Assia Alkass ist Soziologin und beschäftigt sich mit der Phänomenologie der Pornographierezeption. Im Fokus ihres Promotionsvorhaben steht das Erleben von Geschlecht, Sexualität und Begehren beim Schauen von Pornographie. Assia Alkass untersucht die körperleibliche Ebene der Rezeption bei erwachsenen Zuschauer*innen, die in gegenwärtigen Studien zum Konsumverhalten in Bezug auf Pornographie weniger im Fokus steht. Mithilfe von erlebensbezogenen Interviews (Jäger und König 2017) soll Zugang zu den leiblichen Erfahrungen von Geschlecht und Sexualität geschaffen werden, um zu klären, ob in Momenten des Begehrens und der Lust das eigene Geschlecht tatsächlich als besonders evident empfunden wird (Gugutzer 2001) oder ob und inwiefern es auch zu gespürten Widerständen gegenüber der Geschlechterordnung kommt.
Assia Alkass war bis 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Geschlechtersoziologie der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld und verantwortlich für die Studiengangskoordination des MA Gender Studies. Zuvor studierte sie Soziologie und Gender Studies an der Universität Bielefeld und war als wissenschaftliche Hilfskraft in der Gleichstellung tätig.
Merle Boedler promoviert in Soziologie. Im Dissertationsprojekt forscht Merle Boedler zu geschlechtlicher Uneindeutigkeit und untersucht Prozesse der Subjektivierung im Kontext gesellschaftlich-kulturellen Wandels. Geschlechtliche Uneindeutigkeit wird als ein Phänomen begriffen, das für verschiedene queere Existenzweisen relevant ist (z. B. nicht-binäre und genderqueere Personen, aber auch Lesben, Butches oder Tunten), deren konkrete Bedeutung jedoch stark von historischen Situierungen und gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen abhängig ist. Mit einer Verbindung narrativ-biographischer (Schütze 1977, 1983) und erlebensbezogener Interviews (König/Jäger 2017) werden „Geschlechtergeschichten“ von queeren Personen verschiedenen Alters erhoben. Diese werden daraufhin analysiert, wie geschlechtliche Uneindeutigkeit unter spezifischen gesellschaftlich-kulturellen Bedingungen erlebt, in körperlichen sowie diskursiven Praktiken gelebt und welche Erfahrungen damit gemacht werden. Gefragt wird danach, wie sich in der individuellen Verschränkung dieser Dimensionen des Geschlechts Uneindeutigkeit jeweils konstituiert. Dabei werden historische Veränderungen in Bezug auf geschlechtliche Uneindeutigkeit in den Blick genommen sowie damit einhergehende Transformationen in den Subjektivierungsweisen. Theoretisch verknüpft das Projekt die Leibphänomenologie Merleau-Pontys mit der Genealogie Foucaults sowie jeweilige Anschlüsse in der Feministischen Theorie, den Queer und Trans Studies. Auf diese Weise soll die Forderung einer kritischen Phänomenologie (u. a. Simms/Stawarska 2013, Weiss/Murphy/Salamon 2020) eingelöst werden.
Merle Boedler studierte Soziale Arbeit und Gender & Queer Studies in Köln. Die Masterarbeit schrieb Merle Boedler über die Relevanz der (Leib)Phänomenologie für die Gender Studies. An die dort entwickelten Gedanken und Thesen knüpft das Projekt an und versucht, diese empirisch umzusetzen. Merle Boedlers Schwerpunkte sind: Feministische Theorie, Gender/Queer/Trans Studies, leibphänomenologische Ansätze, Subjektivierungstheorien sowie Gender und Queer Studies in der Sozialen Arbeit.
Lidia Bohn ist Sportwissenschaftlerin und legt ihre Forschungsschwerpunkte auf die Geschlechtersoziologie des Sports, auf Randsportphänomene sowie die Ethnographie. In einer ethnographischen Feldforschung untersucht sie am Beispiel der Sportart Quidditch, wie Teilnehmende in einem queeren Sportsetting mit Geschlecht umgehen.
Lidia Bohn studierte Kulturanthropologie und Sportwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen sowie Sozialwissenschaften des Sports an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie war anschließend in der Gleichstellung im Sportverbandswesen tätig.
Johanna Budke ist Gesundheitswissenschaftlerin und forscht am Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ zum Phänomen früher Wechseljahre (engl. premature Menopause), die von der Medizin durch die letzte Menstruationsblutung vor dem 40. Lebensjahr definiert werden. In ihrem Promotionsprojekt untersucht sie anhand von Interviews und unter Rückgriff auf wissenssoziologische sowie phänomenologische Theorieansätze, was es für Personen bedeutet, wenn die Wechseljahre bereits vor dem 40. Lebensjahr einsetzen und welche Auswirkungen der unvorhergesehene hormonelle Wandel auf die gelebte Erfahrung und das in-der-Welt-sein hat. Damit widmet sich das Promotionsprojekt einem Forschungsdesiderat im Bereich der Grundlagenforschung. Im Zentrum steht dabei die Frage nach dem (körperlich-leibliche) Erleben und den sozialen Erfahrungen, die Menschen, die früher in die Wechseljahre gekommen sind, machen. Durch die Auswertung mittels dokumentarischer Methode, die auf die Rekonstruktion des konjunktiven Erfahrungsraums abzielt, werden dabei unterschiedliche Orientierungsrahmen herausarbeitet.
