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Nachhaltigkeit

Campus der Universität Bielefeld
© Universität Bielefeld

Verantwortungsvoll reisen - Dienstreisen nachhaltig(er) gestalten

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Hintergrund – warum sollten wir uns Gedanken machen?

Dienstreisen sind einer der größten Posten in der Emissionsbilanz von Hochschulen und der Trend zeigt kontinuierlich nach oben. So fielen z.B. an der ETH Zürich im Jahr 2019 fast 60 Prozent der Treibhausgas-Emissionen durch Flugreisen an.[1] Darüber hinaus werden beim Verbrennen von Kerosin auch noch andere, deutlich stärkere Treibhausgase freigesetzt. Die Belastung wird zusätzlich durch den sog. „Höheneffekt“ verstärkt.

Übrigens:

Wenn Sie zu einer Veranstaltung reisen möchten, die in der Nähe stattfindet, können Sie auch über eine Anreise mit dem Fahrrad nachdenken. Gerade für kurze Reisen im regionalen Kontext ist die Nutzung des Fahrrads als emissionsärmstes Verkehrsmittel immer eine Überlegung wert.

Dienstreisen – vor allem in der Wissenschaft – stellen ganz klar ein Nachhaltigkeitsdilemma dar: Auf der einen Seite steht das Bewusstsein, dass jede Flugreise negative Auswirkungen auf die Umwelt hat, die gerne vermieden werden würde. Auf der anderen Seite sind die Aufrechterhaltung und der Ausbau internationaler Kontakte, das gemeinsame Austauschen und Forschen, vielleicht aber auch das Erleben anderer Wissenschaftskulturen, qualitatives Merkmal hervorragender Wissenschaft und Wissenschaftler*innen. Hier gibt es keine pauschale Abwägung, welcher Faktor höher zu bewerten ist – jede*r Einzelne muss diese Entscheidung anlassbezogen für sich selbst treffen. Hier möchten wir Ihnen ein paar Überlegungen und Informationen mitgeben, um für sich eine bewusste Entscheidung treffen zu können.

Eine bewusste Entscheidung treffen – was sollte beachtet werden?

Eine Karte Europas mit exemplarischen Zielen für Dienstreisen von Bielefeld aus. Die Karte gibt jeweils für die Reise per Flugzeug und per Zug die Reisezeit und die entstehenden Treibhausgasemissionen in CO2-Äquivalenten an. Für die meisten Ziele ist ein deutlicher Reisezeitunterschied zu erkennen, insbesondere weiter entfernt gelegene Ziele sind deutlich schneller mit dem Flugzeug zu erreichen. Bei näher gelegenen Zielen fällt der Unterschied geringer aus, Brüssel ist sogar schneller mit dem Zug erreichbar. Die CO2-Bilanz fällt bei allen Reisezielen eindeutig positiver zugunsten der Zugreise aus. Auch hier ist der Effekt bei größerer Entfernung stärker. Bei Interesse an einer barrierefreien Version der in der Karte visualisierten Daten kontaktieren Sie gerne das Nachhaltigkeitsbüro.
© Nachhaltigkeitsbüro Universität Bielefeld

Nebenstehende Grafik verdeutlicht das, was inzwischen geläufig ist: Bahnreisen hinterlassen einen wesentlich geringeren CO2-Fußabdruck als Reisen mit dem Flugzeug. Andererseits braucht eine Bahnreise – je nach Ziel – deutlich mehr Zeit als eine Reise mit dem Flugzeug. Allerdings entfallen bei Bahnreisen wiederum Check-In, Gepäckaufgabe oder Sicherheitskontrolle, welche entsprechende Zeit benötigen. Zudem befinden sich Bahnhöfe vielmals direkt im Stadtzentrum, man benötigt somit häufig auch weniger Zeit um zum finalen Zielort zu gelangen, wodurch die Gesamtreisedauer nochmals reduziert werden kann.

