seit 2017)

Unser Alltag wird zunehmend bestimmt und dominiert von der gesellschaftlichen Praxis des Vergleichens: Corona-Statistiken, Universitätsrankings, Nobelpreisverleihungen, rassifizierende Analogien. Der von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderte Bielefelder Sonderforschungsbereich 1288 ‘Praktiken des Vergleichens. Die Welt ordnen und verändern‘ mit seinen derzeit 17 Teilprojekten hat es sich seit 2017 zur Aufgabe gemacht, die Praktiken des Vergleichens, die Modi von Vergleichshindernissen sowie die ordnende und verändernde Kraft des Vergleichens in historischer und systematischer Absicht aus interdisziplinärer Perspektive präzise beschreibbar zu machen. Was bisher eine black box der Forschung war, wird zum zentralen Gegenstand: die gesellschaftlichen und kulturellen Ursachen, die Verfahren sowie die Wirkungen des Vergleichens. Der auf zwölf Jahre hin konzipierte Forschungsverbund untersucht die grundlegende Praxis der Ordnung und Dynamik von modernen und vermeintlich nicht modernen, von europäischen und außereuropäischen Gesellschaften, um eine neue, im Kontext aktueller Geschichts- und Kulturtheorie entwickelte Art und Weise des Nachdenkens über Geschichte, Gesellschaften und historischen Wandel anzustoßen. In der ersten Förderphase (2017-2020) haben wir eine neue Forschungsagenda etabliert, die das gängige Denken in Identitäten und Differenz in eine komplexe relationale Figur überführt: Wenn Akteure vergleichen, bestimmen sie Differenz und Ähnlichkeit von mindestens zwei Vergleichsobjekten (comparata) bezüglich mindestens eines Dritten (tertium). Vergleichspraktiken sind dabei weder neutral noch interessenlos oder überzeitlich, sondern produktiv, performativ und oft wertend. Ziel der zweiten Förderphase (2021 – 2024) ist es, die produktive Kraft des Vergleichens zu erforschen und den Zusammenhang von Wandel und Stabilisierung auf der Ebene mittlerer Reichweite zu bestimmen. Im Zentrum stehen Vergleichspraktiken als Praxisformation, vergleichende communities of practice und verschiedene Modi des Vergleichens. An dem SFB sind folgende Wissenschaftler*innen der Literaturwissenschaft als Projektleiter*innen beteiligt: Prof. Dr. Maximilian Benz, Prof. Dr. Walter Erhart, Prof. Dr. Kirsten Kramer, Dr. Elisa Ronzheimer, Prof. Dr. Carlos Spoerhase. Nähere Informationen zum SFB 1288 finden Sie hier.

Teilprojekt „Weltvergleich und Weltwissen. Ethnographische (Reise-)Literatur und vergleichende Wissenschaften (1850-1950)“ (Projektleiter*in: Prof. Dr. Walter Erhart/Prof. Dr. Kirsten Kramer) Nähere Informationen zu dem Teilprojekt finden Sie hier.

Teilprojekt „Vergleichendes Lesen. Konstitution und Kritik der Stilistik als einer literaturwissenschaftlichen Methode“ (Projektleiterin: Dr. Elisa Ronzheimer) Nähere Informationen zu dem Teilprojekt finden Sie hier.

Department Literaturwissenschaft: Webseite

Teilprojekt „Nullmeridian der Literatur“? Der Literaturnobelpreis als globaler Vergleichsmaßstab“ (Projektleiter: Dr. Jørgen Sneis/Prof. Dr. Carlos Spoerhase) Nähere Informationen zu dem Teilprojekt finden Sie hier.

CALAS

Das Maria Sibylla Merian Center for Advanced Latin American Studies in the Humanities and Social Sciences (CALAS) ist ein Center for Advanced Studies, das von einem Konsortium lateinamerikanischer und deutscher Universitäten gegründet wurde. Der Hauptsitz des CALAS befindet sich an der Universität von Guadalajara, Mexiko. Drei regionale Büros sind an der Facultad Latinoamericana de Ciencias Sociales (FLACSO) in Quito, Ecuador, der Universidad de Costa Rica in San José, Costa Rica, und der Universidad Nacional San Martín in Buenos Aires, Argentinien, angesiedelt. Die deutschen Universitäten Bielefeld, Kassel, Hannover und Jena sind für die Projektleitung verantwortlich. Die Universität Bielefeld hat die Sprecherfunktion inne. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Universitäten und Forschungseinrichtungen aus ganz Lateinamerika mit dem CALAS assoziiert.

Die bilateralen Gremien von CALAS bestehen aus einem Board of Directors, einem Steering Committee sowie einem ein international renommierten Beirat.

Als Center for Advanced Latin American Studies fördert CALAS die sozial- und geisteswissenschaftliche Forschung in Lateinamerika unter Anwendung historischer, wissenschaftlicher und systematischer Ansätze sowie im transdisziplinären und transregionalen Dialog. CALAS ist das erste spanisch-sprachige Center for Advanced Studies, das in den weltweiten Verbund universitätsbasierter Institutes for Advanced Studies (UBIAS) aufgenommen wurde. Damit ist CALAS ein Impulsgeber für die Etablierung einer neuen lateinamerikanischen Forschungslandschaft von Centers for Advanced Studies, die einen Raum für die Entwicklung einer neuen Generation von transregionaler und dialogorientierter Forschung auf internationaler Ebene schaffen.