Vor ihrer Aufnahme in das Graduiertenkolleg war Johana Budke von 2020 bis 2021 als Projektleitung in einem kommunalen Gesundheitsförderungsprojekt der Stadt Bielefeld tätig. Von 2017 bis 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Vernetzung und Qualifizierung von Akteur*innen der Qualitätsentwicklung auf Landesebene“ in der Arbeitsgruppe Prävention und Gesundheitsförderung an der Universität Bielefeld. Davor hat Johanna Budke Health Communication (BA) und Public Health (MA) an der Universität Bielefeld studiert.
Alice Farneti ist Doktorand*in der Soziologie mit den Schwerpunkten Gender Studies und ethnografischer Forschung. In ihrer Dissertation untersucht sie die Einführung von policies gegen sexualisierte Übergriffe & Gewalt an Universitäten im Raum Quebec. Dank feministischer Mobilisierungen, die das weite Ausmaß des Problems an den Universitäten aufzeigten, führte Quebec ein Gesetz ein, das alle Universitäten dazu verpflichtet in Kollaboration mit Vertreter*innen der akademischen Gemeinschaft policies gegen sexualisierte Gewalt zu entwickeln und zu implementieren. Auf der Grundlage von narrativen Interviews mit Aktivisten*innen, die an der Mobilisierung und dem politischen Entscheidungsprozess beteiligt waren, untersucht die Studie, wie sexualisierte Gewalt zu einem institutionellen Problem wird. Die Einführung politischer Maßnahmen ging mit der Transformation des Verständnisses sexualisierter Gewalt als ausschließlich individuelles hin zu einem institutionellen Problem einher, welches Machtstrukturen und institutionelle Logiken sowie Rahmenbedingungen betont, die die soziale Marginalisierung von Frauen am Arbeitsplatz reproduzieren. Das Projekt analysiert die Erfahrungen der Institutionalisierung der Bewegung und trägt somit zu einem tieferen Verständnis der Rolle von Interpretationskonflikten in Prozessen institutioneller Transformation bei.
Alice Farneti studierte Kulturanthropologie und Ethnologie an der Universität von Bologna. Während ihres Masterstudiums verbrachte sie zwei Semester als Austauschstudent*in an der Concordia Universität (Montreal, Kanada), wo sie in die Debatte über sexualisierte Belästigung und Gewalt eingeführt wurde. Ihr Hauptinteresse gilt den Erfahrungen von Marginalisierung und Missbrauch, feministischer Solidarität und Mobilisierung sowie den Prozessen institutioneller Transformation.
Raisa Ferrer Pizarro ist Doktorandin der Soziologie mit dem Forschungsschwerpunkt Geschlecht und Gesundheit. In ihrer Promotionsarbeit erforscht sie, wie die Interaktionen zwischen Arzt und Patientin und die damit verbundenen umfassenden Ungleichheiten die Erfahrungen von Frauen in einer öffentlichen Gesundheitseinrichtung nach einem induzierten Schwangerschaftsabbruch in einem von Unsicherheit und Illegalität geprägten Kontext prägen. Sie hofft, durch die Beantwortung dieser Frage auf die bestehende Literatur über geschlechtsspezifische strukturelle Gewalt aufbauen zu können.
Peru ist eines der Länder mit den niedrigsten öffentlichen Gesundheitsausgaben in Lateinamerika und der Karibik. Abtreibung ist dort, außer im Falle eines medizinischen Notfalls, strafbar. Auf der Basis der soziologischen Phänomenologie analysiert Raisa den Fall einer Region im Norden Perus, die eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten des Landes aufweist. Sie konzentriert sich auf die mittlere Ebene des Gesundheitssystems (das Gesundheitszentrum) und die Mikroebene (die Beziehung zwischen Arzt und Patientin), während sie die breitere Landschaft identifiziert, die durch die Unterordnung von Rasse und Geschlecht, die Versprechen des Neoliberalismus und soziomoralische Regime geprägt ist.
Bevor sie in das Graduiertenkolleg eingestiegen ist, arbeitete Raisa als Dozentin an der Pontificia Universidad Catolica del Peru (PUCP), als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Instituto de Estudios Peruanos (IEP) und als Beraterin für verschiedene gemeinnützige Organisationen, die sich mit geschlechtsspezifischer Gewalt und reproduktiver Ungerechtigkeit befassen. Sie hat einen Bachelor in Kommunikationswissenschaften an der PUCP und einen Master in Geogovernance an der Universität Potsdam als DAAD-Stipendiatin absolviert.
