Die Americas, insbesondere Lateinamerika, sind seit langer Zeit unser geografischer Forschungsschwerpunkt. Dementsprechend eng arbeiten wir an der Universität Bielefeld mit dem Center for InterAmerican Studies (CIAS) und dem Center for Advanced Latin American Studies (CALAS) zusammen. In diesem Arbeitsbereich steht die empirische Forschung über die Entstehungsdynamiken religiöser Bewegungen und den Zusammenhang zwischen religiöser Praxis und Politik im Mittelpunkt des Interesses. Dabei arbeiten wir nicht nur mit den Instrumenten der HabitusAnalysis. Wir adressieren auch theoretische Fragestellungen wie transnationale Verflechtung und Laizität bzw. Säkularismus.
Religiöse Bewegungen
Unsere empirische Forschung über religiöse Bewegungen begann mit einer mehrjährigen Feldforschung HW Schäfers während der 1980er Jahre in den zentralamerikanischen Kriegen sowie in den USA. Zwischen 1994 und 2003 folgten im Kontext von Lehr- und Forschungstätigkeit in ganz Lateinamerika mit Basis in Costa Rica eine Reihe kleinerer Forschungsprojekte und eine enge Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen religiösen Akteuren. An der der Universität Bielefeld wurde zwischen 2011 und 2014 ein groß angelegtes Folgeprojekt zu den religiösen Feldern in Guatemala und Nicaragua durchgeführt. Kleinere Feldforschungen wurden in Mexiko und Brasilien durchgeführt. Der Schwerpunkt dieser Arbeiten liegt auf der Entstehung spezifischer religiöser Nachfrage aus sozialen Lebensbedingungen und der Dynamik religiöser Konkurrenz im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Zunächst stand die Pfingstbewegung im Mittelpunkt des Interesses, später wurde der Blick auf das gesamte religiöse Feld geweitet. Ein Teilprojekt mit Feldforschung in einem Stadtviertel Mexiko Citys hat die HabitusAnalysis auf die religiösen Ressourcen der Individuierung (die „Religious [Re]Sources of the Self“) angewandt – anstatt sozio-ökonomischer Faktoren also die Rolle kultureller Determinanten zum Thema gemacht.
Ausgewählte Publikationen
Studien aus den 1980er Jahren:
Die Beschäftigung mit Protestantismus in Lateinamerika muss notwendigerweise immer auch transnationale Beziehungen zu den USA im Blick haben. Diese sind keineswegs einseitig und unter herkömmlichen Begriffen der Kolonial- oder Missionsgeschichte zu fassen. Sie sind vielmehr von starker transnationaler Aktivität der religiösen Akteure des Südens geprägt – vor allem der sozial privilegierten, wie viele Neopentekostale – und somit durch komplexe Verflechtungsbeziehungen charakterisiert. Diese Perspektive hat unsere Forschungen zur religiösen Praxis in den Americas in immer stärkerer Weise geprägt.
Ausgewählte Publikationen
In den USA und in Lateinamerika kann man eine wachsende Bedeutung protestantischer Akteure im Feld der Politik beobachten. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil in vielen Ländern des Doppelkontinents mehr oder weniger laizistische Verfassungen gelten – und wenn dies nicht der Fall ist, der Katholizismus offiziell begünstigt ist. Beim näheren Hinschauen wird deutlich, dass nicht die schiere Zahl von protestantischen Gläubigen die politische Präsenz bewirkt. Vielmehr sind es Eliten – religiöse Experten, oftmals auch sozial sehr gut positioniert –, die aus der wachsenden Zahl protestantischer Kirchgänger politisches Kapital zu schlagen suchen. Diese Entwicklung lässt ein Studium der politisch relevanten Praxis dieser Experten im Rahmen der unterschiedlichen Religionsgesetzgebungen und der sozialen Komposition der nationalen Gesellschaften geraten erscheinen.
Ausgewählte Publikationen
Im Aufbau befindet sich ein Archiv mit den Materialien aus verschiedenen Feldforschungen in Lateinamerika. Es handelt sich unter anderem um: