So wie die Informatik in alle Lebensbereiche vordringt, hat sie auch längst schon Einzug in die Naturwissenschaften gehalten. Vom gelegentlich benutzten Hilfsmittel ist der Computer zum entscheidenden Werkzeug aufgestiegen, um Experimente zu steuern oder aus experimentellen Daten Erkenntnisse zu gewinnen. Diese umfangreichen Tätigkeiten können nicht von Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftlern mit autodidaktisch erworbenen Informatikkenntnissen bewältigt werden. Es bedarf dazu gut ausgebildeter Informatikerinnen und Informatiker, die auch die Sprache der Disziplin verstehen müssen, in der ihre Kenntnisse eingesetzt werden.
Die Naturwissenschaftliche Informatik ist eine Schlüsseltechnologie für den Fortschritt in den Gebieten der Biologie, Biotechnologie, Chemie und Physik. Das praxisnahe Studium soll die Studierenden befähigen, Informationstechnologie gezielt in den Dienst einer Naturwissenschaft zu stellen.
Dem kommt der bidisziplinäre Bachelorstudiengang Naturwissenschaftliche Informatik an der Universität Bielefeld nach, der Kenntnisse und Fähigkeiten sowohl in der Informatik als auch in einem der genannten naturwissenschaftlichen Fächer vermittelt. Um eine berufsqualifizierenden Ausbildung zu gewährleisten, stehen neben fachlichen auch soziale Schlüsselkompetenzen, wie Kommunikationsfähigkeit, im Fokus. Bereits während des Bachelorstudiums profitieren die Studierenden von Einblicken in die aktuelle Forschung.
Kombi-Bachelor
Naturwissenschaftliche Informatik wird von der Technischen Fakultät als sogenannter Kombi-Bachelor mit einer maßgeschneiderten Kombination des Kernfachs Informatik (Profil Bioinformatik, 90 LP) und dem Nebenfach Chemie oder Nebenfach Biologie oder Nebenfach Physik (60 LP) angeboten. Ergänzt werden die Fächer zur Stärkung einer persönlichen Kompetenz- und Schwerpunktbildung mit der strukturierten und individuellen Ergänzung (30 LP).
Voraussetzungen
Wer naturwissenschaftliche Informatik studieren möchte, sollte eine Neigung für das gewählte naturwissenschaftliche Fach haben und keine Scheu vor den formalen Arbeitsweisen von Mathematik und Informatik empfinden. Gute Kenntnisse der englischen Sprache sind für ein erfolgreiches Studium unerlässlich, um mit Fachliteratur und -sprache adäquat umgehen zu können.
Internationaler Austausch und Kooperationen
Studierenden werden verschiedene Möglichkeiten geboten, Auslandserfahrungen zu sammeln und interkulturelle Kompetenz zu erwerben. Das Programm Erasmus+ bringt sie an Universitäten in Europa; darüber hinaus pflegt die Uni Bielefeld internationale Kooperationen und Partnerschaften mit Hochschulen auf allen Kontinenten. Das International Office berät zu allen Fragen rund um Studienortwahl, Auslandsstipendien und Bewerbung.
Konkret besteht das Ausbildungsprogramm aus drei Komponenten: der mathematischen, der informatischen und der naturwissenschaftlichen Grundausbildung. Im Bereich der Mathematik werden mit Linearer Algebra, Analysis und Differentialgleichungen sowie Statistik und Stochastik die formalen Grundlagen für die übrige Ausbildung gelegt. Die informatische Grundausbildung, die Inhalte aus den Bereichen Algorithmen und Datenstrukturen, Programmieren und Softwaretechnik, Datenbanken, Technische Informatik und Theoretische Informatik umfasst, sollte es den Studierenden wegen der erworbenen programmierpraktischen und projektorientierten Fertigkeiten erlauben, in der Berufspraxis der IT-Branche zu bestehen bzw. in einen beliebigen Informatik-Masterstudiengang zu wechseln.
Im Bereich der Naturwissenschaften wird zunächst ein grundlegendes Verständnis der Physik, Biologie und Chemie vermittelt. Danach differenziert sich die naturwissenschaftliche Ausrichtung ebenso wie die daran angepassten Themen der Informatik. Manche Themen, wie die computergestützte Verwaltung, Visualisierung von experimentellen Daten, oder die Bildverarbeitung sind für alle Naturwissenschaften wichtig. Andere sind spezifisch: Algorithmen zur Sequenzanalyse dominieren in der Biologie, numerische Algorithmen in der Physik. Das Thema der Bachelorarbeit kann in der Informatik oder in einem naturwissenschaftlichen Fach liegen, im Idealfall liegt es in ihrem Überschneidungsbereich.
Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Naturwissenschaftliche Informatik arbeiten in der Regel als Informatikerinnen und Informatiker in interdisziplinär besetzten Arbeitsgruppen auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Dabei sollen sie nicht beispielsweise die Physikerin oder den Physiker ersetzen, sondern mit dieser oder diesem den effektiven Einsatz von Methoden der Informatik zur Bearbeitung physikalischer Probleme gewährleisten.
Das Tätigkeits- und Einsatzfeld ist deswegen breit gefächert – Beispiele möglicher Branchen stellen die Automatisierungstechnik, die Luft- und Raumfahrt-Industrie, die Mikroelektronik-Industrie oder die pharmazeutische und chemische Industrie oder Großforschungseinrichtungen dar.
Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelorstudiums können Absolventinnen und Absolventen entweder unmittelbar eine Berufstätigkeit aufnehmen oder die Hochschulausbildung vertiefen und ergänzen.
Studierende können den Master of Science (M. Sc.) in Naturwissenschaftlicher Informatik erwerben. Die technische Fakultät bietet darüber hinaus Masterabschlüsse in den Studiengängen Bioinformatik und Genomforschung und Intelligente Systeme an.
Auch der Weg zur Promotion ist flexibel: Neben dem üblichen Weg über Bachelor und Master besteht für besonders qualifizierte Studierende die Möglichkeit, nach dem Bachelorabschluss eine Promotion zu beginnen.