Diese Abwägung zeigt, dass es häufig gar nicht so einfach ist, eine bewusste Entscheidung über die eigene Dienstreise zu treffen, da es eine Vielzahl von Aspekten zu beachten gilt. Die Wahl des Verkehrsmittels ist zudem nicht die einzige Stellschraube, mit der man eine Entscheidung hin zu nachhaltigeren Dienstreisen treffen kann. Die nachfolgenden Aspekte können bei einer bevorstehenden Dienstreise durchdacht werden und zu einer bewussten Entscheidung beitragen:

Vermeiden - Reduzieren - Kompensieren

Eine bewusste Entscheidung kann mit dem groben Prüfschema „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“ erzielt werden:

Kann ich meine Dienstreise vermeiden?

Grundsätzlich gilt natürlich: Nicht zu reisen stellt auch die größte Vermeidung von Emissionen dar. Es steht also zur Entscheidung:

  • nicht an der Veranstaltung teilzunehmen.
  • sich für weniger Teilnehmende zu entscheiden. Ist es ausreichend, wenn nur Einzelne aus der AG oder dem Projekt teilnehmen?
  • sich für eine digitale Teilnahme zu entscheiden. Das bedeutet in der Regel eine deutlich geringere CO2-Emission und geringeren Ressourcenverbrauch. Zusätzlich Vorteile können in reduzierten Kosten und Zeitersparnis liegen. Aber Achtung: auch Online-Meetings sind selbstverständlich nicht automatisch klimaneutral.

Dennoch ist nicht in jedem Fall eine Vermeidung der Dienstreise möglich. Es gibt viele gute Gründe, vor Ort zu sein, und dieses auch mit mehreren Mitgliedern eines Teams. Hier wird die nächste Abwägung interessant:

Auch wenn eine digitale Teilnahme an Ihrer Veranstaltung nicht infrage kommt, gibt es Möglichkeiten, die Reise nachhaltiger zu gestalten. Vor allem der Verzicht auf das Flugzeug leistet hier einen hohen Beitrag. Gerade auf kürzeren Strecken innerhalb Europas stellen andere Verkehrsmittel eine gute Alternative dar. Ist mein Reiseziel also…

  • unter 1000 km entfernt?
  • gut mit anderen Verkehrsmitteln zu erreichen? Vor allem die Bahn, aber auch der Bus oder eine Fahrgemeinschaft mit dem PKW kann in Erwägung gezogen werden. Die oben stehende Karte zeigt exemplarisch den Vergleich zwischen Flugreise und Bahnreise für häufige Dienstreiseziele ausgehend von der Universität Bielefeld. Die Reisezeit mit dem Zug fällt zwar länger aus, aber die Emissionen sind dafür deutlich geringer.

Aber: Bei einer längeren Anreise sind häufig auch mehr Übernachtungen am Zielort notwendig. Auch Übernachtungen sind ein Emissionsfaktor: So fallen beispielsweise im Durchschnitt für ein Drei-Sterne-Hotel-Übernachtung 16,9 kg CO2-Emissionen an, für ein Fünf-Sterne-Hotel 47,6 kg.[2] Auch dieser Aspekt sollte also idealerweise in die Abwägungen bei der Gestaltung der Dienstreise einfließen.

Bei notwendiger Dienstreise mit dem Flugzeug gibt es Möglichkeiten, einen Beitrag zur nachhaltigeren Gesamtbilanz zu leisten. Emissionen aus Flugreisen lassen sich über verschiedene Anbieter finanziell kompensieren, und somit mit klimaschonenden Maßnahmen ausgleichen. An NRW-Universitäten müssen solche Kompensationszahlungen allerdings bisher aus privaten Mitteln geleistet werden. Im Kontext von DFG-geförderten Projekten gibt es einen eigenen Kompensationsmechanismus, den Sie bei ihrer Fakultätsleitung erfragen können.

Falls Ihnen eine private Kompensation möglich ist, können Sie sich u.a. an folgende Anbieter wenden:

Atmosfair: https://www.atmosfair.de/de/

Climate Fair: https://climatefair.de/cf/home

Klima-Kollekte: https://klima-kollekte.de/


Für die Abwägung Ihrer eigenen Veranstaltungsteilnahme steht Ihnen auch eine Entscheidungshilfe bereit, die die oben genannten Punkte anschaulich aufgreift.

[1] ETH Zürich (2019): Reduktionsziele und Maßnahmen ETH Zürich.

[2] DEHOGA (2016): Nachhaltiges Wirtschaften in Hotellerie und Gastronomie.

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