Art/Science-Festival
Herzlich willkommen zu drei spannenden Tagen, an denen sich alles um Paradoxien und verwandte Phänomene dreht!
Was tun Wissenschaftler, um sich nicht hoffnungslos in logischen Widersprüchen zu verheddern, und haben es Künstler da möglicherweise leichter? Könnte es sein, dass die Wissenschaft sich bemüht, Paradoxien möglichst zu vermeiden oder zumindest unsichtbar zu machen, während Kunst genau das Gegenteil tut, nämlich Paradoxes zu einem Motor ihrer Kreativität zu machen? Was die Logik auf eine harte Probe stellt, erzeugt Neugier. Wissenschaftler wie Künstler lockt das Andere, das Neue, das Verborgene oder Geheimnisvolle.
Parallel zur Ausstellung Serendipity – vom Glück des Findens in der Kunsthalle Bielefeld möchten wir einem breiten Publikum auf verständliche und unterhaltsame Weise einen Eindruck davon verschaffen, wie Kunst und Wissenschaft mit dem Paradoxen umgehen.
Mit viel Spaß an der Sache präsentieren Künstler/innen und Wissenschaftler/innen ihre Ideen rund um das Paradoxon. Schließlich bedeutete „paradox“ ursprünglich einfach das Überraschende, von der Norm und den Erwartungen Abweichende. Und damit ist auch viel Raum für Humor, Skurriles und Absurdes.
Durch das dreitägige Programm führen Anna Bella Eschengerd und Jörg Heeren. Das Ästhetik-Festival 2015 ist eine gemeinsame Veranstaltung des Zentrums für Ästhetik und der Kunsthalle Bielefeld.
Alle aufgeführten Vorträge und Aufführungen finden in der Kunsthalle Bielefeld statt. Parallel ist dort die Ausstellung „Serendipity – Vom Glück des Findens. Niklas Luhmann/Ulrich Rückriem/Jörg Sasse" zu sehen. Luhmann gilt als bedeutendster Paradoxie-Theoretiker des 20. Jahrhundert.
In der Ausstellung wird sein legendärer Zettelkasten gezeigt.
Kann man dem toten Hasen die Naturwissenschaft erklären? Der Aspekt der Schöpfung wohnt sowohl der biologischen Disziplin der Genetik, als auch der Kunst inne. Sind Biologen, die mit genetischen Methoden neue Lebewesen schaffen, schon an der Schwelle zur Kunst? Sind Künstler, die sich naturwissenschaftlicher Methoden bedienen, noch Künstler oder schon Wissenschaftler, oder beides gleichzeitig?
Klaus Bertagnolli, in Ravensburg geboren, ist seit 1999 erster Schlagzeuger der Bielefelder Philharmoniker. Nach seinem Studium in Stuttgart führte ihn ein dreijähriges Stipendium nach Paris zu Sylvio Gualda, einem international renommierten Solisten und Solo Pauker der Pariser Oper. Anschließend folgte ein Solistenklassestudium bei Rainer Seegers (Berliner Philharmoniker). Als Orchesterschlagzeuger ist er regelmäßig zu Gast beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt. Konzertreisen mit Christoph Dohnány führten ihn nach New York, Buenos Aires, Sao Paolo, Budapest, Wien und Stockholm. Eine Japan-Tournee mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, die Kinderoper "Gold" für eine Sängerin und einen Solo-Schlagzeuger am Theater Bielefeld, sowie ein Solorecital mit ausschließlich japanischen Kompositionen am 29. Mai 2016 in der Zionskirche Bethel sind seine nächsten musikalischen Herausforderungen.
Deutschland wird Weltmeister. Obama verliert die Mehrheit im Parlament. Hoeneß geht in den Knast. Normcore ist das neue Cool. In deutschen Wohngegenden lehnen sich Bürger gegen Flüchtlingsheime auf. Alle drehen ihr eigenes Video zu Happy von Pharell Williams, in dem sie total fröhlich durch ihre Stadt tanzen. Amazon kauft die Washington Post auf. Alice Schwarzer hat Steuern hinterzogen. Der IS ruft zwischen Nordwest-Irak und Ost-Syrien ein Kalifat aus. Die Banken stellen auf IBAN und BIC um? Wann genau ist denn das alles so unübersichtlich geworden? Kann mal jemand die Komplexität reduzieren und uns sagen, wie man einen Sinn in diese Formel kriegt?
Vier Schauspieler des Theaters Bielefeld performen eine kurze Bestandsaufnahme der Gegenwart und verlieren dabei fast den Verstand. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage!
