Das Projekt BiLinked wird über die gesamte Projektlaufzeit durch eine forschungsorientierte Evaluation begleitet. Im Zentrum der Evaluation stehen die Perspektiven von Studierenden und Lehrenden auf die Gestaltung und Umsetzung innovativer digitaler Lehr-/Lernformate. Mithilfe verschiedener Instrumente werden die Erfahrungen aus den projektbezogenen Lehrveranstaltungen dokumentiert, gemeinsam reflektiert und evaluiert. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt dabei – orientiert an den zentralen Projektzielen von „BiLinked“ – auf den Themen Selbstlernen, Kollaboration, Praxis- und Projektorientierung mit digitalen Medien.
Weiterhin werden im Rahmen der Evaluation auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Entwicklung der digitalen Lehr-/Lernformate (Communities of Practice) sowie unterstützende Angebote für Studierende und Lehrende (Digital Learning Lab, Studentische Partizipation und Kollaboration, Rechtliche Beratung) in den Blick genommen. Auf dieser Basis sollen Handlungsempfehlungen für die zukünftige Gestaltung des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien, die curriculare Verankerung der im Rahmen des Projektes entwickelten digitalen Lehr-/Lehrformate sowie den Ausbau digitaler Infrastrukturen an der Universität Bielefeld erarbeitet werden.
Die forschungsorientierte Evaluation im Projekt BiLinked setzt sich sowohl mit medienpädagogischen als auch mit hochschulstrategischen Fragen auseinander:
Die begleitende Evaluation im Projekt BiLinked vereint Evaluationsformate mit deskriptivem Charakter mit dem Ziel der Dokumentation von Konzepten, Maßnahmen und Angeboten sowie Evaluationsformate mit reflexivem Charakter mit dem Ziel der Analyse von individuellen Erfahrungen, Perspektiven und Einschätzungen. Sie arbeitet entsprechend der formulierten Ziel- und Fragestellungen mit verschiedenen formativen und summativen Evaluationsmaßnahmen:
einmalig durchgeführte Einzelinterviews mit Studierenden, die an projektbezogenen Lehrveranstaltungen teilgenommen haben (Sommersemester 2023)
Die bisherigen Ergebnisse aus der Evaluation zum Projekt „BiLinked“ beruhen in erster Linie auf der Auswertung der in den Sommersemestern 2022 und 2023 durchgeführten Fokusgruppeninterviews, an denen insgesamt 16 Lehrende sowie 22 Studierende – darunter 16 Teilnehmende der projektbezogenen Lehrveranstaltungen sowie sechs studentische Mitarbeitende – teilgenommen haben. Ergänzend wurden sechs mit Studierenden durchgeführte Einzelinterviews und die Dokumentationen der umgesetzten digitalen Lehr-/Lernkonzepte, der Arbeit in den Communities of Practice sowie der unterstützenden Angebote berücksichtigt.
Die bisher vorliegenden Evaluationsergebnisse verdeutlichen, dass Lehrende im Rahmen des Projekts „BiLinked“ zur Umsetzung innovativer digitaler Lehr-/Lernformate angeregt werden. In den Communities of Practice erfolgt eine gezielte Auseinandersetzung mit (medien-)didaktischen Fragen, die sich insbesondere auf eine sinnvolle Verzahnung digitaler Lehr-/Lernformate mit der Präsenzlehre sowie die Umsetzung projektorientierter Formate mit digitalen Medien konzentriert. Die Einbindung digitaler Lehr-/Lernformate in die Präsenzlehre bietet viele Chancen für die Lehre sowie das Lernen und wird aus studentischer Perspektive insgesamt als großer Gewinn betrachtet, wie das Zitat einer*s Studierenden verdeutlicht:
„Also den Vorteil von Präsenz nutzt man erst, aus meiner Sicht erst richtig gut aus, wenn man auch digital arbeitet. Weil man dann eben dieses ganze Nervige, was man so zu tun hat, auch theoretisch von überall aus machen kann […]. Und dann kann man die Uni halt und wenn man sich trifft, einfach viel besser nutzen.“
(Interview 1a, Studierendenperspektive)*