Katharina Goebel ist Doktorandin der Soziologie. In ihrem Dissertationsprojekt widmet sie sich dem (Er)Leben von lesbischen und bisexuellen Frauen über 60 Jahre in Deutschland. Für diese Frauen gilt dabei zum einen, dass sie in der Vergangenheit wie Gegenwart gesellschaftlich kaum sichtbar waren und sind. Zum anderen lassen sich innerhalb der Dauer ihres Lebens deutliche gesellschaftliche Entwicklungen hin zu einer gestiegenen Akzeptanz nicht-heteronormativer Lebensweisen bei gleichzeitigem Fortbestehen der heterosexuellen Matrix beobachten. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach dem Erleben und den Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart: Wie wird das (Er)Leben mit seinen Widersprüchen, Brüchen und (gesellschaftlichen) Entwicklungen erzählt? Welches Verhältnis von Erleben und Erfahrung lässt sich hierin ausmachen und inwiefern entwerfen die Frauen im Erzählen eine kohärente Identität? Dazu führt Katharina Goebel narrative, erlebensbezogene Interviews (Rosenthal 1995, 2010; Jäger/König 2017). Das queer-phänomenologisch ausgerichtete Forschungsprojekt beleuchtet auf diese Weise Erfahrungen und Lebensgeschichten, die bislang gesellschaftlich wie wissenschaftlich nur unzureichend berücksichtigt wurden. Mit der Bearbeitung der Frage, wie diese erlebten Biografien mit ihren (Un)Möglichkeiten „ungelebten Lebens“ (von Weizsäcker) erzählt werden, leistet das Forschungsprojekt ebenso einen Beitrag zur Biografieforschung.
Katharina Goebel studierte Erziehungswissenschaft (B.A.) an der Universität Duisburg-Essen und Kindheit, Jugend, Soziale Dienste (M.A.) an der Bergischen Universität Wuppertal sowie Gender Studies (M.A.) an der Universität Bielefeld. Sie arbeitete mehrere Jahre als wissenschaftliche Hilfskraft in der AG Sozialisationsforschung an der Universität Duisburg-Essen, wo sie sich u.a. mit der Herstellung transnationaler Familien und Freundschaften sowie Adoptionsvermittlung beschäftigte. Besonderes Forschungsinteresse gilt lesbisch-queeren Existenzweisen, ihren Bedingungen, Diskursivierungen sowie insbesondere ihrem Erleben und ihren Erfahrungen.
Ru Kim Haase ist Sportpädagog*in und forscht am Graduiertenkolleg zu inklusivem Schulsport für trans*, inter* und nicht-binäre (TIN*) Schüler*innen. In deren Dissertationsvorhaben möchte dey sich zunächst mit den Erfahrungen und dem (körperlich-leiblichen) Erleben von sowohl TIN* Schüler*innen als auch von Sportlehrkräften im körperzentrierten und geschlechterbinären Sportunterricht beschäftigen und dabei intersektional wirkende Faktoren in den Blick nehmen. Darauf aufbauend möchte Ru Kim Haase ein Fortbildungskonzept für (angehende) Sportlehrkräfte zu inklusivem Unterricht mit besonderer Berücksichtigung von TIN* Schüler*innen konzipieren. Das kumulative Dissertationsvorhaben knüpft an verschiedene theoretische Bezugspunkte (Queer Theorie, Trans Studies, Professionstheorien, Queer Pädagogik) an. In den Teilstudien werden verschiedene Methoden aus dem Bereich der qualitativen Sozialforschung zur Erhebung und Auswertung verwendet.
Ru Kim Haase ist seit 2022 wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an der Universität Bielefeld und lehrt in den Studiengängen für das Lehramt Sport. Dey studierte Sport, Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaften sowie Bildungswissenschaften an der Fachhochschule und der Universität Münster (Master of Education) und legt seit dieser Zeit sowohl beruflich als auch im Ehrenamt einen Schwerpunkt auf die Interessen queerer Personen im Sport.
Sophie Halcour promoviert in Soziologie und untersucht in ihrer Dissertation gewaltvolle Praktiken im gynäkologischen Kontext. Dabei interessiert sie sich besonders für die Verschränkung von Erfahrungen von Gewalt und Geschlecht in der Gynäkologie. Ihr ethnografisches Dissertationsprojekt erforscht auf Basis der Methode der teilnehmenden Beobachtung unter anderem die Gewaltförmigkeit gynäkologischer Prozesse, die auf Ebene des Selbstverständlichen und Symbolischen operieren. Das Ziel ist zunächst die dichte Beschreibung alltäglicher gynäkologischer Praktiken mit Fokus auf deren naturalisierende und vergeschlechtlichende Implikationen. Durch die Analyse erzählter Erfahrungen von Gewalt in der gynäkologischen Praxis sollen außerdem Einblicke in das unterschiedliche Erleben von Gewalt gewonnen werden. Auf Basis dieser empirischen Ergebnisse soll schließlich eine Konzeptentwicklung des Gewaltbegriffs im gynäkologischen Kontext erfolgen, die an bestehende soziologische Konzepte von Macht und Gewalt anknüpft und gynäkologische Gewalt als Form reproduktiver Ungerechtigkeit (vgl. Ross 2021) versteht.
