Die Universität Bielefeld versteht sich als Forschungsuniversität. Forschung und forschungsbasierte Lehre (siehe unten) gehören somit zu den zentralen Aufgaben und tragenden Säulen der Universität. Im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit bedeutet das, einen neuen Fokus auf nachhaltige Forschungsbedingungen zu legen. Diese Funktion hatten wir von der AG Forschung im Partizipationsprozess weitgehend an den Bereich Campusleben und Betrieb delegiert, um allzu große Überlappungen zu vermeiden und uns stärker auf die andere Seite, die Forschungsinhalte zum Thema Nachhaltigkeit, konzentrieren zu können. Gleichzeitig war klar, dass durch diesen Fokus die Forschungsfreiheit nicht berührt oder eingeschränkt werden durfte.
In einem ersten Schritt ging es uns um eine Bestandsaufnahme von im weitesten Sinne mit Nachhaltigkeitsthemen befassten Forschungsprojekten an der Universität Bielefeld. Das heißt, wir einigten uns in der AG darauf, unter Nachhaltigkeit auch Forschung zu den Themen Klimawandel und Anthropozän zu verstehen. Dazu baten wir alle Dekan*innen, unsere Anfrage an ihre Fakultäten weiterzuleiten. Der Rücklauf war erfreulich intensiv, so dass wir auf der Basis eine ausführliche Liste von laufenden, und zum Teil in Beantragung befindlichen Forschungsprojekten zusammenstellen konnten. Diese Liste diente in einem nächsten Schritt als Basis für eine Themenbündelung und -visualisierung, die gleichzeitig die Grundlage für die Erarbeitung eines Uni Bielefeld-eigenen Begriffs von Nachhaltigkeit wurde. Aus dieser Vorarbeit wurde für die AG – und wird über die Arbeit des Nachhaltigkeitsbüros – ersichtlich, wie intensiv, vielfältig und interdisziplinär an der Universität Bielefeld zu Nachhaltigkeitsthemen geforscht wird. Was jedoch bisher aus Sicht der AG fehlte, ist eine Plattform oder institutionelle Infrastruktur, die diese Forschung auch universitätsintern sichtbar machen könnte. Damit wurde und wird substantielles Innovationspotential verschenkt, gerade in einer Universität, für die Interdisziplinarität zur DNA gehört. Daher war eines der zentralen Anliegen der AG für das Nachhaltigkeitsleitbild, die Schaffung einer Plattform zur Bündelung und Sichtbarmachung der Forschung zu Nachhaltigkeitsthemen, sowie die Vernetzung der Forscher*innen als Inkubationsmomente für neue, interdisziplinäre Projektideen im Themenfeld der Nachhaltigkeit.
Ganz herzlich möchte ich mich bei der Prorektorin für Wissenschaft und Gesellschaft, meinen Ko-Rektoratsbeauftragten, sowie den AG-Mitgliedern der AG Forschung, den Studierenden und Mitarbeitenden für die engagierte Zusammenarbeit bedanken. Der Prozess war durchaus immer wieder von Kontroversen und manchmal hitzigen Diskussionen begleitet, die letztlich jedoch immer dazu führten, einander besser zu verstehen und kennenzulernen.
Die Universität Bielefeld ist bestrebt, exzellente Wissenschaftler*innen in einem attraktiven Forschungsumfeld zu fördern. Wir überwinden Grenzen – zwischen Disziplinen, zwischen Menschen und zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Dieser Grundsatz der Transcending Boundaries ist Antrieb für grundlagenorientierte Spitzenforschung auf internationalem Niveau. Themen der Nachhaltigkeit spielen dabei eine immer größere Rolle. Das trifft auf die inhaltliche Ausrichtung von Forschungsprojekten sowie auf eine nachhaltigere Gestaltung des Forschungsbetriebs (z. B. weniger Ressourcen- oder Energieverbrauch) zu.
