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Organisationssoziologie

Arbeitsbereich 3

© Universität Bielefeld

Organisationssoziologie

Warum lohnt sich die soziologische Beschäftigung mit Organisationen?

Organisationen sind in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig. Denken Sie nur an Ihren eigenen Lebenslauf. Sie sind vermutlich in der Geburtsstation eines Krankenhauses zur Welt gekommen. Sie haben mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Kindertageseinrichtung besucht, von der aus Sie in die Schule gewechselt sind. Sie haben vielleicht schon als Kind an den Sportangeboten eines lokalen Vereins teilgenommen, sind regelmäßig in Kirchen, Moscheen oder Synagogen gewesen und haben sich bei den Pfadfindern, der Arbeiterwohlfahrt oder den Falken engagiert. Irgendwann haben Sie Ihr erstes Bankkonto eröffnet, Ihren ersten Personalausweis erhalten, haben eine Ausbildung oder ein Studium begonnen. Seitdem stehen Sie auch regelmäßig mit dem Finanzamt und den Sozialversicherungen in Verbindung - ob Sie es wollen oder nicht. Immerhin konnten Sie sich einigermaßen frei entscheiden, bei welchem Unternehmen, welcher Behörde, welcher Schule oder Hochschule oder bei welchem Verein Sie nun auf der Mitglieder- oder Kundenliste stehen - falls Sie nicht einfach Ihre eigene Firma gegründet haben oder aus der Perspektive von Arbeitsagenturen bzw. Job Centern als "arbeitssuchend" gelten.

So unterschiedlich Schulen, Behörden oder Krankenhäuser als Sozialgebilde auch sind, sie weisen ein zentrales Merkmal auf: Sie werden als Folge einer expliziten Entscheidung Mitglied in ihnen. Sie können sich nicht einfach dazugesellen, sondern müssen ausdrücklich aufgenommen werden. Und durch diese "Entscheidungsbasiertheit" unterscheiden sich organisierte Sozialsysteme z.B. von Familien, informellen Gruppen, Cliquen, Nachbarschaften, sozialen Netzwerken. Vor diesem Hintergrund sind terroristische Vereinigungen, Mafias und Gefängnisse in dieser Perspektive Grenzfälle. Das macht sie organisationssoziologisch allerdings auch besonders interessant. Ob eindeutig oder Grenzfall, ob legal oder illegal - unser Interesse gilt den spezifisch organisatorischen Strukturen und Eigenlogiken der betreffenden Gebilde, den gesellschaftlichen Ermöglichungs- und Einschränkungsverhältnissen, unter denen sie sich fortentwickeln, sowie den Mechanismen, die die Reproduktion der Organisationen in der Auseinandersetzung mit ihren Umwelten ermöglichen - oder auch immer mal wieder ihr Ende bedeuten. Die Rede von Organisationen schließt daher die vielfältigen Prozesse des Organisierens zwingend mit ein.

In Bielefeld wird Organisationssoziologie an zwei Professuren "gemacht", die zusammen den Arbeitsbereich Organisationen bilden. Dabei handelt es sich um die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Veronika Tacke einerseits und die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Kühl andererseits.

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