Sophie Halcour studierte Humanmedizin in Köln, Medellín (Kolumbien) und Guadalajara (Mexiko). Nach Abschluss ihres Studiums begann sie zunächst ihre Weiterbildung zur Fachärztin der Psychiatrie und Psychotherapie, bevor sie das Masterstudium Gender & Queer Studies an der Universität zu Köln aufnahm. Ihre Masterarbeit schrieb sie über die Erfahrungen und Praktiken queerer schwangerer und gebärender Personen im geburtshilflichen Kontext. Zusammen mit Sarah Dionisius übernimmt sie im Wintersemester 2024/25 einen externen Lehrauftrag an der Universität zu Köln zum Thema von Reproduktionspolitiken und widerständigen Praktiken.
Filareti Karkalia ist Doktorandin der Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt in der Geschlechterforschung. In ihrer Dissertation untersucht sie die Spuren von Antigone bzw. Antigones Existenzweise in den weiblichen Figuren und Stimmen der Texte von deutsch- und griechischsprachigen Autorinnen der ´70er und ´80er Jahre. Die ausgewählten Autorinnen fassen den Weg der Frau aus der Unsichtbarkeit in die Sichtbarkeit durch ihre Protagonistinnen in Worte. Gegenstand der zu erforschenden literarischen Texte ist das Verlangen einer neuen, befreiten weiblichen Identität sowie Sexualität und Körperlichkeit, die Stellung des weiblichen Subjekts in den politischen Prozessen und Gärungen der Zeit, in der gerade die Neue Frauenbewegung einen großen Platz einnimmt.
Die Fragen, die Notwendigkeiten und die Forderungen, die von den Frauen jener Zeit in Bezug auf Geschlecht, Identität, Körperlichkeit und Sexualität aufgeworfen wurden, sind in unseren heutigen Gesellschaften noch nicht etabliert, beantwortet oder gar gelöst. Und obwohl der Entwicklungsstand von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich ist, sind die von der Antigone aufgeworfenen Inhalte, Anliegen und ihre Haltung im Kern immer noch aktuell und ihre Forderungen noch weitgehend unerfüllt. Die Ichbarkeit der Weiblichkeiten ist immer noch nicht selbstverständlich.
Bevor Filareti Karkalia in das Graduiertenkolleg eingestiegen ist hat sie zuerst den Fachbereich Geschichte und Archäologie und anschließend den der Deutschen Sprache und Literatur an der Philosophischen Fakultät Athen absolviert. Im Rahmen ihres Masterstudiengangs „Deutsche Literatur: Griechisch-deutsche Beziehungen in Literatur, Kultur und Kunst“ in derselben Fakultät wurde sie auch als Tutorin tätig. An der Universität Bielefeld hat sie im Rahmen des Erasmus-Stipendiums studiert.
Annika Klanke ist Literaturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Geschlechterforschung. In ihrem Dissertationsprojekt untersucht sie feministische Gegenwartsessayistik auf ihre Ästhetik, Form und Politik. Das Projekt nimmt Bezug auf die gegenwärtig starke Nachfrage einer Art essayistischer Textproduktion in der feministischen Essayistik, die autobiographische und theoretische Schreibweisen verbindet und damit faktualen Erzählmodi folgt. Thematisch dreht sich diese Art von Texten häufig um geschlechtsspezifische Aspekte der Subjektivierung. Sie problematisieren jedoch zugleich auch die Zurichtungen durch Kapitalismus und Kolonialismus sowie deren komplexes Zusammenwirken. Die oftmals subtilen Effekte dieser Herrschaftsmechanismen werden in den Texten insbesondere durch die Literarisierung von Körper- und Beziehungserfahrungen lesbar. In ihrem Forschungsprojekt werden ausgesuchte Beispiele dieser Essayistik mit dem Werkzeugkasten der Literaturwissenschaften auf ihre Gemachtheit und auf ihre literatur- und gesellschaftspolitischen Implikaturen hinterfragt. Mit einer subjekttheoretischen Perspektive soll in diesem Zuge untersucht werden, welche Rolle erzählte Erfahrungen innerhalb literarischer Subjektivierungsprozesse spielen und wie diese populäre Art des Erzählens gegenwärtige (identitäts-)politische Diskurse mitbestimmt.
Annika Klanke war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dortmund (Fakultät für Kulturwissenschaften 2019-2021). Von 2018 bis 2019 hat sie als Pflegekraft für Menschen mit hohen Pflegegraden bei ambulante dienste e.V. in Berlin gearbeitet. Sie absolvierte ein Bachelorstudium in Germanistik, Musik- und Theaterwissenschaften in Bremen und Wien (2009-2013) sowie ein Masterstudium in Deutscher Literatur und German Studies an der HU Berlin und Cornell University Ithaca (2013-2018).