Die Aktivitäten von CALAS dienen auch dazu, die Lateinamerika-Expertise in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern an den beteiligten deutschen Universitäten zu stärken und damit den institutionellen Rahmen für die Lateinamerikaforschung in Deutschland allgemein zu erweitern und international sichtbarer zu machen. Mit dem gemeinsamen Ziel, die Lateinamerika-Forschung durch einen überregionalen Austausch zu fördern, arbeiten die deutschen und lateinamerikanischen Partner zusammen, um

- transregionale, international sichtbare Spitzenforschung zu betreiben

- Wissenstransfer in andere gesellschaftliche Bereiche anzustoßen.

- zur Verbreiterung der forschungsbasierten Lehre und zu internationalen Partnerschaften mit Lehrprogrammen beizutragen.

Der Zugang zu Wissen ist in Lateinamerika sehr ungleich; bestimmte gesellschaftliche Gruppen bleiben aufgrund von Armut, Ethnizität, Region und/oder Geschlecht benachteiligt. Eines der Hauptziele von CALAS als Center for Advanced Studies ist es, dieser Ungleichheit entgegenzutreten und ein Gegengewicht zur ungleichen Verteilung von Wissen in der Region zu bilden. Als Institution wird CALAS ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis anstreben, herausragende indigene und afroamerikanische Forscher:innen und Wissenschaftler:innen unterstützen und eine Plattform für den Dialog zwischen verschiedenen Wissenssystemen bieten. Zu den Aktivitäten von CALAS gehört auch die Durchführung von Diskussionen und Debatten über mehrsprachige und interkulturelle Bildung, Diskriminierung, freien Zugang zu Bildung und geeignete Mechanismen für affirmative Maßnahmen. Die daraus resultierenden Ansichten und Positionspapiere werden auf der CALAS-Internetplattform veröffentlicht.

Das aktuelle CALAS-Forschungsprogramm (2017-2029) beschäftigt sich mit dem Thema "Coping with Crises: Transdisziplinäre Perspektiven aus Lateinamerika".

Weitere Informationen unter: www.calas.lat

Norbert-Elias-Lectures

Im Wintersemester 2023/24 wurden die Norbert Elias-Lectures unter der Leitung von Prof. Mona Körte (Literaturwissenschaft) und Prof. Helga Lutz (Kunstgeschichte) aufgenommen. 2017 durch Prof. Klaus-Michael Bogdal ins Leben gerufen, präsentieren die Norbert Elias-Lectures mit je zwei Gästen im Semester renommierte Forscherpersönlichkeiten, die sich international durch herausragende Studien in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften ausgezeichnet und mit ihren Fragestellungen und Theorieentwürfen den öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs über die jeweiligen Fächergrenzen hinaus geprägt haben. Die Vorlesungsreihe heißt nach einem der bedeutendsten Kultur- und Gesellschaftstheoretiker des 20. Jahrhunderts, der sich seit 1971 regelmäßig an der Universität Bielefeld aufhielt. Sein wissenschaftliches und persönliches Ethos, seine interdisziplinäre Arbeitsweise, seine Rolle in den Bielefelder Forschungsgruppen „Philosophie und Geschichte“, „Funktionsgeschichte literarischer Utopien“ und „Civilizations and Theories of Civilisation in Process“ sowie seine Forschungen zum Außenseitertum und zum gesellschaftlichen Stellenwert von Literatur und Kunst prädestinieren ihn als Namenspatron.

Die Reihe lenkt den Fokus künftig auf mit Literatur und Kunst, Geschichte und Politik verflochtene Phänomene und möchte damit gerade die weniger systematischen Anteile im Denken von Norbert Elias wachhalten. Sie wird begleitet von einer Master Class; die konzeptionelle und thematische Verflechtung von universitärer Lehre und nationaler wie internationaler Expertise wird in der Neuausrichtung deutlicher akzentuiert.

Forschungskooperationen

KoLidi. Literaturgeschichte kollaborativ und digital

Im Projekt KoLidi entwickeln Teams aus der Universität Paderborn, der Bergischen Universität Wuppertal und der Universität Bielefeld einen kollaborativen und interaktiven Selbstlernkurs, um sich die deutsche Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart anzueignen. Department Literaturwissenschaft: Webseite Im Rahmen der Förderlinie OERContent.nrw der Digitalen Hochschule NRW wird das Ergebnis dieses Projekts Hochschullehrenden international zur Verfügung stehen. Für die Umsetzung werden Textpakete digital zu einem Multimediakurs aufbereitet. Die Texte lassen sich von studentischen Kleingruppen gemeinsam bearbeiten und werden mithilfe von Podcasts, Videosequenzen und der Software H5P ergänzt. Die Kursmaterialien sind modular zusammengestellt und können je nach Nutzungsszenarien erweitert, kombiniert oder auch im Umfang reduziert werden. Jedes Element des entwickelten Moduls eignet sich zur Selbstlernphase im Umfang eines literaturgeschichtlichen Seminars im Rahmen der germanistischen Studiengänge in den Lehrämtern Haupt-, Real- und Gesamtschule und Gymnasien sowie in fachwissenschaftlichen Studiengängen der Germanistik und Literaturwissenschaften. Das Modul kann auch als Ganzes in die Studiengänge eingebaut werden. Projektleiter: Dr. Matthias Buschmeier URL: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/linguistikliteraturwissenschaft/forschung/arbeitsgruppen/kolidi/

ZiF-Forschungsgruppen

Alle Informationen finden Sie hier.

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