Es spielen: Isabell Giebeler, Christina Huckle, Stefan Imholz, Jakob Walser; Regie:Ivna Žic
Seit dem siebzehnten Jahrhundert ist die Mode ein Konzentrat von Paradoxien. Die Mode verändert sich ständig, wir können aber damit rechnen, dass die Erwartung der Veränderung die einzig verfügbare Stabilitätsform ist. Die Modelle sind dieselben für alle, aber jeder verfolgt sie, um die eigene Originalität zu zeigen - jeder will originell sein, wie alle anderen auch. Die Mode will provozieren, und alle erwarten es: Die Provokation wird normal, und die Ablehnung der Regel ist die neue Regel. Die Normalität der Mode zeigt, dass Paradoxien keine logischen oder praktischen Fehler sind: Unsere komplexe instabile Gesellschaft beruht auf Paradoxien und nutzt ihr kreatives Potenzial.
Lem-Lieder für Sopran und Mixtur Trautonium
Crirythme électrique (Uraufführung) für Kraakdoos Solo
Zwei Nietzsche-Lieder für Sopran und Theremin
"Der Hase" (Uraufführung) für Sopran, Toy-Piano, Morsetaste, Kurzwellenempfänger, Filter, Generatoren...
Amy Lynette Green (Sopran), Rolf Sudmann (Mixtur Trautonium, Theremin und vieles Andere)
Internetnutzer haben ein gestiegenes Bewusstsein für den Schutz ihrer Privatsphäre im Netz entwickelt. Dem setzen die Dienstanbieter heute immer kompliziertere Privatsphäreeinstellungen entgegen ? und schränken sie massiv ein. Warum? Nur mit detaillierten Daten der Nutzer lässt sich genug Geld verdienen. Wie weit das Interesse an unseren Daten gehen kann, zeigt der von Edward Snowden aufgedeckte NSA-Skandal. Obwohl den Nutzern diese Dinge zumindest vage bekannt sind, nutzen sie die unterschiedlichen Dienste uneingeschränkt weiter. Auf diese Weise kommt es zu einem paradoxen Verhalten: Die Nutzer gehen sehenden Auges das Risiko ein, ihre Daten anderen zugänglich zu machen und sie verwerten zu lassen, obwohl sie eigentlich ihre Privatsphäre bewahren möchten.
Der an den Vortrag anknüpfende Workshop macht die Konsequenzen des allgemeinen Datenhungers deutlich und die Hürden für den Schutz der Privatsphäre sichtbar. Ziel des Workshops ist es zum Einen, sich spielerisch die Vor- und Nachteile des eigenen Verhaltens im Internet bewusst zu machen. Zum Anderen werden praktische Tipps und Tricks zum Schutz der eigenen Privatsphäre mitgegeben.
Mathematische Paradoxien faszinieren die Menschheit seit jeher. Sie sind meist leicht und spaßhaft formuliert, aber der Versuch der Auflösung hat immer wieder die mathematische Theoriebildung vorangetrieben. Der Vortrag gibt eine anschauliche Einführung anhand von klassischen Beipielen.
Erinnern heißt: vergessen! So war der letzte Eintrag überschrieben, den der Filmemacher, Theaterregisseur und Aktionskünstler Christoph Schlingensief zwei Wochen, bevor er 2010 an Lungenkrebs starb, auf seinem Blog veröffentlichte. An seine Aktionen zu erinnern heißt auch, an Erfahrungen der Unverständlichkeit zu erinnern, die seine Arbeiten hervorgerufen haben.
Seine Ästhetik ist durch widersprüchliche Äußerungen und eine Fülle von Paradoxien gekennzeichnet, die aus dem Bewusstsein heraus entstehen, weder das eigene künstlerische Ideal, noch eine allgemeingültige Wahrheit erreichen zu können und dennoch ständig danach zu streben. Widersprüche entstehen aus dem Anspruch heraus, Authentisches zu inszenieren und einem Selbst treu zu bleiben, das sich nicht kennt.
Der Vortrag beleuchtet und illustriert Schlingensief'sche Oxymora wie Scheitern als Chance: Schmeißen Sie Ihr Geld weg und retten Sie die Marktwirtschaft und vielleicht Ihre sterbliche Seele!?, Unsterblichkeit kann töten, Aufladung durch Entladung, Bleiben Sie hier und kommen Sie mit, Kirche der Angst und das Können des Nichtkönnens.
22. Oktober - 24. Oktober, 14.00 - 18.00 Uhr
Fachräume der Abteilung Kunst und Musik
Universitätshauptgebäude T0-260, -236, -254 u.a.
Ausstellungseröffnung mit Musik: Mittwoch, den 21.10., 18.00 Uhr / T0-260