"Auf dem Küchentisch"? Erfahrungen mit der Durchführung von illegalisierten Schwangerschaftsabbrüchen im Westdeutschland der 1960er- und 1970er-Jahre (2024-2027)
Maren Lange interessiert sich mit ihrem Promotionsprojekt für Erfahrungen mit illegalisierten Schwangerschaftsabbrüchen in Westdeutschland vor der Strafrechtsreform des § 218 im Jahr 1976. Obwohl Abbrüche bis auf wenige Ausnahmen offiziell verboten waren, wird von mehreren Hunderttausend illegalisierten Abbrüchen pro Jahr in den 1950er- bis 1970er-Jahren ausgegangen. Im Zentrum der Arbeit stehen qualitative biografische Gespräche mit Zeitzeug*innen, die in dieser Zeit Abbrüche bei anderen Personen durchgeführt haben. Diese wurden im öffentlichen Diskurs als „Kurpfuscher“ und „Engelmacher“ bezeichnet oder auch als selbstlos und unkommerziell arbeitende „Helfer“ beschrieben.
Schwangerschaftsabbrüche werden als zutiefst verkörpertes Erleben verstanden, das sowohl durch biopolitische Wissensregime als auch durch materielle Verhältnisse geprägt ist. Im Kontext der Frage, wie Körper ungleich gemacht und materialisiert werden und warum sie derart reg(ul)iert, kontrolliert, moralisiert und stigmatisiert werden, sind Subjektivierungsprozesse und Handlungsfähigkeit von besonderem Interesse. Die Untersuchung zielt darauf ab, die Bedeutung von verkörperten und erlebten Erfahrungen für gesellschaftliche Diskontinuitäten, Beharrung oder Wandel zu erfassen. In welchem Verhältnis stehen Geschlechterverhältnisse, biopolitische Mechanismen und die Erfahrungen sowie Handlungen der betroffenen Personen? Und wie sind erlebte und erzählte Erfahrungen in gegenwärtige Auseinandersetzungen um Schwangerschaftsabbrüche eingebunden und welche Implikationen können daraus gewonnen werden. Die Arbeit knüpft an historische und aktuelle Diskurse um reproduktive Rechte und Gerechtigkeit, körperliche Selbstbestimmung sowie Care an und ist eingebettet in ethnografische Reflexionen über performatives Erinnern, feministische Narrative, Verwundbarkeit und Solidarität.
Maren Lange studierte Erziehungswissenschaften an der Universität Münster (M.A.). Sie hat Abschlüsse als staatlich anerkannte Sozialpädagogin (B.A. HAW Hamburg), Systemische Beraterin und Sozialtherapeutin sowie Diplom-Umweltwissenschaftlerin (Uni Lüneburg). Sie arbeitete als Sozialpädagogin u.a. im Bereich sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt, in der Jugendbildungsarbeit und zuletzt in einer Schwangerschaftsberatungsstelle u.a. im Bereich Schwangerschaftskonfliktberatung.
Mascha Liening promoviert in Politischer Theorie. Ihr Dissertationsprojekt untersucht die Konstitution und Transformation von Körperlichkeiten als Erfahrungen im Anschluss an Michel Foucault und zielt darauf ab, Narrative und Praxen um Körperlichkeit sichtbar zu machen, um Transformationspotenziale in kontingenten Ordnungen zu identifizieren. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der politischen Theorien und Ideengeschichte, vor allem Wissenschaftstheorien, Demokratietheorien und konstruktivistische sowie kritische Perspektiven auf Themen wie Macht, Widerstand, Gewalt und Diversität.
Mascha Liening ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BGHS und in der politischen Bildungsarbeit rund um Diskriminierung, Intersektionalität und Rechtsextremismus tätig. Sie wirkt in der Arbeitsgruppe zum Weiterbildungsmaster „CoVio – Collective Violence“ des Forschungsverbundes Kollektive Gewalt der FernUniversität in Hagen und RuhrUniversität Bochum mit. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrgebiet für Vergleichende Politikwissenschaft der FernUniversität in Hagen. Sie studierte Politikwissenschaften (B.A.) und Theorie und Vergleich politischer Systeme (M.A.) mit den Schwerpunkten Politische Theorie und Vergleich an der Universität Duisburg-Essen.
Edith Otero Quezada studierte Inter-American Studies. In ihrem Promotionsprojekt analysiert sie Intersektionen zwischen Körper, Geschlecht und Emotionen in Prozessen der politischen Arbeit/ im Kontext des politischen Aktivismus. Die von ihr ausgesuchte Fallstudie behandelt den kontemporären politischen Kontext in Nicaragua. Edith Otero Quezada entwickelt hierzu eine dynamische und interdisziplinäre analytische Herangehensweise, die sowohl kontemporäre Phänomenologie, wissenschaftliche Perspektiven der Affektivität, sowie dekoloniale feministische Perspektiven der lateinamerikanischen Schule berücksichtigt. Darüber hinaus interessiert sie sich für politische Subjektivität, (Post-)Erinnerung, Guerilla Bewegungen, Maskulinität und die Konstruktion horizontaler und aktivistischer Methodologie.