In den projektbezogenen Lehrveranstaltungen ist insgesamt eine variantenreiche Gestaltung digitaler Lehr-/Lernformate zu beobachten. Der Einsatz digitaler Medien wird systematisch mitgedacht, wobei die Lehrenden ausgehend von einer anfänglichen experimentellen Erprobung im Projektverlauf zunehmend an Sicherheit gewonnen haben. Die entwickelten digitalen Lehr-/Lernkonzepte wurden und werden fortlaufend weiterentwickelt, um eine gute Balance zwischen dem Austausch und Arbeiten in Präsenz, dem digitalen Selbstlernen und projektorientierten Arbeitsphasen herzustellen. Dabei spielt auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Auseinandersetzung mit (Fach-)Inhalten sowie der Vermittlung medienpraktischer Kompetenzen eine zentrale Rolle, wie eine Lehrperson erläutert:
„Und wir haben sozusagen schon mal versucht, zu lernen aus dem ersten Versuch. Da war nämlich tatsächlich noch viel mehr [Arbeit mit dem Tool] drin. Da hatten wir sozusagen die Sitzungen so ein bisschen anders verteilt, dafür aber viel weniger […] irgendwie Inhalt und Thema. Und ich glaube, an dieser spezifischen Konstellation des Seminars ist genau das die Herausforderung, wie viel Training im Tool kann man eigentlich machen, um gleichzeitig aber auch irgendwie ein Thema zu bespielen. […] Und da eine gute Balance zu finden, war halt irgendwie wichtig aus unserer Perspektive.“
(Interview 2d, Lehrendenperspektive)*
Lehrende und Studierende benennen viele Chancen digitaler Lehr-/Lernformate, die sie zum Beispiel auf die neuen didaktischen Möglichkeiten zur Gestaltung von Lehre sowie die Öffnung gewohnter Lehr-/Lernstrukturen zurückführen. Dabei stellt zum einen die im Projekt „BiLinked“ umgesetzte interdisziplinäre Zusammenarbeit eine Bereicherung für die Lehre dar und ermöglicht sowohl Lehrenden als auch Studierenden neue inhaltliche Perspektiven. Zum anderen hat sich gezeigt, dass insbesondere mittels digital unterstützter Methoden und Materialien projektorientierte Lehr-/Lernformate die Kollaboration und Partizipation im Rahmen der Hochschullehre fördern können, was von Studierenden als zentraler Mehrwert des Lernens mit digitalen Medien wahrgenommen wird:
„Zur Selbstgestaltung der Studierenden, […] aber wir haben ja viele dieser Medien auch ausprobiert und am Ende ein Ergebnis oder eine selbstgestaltete Sache, die wir auch präsentiert haben. Das heißt, wir haben vorher diesen Input bekommen, aber am Ende hatte man immer dieses Selbstgemachte, Selbstgestaltete, das man auch vorgestellt hat. Insofern habe ich mich schon sehr eingebunden gefühlt.“
(Interview 2b, Studierendenperspektive)*
Gleichzeitig werden aber auch einige Herausforderungen deutlich, die unter anderem in Verbindung mit der neuen Komplexität von Lehre sowie der Umsetzung innovativer Formate innerhalb „klassischer“ Lehr-/Lernstrukturen an der Hochschule stehen. Diesbezüglich wird der Wunsch formuliert, digitale Lehr-/Lernformate besser in die Lehre integrieren und auf diese Weise das digitale Lehrangebot ausweiten zu können. Dafür scheint vor allem die Verankerung digitaler Lehr-/Lernformate und Prüfungsformen in den Curricula erforderlich:
„Dass ich mir vielleicht ein bisschen mehr Flexibilität in der Institution wünsche, in der Modulstruktur. Weil die ganz konkret auch hemmt an vielen Stellen. Und das ist schade. Und es ist da vielleicht auch an vielen Stellen eine verpasste Chance für irgendwie andere interessante Formate, weil sie nicht da reinpassen. Und das ist eigentlich echt schade und nicht nur für uns als Lehrende, die gerne andere Sachen ausprobieren würden. Sondern natürlich vor allem für die Studierenden, die einfach irgendwie ein viel breiteres Angebot noch kriegen könnten an Veranstaltungen, an Themen, aber auch an ganz konkreten Leistungen, die sie erbringen.“
(Interview 1c, Lehrendenperspektive)*
An Strategien, wie diese Herausforderungen zukünftig (besser) überwunden und auch die universitären Strukturen im Hinblick auf digitale Lehre sinnvoll weiterentwickelt werden können, wird im Projekt „BiLinked“ weiterhin intensiv gearbeitet.