Aufbauend auf den im Nachhaltigkeitsleitbild formulierten Zielen möchte die Universität Bielefeld Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit stärken und ausbauen. Dabei liegt der Fokus sowohl auf der Grundlagen- als auch auf der angewandten Forschung. Interdisziplinarität spielt dabei eine wichtige Rolle, besonders die gemeinsame Forschung von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. Auch der Prozess der Profilbildung ist zentral, über den Nachhaltigkeit in den Forschungsschwerpunkten der Universität verankert werden kann. Die Universität Bielefeld möchte:
An der Universität Bielefeld sind Nachhaltigkeitsthemen in immer mehr Forschungsvorhaben und -projekten zentral oder mitgedacht. Darüber hinaus ist an vielen Stellen ein Bemühen um einen nachhaltigeren Forschungsbetrieb zu erkennen.
Dies zeigt sich in Umfragen aus den Jahren 2020 und 2022, in denen geplante, laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte mit Nachhaltigkeitsbezug an Fakultäten abgefragt wurden. Die behandelten Themenschwerpunkte erstrecken sich von Klima und Energie über Gesellschaft, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Wohnen & Stadtentwicklung bis hin zu Landwirtschaft & Ernährung, Bioökonomie & Kreislaufwirtschaft.
Mit der Initiative „Bielefeld 2000plus – Forschungsprojekte zur Region“, die Stadt und Universität Bielefeld zu gleichen Teilen tragen, ist es in Bielefeld gelungen, in dieser Hinsicht einen wichtigen Beitrag zu leisten: Sachverstand der Wissenschaftler*innen der Universität wird verstärkt für die Bearbeitung auf die Region bezogener Probleme genutzt, der Zugang zu Erfahrungswissen in Einrichtungen vor Ort wird für Mitarbeiter*innen der Universität erleichtert und es wird der Versuch unternommen, das Gespräch zwischen der Universität und den die Stadt prägenden gesellschaftlichen Gruppen zu befördern und vor allem auch Anregungen für die Diskussion langfristig wirksamer politischer Entscheidungen zu geben.
Seit 1997 arbeiten unter dem Dach von „Bielefeld 2000plus – Forschungsprojekte zur Region“ Universität Bielefeld, Hochschule Bielefeld und Stadt Bielefeld eng zusammen, um den Standortvorteil „Hochschule“ für Bielefeld und die Region in noch größerem Umfang zu nutzen. Ziel ist es, die Vernetzung von Wissenschaft, Stadt und Region zu intensivieren und den institutionenübergreifenden Austausch von Expert*innenwissen zu fördern.
Bielefeld 2000plus organisiert Arbeitskreise und Projekte, bei denen Wissenschaft, Stadtverwaltung, Bürger*innen, Akteur*innen aus Kultur, Bildung und Stadtentwicklung inhaltlich kooperieren, Synergien erzeugen und neue Ideen im Hinblick auf die gemeinsame Bewältigung zukünftiger Herausforderungen generieren.
Seit rund 20 Jahren existiert der Arbeitskreis Umwelt. Dieser inter- und transdisziplinäre Arbeitskreis setzt sich mit Herausforderungen in den Bereichen Umwelt, Klimawandel, Mobilität und Nachhaltigkeit auf regionaler Ebene auseinander. Zahlreiche Forschungsprojekte – immer mit regionalem Bezug – wurden seitdem aufgelegt. Eine Auswahl an Forschungsprojekten ist online veröffentlicht.
Der Arbeitskreis Umwelt setzt sich unter anderem aus Vertreter*innen des Bielefelder Umweltamts, der Hochschule Bielefeld, des Bielefelder Ernährungsrats, des Teutoburger-Wald-Vereins Bielefeld e.V. sowie Wissenschaftler*innen aus den Fakultäten Biologie, Gesundheitswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und der Medizinischen Fakultät OWL zusammen.
Nachhaltigkeitsorientierte Forschung wird an der Universität Bielefeld in folgenden Formaten angeregt und unterstützt. Seit 2023 wird beispielsweise der Nachhaltigkeitspreis für Abschlussarbeiten vergeben. Die Auszeichnung honoriert herausragende Forschungsarbeiten, deren Themen sich entweder theoretisch oder praktisch mit der Erforschung von nachhaltiger Entwicklung und/oder Klimafolgen(-anpassung) auseinandersetzen. Dies zielt besonders auf nachhaltigkeitsorientierte Forschung in frühen Qualifikationsstadien ab.