Edith Otero Quezada hat einen MA in Inter-American Studies der Universität Bielefeld sowie einen BA in Soziologie der Universidad Centroamericana (UCA-Nicaragua). Sie war Stipendiatin der Rosa Luxemburg Stiftung (2017-2020) und hat mehrere Auszeichnungen und Preise erhalten, u.a. die Auszeichnung für Excellence in Scientific Research der Universiteit Antwerpen und der Universidad Centroamericana (UCA-Nicaragua). 2013 erhielt Edith Otero Quezada die Nationale Auszeichnung für junges wissenschaftliches Talent der Akademie der Wissenschaften in Nicaragua für ihre Bachelorarbeit.
Jannis Ruhnau ist Soziologe. Sein Dissertationsprojekt untersucht vergeschlechtlichte Subjektivierungsprozesse von trans, inter, nichtbinären Personen und queeren Frauen, die Krafttraining betreiben. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang verschiedener Arten des Queerseins und der Praxis des Kraftsports. Diesem Interesse liegt die Hypothese zugrunde, dass Kraftsport eine Weise darstellt, individuell auf den eigenen Körper einzuwirken und Körperbilder anzustreben, die mit Kraft, Muskelmasse, Stärke und Empowerment verknüpft sind. Damit ist es potentiell möglich, normative Vorstellungen dessen, wie die Körper dieser Personen gesellschaftlich imaginiert werden, zu unterlaufen und dadurch dort Handlungsspielräume zu schaffen, wo gesellschaftliche Normen besonders stark spürbar sind. Mithilfe biographischer Foto-Interviews soll untersucht werden, wie die Personen ihre Körper erleben und wie sie sich in ihnen fühlen und welche Rolle Krafttraining dabei spielt.
Jannis Ruhnau studierte Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Neben dem Studium arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft an verschiedenen Forschungsinstituten mit Schwerpunkt auf qualitativer empirischer Sozialforschung.
Ell Rutkat forscht aus sozialwissenschaftlicher Perspektive mit einem Schwerpunkt in Gender Studies. Um das vergeschlechtlichte Erleben von Genitalflüssigkeiten im Kontext der hegemonialen Geschlechterordnung zu untersuchen, hat Ell Rutkat im Rahmen des Promotionsprojekts narrative, erlebensbezogene Interviews mit trans*, nicht-binären, inter* und agender Personen sowie queeren und heterosexuellen cis Frauen geführt und diese zu ihren konkreten Erfahrungen mit ihren Genitalflüssigkeiten, insbesondere zur Praktik des „Squirting“, befragt. Ausgehend vom Selbstverständnis der interviewten Individuen, denkt Ell Rutkat sowohl Squirting als auch andere körperliche Praktiken mit Genitalflüssigkeiten als Phänomene, die an der Herstellung von Geschlecht – im Sinne von doing gender – , insbesondere an der Herstellung von nicht-hegemonialen geschlechtlichen Existenzweisen beteiligt sind. Dabei nimmt Ell Rutkat nicht nur die geschlechtlichen und sexuellen Selbstverhältnisse, die im ständigen Wandel und Werden begriffen sind, unter eine heteronormativitätskritische Lupe, sondern auch die Verwobenheit von Geschlecht und Sex(ualität) als Machtinstrumente gesellschaftlicher Ordnung.
Ell Rutkat hat sich in dem BA Studium „Liberal Arts and Sciences“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in den Hauptfächern „Culture and History“ spezialisiert. Ein einjähriger Studienaufenthalt an der Universität Barcelona führte zunächst zu den „Estudis de Dones, Genere i Ciutadania“ und später zurück an die Universität Freiburg für ein MA Studium in Gender Studies. Ell Rutkats Masterarbeit beschäftigt sich mit Körperscham in Bezug auf Genitalien und den damit verbundenen Prozessen der Vergeschlechtlichung.
Vanessa Lara Ullrich promoviert in politischer Theorie und Ideengeschichte. Ihr Projekt setzt sich kritisch mit Begehren als politische Kraft auseinander. Mit historisch-materialistischen Zugängen begibt sich das Vorhaben auf eine Spurensuche von (Auf-)begehren, um das in gegenwärtigen sozialen und politischen Bewegungen oftmals vorausgesetzte emanzipatorische Potential von Begehren zu hinterfragen. Der entwickelte materialistische Ansatz soll Begehren aus seiner Verhaftung in der Dichotomie Befreiung/Unterdrückung herauslösen und stattdessen in die „verborgene Stätte der Produktion“ von Begehren eintauchen.
Vanessa Lara Ullrich ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ am IZG der Universität Bielefeld. Sie hat Psychologie und Politikwissenschaften an der Goethe-Universität in Frankfurt (B.Sc.) und an der University of Oxford (M.Sc.) studiert. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der Kritischen Theorie, feministischen Theorie und Sozialphilosophie. Vor ihrer Zeit am Graduiertenkolleg war Vanessa Lara Ullrich unter anderem als Referentin für Flucht und Migration beim Europäischen Auswärtigen Dienst in Brüssel sowie als Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International tätig.
Jessica Alessandra Wagner ist Doktorandin der Soziologie und forscht zu weiblichen Existenzweisen im virtuellen Raum am Beispiel weiblicher Gamerinnen und Streamerinnen auf der Streamingplattform twitch.
Grundlage für das Forschungsinteresse ist es, den Blick darauf zu legen, wie sich weibliche Existenzweisen an der fluiden Grenze von virtuellem und nicht-virtuellem Raum konstituieren und ggf. auch transformieren lassen. Dabei sollen besonders die im Feld enthaltenen Verflechtungen von Mensch und Technologie und von virtuellen und nicht-virtuellen Körpern in den Blick genommen werden.
Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und verbindet kritisch-materialistische Geschlechterforschung, Körpersoziologie, Neuen Materialismus und die Game Studies. Es positioniert sich in einem theoretischen Interesse, bestehende Perspektiven auf die Materialität von Geschlecht zu erweitern und in dem Bestreben, methodische Ansätze für qualitative Forschung an der Schnittstelle von virtuellen und nicht-virtuellen Welten sowie virtuellen und nicht-virtuellen Körpern weiterzuentwickeln.
Jessica Wagner studierte Soziale Arbeit (B.A.) und Gender Studies (M.A.) an der Universität Bielefeld. Ihre Masterarbeit verfasste sie unter dem Titel „My Avatar, My Choice – Gamerinnen und ihre Avatare“ und legte dabei eine empirische Studie weiblicher Existenzweisen und (posthumaner) Körper vor.
Jessica Wagner ist in der qualitativen Sozialforschung verortet. Ihre Forschungsschwerpunkte sind kritisch-materialistische Geschlechterforschung sowie Ansätze des Neuen Materialismus bzw. der Science and Technology Studies. Außerdem hat sie ein großes Interesse für den Bereich der Wissenschaftskommunikation.
Vor ihrer Zeit am Graduiertenkolleg war sie als Bildunsgsreferentin und Dozentin für geschlechterreflektierte Pädagogik, Mädchenarbeit und antidiskriminierende Pädagogik vor allem in landesweit angesiedelten Projekten in Baden-Württemberg sowie bundesweit tätig.
Ivo Zender ist Literaturwissenschaftler mit Schwerpunkt Geschlechterforschung und beschäftigt sich im Rahmen des Graduiertenkollegs „Geschlecht als Erfahrung“ mit der fiktionalen und autofiktionalen trans Literatur der Gegenwart. In seiner Dissertation untersucht er die Bedeutung, Funktion und Potentiale des fiktionalen und autofiktionalen Erzählens für die Erzählung transgeschlechtlicher Erfahrungen und Realitäten. Die Analyse basiert auf der Feststellung, dass Erfahrungen mit Transgeschlechtlichkeit bis in die 2010er Jahre nahezu ausschließlich in autobiografischer Form literarisiert wurden. Während die trans Autobiografie zumeist ein Reise- und Transitionsnarrativ erzählt, bleiben andere Facetten transgeschlechtlicher Erfahrung unerzählt. Für die neu erschienenen fiktionalen und autofiktionalen Erzählungen von trans Autor_innen stellt sich daher die Frage, welche Aspekte von trans Erfahrung im Fiktionalen erzählbar werden und wie die trans Protagonist_innen ihr Geschlecht im Text erleben. Das Dissertationsprojekt umfasst damit sowohl fiktions- als auch geschlechtertheoretische Fragestellungen und verortet sich methodisch innerhalb einer trans Narratologie, die (Trans)Geschlechtlichkeit als konstitutiv für die Erzählweise und -form begreift.
Ivo Zender studierte Politikwissenschaft und Spanisch an der Universität Trier und der Complutense Universität in Madrid (B.A.) sowie Europäische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin (M.A.). Seine Masterarbeit beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Körperlichkeit und Textualität in Jordy Rosenbergs Confessions of the Fox (2018). Ivo Zenders Forschungsschwerpunkte sind: Gender/Queer/Trans Studies, trans Narratologie, Körperlichkeit und Textualität, LGBTIQA*-Literatur.
Patricia Bollschweiler ist Literaturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Geschlechterforschung. In ihrem Dissertationsprojekt untersucht sie epochenübergreifend Erzählungen queerer Identitäten ab ca. 1800 bis in die Gegenwart. Die Texte sollen in ihren pluralen Identitäts- und Lebensentwürfen und auf ihr theoriebildendes Potential für die Gender und Queer Studies hin untersucht werden, deren grundlegende Gedanken und Konzepte in den literarischen Texten antizipiert werden. Auf diese Weise wird die Bedeutung von Literatur für die Wissensproduktion rund um Geschlechterfragen systematisch beleuchtet und zugleich ihr dekonstruktives Potential normativer Geschlechterordnungen aufgezeigt. Dabei sind besonders literarische Texte von Interesse, die vor einer begrifflichen Fassbarkeit von ‚queer‘ im späten 20. Jahrhundert queere Figuren und Identitäten entwerfen, von queeren Praktiken (z.B. Cross-Dressing) und Begehrensstrukturen erzählen und damit queer ‚avant la lettre‘ sind. Zum Einsatz kommen dabei sowohl Methoden des Queer Readings als auch der klassischen Erzähltextanalyse, die Aufschluss über die spezifischen Erzählstrategien, Motive und Figurenkonzeptionen queerer oder queerender Texte geben sollen.
Patricia Bollschweiler ist seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Germanistischen Literaturwissenschaft und assoziierte Doktorandin am Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“. Von 2020 bis 2023 war sie Redakteurin für das Internationale Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL). Sie studierte Germanistik und Anglistik (B.A.) an der Universität Bielefeld und der Universität Antwerpen und anschließend Literaturwissenschaft (M.A.) an der Universität Bielefeld.
Lisa Jüttner studierte Musik, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Siegen und an der Freien Universität Berlin. Sie ist seit 2019 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit feministischen (Literatur-)Theorien von 1970 bis in die Gegenwart und deren literarischen Resonanzen. Mithilfe einer produktiven Relektüre psychoanalytisch orientierter feministischer Theorien der 1970er und 1980er Jahren und ihrer Weiterführung in die Gegenwart, soll der Blick auf den Umgang mit Verworfenen Körpern gerichtet werden. Ausgehend von einem ästhetischen ‚Weiblichkeitsbegriff‘, der als Metapher des Ausgeschlossenen und nicht als biologischer Essenzialismus zu denken ist, sollen Persistenzen innerhalb prominenter feministischer Theorien aufgezeigt und fruchtbar gemacht werden. Ziel der Arbeit ist es zum einen, differenzfeministische und (de-)konstruktivistische Ansätze miteinander zu verbinden (vgl. dazu z.B. Stoller: 2010) und zum anderen deren Auseinandersetzung in literarischen Texten zu analysieren. Zentral ist dafür die Etablierung eines ästhetischen Körperbegriffs, der innerhalb literaturwissenschaftlicher Betrachtungen als macht- und herrschaftskritische Perspektive eingesetzt werden kann. Das Forschungsprojekt bezieht literarische Texte von 1970 bis in die Gegenwart mit ein.
Maria Neumann ist Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt auf Geschlechterforschung. In ihrer interdisziplinären Promotionsarbeit widmet sie sich dem Phänomen der Menstruation. Im Fokus steht hierbei das leibliche und emotionale Erleben der Menarche sowie Menstruation von Jugendlichen. Einflussfaktoren, wie soziale Kategorien, Sozialisationsinstanzen und gesellschaftliche Strukturen, sind zentral in der Analyse. Insbesondere die Kategorie gender ist präsent, da Erfahrungen und Erlebnisse sowohl von cis-weiblichen als auch genderqueeren Menstruierenden mittels erlebniszentrierter Interviews nach Tomke König und Ulle Jäger (2017) erhoben werden. So wird in der Dissertation untersucht, wie das Erleben von Menarche und Menstruation ein bestimmtes Selbstverhältnis in Hinblick auf Geschlechtlichkeit hervorbringt und wie dies in sozial differente Umgangsweisen und gesellschaftliche Deutungsmuster eingebettet ist.
Maria Neumann hat Erziehungswissenschaften (B.A.) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Gender Studies (M.A.) an der Universität Bielefeld studiert. Während des Masterstudiums war sie in der Gleichstellungsarbeit tätig und hat das Mentoring-Programm Blickpunkte für Frauen* an der Fakultät Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie koordiniert. Nach ihrem Abschluss hat sie in einem Forschungsprojekt am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung der MLU Halle-Wittenberg als wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet.
Ragna Verhoeven promoviert in Politischer Theorie und Ideengeschichte. Ihr demokratietheoretisches Projekt setzt sich mit dem Spannungsverhältnis von Verbindendem und Konfliktären in der Demokratie aus einer radikaldemokratischen Perspektive auseinander. Es soll gezeigt werden, inwiefern Radikale Demokratietheoretiker*innen Elemente des Verbindenden implizit mitdenken. Dabei umfasst das Verbindende Aspekte eines geteilten Raum-Zeitlichen Gefüges, in dem verkörperte, vermachtete und vergeschlechtlichte Subjekte handeln und sich erfahren. Vier Autor*innen werden genauer untersucht: Judith Butler, Claude Lefort, Chantal Mouffe und Jacques Rancière. Dadurch soll das Projekt zum einen eine Kartografie radikaldemokratischer Verständnisse umreißen sowie zum anderen eine Anschlussfähigkeit zu weiteren kritischen Theorien (mit kleinem k und im Plural) schaffen.
Ragna Verhoeven ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der BGHS. Sie studierte im deutsch-französischen Zweig „Internationale und Europäische Governance“ an der Universität Münster und der Sciences Po Lille, Frankreich (B.A., M.A., Diplôme de l’IEP). Nach ihrem Abschluss arbeitete sie für ein Jahr an der Professur für Politische Theorie am Institut für Politikwissenschaft in Münster und im Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“. Sie ist assoziiertes Mitglied am Laboratoire des Théories du Politique, Cresppa, CNRS, Paris und redaktionelles Mitglied des Theorieblogs. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Ideengeschichte, des Kommunitarismus, der Demokratietheorie, der Feministischen Theorie und der Postkolonialen Theorie (insbesondere Gayatri Chakravorty Spivak).